Maskulinität nun offiziell als behandlungsbedürftige Krankheit eingestuft

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Auf den ersten Blick klingt es positiv was sich die Amerikanische Psychologische Gesellschaft (APA) zum Thema Männer und Jungen ausgedacht hat. Einen Richtlinienkatalog hat sie entwickeln lassen, um damit besser auf die Behandlungsbedürfnisse der männlichen Hälfte der Menschheit eingehen zu können. So jedenfalls klingt es beim ersten Anlesen eines Artikels der APA dazu. Jedoch beginnen sich spätestens nach drei Absätzen die Nägel umzubiegen angesichts der postmodern-poststrukturalistischen Herangehensweise der „Wissenschaftler“ an das Thema Mann.


Wurde das Problem etwa erkannt?



Dank der politischen Erfolge des Feminismus stehen Frauen seit mindestens einer Generation beinahe ausschließlich im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und Förderung. Von speziellen Mädchentagen in männerdominierten Berufen bis hin zur verpflichtenden Frauenquote gibt es einiges auch geldwertes, das für die Frau getan wird. Das ausgegebene Ziel der Maßnahmen ist dabei die vollständige Emanzipation der Frau und die Überwindung des tausende Jahre schon wirkenden Patriarchats.

Da ist es fast schon eine positive Abwechslung, wenn nun etwas mit einem besonderen Fokus auf „Männer und  Jungen“ unternommen wird, wie es die APA vormacht mit ihren neuen Richtlinien für den Umgang mit Männern und Jungen im Bereich der psychologischen Behandlung. Dank ihrer Größe und des politischen wie wissenschaftlichen Einflusses werden die neuen Vorgaben der APA sicherlich auch einigen Einfluss weltweit auf die professionelle Sichtweise auf Männer und Jungen haben.

Auch wenn Männer im öffentlichen Leben nach wie vor das dominante Geschlecht sind und der Großteil der Spitzenpositionen von Männern bekleidet werden gibt es einigen Handlungsbedarf für das Geschlecht, so die APA. Als Beispiele werden angeführt, dass 90 Prozent aller Morde in den USA von Männern begangen werden, wobei auch 77 Prozent aller Mordopfer Männer sind. Männer stellen insgesamt die mit Abstand größte Opfergruppe für Gewaltverbrechen dar, sie begehen 3,5x häufiger Suizid als Frauen und sterben im Durchschnitt knapp fünf Jahre vor ihren weiblichen Artgenossen.

Die neuen Richtlinien sollen nun dabei helfen, diese und noch einige andere Problembereiche anzugehen und Lösungswege zu eröffnen – wohlgemerkt ohne die männerzentrierte Vergangenheit der Wissenschaftsdisziplin außer Acht zu lassen, wie die APA explizit anmerkt, da man niemanden vor den Kopf stoßen möchte (gemeint sind damit selbstverständlich Frauen).

Mit dem neuen Katalog, so der Tenor, soll der Brückenschlag gelingen zwischen der endlich vorhandenen Dominanz der Frauenperspektive in der Psychologie und einer Beschäftigung mit der Materie Mann, ohne aber gleichzeitig auf den angehäuften ideologischen feministischen Firlefanz verzichten zu müssen.



Die männliche Psychologie: Von der Tatsache zum Problem



Die Aussage, wonach „Männer noch immer von der Patriarchie profitieren“ sollte dabei als Hinweis genügen, dass nun kein Loblied auf empirische Forschungsansätze und kristallklare Problem-Lösungs-Schemata folgen wird. Eher das Gegenteil.

Laut APA bestand die „alte“ Herangehensweise darin, dass man  vor allem Männer psychologisch deutete und dazu annahm, dass Männer und Frauen gegensätzliche Extreme auf einem Spektrum darstellen und die Ergebnisse für Frauen aus jenen für Männer ableitete, in etwa so wie Gott Eva aus Adam ableitete. Ob das so korrekt ist sei dahin gestellt.

