Geschäftsmodell Plastikeimerverkauf (Bildquelle) |
Dank der mit deutscher Entwicklungshilfe betankten Tschadseekonferenz wissen inzwischen viele um das Schicksal des Tschadsee, er trocknet aus. Zurückgeführt wird dies selbstverständlich auf den Klimawandel als das All(un)heilmittel der zeitgeistigen Wahl. Aber nicht nur dort erleben die Menschen einen Schock, der ihre Kehlen austrocknen lässt, auch auf dem Subkontinent sieht es ähnlich aus. Über Pakistans chronische Wasserkalamitäten habe ich bereits geschrieben. Weiter östlich, in Indien sieht es aber nicht besser aus. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Wasserversorgung, als auch für den Veitstanz, dem man dort veranstaltet um den wirklichen Grund für die zivilisationsbedrohende Knappheit des unabdingbaren Nass herum.
Die knochentrockene Situation im südlichen Indien
In der indischen
Onlinepostille The
Print erschien gerade ein Artikel, der sich mit dem Phänomen der
sterbenden Seen in Indien beschäftigt. Nicht nur in der südindischen
Metropole Chennai (4,6 Mio. Einwohner / 8,7 Mio. in der
Metropolregion) ging den Menschen das Wasser aus, worüber sogar das DDR1 Nachrichtenprogramm seine Zuschauer informierte.
Aber es ist längst nicht nur Chennai, wo die bislang als
Wasserreservoir dienenden Flüsse den Geist aufgeben und immer mehr
versanden.
Von Bhopal über
Bangalore bis nach Chennai heißt es bei The Print sieht es ganz
ähnlich aus. Für alle, denen die Orte und ihre Geografie nichts
sagen, sie liegen in etwa auf einer Linie mit einer Entfernung wie es
ungefähr der Strecke Kiel – Frankfurt – Konstanz entspricht, und
zwar mit circa der doppelten bis dreifachen Bevölkerungszahl.
Für die Region geht
es also um viel, sehr viel sogar. Den vor allem vom Monsunregen
gespeisten Seen geht es gar nicht gut, sie trocknen in einer
alarmierenden Geschwindigkeit aus.
Über Chennais
chronische Wasserknappheit heißt es, dass die Stadt bis 2020
komplett auf externe Quellen angewiesen sein wird und dessen See jetzt schon
circa 80% seiner Fläche verloren hat. In Bhopal wiederum sieht es
nicht viel besser aus, dessen Seen für die Wasserversorgung der 3,5
Millionen Einwohner in der Metropolregion innerhalb von drei Jahren
drei Viertel in der Fläche zurückgingen.
In Bangalore als die
dritte und größte Metropole der drei (20 Mio. Einwohner in der
Metropolregion) verloren die Seen im Verlauf der sogar über 90% ihrer Fläche, wobei der Bellandursee der Stadt wie es heißt zu den
„berüchtigtsten“ im ganzen Land gehört, da er gleichzeitig als
Kloake verwendet wird und quasi sämtliche Abwässer der Stadt dort
hineingeleitet werden. In den Jahren 2015
und 2018 hat er sogar gebrannt, eine Leistung, die man erst
einmal vollbringen muss und für die es jede Menge hoch entzündlichen
„Brennstoffs“ benötigt.
Puzhalsee in Chennai 2018/2019 (Bildquelle) |
Die Seen trocknen aus und alle schauen nach oben
Über die Ursachen
meint The Print, dass vor allem in Bhopal „Fehler im
Wassermanagement“ zur dramatischen Lage beigetragen hätten, was
sich wohl am besten mit Korruption übersetzen lässt und was auch in
Bangalore zur chronisch erbärmlichen Situation beigetragen haben
soll.
Daneben weist der
Artikel auf eine durchaus relevante Eigenschaft der Seen hin, sie
sind nämlich relativ flach. Tiefer als 20 Meter ist keiner von
ihnen, was bei Hitzewellen erwartbar zu einer stärkeren Verdunstung
führt.
Das sind überaus
nachvollziehbare Ursachen, von denen beide mehr oder weniger als
Naturgewalten bezeichnet werden können, denen der Mensch kaum Herr
werden kann. Da es beides in der längeren Vergangenheit aber auch
schon gab, sich aber trotzdem keine so extremen und allem
chronischen, über das Jahr hinausgehenden Knappheiten ereigneten,
greifen The Print wie auch die Tagesschau im Subtext ihrer Artikel
zur üblichen unter den Erklärungen: Es ist der menschengemachte
Klimawandel, der für immer mehr Hitze sorgt und die Seen austrocknet.
