Irrsinniges Ökodeutschland oder warum die USA in spätestens zwanzig Jahren das grünste Land der Welt sein werden

Die nächste und hoffentlich letzte Beleidigung für Bessermenschen (Bildquelle)

Bekanntlich gibt man sich gerne als Vorreiter in Sachen Ökologie in Deutschland und noch viel lieber zeigt man in linksgrünen Kreisen beim Thema auf den alten liberalen Hassfeind USA, wo bekanntlich so viel Energie und Ressourcen verbraucht werden, dass wir gleich ein halbes Dutzend Erden benötigen, wenn alle so leben würden. Als Ausdruck für diese Gesinnungshaltung gab es gerade kürzlich im deutschen Blätterwald eine beispielhaft beispiellose Hetzerunde gegen SUVs zu bestaunen. Die Entwicklung grüner Technologie in Verbindung mit der amerikanischen Freiheit und ihrem Pragmatismus im Kern jedoch könnte bald schon für etwas ziemlich unerwartetes sorgen.



Die Gewinner unter den grünen Technologien



In all den Jubel- und Warnmeldungen über echte und vermeintliche Durchbrüche und ihre Risiken und Nebenwirkungen lese ich zwei Entwicklungen heraus, die wie ich meine unsere energetische Zukunft in den kommenden 20 bis 30 Jahren bestimmen werden:

  1. Die Photovoltaik (PV) wird gewinnen als einer der künftigen Hauptenergieträger. Sie ist heute schon spottbillig, während die Preisleistung weiterhin permanent steigt. Das Manko liegt noch in ihrer Speicherung.
  2. Chemische Akkus aller Größen und Typen werden das Manko der PV Technologie in wenigen Jahren umfassend lösen. Ihre Kapazität steigt stetig leicht an, viel mehr aber sinken die Preise um mehrere Prozentpunkte jedes Jahr, während sie gleichzeitig immer sicherer werden und das Marktangebot weltweit maximal ausgebaut wird.
  3. Perspektivisch absehbar (20+ Jahre) werden die Kernfusion und neuartige Atomreaktoren große Strommengen für stationäre Großverbraucher liefern.

Für den Alltag relevant sind PV Anlagen heute schon, allerdings sind sie (in Deutschland) noch immer auf Subventionen angewiesen, da die Speichermöglichkeiten nur sehr begrenzt vorhanden sind. Akkus jedoch werden innerhalb der kommenden fünf Jahre so billig und zuverlässig sein, dass es für Eigentümer und kleinere Gewerbetreibende Sinn machen wird, sich anstelle eines Netzanschlusses zu kaufen, eine PV-Anlage auf dem Dach zu installieren und diese mit einem Akku im Keller zu verbinden.

Während diese Lösung in Deutschland wohl noch etwas länger auf sich warten lassen wird wegen der sehr geringen Strahlungsleistung der Sonne in den Wintermonaten, so ist sie in südlicheren Breiten mit ausreichend Wohlstand (z.B. Texas, Australien) vermutlich heute schon konkurrenzfähig im Vergleich zu anderen Produktionstypen – und zwar ohne Subventionen.

Einen Hinweis auf die effektiven Kosten der Akkus pro täglicher Ladung gibt die Statistik für Akkupreise. Geht man von einem Systempreis aus, der dem doppelten des Rohpreises für Akkus entspricht und davon, dass ein Akku acht Jahre lang täglich be- und entladen werden kann, dann liegt der Preis für eine KWh pro Tag bei 12 Cent auf Basis der Zahlen von 2017. Nimmt man die Prognose für 2020, dann sinkt der Preis auf die Hälfte. Bis 2025 dürfte der Preis damit so weit gesunken sein, dass keine andere Technologie mehr mithalten kann im Bereich der Hausversorgung mit Strom.

Wer sich Sorgen macht über den Mangel an Lithium für die gegenwärtigen Standardakkus, dem sei Horst Lüning empfohlen. Dank der globalen Nachfrage und den entsprechenden Investitionen in den Rohstoff und dessen Substitution ist hier eher kein problematischer Flaschenhals zu erwarten.