Ich meine zwar, es gibt eingehende Untersuchungen mit und an Frauen (man denke nur an das, was Michael Fassbender mit Keyra Knightley angestellt hat), allerdings ist das die Position der APA und diese begründete ihren ausschließlichen Fokus auf Frauen für 30 Jahre eben damit, dass davor Frauen völlig außen vor blieben. Ach ja, und auch mit der Abwesenheit von „people of color“ in der Psychologie, was auch immer die Hautfarbe mit dem Oberstübchen zu tun hat.

Die neuen Richtlinien, an denen einige Jahre gefeilt wurde, sollen nun jene Lücke schließen, die der neue feministische Ansatz hinterlassen hat als nur noch an der Frau geforscht wurde. Die Metathese für die neuen Richtlinien für Männer und Jungen lautet dabei, dass die „klassische Maskulinität“ ganz in der Tradition des feministischen Denkmodells von „Stoizismus, Wettbewerbsdenken, Dominanz und Aggression“ geprägt ist. Diese Ausprägungen sind negativ, da sie zu den oben genannten und noch vielen weiteren Schäden führen, die bei Frauen - als noch immer dem Gegenteil von Männern wie ich vermute – nicht vorkommen, weil sie eben über keine Maskulinität verfügen. Quod erad demonstrandum, könnte man dazu sagen.

Personen mit einer „flexibleren Gendereinstellung“ verhalten sich bei weitem vorteilhafter als Personen mit deutlich ausgeprägtem maskulinem Charakterbild, so der APA Ansatz. In den Richtlinien geht es daher vor allem darum, Männern ihre Maskulinität abzugewöhnen, da es sich dabei ganz offenbar um eine krankhafte Charakterausprägung handelt, die zu einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für negative Gewohnheiten führt. Der APA Artikel nennt als Beispiele die Gesundheitsvorsorge, den Tabakkonsum, Alkoholgenuss und das fehlende Gemüse essen bei Männern.

Ja, richtig gelesen. Sie essen zu wenig Gemüse, meine Herren, und das ist ein zu behandelndes Problem!



Halb richtig ist auch halb falsch



Grundlage dieser „wissenschaftlichen“ Aufarbeitung der männlichen Psychologie ist also offenbar die sogenannte „blank slate theory“ oder auch genannt Tabula Rasa. Demnach kommt eine Person wie ein weißes Blatt Papier zur Welt und wird erst von seiner Umwelt zu dem gemacht, was sie ist. Mit etwas Geschick, so die Ableitung daraus, lässt sich das Blatt Papier mit dem Charakter der Person deshalb jederzeit neu beschreiben.

Nur so jedenfalls kann ich mir erklären, dass man sich bei der APA im Stande sieht, Männern eine „übertriebene“ Maskulinität aberziehen zu können, sie also „reparieren“ zu können, ohne dabei anderweitige Schäden anzurichten, die möglicherweise noch viel schlimmer sind als ihre Männlichkeit.

Dieser Ansatz der Tabula Rasa ist falsch, sehr falsch sogar. Das zeigen nicht zuletzt furchtbar schief gegangene psychologische Experimente wie jenes um den Kanadier David Reimer, aus dem ein eifriger Psychologe ein Mädchen formen wollte. Der tragische Fall von Reimer ist leider bei weitem nicht der einzige Fall, in dem Psychologen Gott spielen wollten und an die Grenzen der Biologie stießen, da ihre schön klingende Theorie nicht mit der Realität übereinstimmen wollte.

So wurden im Namen der Wissenschaft in New York im Babyalter Drillinge von einander getrennt und in Berlin (wo sonst) wies das Jugendamt obdachlose Jungen stadtbekannten Pädophilen zu, weil sie unbedingt herausfinden wollten, was wohl mit einer Kinderseele passieren wird, wenn sich ein Perversling daran zu schaffen macht.

