Vom Pfarrer zum Botaniker (Bildschirmfoto) |
Man muss schon starke Nerven haben oder den Lebensstil der drei Affen pflegen, um noch immer Mitglied einer der großen Kirchen zu sein. Naja, oder kulturmarxistisch durchgegendert und an die große Ökoapokalypse glauben. In immer mehr Bereichen zeigt sich, dass die Kirchenoberen mit ihrer Institution genau das gemacht haben, wovor die Bibel warnt: Sie haben die Regeln auf den Kopf gestellt. Für diese Erkenntnis muss man nicht allzu gläubig sein, wie man auch kein religiöses Leben führen muss, um dies als bedenklich zu erkennen. Verbindet man das alles mit dem Mammon (früher verschmäht, heute beim Klerus heiß begehrt), dann ergibt sich eine Giftmischung für uns alle, nicht nur für die Kirche.
Am „Union Theological Seminary“ von New York geht das Frutariertum um
Die private
theologische Hochschule von New York hat sich etwas ganz besonderes
einfallen lassen für ihre Studenten.
Stolz berichtet das offizielle Twitterkonto des Seminars mitsamt
Foto darüber, wie ihre Studenten fortan ihre Sünden vor mehreren
Topfpflanzen beichten dürfen. „Heute haben wir in der Kapelle den
Pflanzen gebeichtet,“ wobei man auf dem Foto sieht wie ein Student
– oder eine Studentin mit der üblichen Frisur – einer von
mehreren Topfpflanzen die Ehre gibt und seine/ihre vermutlich
zahlreichen Sünden beichtet. Im Hintergrund sitzen derweil die
anderen, bis sie auch randürfen.
„Gemeinsam
gedachten wir unserer Trauer, der Freude, dem Bereuen, der Hoffnung,
der Schuld und dem Kummer,“ so der Tweet weiter im typischen
EKD-Duktus, um dann allerdings deutlich zu machen, dass man
keineswegs Jesus in seiner Mitte sah beim inneren Ablass, sondern sie
„jene Wesen, die uns erhalten, deren Geschenk wir aber viel zu oft
übersehen.“
Kurzum, Jesus ist
jetzt eine Zimmerpflanze, die Regeln aber sind nach wie vor die alten
wie die abschließende Frage an das digitale Publikum verrät: „Was
beichtest du den Pflanzen in deinem Leben?“
Im Grunde genommen
ist das keine schlimme Sache. Es gibt zahlreiche Rituale, die weit
jenseits des rigiden Dogma Teil der christlich-religiösen Welt sind
und die mitunter auf die Natur zurückgehen. Man könnte diese Runde
einordnen als eine kleine harmlose New Age Hippie Einlage, die wie
der Batikschal und der Ausflug zum buddhistischen Tempel zur
Horizonterweiterung ab und zu einfach mal sein müssen. Nicht zuletzt
gibt es auch LSD und andere „bewusstseinserweiternde“ Mittelchen,
die nicht nur in der heutigen Zeit, sondern auch in der längeren
Vergangenheit dem ein oder anderen Kirchenmann weiterhalfen beim
Entdecken der Spiritualität.
Dennoch muss man
sich hier die Frage stellen, ob das denn wirklich so sein muss.
Jenseits des üblichen Verdachts auf links-grünen Kulturmarxismus,
der mit Sicherheit auch nicht an den Studenten und Dozenten des
Seminars vorbei ging ist die Frage gerechtfertigt, ob das denn
wirklich an ein Seminar gehört, wo die Kirchenkader der Zukunft
ausgebildet werden. In eine basiskirchlichen Frauengruppe, warum
nicht? Vielleicht auch mal beten im Wald, es gäbe da einige denkbare
Varianten, bei denen dem inneren Segen genauso gedient werden kann
wie dem Drang nach Gemeinschaft.
Ein theologisches
Seminar allerdings ist etwas anderes, dort geht es um die Tiefen des
Glaubens, um dessen Analytik, um das System und um die Verbindung der
Abstraktion mit der Wirklichkeit. Der biblische Gott ist kein
Naturphänomen und er ist übrigens auch weder ein Mann oder eine
Frau. Gott ist eine Idee, ein Prinzip, das Theologiestudenten
kennenlernen sollten und zwar im Kontext der Geschichte und im
Kontext der christlichen Theologie.