Auch wenn die Lösung möglicherweise noch ein halbes Jahrzehnt brauchen wird, bis sie den Weg endgültig in das Bewusstsein der weltweiten Kunden zurückgelegt hat, so steht dem ganzen an sich nichts Elementares mehr entgegen.



Die Transformation in die Autonomie und der Bankrott vernetzter Systeme



Sobald Häuslebauer und Eigenheimbesitzer bemerken, wie sie mit einer PV+Akku-Anlage gutes Geld sparen können, dann werden sie darauf umsteigen, so viel ist sicher. Es werden also zunehmend Häuser nicht mehr Strom aus stationären Kraftwerke nachfragen, so dass diese mitsamt der Netzbetreiber strukturell rote Zahlen schreiben werden.

Geht man davon aus, dass binnen der kommenden fünf Jahre nur neue Häuser stromautark ausgelegt werden, dann entspricht dies bei einer Lebensspanne von 60 Jahren pro Haus einem Verlust des Marktvolumens von 1,67%. Das erscheint wenig, abhängig von den Preisrelationen könnte es auch drei oder vier Mal so viel sein.

Genau so, wie heute schon die Wasserkraftwerke der Schweiz strukturell defizitär arbeiten, weil zu viel (subventionierter) Ökostrom aus Deutschland in das gemeinsame Netz gedrückt wird, so werden sukzessive alle Kraftwerke, die stationär betrieben werden und ein großes Netz plus Transformatoren benötigen in die Pleite rutschen.

Unter den Verlierern des kommenden Jahrzehnts werden auch die als grün erachteten Windkraftanlagen gehören. Denn wie ein Kohlekraftwerk können auch sie nicht beliebig aufgestellt werden und auch sie benötigen eine umfassende Infrastruktur zur Belieferung der Kunden. Die einzige Möglichkeit, dass der Windanlagenpark bis in 20 Jahren wegen Unrentabilität nicht wieder abgerissen wird sehe ich in mobilen Akkus, in denen der erzeugte Strom zum Kunden gefahren wird. Mein Gefühl sagt mir jedoch, dass es sich dabei um ein eher weniger wahrscheinliches Szenario handelt, das maximal vorübergehend als Geschäftsmodell funktionieren wird.

Die einzigen klassischen stationären Kraftwerke, die diese Transformation überleben werden sind jene, die als Großlieferanten von Grundlast für nahegelegene Abnehmer dienen. Serverfarmen, Schmelzhütten und Chemieanlagen gehören dazu, die dann aber ebenso wie die Kleinanwendung mit PV+Akku vom Netz unabhängig arbeiten. Sobald schließlich die Kernfusion einsatzbereit ist oder neue, sichere und billige Atomreaktoren fossile Brennstoffe schlagen können, werden diese Großverbraucher dann sukzessive übergehen zu einer autarken Versorgung aus Kernkraft, also zumindest im Ausland.

Die großen Veränderungen des Systems zur Stromversorgung wird sich somit unter anderem im Abbau der großen Distributionsnetze der Hochspannungsleitungen bemerkbar machen. Spätestens zur Jahrhundertmitte werden sie alle verschwunden sein. Die Stromkosten werden dadurch merklich sinken - es sei denn natürlich, der Staat ersetzt diese strukturelle Preissenkung durch Steuern, Abgaben und innovationshemmende Vorschriften.



Deutsches Lavieren VS Amerikanische Pragmatik



Nun, da relativ sicher feststeht, wie die kommenden Jahre und Jahrzehnte in energetischer Hinsicht ablaufen werden lautet die Frage, was es benötigt für eine möglichst schnelle und umfassende Durchdringung des Stromversorgungsmarktes mit der Zukunftstechnik. Dazu die Folgefrage, wer im Vergleich zwischen Deutschland (gerne auch EU-ropa) und den USA im Hinblick auf die Erfüllung dieser Bedingungen die Nase vorne haben könnte.


1. Vorteilhaft ist ein möglichst großer Markt für die baldige Anwendung, dh. Orte mit viel Sonne auch im Winter


In dieser Deutschlandkarte sind die durchschnittlichen Sonnenstunden pro Jahr farblich abgebildet. Man erkennt, dass die Sonne am meisten lacht über das südliche Bayern und die badische Rheinschiene. Insgesamt leben dort in etwa neun Millionen Menschen, wobei es dort im Winter wie andernorts im Land nicht allzu sonnig ist.