Trotz aller Gegenindikation glaubt man in der Gilde der Psychologen aber noch immer fest an das leere Blatt Papier, auf das sich bei Bedarf jeder Charakter und jeder Umstand neu löschen oder einprägen lässt.

Immerhin, einige der Ableitungen aus dieser völlig falschen Prämisse sind auch positiv zu bewerten, dies sollte der Fairness halber erwähnt werden.

So ist es beispielsweise eine überaus gute Idee, Fragebögen zum Gesundheitszustand nach dem Geschlecht auszurichten, da Männer und Frauen in der Regel unterschiedliche Gefühlsregungen zeigen und unterschiedlich mit einer Krankheit umgehen. Auch würde ich mich persönlich als Mann am maskulinen Ende des Spektrums sehr darüber freuen, wenn Ärzte das empathische Gefasel weglassen und gleich zur Sache kommen, wenn man endlich dran kommt. 

„Wie geht es Ihnen?“ ist beispielsweise eine Frage, die sich beim Arztbesuch erübrigt, wie ich meine. Ich nehme an, es sind vor allem Frauen, die diese Frage beim Arztbesuch goutieren. Ein „Sche*ße, sonst wäre ich nicht hier“ ist mir bislang aber zum Glück noch nicht herausgerutscht.



Unterm Strich: Gefährlicher Ideologiemurks



Alles in allem müssen die neuen Richtlinien als äußerst gefährlich eingestuft werden und dies aufgrund der Bedeutung der APA eindeutig auch in Deutschland, selbst wenn die Organisation in den USA beheimatet ist.

Männlichkeit kann man zwar durchaus als Problem erachten – zu viel Testosteron, das sich nicht geregelt ableiten kann wäre das Beispiel – aber man sollte niemals die Biologie missachten, die hinter den mentalen Charakterausprägungen steckt. Die heutige Psychologie jedoch macht genau das. Sie folgt fest dem Pfad der feministischen Ideologie und merkt nicht, wo ein Fehler im System sein könnte. Für diese „Wissenschaftler“ ist die Realität so weit verzerrt, dass sie stets nur mehr Probleme am Subjekt sehen und die Dosis verstärken, wo der Fehler doch in der eigenen Methode liegt.

Dass diese Richtlinien und ihre toxische Wirkung auf die Gesundheit des Einzelnen und die Gesellschaft als ganzes sehr ernst genommen werden müssen zeigt die sich ebenso aus der Feminismusideologie entwickelte Perspektive auf die Schwangerschaft der Frau als Krankheit.

Auch diese gilt es zu heilen, so die linksextreme Position, und daher hat die Frau ein Recht auf staatlich finanzierte Abtreibungen und Verhütungsmittel. Wer dies für übertrieben hält, der sei darauf verwiesen, dass beispielsweise die gerade im Sterben liegende Richterin am obersten US-Gericht Ruth Bader Ginsburg diese Position vertritt und sie wie viele andere Linke in der Politik und an den Gerichten nur darauf warten, bis im richtigen Moment die für sie "richtige" Entscheidung getroffen werden kann.

Die Amerikanische Psychologische Gesellschaft (APA) ist dabei nicht zu verwechseln mit der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (ebenso APA abgekürzt), die regelmäßig Kataloge zu Geisteskrankheiten herausbringt. Seit einiger Zeit steht diese stark in der Kritik, weil sie inzwischen auch normales Verhalten zur behandlungsbedürftigen Krankheit erklärt. Das aber ist eine ganz andere Geschichte einer ganz anderen Organisation.

Was bleibt ist, dass man den heutigen Institutionen des öffentlichen Lebens kaum noch über den Weg trauen kann. Überall lauern ideologisch motivierte Fallen und wenn eine davon zuschnappt, dann wird man zwar behandelt, allerdings nicht nach Maßgabe des vernünftig Notwendigen, sondern nach Maßgabe einer Ideologie, in der sich die Geistes- und Sozialwissenschaften heillos verfangen haben und die immer weiter um sich greift.

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