(Bildquelle) |
Gerade erschien in der Daily Mail ein bunt bebilderter Artikel über die Verbreitung von HIV in Afrika, während Telepolis ein Bad im üblichen Sud nimmt und über die „koloniale Begünstigung von AIDS“ fabuliert. Dem möchte ich im folgenden mit einer kleinen Analyse eine alternative Erklärung anbieten unter der Hypothese, dass es der durchschnittliche Testosterongehalt bei Männern ist, mit dem die Verbreitung von HIV in einer Gesellschaft erklärt werden kann und das sogar so gut, dass ich sogar von einer abschließenden Erklärung sprechen würde.
Testosteron als Triebmittel für Risikoverhalten
Das männliche
Hormon Testosteron ist bekannt dafür, dass es bei Männern
zu risikohaften Verhalten führt. Risikoverhalten selbst ist eine
neutrale Angelegenheit, da zwischen Risiko und Rendite eine Identität
herrscht und ohne Rendite – oder anders formuliert – ohne
Innovation kein Erfolg eintreten kann. Eine Gesellschaft ohne
systematisches Risikoverhalten kann letztlich nicht florieren und so
übernimmt das Testosteron eine wichtige evolutionäre Funktion im
gesellschaftlichen Zusammenspiel.
Zu wenig
Risikoverhalten ist dabei genauso ein Problem, wie zu viel Risiko.
Das liegt zum einen an der Identität zur Rendite, wobei bei zu viel
des Guten individuell und gesellschaftlich ein Punkt erreicht werden
kann, an dem zwar viel neues und innovatives probiert wird,
gleichzeitig aber auch zu viel zerstört wird und so die Grundlage
für erfolgreiches Risikoverhalten entzogen wird. Krieg wäre so ein
Beispiel, in dem die potenzielle Rendite mit der Eroberung zwar sehr
hoch ist, das Risiko einer Niederlage oder der völligen Zerstörung
trotz Sieg jedoch die meisten Kriege maximal zum Nullsummenspiel
macht.
Zum anderen führt
ein gesteigertes Risikoverhalten kurzfristig meist zu Erfolgen, was
dazu führen kann, dass die Risiken falsch, sprich als zu niedrig
eingeschätzt werden. Dadurch steigt das Risiko unbemerkt schneller
als die potenzielle Rendite und das führt meist in den Ruin.
Das
testosterongesteuerte Risikoverhalten tritt dabei nicht nur im
unternehmerischen oder politisch/militärischen Bereich auf, sondern
selbstverständlich und vermutlich noch viel intensiver im sozialen
Bereich der Sexualität. Männer mit überdurchschnittlich hohen
Testosteronwerten gehen bei der Suche nach Sexualpartnern offensiver
vor und haben entsprechend deutlich mehr Erfolg als mit Testosteron
unterversorgte Männer, die sich ihre Sexualpartner selektiv aussuchen. Während
letztere intensiv eine Frau bezirzen, so versucht es der
Testosteronbolzen mit oberflächlich-direkten Flirts bei 30 und eine
sagt meist ja.
Neben dieser
legitimen Strategie kommen bei manchen Männern sexuelle
Gewaltphantasien ins Spiel, die wenn sie gepaart werden mit einem
individuell hohen Testosteronspiegel leider allzu häufig zu
Vergewaltigungen führen. Allerdings bedeutet das noch lange nicht,
dass Testosteron an sich eine behandlungsbedürftige Eigenschaft ist,
wie
manche behaupten. Es ist lediglich Bestimmungsfaktor für ein
bestimmtes Risikoprofil, das wie alles andere auch in seinen
Grenzbereichen zu Problemen führt.
Da die Übertragung
von HIV wiederum eine Frage der aktiv und promiskuitiv gelebten
Sexualität ist, die hauptsächlich vom individuellen
Testosteronwert getrieben wird und der HIV-Erreger nach wie vor als
„Schwulenkrankheit“ - also Männerkrankheit – gilt, so ist die
Schlussfolgerung nur logisch, dass der durchschnittliche Testosteronspiegel in einer Gesellschaft ein wichtiger Faktor für die
Verbreitung von HIV darstellen muss.
Das Alter und die Rasse als maßgebliche Determinanten
Der Testosteronspiegel bei Männern hängt stark von deren Alter ab. Ab
dem Alter von etwa elf Jahren geht es los und das Testosteron beginnt
im Männerkörper seine Arbeit zu verrichten, indem es starkes Muskelwachstum, das
Sprießen der Haare und das Ausbilden von Selbstbewusstsein fördert.
Der männliche Körper wird in der Jugend geradezu geflutet mit dem
Hormon, wobei die Spitze durchschnittlich im Alter von 20 Jahren
erreicht wird und von da an fortlaufend abnimmt.