Für die USA konnte ich diese Karte finden, die gleich noch einen Vergleich zu Europa mitliefert. Während die Genauigkeit deutlich unter der Deutschlandkarte liegt, so lässt sich jedoch unmissverständlich ablesen, dass die USA wesentlich mehr Sonne abbekommen über das Jahr als selbst Portugal und Spanien. Mit Kalifornien, Arizona, Nevada und eingeschränkt Texas, Utah und Colorado leben mindestens 60 Millionen Menschen in Regionen mit mehr Sonnenstunden pro Jahr als in Europa. Gleichzeitig leben weitere 100 Millionen Amerikaner an Orten mit so viel Sonne wie sonst nur in Spanien, Portugal und Teilen Italiens und Griechenlands.

Der große Gewinner in diesem Vergleich sind eindeutig die USA. Deutschland und selbst Europa als ganzes sind ziemlich weit abgeschlagen.


2. Wichtig sind wenige Regulierungen und die Abwesenheit staatlicher Steuerungsversuche


Dieser Punkt lässt sich mit einer rhetorischen Frage beantworten: Welche Regulierungen gibt es in den USA überhaupt und welche Regulierungen gibt es in Deutschland eigentlich nicht?

Dank der EEG Vergütung, allerlei staatlicher Förderungen durch die KfW, Vorteilsgewährungen für die Industrie und dem Schutz der allmächtigen Lobby halb- oder ganzstaatlicher Energieversorger – RWE steht für “Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG“ und gehört wie viele andere Versorger mehrheitlich den Kreisen und Kommunen - ist Deutschlands Strommarkt proppenvoll mit Beschränkungen und Drohkulissen für innovationsfreudige Unternehmer und Eigenheimbesitzer. Sie wirken auf die Innovationskraft in dem Markt wie sonst nur die Aussicht auf eine Spritze bei Personen, die beim Anblick von Blut ohnmächtig werden.

Die bestehenden Strukturen in Deutschland wollen geschützt werden, zu viele Pfründe in Multi-Milliardenhöhe hängen davon ab. Alles jenseits der Schiene des klassisch deutschen Groß- und Zentralplanertums darf deshalb nicht sein und wird behördlich und politisch maximal geduldet.

Der krasse Gegensatz dazu findet sich in den USA, wo in vielen Bundesstaaten die Souveränität über das Eigenheim noch etwas zählt. Die Subsistenz der Bürger, die sich ihre eigenen Lösungen entwickeln sollen gehört gar zur Staatsphilosophie. Nicht mehr immer und nicht mehr überall, auch in Nordamerika hat die Energielobby den politischen Betrieb durchsetzt mit Abhängigkeiten. Aber man weiß sich auch zu wehren, indem beispielsweise der „Green New Deal“ - dessen mindestens implizites Vorbild mit allem Drum und Dran die deutsche Energiewende ist - als das bezeichnet und verlacht wird, was er ist: Ein sozialistisches Vernichtungsprogramm für den allgemeinen Wohlstand.

Auch hier stehen die Weichen eindeutig besser in den USA für einen reibungslosen Übergang bei der Stromversorgung, die genau dann vorangetrieben werden durch freie Marktaktivitäten von Unternehmen und Privatleuten, wenn die Bedingungen passen.


3. Es braucht möglichst viele Eigenheimbesitzer mit ausreichend frei verfügbarem Kapital für die Investition


Deutschland ist Mieterland und so wohnen in unserem Land ungefähr 60% aller Menschen nicht in den eigenen vier Wänden. In den USA dagegen ist die Relation umgekehrt, wo die Eigentümerquote stabil bei deutlich über 60% liegt. Selbst wenn man davon 20% abzieht, die unter der Hypothekenlast so weit leiden, dass sie zu keinen Investitionen mehr in der Lage sind bleibt noch immer ein deutlich höherer Eigenheimwert übrig als in Deutschland.

Insgesamt sind aber sowieso nur etwa die Vermögenderen unter den Hauseigentümern interessant, da sich nur diese die Investition in die Autarkie des Eigenheims leisten können. Relevant ist daher das verfügbare Einkommen im Vergleich der beiden Länder.