Übersetzt bedeutet das: Wir – in Indien - rauben uns selbst die Lebensgrundlage, während wir – in Deutschland – ein schlechtes Gewissen haben müssen über das erzeugte Elend in dem Dritte Welt Land.
Übersetzt bedeutet das: Wir – in Indien - rauben uns selbst die Lebensgrundlage, während wir – in Deutschland – ein schlechtes Gewissen haben müssen über das erzeugte Elend in dem Dritte Welt Land.
Daher, so die leise
Schlussfolgerung brauchen wir uns – in Deutschland - auch nicht
wundern, wenn sich in Folge der von uns dort verursachten
Wasserknappheit urplötzlich eine durstige Migrantenlawine über uns
ergießt, die selbst wiederum völlig berechtigt von sich behaupten
kann, ein Anrecht auf die Teilhabe an den deutschen
Trinkwasserreserven zu haben.
Es ergibt also alles
Sinn, oder?
Bhojtalsee in Bhopal 2017/2019 (Bildquelle) |
Ein Hauch von Soilent Green..
Die Megakloake von
Bangalore deutet es bereits an, es gibt wie in fast allen Geschichten
zum Thema auch hier eine zweite Ebene, die geflissentlich ignoriert
wird. Es geht um das Bevölkerungswachstum in den von Knappheit
betroffenen Regionen, die in den vergangenen drei Generationen weit
jenseits der Tragfähigkeit ihrer natürlichen Ressourcen gewachsen
sind.
Für die
Veranschaulichung, wie extrem auch in Indien die Verdichtung des
Lebensraums vonstatten ging reicht es sogar, die bekannt
linksdrehende Wikipedia zu Rate zu ziehen. Dort heißt es über die
Bevölkerungsentwicklung von Chennai:
„Durch Geburtenüberschuss und Landflucht wächst der Ballungsraum Chennai [..] rasant an. Da in dem bereits dicht besiedelten Stadtgebiet aber kaum noch Raum für weiteres Wachstum ist, konzentriert sich die Expansion auf den Vorortgürtel [..]. Zwischen 2001 und 2011 [..] verzeichnete der gesamte Ballungsraum [..] einen starken Anstieg der Einwohnerzahl von 35,3 %.“
Ein Drittel Wachstum
innerhalb von einem Jahrzehnt! Das muss man sich einmal vorstellen
und zwar in einem Land mit
extrem viel Korruption, nur sporadisch vorhandenen Kompetenzen und
eng begrenztem Vertrauen in privatwirtschaftliche Institutionen,
den unabdingbaren Voraussetzungen für das Ansammeln von privatem
Investitionskapital. Ohne ausreichend Kapital jedoch
ist es kaum möglich, die Infrastruktur mit dem Bedarf mitwachsen zu
lassen. Ein Leben auf der Rasierklinge ins Verderben ist die logische Konsequenz daraus.
Wie fatal sich das
Wachstum der Bevölkerung nicht nur in Chennai, sondern quasi in
allen vermeintlich vom Klimawandel betroffenen Weltregionen auswirkt,
deren Lebens- und Wirtschaftsgrundlage hauptsächlich auf einem See
beruht, zeigt am besten ein Vergleich mit Deutschland.
Hier die notwendigen
Zahlen für den Vergleich, wobei die erste jeweils der Bevölkerung
um das Jahr 1950 herum entspricht und die zweite dem Stand um das Jahr 2010. Die dritte gibt die relative Änderung an.
- Chennai: 1,4 Mio. → 4,7 Mio. → +236%
- Bangalore: 0,75 Mio. → 8,3 Mio. → +1006%
- Bhopal: 0,14 Mio. → 1,8 Mio. → +1186%
Bei den Zahlen
handelt es sich jeweils um Ungefährwerte, wobei sich die Zahlen seit
2010 noch einmal umfassend nach oben verändert haben.
Bellandursee in Bangalore 2018/2019 (Bildquelle) |
Stellen Sie sich vor, um Bodensee herum lebten nicht 4,5 Millionen Menschen, sondern das Siebenfache dessen
Als Vergleich für
die Veränderung möchte ich den Bodensee verwenden, der als
Lebensquelle
für circa 4,5 Millionen Menschen in den Regionen nördlich und
südlich davon dient, wobei das weit entfernte Stuttgart sogar den größten Teil seines Trinkwassers aus dem See erthält. Bemerkenswert ist laut
Wikipedia trotz der intensiven Wasserentnahme aus dem Bodensee, „dass insgesamt immer noch mehr Wasser natürlich
verdunstet, als für die Trinkwassergewinnung entnommen wird.“
Der See wird mit der
gegenwärtigen Bevölkerungszahl also eindeutig nicht übernutzt. Die
Frage ist nun, wie viele Menschen seit 1950 hinzukamen und wie viele
Menschen heute auf den Bodensee angewiesen wären, hätte es eine
vergleichbare Bevölkerungsexplosion gegeben wie in Indien.
