Otto Dix "Krieg" (Bildquelle) |
Bei Pi-News gibt
es aktuell eine
dreiteilige Artikelserie, in der die Grundzüge eines 30 Punkte
umfassenden Planes dargestellt werden, mit dessen Hilfe Deutschland
unter Einhaltung der FDGO wieder zurück auf die Spur gebracht werden
könnte. In etwa 20 der Punkte halte ich für zustimmenswert,
während ich bei der Hälfte der übrigen zehn Zweifel habe und die
andere Hälfte komplett ablehne. Unabhängig von meiner Meinung dazu
ist es meines Erachtens allerdings sehr
unwahrscheinlich, dass überhaupt eine Situation entstehen wird,
in der ein derartiger Plan angegangen werden könnte. Ich denke, wir
werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren in die Unregierbarkeit
schlittern und am Ende eine epochale Implosion erleben, die wohl
nichts übrig lässt, auf dessen Basis ein solcher Plan (unter
Einhaltung der FDGO) umgesetzt werden könnte. Hier der dritte
von fünf Gründen für meine Einschätzung.
Teil 1: Parteipolitik
Teil 2: Außenpolitik
Teil 4: Milieukonflikte
Teil 5: Europapolitik
3. Finanzen und Vermögen: Die multiple Systemkrise wird alle kapitalisierten Werte vernichten
Es ist nicht leicht mit all den akuten, chronischen und drohenden
systemischen Krisenherden mitzuhalten. Ohne Anspruch auf
Vollständigkeit erleben wir in Deutschland intern gerade:
- Allgemein eine demografische Krise bis etwa 2040, die einen permanenten Druck auf die Lohnpreise ausübt.
- Die Krise des Rentensystems, die ihren Höhepunkt im Jahr 2028 erreicht und erst zur Mitte des Jahrhunderts enden wird.
- Eine Krise der Lebensversicherungen, die heute schon ihre Zahlungsversprechen nicht mehr einlösen können und bis in weniger als fünf Jahren erste Abschläge auf den Barwert der Einzahlungen vornehmen müssen.
- Die ausgedruckte Eurokrise, die uns noch bis 2060 begleiten wird.
- Eine akute Krise der öffentlichen Sicherheit, die sich noch in unabsehbarer Weise und auf unabsehbare Zeit verschärfen wird aufgrund der weiterhin offenen Grenzen und der Asylgesetzgebung, die dem Nachzug einer mindestens 6-stelligen Zahl an kulturfremden Personen ermöglicht.
- Die drohende Überlastung der Sozialkassen aufgrund des massiven Zuzugs von Personen in die deutschen Sozialsysteme.
- Eine drohende Energiekrise nach der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks im Jahr 2020 und der Stilllegung von Kohlekraftwerken ab der Mitte des nächsten Jahrzehnts.
- Die drohende Überschuldung der Bundesbank in Billionenhöhe, falls eines der Euroländer aus der Währung austritt und die Target2 Salden zum Tragen kommen.
- Die lauernde Überlastung des Bundeshaushalts falls es zu einer Zinswende kommt, die ebenfalls ab 2020 entweder mit einer deutlichen Mehrbelastung einhergehen wird oder einer galoppierenden Inflation, falls die Schulden auf einen Schlag ausgedruckt werden.
- Der schleichende Verlust der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der Auswanderung von Hochqualifizierten bei der gleichzeitigen Schleifung von Bildungsstandards. Spätestens ab 2025 dürfte dies zu sichtbaren Problemen und Leistungsverlusten führen, wenn die Masse der Babyboomergeneration in Rente geht und diese ihre Expertise mitnimmt.
- Die mögliche Auflösung der NATO oder strukturelle Änderungen mit der Folge, dass Deutschland seinen Verteidigungsetat verdoppeln muss.
Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das jetzt alle waren und es gibt
einige Aspekte, die eigentlich auch aufgelistet werden müssten, wie
die Krise in der Polizei aufgrund von Überlastung und Unterbesetzung
sowie der defizitäre Ausrüstungsstand der Bundeswehr unabhängig von der potenziellen Notwendigkeit einer weiteren Aufrüstung.