In Ermangelung besserer Vergleichswerte nehme ich für die Abschätzung dieser Relation die pro-Kopf Werte für das PPP (USA: 62.606 $; DE: 52,559 $) und ziehe davon die Steuerquote ab (USA: 26,4%; DE: 36,9%). Dazu der Hinweis, dass in den USA teilweise signifikante einzelstaatliche Steuern existieren, während in Deutschland noch das Sozialversicherungssystem oben drauf kommt.

Heraus kommt, dass das verfügbare Einkommen pro Kopf und Jahr der USA (46.078$) um 12.913 Dollar über dem deutschen (33.165$) liegt - also um satte 1.076 Dollar pro Monat!

In etwa ein Viertel dessen genügt, um sich eine PV+Akku-Anlage im Haus installieren zu lassen. Für ungefähr die Hälfte der Amerikaner wäre es also jetzt schon finanziell möglich, sich vom System abzukoppeln und für geschätzt ein Achtel würde dies ohne jegliche Wohlstandsverluste einhergehen, da sie in einer Region mit genügend Sonne leben, so dass trotz der niedrigeren Energiepreise ein Überschuss in der Kasse bleibt. Absolut gesehen liegt die Zahl potenzieller Kunden in den USA damit heute schon bei über 15 Millionen Haushalten.

Gänzlich gegensätzlich sieht die Sache in Deutschland aus, wo sich maximal die obersten 5% eine Umstellung mitsamt Abkoppelung vom System leisten könnten, ohne dabei in finanzielle Schieflage zu geraten oder auf Komfort verzichten zu müssen. Zieht man dabei all jene Haushalte davon ab, die nicht im südlichen Deutschland leben, dann bleiben vielleicht noch 1% oder weniger als eine halbe Million. Hinzu kommt der Winter, der im südlichen Deutschland deutlich stärker ausgeprägt ist als in den südlichen Staaten.

Für den Vergleich bedeutet es, dass Deutschland den Markt weiterhin massiv mit vielen Milliarden subventionieren muss, oder aber die USA werden mit dem 60-fach größeren Absatzvolumen bald schon gnadenlos vorbei ziehen (oder sind es bereits und wir wissen nur nichts davon).



Zusammenfassung und Fazit



Auch wenn es derzeit überhaupt nicht so aussehen mag, die Weichen sind gestellt für eine umfassende Transformation der Stromversorgung weltweit. Die Nase deutlich vor dem ehrgeizigen Deutschland haben dabei die Vereinigten Staaten, obwohl das Land überhaupt nicht dem Zeitgeist folgen will und auf seinen hohen fossilen Energiekonsum pocht. In den kommenden Jahren wird sich dies jedoch umfassend ändern, da autonom betriebene Systeme aus Photovoltaik und Batterien kurz vor der Schwelle stehen, ab der sie billiger sind als konventionelle Erzeugungssysteme, für die es eine umfassende Infrastruktur benötigt.

Pragmatisch wie die Amerikaner sind werden sie daher von selbst umsteigen auf den Ökozug, allerdings nicht aus Überzeugung, sondern weil es die finanziellen und technischen Umstände rechtfertigen. Der große Markt Amerikas in Verbindung mit den niedrigen staatlichen Hürden werden die Entwicklung dort befördern, so dass die versehentliche Energiewende der USA sehr wahrscheinlich wesentlich schneller vonstatten gehen wird als die (kaputt-)geplante Energiewende in Deutschland.

Wenn der Markt in den USA erst einmal angerollt ist, dann wird es auch nicht lange dauern, bis die neu entstandenen Anbieter für Haussysteme über den Weltmarkt rollen und damit auch über Deutschland. Für uns bedeutet es, dass wir auch in diesem sündhaft teuer entwickelten Bereich bald schon überholt und abgehängt sein werden. Bis in zwanzig Jahren, eher noch früher, sehe ich aus diesen Gründen klar voraus, dass der Markt für Erneuerbare Energiesysteme von US-amerikanischen Unternehmen dominiert werden wird.

Wir als Deutsche werden dann nur noch Kunden sein – sofern wir uns derartige Produkte dann überhaupt noch leisten können.
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