Für die Verbreitung
von HIV in einer Gesellschaft bedeutet dies, dass sollte Testosteron
hauptverantwortlich sein für die Prävalenz des Virus, dann müsste
es eine starke Korrelation geben zwischen dem Durchschnittsalter der
Männer in einem Land und dem Anteil der Bevölkerung, die den
HI-Virus in sich tragen.
Als zweiter
zentraler Faktor kommt der durchschnittliche Testosteronspiegel in
einem Land hinzu. Zum Leidwesen von uns allen wird es zwar gerne
ignoriert, wiel politisch viel zu inkorrekt, aber die Menschheit
unterscheidet sich in mehr als nur der Körpergröße oder der
Hautpigmentierung. Auch unsichtbar vom ersten Blick im Körper gibt
es Unterschiede zwischen den einzelnen Ethnien und Rassen und so gibt
es tatsächlich auch bedeutende Unterschiede beim durchschnittlichen
Testosteronspiegel in der männlichen Bevölkerung.
Sollte meine
Hypothese stimmen, wonach das durchschnittlich vorhandene Testosteron
hauptverantwortlich für die Prävalenz von HIV ist, dann müsste es
als zweiter starker Zusammenhang eine Korrelation geben zwischen dem
durchschnittlichen Testosteronspiegel von Männern in einem Land und
dem Anteil der Bevölkerung, die den HI-Virus in sich tragen.
Teil eins der Rechnung: Das Durchschnittsalter und die HIV Prävalenz
Als Grundlage für
die folgende Rechnung habe ich die bei Wikipedia befindlichen Listen
für das Medianalter
in verschiedenen Ländern und jene mit der HIV
Prävalenz für eine Auswahl von Ländern verwendet. Die
ODS/Excel Tabelle mit allen Zahlen und Berechnungen findet sich hier.
Die Korrelation
zwischen dem Durchschnittsalter und der HIV Prävalenz liegt bei
-0,278 und ist damit nur schwach ausgeprägt. Aus der Zahl lässt
sich zwar ableiten, dass mit steigendem Durchschnittsalter HIV immer
seltener auftritt in einem Land, allerdings ist das basierend auf der
reinen statistischen Zahl nur eine vage Tendenz. Blickt man dagegen
auf die Grafik, dann sieht die Sache etwas anders aus.
x-Achse: HIV Prävalenz; y-Achse: Durchschnittsalter |
Man sieht sehr
deutlich einen Trichter, wobei sich ganz links Länder mit
unterschiedlicher Altersstruktur von 20-40 Jahren gibt, die jeweils
über niedrige HIV Raten verfügen, während die Varianz am rechten
Ende deutlich sinkt und mit Ausnahme von Südafrika, Botswana und dem
kleinen Lesotho – die drei bilden die Südspitze Afrikas – quasi
nur die Kombination aus Jung und viel HIV gibt.
Tatsächlich zeigt
sich die Altersgrenze besonders deutlich, wenn man die Länder trennt
nach dem Durchschnittsalter von 21 Jahren und darunter oder darüber.
Beide Gruppen in sich sind überaus homogen hinsichtlich der HIV
Prävalenz, die Korrelation mit dem Durchschnittsalter der jüngeren
Gruppe liegt bei quasi Null, während die Korrelation der älteren
Gruppe deckungsgleich mit dem Gesamtwert bei schwachen -0,27 liegt. Das bedeutet, dass es in den Gruppen selbst keinen respektive nur
einen leichten Zusammenhang gibt zwischen dem Durchschnittsalter der
Männer und dem Vorkommen von HIV in einem Land.
links bis 21; rechts ü21 |
Die beiden Gruppen
nebeneinander gestellt jedoch zeigen das exakte Gegenteil: Es scheint
eine überaus relevante Marscheide zu geben, die irgendwo im Alter
von 21 Jahren einsetzt. Die Aussage daraus ist klar und sie lautet,
dass wenn die Männer in einem Land durchschnittlich 21 Jahre alt
oder jünger sind, dann gibt es viele HIV infizierte. Sind die Männer
in einem Land wiederum durchschnittlich älter als 21 Jahre, dann
gibt es in dem Land relativ gesehen nur wenige HIV infizierte.
Als
Erklärung würde ich die Inkubationszeit von sieben Jahren für AIDS
anführen. Wenn Menschen im Alter von 13-15 Jahren durchschnittlich
(ob freiwillig oder nicht) sexuell aktiv werden und sich frühzeitig
mit HIV infizieren, dann sterben sie ohne intensive
Behandlungsmöglichkeiten ziemlich exakt im Alter von 21 Jahren. Die
drei Ausreißer an der Südspitze Afrikas lassen sich erklären mit
der verhältnismäßig guten medizinischen Versorgung, ist in der
Tendenz also eine gute Nachricht.