Dazu kommt es auch immer wieder zu externen Schocks, gegen die sich
Deutschland nur bedingt schützen kann. Aktuell ist die türkische
Lirakrise zu nennen; auch Donald Trumps Außenpolitik der
Wirtschaftssanktionen kann immer wieder ein unvorhergesehenes Loch in
die ohnehin angespannte Planungslage reißen; ebenfalls
relevant sind diverse politische und gesellschaftliche Krisen in den
einzelnen EU Mitgliedern; weltwirtschaftliche Versorgungsengpässe
könnten vor allem bei der Energieversorgung auftreten falls es zu
einem Krieg oder akuten Krisen in oder um die Ölexporteure der Welt
kommt; ebenfalls mit einem mittelfristigen Fragezeichen versehen sind mehrere große Absatzländer deutscher Produkte wie etwa China,
Brasilien oder den USA; nicht zuletzt gibt es auch in den
Vereinigten Staaten und in China massive Vermögensblasen, die sich
irgendwann entladen werden.
Die vergangenen zwei Jahrzehnte zeigen, dass alle genannten Risikofaktoren deutliche negative
Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland haben können.
Angesichts dieser doch recht langen Liste an nicht oder nur bedingt
minimierbaren Risiken für Deutschland kann man davon ausgehen, dass
mindestens eine davon an einem Punkt so relevant werden wird, dass
sie eine Kettenreaktion auslösen wird. In etwa vergleichbar mit
einem Sandsturm irgendwo im Mittleren Westen der USA, in dessen Folge
die gesamte Welt Ende der 1920er Jahre in eine langanhaltende
Depression geriet und in einen Weltkrieg abglitt.
Was vor allem wichtig ist bei der Betrachtung dieser Risiken ist,
dass sie entweder kleingeredet und ignoriert werden, oder aber sie
werden zum Schein gelöst und die Lage dabei verschlimmert - zwei
Stichworte wären: „Ärzte und Facharbeiter“; „wertvoller als Gold“
- oder aber man unternimmt aus kurzfristigen polit-opportunistischen
Gründen das Gegenteil dessen, was eigentlich notwendig wäre. Das Beispiel der
Eurowährung zeigt dies sehr eindrucksvoll. Entweder man hätte den
Euro ab 2008 teilen, abschaffen, oder einen
Transfermechanismus installieren müssen. So wie es aber ist haben wir es nun mit einem
dysfunktionalen nur schwach institutionalisierten Hybrid zu tun, der
die Krise schwelen lässt, während es immer wieder zu Ausbrüchen
kommt.
Die Gretchenfrage hierzu lautet: Welche Krise wird es sein, die
als Dominostein den ganzen Laden zum Einsturz bringen wird? Und was
wird am Ende stehen bleiben?
Das versehen der einzelnen deutschen Systemkrisen mit Jahreszahlen
hatte das Ziel, einen Korridor für Tag X vorgeben
zu können, wenn das System vollends kollabiert. Hier die Übersicht mit den geschätzten jährlichen Zusatzkosten in fünf Jahren im Vergleich zu heute.
Krisenherd (~Höhepunkt)
|
Zusätzliche Kosten am BIP
im Jahr 2023
|
Eurokrise (konstant)
|
0,5%
|
Öffentliche Sicherheit (steigend)
|
1%
|
Zuzug in das Sozialsystem (steigend)
|
2%
|
Aufrüstung (2020)
|
1%
|
Zinswende (2020)
|
1,5%
|
Lebensversicherungen (2020)
|
1%
|
Energiekrise (2025)
|
1%
|
Verlust Wettbewerbsfähigkeit (2025)
|
2%
|
Lohnpreisdruck (2028)
|
0,5%
|
Rentensystem (2028)
|
2%
|
Target2 (?)
|
3+%
|
Gesamt (ohne/mit Target2)
|
12,5% (~16%)
|
Mit Ausnahme des Target2 Problems werden uns alle internen Krisen
definitiv treffen und zwar schon bald und massiv. Ich halte es nicht
für möglich, den erwartbaren Wohlstandsverlust von über 10% und
mit dem Potenzial noch einmal um die Hälfte darüber zu liegen unter
Kontrolle halten zu können. Die Auswirkungen des Schocks auf
Gesellschaft, Wirtschaft und Politik werden so heftig sein, dass
weitere Effekte als Multiplikatoren auftreten werden. Darunter:
- Die verstärkte Abwanderung von Gutverdienern und Vermögenden, um sich vor dem Zugriff des Staates zu schützen, was den Lohnpreisdruck, den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und die finanziellen Kalamitäten der Staatskasse deutlich verstärken wird.