Das Anbeten von
Pflanzen ist nicht christlich, es ist naturreligiös und ist schlicht
und ergreifend nicht mit christlicher Theologie vereinbar. Es ist
eine Regression weg von der Logik und von der Prinzipienhaftigkeit
und hin zur Magie im Körperlichen. Die Bibel und davor die jüdische
Theologie haben dies überwunden. Affen
beten Pflanzen an. Der Mensch aber ist kein Affe, das haben uns Gott und sein Sohn meines Wissens in aller Deutlichkeit mitgeteilt.
Was diese Studenten
dort also machen, indem sie Pflanzen anbeten – Pardon – Pflanzen
ihre Sünden beichten ist eine Abwendung und effektiv eine Ablehnung
jener Inhalte, für die sie an diese Institution des theologischen
Seminars kamen. Der Tweet zeigt, wie die kulturmarxistische Umkehrung
der Regeln auch am theologischen Seminar ankam und in voller Blüte
steht. Es scheint dem Seminar auch wichtig zu sein, denn ansonsten
hätten sie nicht nur offizielle Unterrichtszeit dafür verschwendet,
sondern es auch nicht bei Twitter an die große Glocke gehängt.
Entweder ein Haus kaufen, oder einer Betrugsmasche zum Opfer fallen
Abgesehen von der
völligen Abkehr der eigenen Glaubensinhalte das schlimmste am neuen
Naturdogma der Hochschule ist ihr Preis. Stolze
23.670$ kostet ein akademisches Jahr, das offenbar zwei Semester
umfasst. Bei diesem theologiestudentischen Jahreskleinwagen
allerdings handelt es sich nur um das Einstiegsmodell ohne Dach. Will
man eine rudimentäre Unterbringung im teuren New York dazu, dann
kostet es noch einmal 10.000$, dann muss man noch die hausinterne
Krankenversicherung abschließen für 4.221$ und für allerlei kleine
Extras weitere drei- bis vierstellige Beträge hinblättern. In der
Vollversion kostet ein Studium dort im Jahr kaum unter 50.000$.
Wer sich dort
schließlich drei Jahre lang hat ausbilden lassen und auf den
anschließenden Doktorgrad verzichtet (weitere ~70.000$), der hätte
sich von dem Geld anstatt dessen auch ein schönes Häuschen im
Grünen leisten können – und in den drei Jahren arbeiten und Geld
verdienen können.
Hat ein Student
dieser Hochschule sein Diplom in der Tasche, dann ist er also nicht
nur völlig abgekommen vom Pfad des biblischen Gottes – und viele
Theologiestudenten sind anfangs zumindest gläubig – sondern er ist
überdies auch noch hemmungslos überschuldet. Gleichzeitig taugt
sein Diplom kaum für mehr als eine schlecht bezahlte Stelle als
Religionslehrer, wo er der nächsten Generation der neuen alten
Naturreligion näherbringen wird, oder aber er kann sich als
Dorfpfarrer in kompetenter Weise um die Damengruppe kümmern, wenn
sie einen Ausflug machen und im Wald beten gehen wollen.
Alternativ bliebe
dem Student noch, den Einsatz zu verdoppeln und für die große
innerkirchliche Karriere den Doktorgrad dranzuhängen. Ist deren Ende
erfolgreich erreicht, dann kennen die Pflanzen ihren Sünder und die
Kirche hat einen weiteren Kader, der sich aufgrund seiner
theologischen Ahnungslosigkeit im Zweifel so weit verbiegen lässt,
dass er ein Holzboot vor dem Altar montieren lässt oder mit der
Kollekte die Überfahrt der Feinde seiner Religion finanziert.
Gewinner gibt es in
diesem Spiel auch und zwar zwei an der Zahl. Die einen sind jene, die
sich an den Studiengebühren gesund stoßen, da die Schulden gemacht
sind und zumindest in den USA Studienkredite nicht über eine
Privatinsolvenz aus den Büchern gelöscht werden können. Sie
bleiben am Schuldner hängen bis zum bitteren Ende. Die zweite
Fraktion der Gewinner wiederum ist natürlich jene, die dem
Christentum, seiner Tradition, seiner Theologie und seiner
zivilisatorischen Wirkung den Garaus machen will.
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