Indische Autos: Zu schwer auch ohne Akku (Bildquelle) |
Gerade geht die Meldung durch die Medien, wonach sich auch die Türkei auf dem großen Sprung zum Elektroauto befindet. Inwieweit das türkische Vorhaben glücken wird weiß wohl nur der Sultan im Palast zu Ankara, allerdings könnte dem Absatz die allgemeine Lustlosigkeit potenzieller Käufer einen Strich durch die Rechnung machen. Das zeigen Zahlen aus allerlei Länder, da die Menschen wie in Norwegen wenn überhaupt nur dann zum E-PKW greifen, wenn sie eine ordentliche Belohnung dafür erhalten. Nicht anders sieht es in Indien aus, einem Land mit einem BIP der Größe Frankreichs. Denn auch dort wirft die Regierung mit viel Geld um sich, irgendwie will aber dennoch keiner zugreifen.
The Print: In Indien gibt es 150 Millionen Autofahrer, aber nur 8.000 davon wollen ein Elektroauto
Hyundai brachte in
diesem Sommer das erste elektrisches SUV auf den indischen Markt, das
beworben wurde mit einem
eingänglichen TV-Spot, der die jungen Erwachsenen des Landes zur
"Fahrt in die Zukunft" aufrief. Nun aber, wenige Monate
danach befindet sich der Autohersteller alleine auf weiter Flur.
In Indien, einem
Land mit rund 150 Millionen Autofahrern verkauften Händler bis
August gerade einmal 130 Kona SUVs. Dieses langsame Tempo ist
bezeichnend für die Schwierigkeiten der Automobilhersteller, sich
auf dem weltweit viertgrößten Automobilmarkt trotz intensiver
staatlicher Unterstützung elektrisch zu behaupten.
Die Kona kostet etwa
35.000 Dollar, während der durchschnittliche Inder etwa 2.000 Dollar
pro Jahr verdient – zum Vergleich, der in Indien beliebteste
Benziner kostet 4.000 Dollar. Doch der heftige Preis für den Kona
ist nur ein Teil der Debatte darüber, warum sich Elektroautos in
Indien nicht durchsetzen - es fehlt auch an Ladeinfrastruktur, die
Banken üben sich in Zurückhaltung bei der Finanzierung von
Autokäufen und auch die Regierungsbehörden kommen der Anordnung nur
nachlässig nach, Ihren Fuhrpark zu elektrifizieren.
In den letzten sechs
Jahren wurden nach Angaben von Bloomberg in Indien kaum mehr als
8.000 Elektroautos. In China werden mehr davon in zwei Tagen
verkauft.
„Die
Erschwinglichkeit von Elektroautos in Indien ist einfach nicht
gegeben“, sagte R.C. Bhargava, Chef von Maruti Suzuki India. „Ich
glaube nicht, dass die Regierung oder die Autofirmen erwarten, dass
es in den nächsten zwei bis drei Jahren einen merklichen Anstieg des
Absatzes von Elektrofahrzeugen geben wird.“
Mehr als vier Jahre,
nachdem die Regierung damit begann, umweltfreundlichere Fahrzeuge für
eines der am stärksten verschmutzten Länder der Welt zu fördern,
macht das Segment immer noch keine nennenswerten Fortschritte. Im
Februar verpflichtete sich die Regierung von Premierminister Narendra
Modi, 1,4 Milliarden Dollar für Subventionen, Infrastruktur und
Werbung auszugeben.
Dabei darf das
Potenzial des indischen Marktes für Elektroautos nicht ignoriert
werden. Derzeit gibt gerade einmal 27 Autos pro 1.000 Inder,
verglichen mit 570 für die gleiche Anzahl von Deutschen, was den
globalen Autoherstellern die Möglichkeit gibt, die derzeitige
Dominanz von Maruti herauszufordern – jenem Ableger von Japans
Suzuki, der in Indien jedes zweite Auto verkauft.
Maruti wird sein
erstes Elektroauto erst im nächsten Jahr einführen. Tata Motors und
Mahindra & Mahindra wiederum bauen einige Kleinstelektroautos,
allerdings haben diese eine begrenzte Reichweite oder sind
ausschließlich für den Gebrauch im staatlichen Sektor bestimmt. Mit
dem Kona hat Hyundai das erste wirkliche Elektroauto auf den
indischen Markt gebracht, für den angenommen wird, dass bis 2040
insgesamt 28% aller PKW-Verkäufe aus Elektrofahrzeugen bestehen
können.
Nicht nur Hyundai
sieht Chancen in Asiens drittgrößter Volkswirtschaft. Auch MG
Motor, der britische Automobilhersteller im Besitz der chinesischen
SAIC Motor und Nissan sehen in Elektroautos eine Möglichkeit, ihren
Marktanteil auszubauen.
Autobauer verlangen nach mehr staatlicher Förderung, aber nicht einmal staatliche Behörden wollen E-Autos
Ohne staatliche
Hilfe wird es aber nicht gehen. Die Regierung, sowohl auf Bundes- als
auch auf lokaler Ebene wird Hilfe anbieten müssen, damit sich
Elektroautos auf dem Massenmarkt durchsetzen können, meint Puneet
Anand von Hyundai India. Präsident Modis Budget im Juli beinhaltete
bereits Anreize wie reduzierte Steuern, Einkommenssteuervorteile und
Einfuhrzollbefreiungen für bestimmte Komponenten von Elektroautos.
Dies gilt vor allem
für die auf Indien Straßen allgegenwärtigen Roller und Motorräder
– ihr Absatz mit Elektroantrieb soll mit Hilfe von Subventionen auf
eine Million steigen, verglichen mit den geplanten 55.000
Elektroautos, für die es finanzielle Anreize geben wird.
Dennoch muss die
Regierung erst selbst noch das umsetzen, was sie von anderen
verlangt. EESL, ein Gemeinschaftsunternehmen staatlicher Behörden,
das für den Umstieg staatlicher Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge
zuständig ist, hat im September 2017 seine erste Ausschreibung für
10.000 Fahrzeuge durchgeführt.
Bis bis Juli diesen
Jahres hatten die Behörden, die umgerüstet werden sollten, nur
1.000 dieser Elektrofahrzeuge übernommen. Inzwischen bietet EESL die
Fahrzeuge auch Taxiunternehmen an.
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