Als Annäherung für
die Bevölkerungsentwicklung seit den 1950er Jahren werde ich als
Basis die Bevölkerungsentwicklung der Schweiz
und Baden-Württembergs
verwenden, deren Einwohnerzahl zwischen 1950 und 2010 jeweils um
circa 80% zunahm.
Im Jahr 1950 lebten
demnach ungefähr 2,5 Millionen Menschen vom Wasser aus dem Bodensee.
Überträgt man nun die Verhältnisse am Bodensee auf jene der genannten Städte in Indien, dann kommt das folgende heraus:
- Chennai hätte heute keine 3 Millionen Einwohner.
- Im Großraum von Bangalore würden aktuell weniger als 1,5 Millionen Menschen leben.
- Bhopal wäre mit unter 300.000 Einwohnern deutlich kleiner als Zürich oder Stuttgart.
Es wäre naiv
anzunehmen, dass mit derartigen Bevölkerungszahlen derzeit mit der Hitzewelle keine
Wasserknappheit herrschen würde, aber sie bliebe trotz
Ineffizienz und Korruption sehr wahrscheinlich in einem
beherrschbaren Rahmen.
Wie sehr man in
Indien aber über seine eigene Verhältnisse lebt zeigt die andere
Umkehrung der Bevölkerungsrelation, also das gedankliche Übertragen
des indischen Wachstums auf die Bodenseeregion. Aus den 2,5 Millionen
Einwohnern im Einzugsgebiet des Bodensees im Jahr 1950 ergäben sich
die folgenden Werte für 2010:
- Basis Chennai (236%) → 8,4 Millionen
- Basis Bangalore: (+1006%) → 27,7 Millionen
- Basis Bhopal: (+1186%) → 32,2 Millionen
Bei derzeit real 4,5 Millionen Menschen, die vom Bodensee mit Wasser versorgt werden wäre das Resultat zumindest in den
beiden unteren Fällen ziemlich eindeutig.
Die
Fläche des Bodensees ist mit 536km²
zwar ziemlich groß und er ist an einigen Stellen deutlich über 100m
tief. Stellt man sich jedoch vor, wie 30 Millionen Menschen pro Kopf
täglich 500 Liter Wasser entnähmen – Indiens pro Kopf Verbrauch
ist fast doppelt so hoch wie der deutsche - dann würde der See, wenn es
für einige Wochen nicht regnet oder gar eine normale Hitzewelle über
das Land geht, schrumpfen wie sonst nur männliche primäre Geschlechtsmerkmale
im eisigen Wind.
Bodensee früher/heute (Bildquelle) |
Würde der See
überdies von den Menschen exzessiv als Kloake verwendet werden wie es
mindestens in Bangalore der Fall ist, dann wäre nicht
ausgeschlossen, dass der See über die Jahrzehnte sogar komplett
aufgefüllt würde mit den Exkrementen seiner Anwohner. Etwas, das
sich wiederum auf die Geschwindigkeit der Verdunstung auswirken
würde, da relativ zum Volumen die Oberfläche steigt.
Mit indischen
Verhältnissen, so das traurige Fazit, würde dem Bodensee kein
anderes Schicksal drohen als seinen indischen Pendants, in denen im
Verlauf der letzten Jahrzehnte städtische Großräume entstanden
sind, die man nur noch als Moloch bezeichnen kann.
Tatsächlich könnte
die übermäßige Entnahme und Vermüllung des Bodensees aufgrund
einer derartigen Übervölkerung seines Einzugsgebiets sogar dem
Rhein einen Gutteil seines Wassers entziehen. Die Folgen daraus wären
dramatisch. Dutzenden Millionen von Menschen zwischen Basel, Köln
und Rotterdam würde es damit die Lebensgrundlage entziehen.
Zum Glück kann man nur sagen, sind die Menschen in der Bodenseeregion vernünftig genug und halten sich seit Generationen zurück beim „schnaxeln“. Mit dem allenthalben propagierten Klimawandel allerdings hat all das rein gar nichts zu tun.
Zum Glück kann man nur sagen, sind die Menschen in der Bodenseeregion vernünftig genug und halten sich seit Generationen zurück beim „schnaxeln“. Mit dem allenthalben propagierten Klimawandel allerdings hat all das rein gar nichts zu tun.
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