Was
aber bleibt ist die Tatsache, dass es einen klaren Zusammenhang
zwischen dem Durchschnittsalter von Männern eines Landes gibt und
der Prävalenz von HIV in der Bevölkerung.
Teil zwei der Rechnung: Der durchschnittliche Testosteronspiegel und die HIV Prävalenz
Für
die zweite Rechnung benötigt es neben den obigen Listen die Werte
für den Grad der Abnahme an Testosteron nach Alter, die sich an
dieser Grafik ablesen lässt. Als Näherung werde ich annehmen, dass der
mittlere Testosteronwert bis zum 21. Lebensjahr 100% beträgt und
danach jährlich linear um 0,5% abnimmt.
Des weiteren braucht es den durchschnittlichen
Testosteronspiegel für Männer nach Ethnien, Rassen oder
geografischen Regionen. Aufgrund
der politischen Unterdrückung entsprechender Forschungen konnte ich
für letzteres nur wenige Quellen finden. Im folgenden werde ich
daher diese
Tabelle zur Grundlage nehmen, da sie die meisten Unterscheidungen
macht und zuverlässig wirkt, wobei ich keine Garantie geben kann,
dass die Werte auf einer zuverlässigen Grundlage basieren.
Der
Korrelationswert zwischen dem gewichteten Durchschnitt für das
Testosteron und der Prävalenz von HIV beträgt 0,43
und ist damit relativ deutlich positiv und stärker ausgeprägt als
der Zusammenhang zwischen dem Durchschnittsalter und der HIV
Prävalenz. Es bedeutet, dass je höher der durchschnittliche
Testosteronspiegel in der männlichen Bevölkerung ist, desto mehr
HIV Infizierte leben in einem Land.
x-Achse: HIV Prävalenz; y-Achse: Testosteronspiegel |
Auch in
dieser grafischen Übersicht lässt sich wie oben eine Zweiteilung
feststellen. Mit Blick auf die Tabelle erkennt man, dass die Grenze
entlang der Sahelzone und dem Himalaya verläuft und sich in der
einen Gruppe alle schwarzafrikanischen Länder plus der Subkontinent
befinden und in der anderen die übrige Welt.
links: Rest der Welt; rechts: Subsaharaafrika |
Die
Korrelationswerte der beiden Gruppen könnten dabei kaum
unterschiedlicher ausfallen. Während im Rest der Welt mit 0,44 eine
deutlich positive Korrelation vorliegt zwischen dem
durchschnittlichen gewichteten Testosteronwert und der HIV Prävalenz,
so verhält sich die Sache südlich der Sahara mit -0,46 genau
andersherum.
Das
heißt, in Schwarzafrika gibt es umso mehr HIV infizierte, je
niedriger der gewichtete Testosteronwert liegt, was meiner obigen
Hypothese diametral entgegen läuft. Blickt man jedoch auf die
Tabelle mit den Werten selbst, dann sieht man, dass es sich bei den
Ausreißern in Subsaharaafrika um die üblichen drei Ausreißer
handelt zusammen mit Swasiland als dem vierten im Bunde an der
Südspitze des Kontinents.
Nimmt
man diese vier Länder heraus, dann bleiben für die übrigen Länder
in dieser Gruppe ein schwacher Korrelationswert von -0,18. Besonders auffällig ist jedoch der Wert für diese vier Länder im Süden
Afrikas, da bei diesen der hohe Testosteronwert und die HIV Prävalenz
mit 0,96 korrelieren, es also quasi sicher einen Zusammenhang geben
muss zwischen den beiden Werten.
Die koloniale Vergangenheit als Einflussfaktor für die Verbreitung von HIV
Blickt
man auf eine Landkarte Afrikas mit
der Verteilung der kolonialen Pfründe und vergleicht sie mit
einer Karte des Kontinents, auf
der die Verbreitung von HIV ablesbar ist, dann erkennt man mit
bloßem Auge einen weiteren Zusammenhang. Die Frage dazu ist, ob es
nicht vielleicht einen Zusammenhang geben könnte zwischen der
Mentalität, mit der die früheren Kolonialherren ihr Recht und ihre
Gesetze in Afrika durchsetzten und damit auch medizinische Standards mit der Konsequenz eines anderen Umganges mit
der Krankheit seitens der Bevölkerung und der staatlichen Behörden.
Während
die Briten in ihrer liberalen Einstellung den Einheimischen und
Kolonisten eher viel Freiraum gaben, so befand sich am anderen Ende
des „Kulturimperialismus“ Frankreich, das in all seinen Kolonien
mit Nachdruck auf die Ideale der Französischen Revolution pochte und
systematisch die von ihr kolonisierten Gesellschaften prägte.
