Otto Dix "Krieg" (Bildquelle) |
Bei Pi-News gibt
es aktuell eine
dreiteilige Artikelserie, in der die Grundzüge eines 30 Punkte
umfassenden Planes dargestellt werden, mit dessen Hilfe Deutschland
unter Einhaltung der FDGO wieder zurück auf die Spur gebracht werden
könnte. In etwa 20 der Punkte halte ich für zustimmenswert,
während ich bei der Hälfte der übrigen zehn Zweifel habe und die
andere Hälfte komplett ablehne. Unabhängig von meiner Meinung dazu
ist es meines Erachtens allerdings sehr
unwahrscheinlich, dass überhaupt eine Situation entstehen wird,
in der ein derartiger Plan angegangen werden könnte. Ich denke, wir
werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren in die Unregierbarkeit
schlittern und am Ende eine epochale Implosion erleben, die wohl
nichts übrig lässt, auf dessen Basis ein solcher Plan (unter
Einhaltung der FDGO) umgesetzt werden könnte. Hier der zweite
von fünf Gründen für meine Einschätzung.
Teil 1: Parteipolitik
Teil 3: Finanzen und Vermögen
Teil 4: Milieukonflikte
Teil 5: Europapolitik
2. Außenpolitik: Deutschland ist der Bösewicht, nicht das Opfer
Gerne wird der deutsche Steuerzahler in den deutschen Medien
dargestellt als die Melkkuh Europas und der ganzen Welt. Das aber wirkt nur so und ein Hinweis auf diesen trügenden Schein ist die
Tatsache, dass Mainstream und alternative Medien diesen Punkt unisono
vertreten. Immer wenn das der Fall ist sollte man sich in Acht nehmen
und sich die Frage stellen, ob man nicht gleich doppelt manipuliert wird.
Tatsache ist, dass zwar immer großformatig darüber berichtet wird,
wenn Griechen, Polen (und sogar Luxemburger!) bei Debatten um
Transferzahlungen oder Kreditstundungen auf die Schäden aus dem 2.
Weltkrieg verweisen und deutsche Zahlungen als Wiedergutmachung
erachten. Das ist nur ein Teil der Problematik und wie ich meine,
eine gezielte mediale Provokation mit dem Ziel der Spaltung.
Man muss sich vielmehr fragen, warum solche Transfers überhaupt erst
notwendig sind und seit wann es einen Grund für sie gibt. Die Antwort darauf
lautet: Seit der Einführung der Eurowährung und tatsächlich sogar bereits ein
Jahrzehnt davor mit der Einführung fixer Wechselkurse zwischen
Europas nationalen Währungen. Hier liegt die Ursache begraben und
sie zeigt unzweideutig auf Deutschland als Täter. Denn es ist vor
allem deutsche Wirtschaft, die dank des
Wegfalls von Wechselkursschwankungen und der relativ niedrigeren
Zinssätze für den deutschen Markt massiv profitiert.
Die exorbitant hohen Target2 Salden kommen nicht von ungefähr. Es handelt sich dabei
um die Exportrente Deutschlands, die auf dem Rücken vor allem der
südlichen Euroländer erzielt wird, die auf der einen Seite höhere
Zinsen zahlen müssen und auf der anderen Seite nicht mehr ihre
Währung abwerten und damit die veränderten Produktivitätsrelationen zwischen
den Euroländern anpassen können. Deutschland produziert und exportiert und das immer mehr, und die Südländer importieren, ob sie wollen oder nicht. Und warum? Weil ihre einheimischen Alternativen höhere Refinanzierungskosten haben und daher irgendwann pleite gehen.
Während die Target2 Salden vor dem Beginn der Währungskrise noch
relativ harmlos waren, so stiegen sie massiv an als klar wurde, dass
Deutschland der sichere Hafen des großen Marktes ist und diesen als
Produzent beherrscht. Das sorgt dafür ,dass Kapital aus der Peripherie nach Deutschland
verschoben wird, sobald dies möglich ist. Aber auch davor waren die
Target2 Salden ein Risiko, das langfristig auch ohne akute
Finanzkrise relevant geworden wäre und das System zerstört hätte.
Es liegt auf der Hand, dass aus den entstandenen Ungleichgewichten
Forderungen abgeleitet werden, nach denen das durch den Einheitszins
künstlich abgeleitete Kapital wieder in anderer Weise in die
ausblutenden Volkswirtschaften zurück transferiert werden muss.
Andernfalls stirbt die Wirtschaft ab und in Folge dessen auch das
Land und die Gesellschaft selbst. Dies lässt sich überall in der
südlichen Peripherie beobachten, wobei ein besonders krasses
Beispiel Kalabrien ist, das buchstäblich ausstirbt, weil dort nur noch Alte leben und keine
Kinder mehr geboren werden.