- Das Abwandern von Rentnern in Länder mit deutlich niedrigem Preisniveau zur Erhaltung ihres Lebensstandards, wodurch der deutschen Volkswirtschaft sehr viel Umlaufkapital entzogen wird.
- Das Verlagern von energieintensiven Unternehmen aufgrund der hohen Energiepreise, was der Wirtschaft schaden wird und ebenfalls zu einem verstärkten Kapitalabfluss an Nachbarländer mit stabilen Stromquellen führen wird.
- Die Flucht von Familien vor der erodierten öffentlichen Sicherheit aus den Zentren, was zu Finanzierungsengpässen der dortigen Infrastruktur führen wird und die ländliche Infrastruktur überlastet.
- Ein massiver Anstieg der Kriminalität und das Aufkommen extremistischer Bewegungen (links, rechts, Islam) aufgrund der Einschränkung öffentlicher Leistungen in Verbindung mit der chronisch und sich weiter verschlechternden Wirtschaftslage.
- Deutliche Wohlstandsverluste aufgrund einer verstärkten Besteuerung aller kapitalisierbarer Werte und des verstärkten Ausdruckens von alten und neuen Schulden, was die vorhandenen nicht an die Inflation gekoppelten Sparguthaben und Renten und Pensionen entwerten wird.
- Negative Multiplikatoreneffekte im volkswirtschaftlichen Sinn, wonach auf eine Budgetveränderung in einem Jahr in den Jahren danach weitere Budgetänderungen in die selbe Richtung folgen.
Ich denke, dass falls die derzeit akuten Krisen alle unter dem Deckel
gehalten werden können, dann wird Deutschland ab etwa 2020 in eine
lang anhaltende Krise schlittern, in deren Verlauf sämtliche bislang
staatlich garantierten Sicherheiten und Rechte recht schnell
erodieren werden und ab 2023 de facto nicht mehr existieren werden. Das Jahr 2028 schätze ich
wird den Höhepunkt der multiplen Systemkrise bilden, um danach bis zur
Jahrhundertmitte wieder sukzessive abzuklingen.
In der kommenden Dekade wird es also zu einer rapiden und umfassenden Verarmung der deutschen Bevölkerung kommen. Dies sowohl auf privater Ebene, als auch im öffentlichen Bereich der staatlicher Leistungen allgemein.
Bis ins Jahr 2023 - also gerade einmal in fünf Jahren von heute - dürfte der
durchschnittliche Deutsche mindestens 10% weniger in der Tasche und
auf dem Vermögenskonto haben als heute. Da die Krisen weiterlaufen
werden und sich teilweise noch verstärken werden ist es nicht
unwahrscheinlich, dass in den fünf Jahren danach bis 2028 jedes Jahr
im Schnitt geschätzt weitere 10% verloren gehen werden. Wer also
heute netto 20.000 Euro im Jahr zur Verfügung hat und falls alles
gut geht im Jahr 2022 insgesamt nochmal 10% mehr bekommt, der muss
realistisch davon ausgehen, im Jahr 2023 noch maximal 19.000 Euro zur
Verfügung zu haben. Bis 2028 dann, dem Jahr des vermuteten Höhepunktes der Krisenentwicklung werden es noch gut 12.000 Euro sein.
Das ist immer noch deutlich mehr als beispielsweise im Kosovo normal
ist. Aber es ist nicht mehr als der aktuelle globale Durchschnitt.
Der Wohlstand, den die letzten Generationen in Deutschland aufgebaut
haben, er wird am Ende des kommenden Jahrzehnts restlos aufgebraucht
sein.
Die Gretchenfrage dazu lautet: Wer will dann noch in Deutschland
leben, geschweige denn das Land regieren? Wird dann überhaupt noch
jemand in Deutschland regieren, oder wird das Zepter der Macht bis
dahin woanders hin gewandert sein?
Teil 1: Parteipolitik
Teil 2: Außenpolitik
Teil 4: Milieukonflikte
Teil 5: Europapolitik
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