Hier
die Tabelle mit den ungewichteten Mittelwerten für die Prävalenz
von HIV nach Kolonialmacht:
Kolonialmacht | HIV Prävalenz in Prozent |
Italien (kein Subsahara) | 0,9 |
Frankreich | 1,5 |
USA (Liberia) | 1,6 |
Belgien | 1,9 |
Portugal | 4,5 |
Deutschland | 4,7 |
Spanien (Äquatorial Guinea) | 6,2 |
Vereinigtes Königreich | 11,5 |
Das
Ergebnis ist überaus deutlich. Zieht man die eher flüchtigen oder
kleinen Abenteuer des Deutschen Reiches, der USA und Spaniens ab,
dann bleibt stehen, dass ausgerechnet Frankreich und Belgien, die
heute noch in aller Vehemenz ihre Interessen in ihren ehemaligen
Schutzgebieten vertreten, in ihrer kolonialen Tätigkeit eine weitaus
positivere Wirkung haben hinsichtlich der Verbreitung von HIV, als die
ehemaligen Kolonien des British Empire, das seinen ehemaligen
Untertanen meist relativ großen Freiraum ließ.
Die
Differenzen zwischen der kolonialen Mentalität Frankreichs und
Großbritanniens zeigen sich auch beim Vergleich der außerhalb
Afrikas gelegenen ehemaligen Kolonien. Frankreichs ehemalige Kolonien
außerhalb Afrikas weisen einen Mittelwert von 0,6% HIV Positive aus,
während der Wert ehemaliger britischer Besitzungen bei 0,8% liegt.
Zwar bewegen sich beide Werte auf niedrigem Niveau, jedoch ist es
noch immer ein Unterschied von einem Drittel.
Nicht
anders verhält es sich beim Vergleich der Korrelationen für den
Zusammenhang zwischen Alter und der HIV Prävalenz (frz: -0,16; engl:
-0,12) und dem durchschnittlichen Testosteron und der HIV Prävalenz
(frz: 0,36; engl: 0,16). In beiden Fällen hatte die Durchsetzung der
französischen Lebensart in den ehemaligen Kolonien zur Folge, dass
sich die Länder heute deutlich besser schlagen im Hinblick auf die
Verbreitung von HIV.
Frankreichs
ehemalige (und heimlich heute noch existenten) Kolonien
unterstreichen daher die Hypothese, dass es einen Zusammenhang gibt
zwischen dem Durchschnittsalter und dem mittleren Testosteronwert der
Männer eines Landes und der dort vorherrschenden HIV Prävalenz.
Dazu lässt sich die Hypothese dahingehend erweitern, als dass der
europäische Kolonialismus im Hinblick auf das unter Kontrolle
bringen von AIDS einen überaus positiver Faktor darstellt.
Fazit und Ableitungen
Die Verbreitung von HIV in einem Land hängt deutlich zusammen mit dem Durchschnittsalter der Männer und ihrem durchschnittlichen Testosteronspiegel. Im genauen lässt sich ableitend aus meiner Analyse sagen:
- Mit dem Überschreiten des Durchschnittsalters von 21 Jahren als dem Beginn der Abnahme des Testosteronspiegels bei Männern sinkt zwangsläufig auch die HIV Prävalenz.
- Testosteron und HIV sind stärker korreliert als das Alter und HIV, wobei ein hohes Durchschnittsalter in Verbindung mit einer starken Verbreitung von HIV nicht zwingend negativ sein muss, sondern auch auf eine angemessene medizinische Versorgung hindeuten kann.
- Der frühere Kolonialismus wie auch der heutige in Form einer deutlichen Beeinflussung der ehemaligen Schutzgebiete („Francafrique“) wirken sich positiv aus auf den Kampf gegen HIV im Gegensatz zu Laissez-faire, sowie das völlige Ende oder gar der Umkehrung kolonialer Interessen.
Als
Ableitung aus den Erkenntnissen dieser Analyse lässt sich somit sagen,
dass wer HIV in einem Land oder in einer Region bekämpfen will, der
sollte:
- stärker auf das Anheben des Durchschnittsalters der Bevölkerung achten als auf die medizinische Versorgung Betroffener mit antiviralen Medikamenten.
- Sich mit Aufklärungskampagnen nicht an die allgemeine Bevölkerung, sondern an die Hauptverursacher richten in Form junger Männer im Alter von 15-21 Jahren.
- verhindern, dass diese Hauptrisikogruppe junger Männer ungehindert und ungeprüft in der Heimat und anderswo eine sexuelle Schneise der Zerstörung hinter sich herziehen kann.
- Rassismus-, Imperialismus- und Vorurteilsvorwürfe ignorieren und in den betroffenen Ländern mit Nachdruck auf eine stringente Politik pochen, mit der die Verbreitung von HIV und auch anderer Erreger eingedämmt werden kann.
twitter
google+
fb share