Deutschland auf der anderen Seite profitiert massiv, auch wenn es
angesichts der offiziell verlautbaren Zahlungen und Kreditnachlässen
etc. an die südlichen Euroländer anders erscheint. Die genannten Effekte aus den künstlich
niedrigen Zinsen und der Kapitalflucht üben eine so massive Sogwirkung auf
die deutsche Volkswirtschaft aus, dass vermutlich deutlich über
100% des hiesigen Wirtschaftswachstums darauf zurückzuführen ist und damit das gesamte Wachstum
als künstlich erachtet werden muss (... während mindestens ein Drittel der
Eurozone real noch immer in einer Depression mit extrem hoher
Arbeitslosigkeit steckt).
Die europolitische Strategie lässt sich damit als überaus
erfolgreich bezeichnen.
Zwar geht nun alles kaputt und die Völker
sind gegeneinander aufgehetzt, aber es ist auch unmöglich für Deutschland, den Euro zu
verlassen, Änderungen zu verlangen oder sich auch nur zu weigern
Transferzahlungen in symbolischer Höhe zu verweigern. Sollte dies
nämlich passieren, dann würde Europa von mehreren Revolutionen
heimgesucht werden und Parteien wie Syriza in Griechenland oder die
sog. populistischen Parteien in Spanien und Italien wären plötzlich
die Ausgeburt der Vernunft, während in Deutschland die Lichter ausgehen, weil die Auftragsbücher plötzlich leer sind.
Für Deutschland muss es weitergehen mit dem Euro und dem wahlweise vor 30, 20
und 10 Jahren losgetretenen und immer weiter gesteigerten
geldpolitischen Wahnsinn. Selbst wenn die Südländer friedlich
austreten und dann abwerten würde Deutschland völlig geschliffen werden.
Erst würde eine extreme Kapitalflucht nach Deutschland
folgen begleitet von massiven Zinserhöhungen durch die Bundesbank,
was die Kreditvergabe zu einem Halt bringen würde. Nur um dann von
einem massiven Kapitalabfluss in die dann abgewerteten Volkswirtschaften und sichere Häfen für Kapital weltweit abgelöst zu werden, während die deutsche
Exportwirtschaft auf einen Schlag und dauerhaft mindestens 20% ihres
Absatzmarktes verlieren würde. Im Hintergrund würde dazu auch die
staatliche Refinanzierung der Anleihen wieder realistische Maße annehmen von
aktuell deutlich unter 20 Mrd. Euro pro Jahr auf deutlich über 40 Mrd.
Euro.
Die deutsche Volkswirtschaft würde so extrem
durchgeschüttelt, dass ich eine Kontraktion für möglich halte, die
jener in Griechenland in nichts nahesteht. Das aber nicht verteilt auf
ein Jahrzehnt, sondern schockartig innerhalb von Monaten oder gar
Wochen. Alles würde brennen und das über einen längeren Zeitraum, so
dass die staatliche Ordnung und die öffentliche Sicherheit auf
das Niveau von Russland Anfang der 1990er Jahre fallen könnte.
In dieser Betrachtung sind weitere Externalitäten wie der Brexit,
ein weltweiter Handelskrieg und die aktuelle Krise der türkischen
Lira noch nicht einmal inbegriffen. Das ist auch der wahre Grund,
weshalb Deutschland und die Euroländer am Ende Erdogans
Währungsirrsinn finanzieren werden. Die Situation ist für
Deutschland so angespannt und unwiederbringlich blockiert, alles
andere wäre Selbstmord.
Effektiv kann Deutschland nicht aus dem Euro austreten, der in
Wahrheit eine Art „Großdeutschmark“ ist. Die einzige
bleibende Lösung ist die bereits gewählte Lösung des langfristigen
Ausdruckens aller bestehenden Schulden, die Vermeidung (bzw. die
Finanzierung) externer Schocks, das Erpressen europäischer Regierungen und die Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte. Leider lässt letzteres zu Wünschen übrig und wird
verwechselt mit einer Machtkonsolidierung zugunsten der EZB und der
ungewählten Bürokratur in Brüssel. Hinzu kommen Opportunisten, die um die missliche Lage wissen und sich gezielt finanzielle Vorteile suchen.
In Anlehnung an Angela Merkel könnte man sagen: Stirb der Euro, dann stirbt Deutschland. Und das macht die deutsche Außenpolitik passiv-aggressiv und äußerst brutal. Es ist naheliegend, warum das nie thematisiert wird.
Teil 1: Parteipolitik
Teil 3: Finanzen und Vermögen
Teil 4: Milieukonflikte
Teil 5: Europapolitik
twitter
google+
fb share