Umweltbewusste Deutsche kaufen den Opel Crossland X (Bildquelle) |
SUVs werden gerne dargestellt als Neureichenpanzer, die sinnlos die Straßen verstopfen und die Luft verpesten, wenn die Kinder damit zur Schule gefahren werden. Abgesehen davon, dass Eltern in manchen Städten und Vierteln dank der offenen Grenzpolitik möglicherweise einen Grund haben könnten, um die Kinder im Auto und dann noch einem „Panzer“ zur Schule zu fahren, muss man sich auch fragen, ob das Vorurteil gegen SUVs und deren Fahrer überhaupt stimmt. In meinem Umfeld jedenfalls gibt es unter den SUV Fahrern niemanden, der nicht einen triftigen Grund hatte, sich ein derartiges Fahrzeug zuzulegen. Dazu scheinen SUVs auch weit weniger „asozial“ zu sein, wie sie hingestellt werden.
Wer findet SUVs praktisch und wie viele sind es?
Abgesehen von
Polizei, Militär und Rettungsdiensten als staatliche oder staatlich
geförderte Dienstleister, die das Mehr an Platz bei einer guten
Geländegängigkeit ganz gut brauchen können, gibt es auch
zahlreiche Privatunternehmer und Privatpersonen, für die ein SUV
vorteilhaft sein kann. Dazu gehören Förster, Landwirte und Jäger,
wobei es von letzteren knapp
400.000 Stück gibt in Deutschland. Zugegeben, die meisten von
ihnen leben vermutlich nicht in der Innenstadt einer größeren
Metropole, ihr Anteil am deutschen Gesamtbestand an SUVs von gut
drei Millionen Fahrzeugen dürfte aber nicht gerade klein
ausfallen.
Neben weiteren
Berufsgruppen etwa im Bereich der Handwerker, die mit einem SUV den
Transport von Arbeitsmaterialien verbinden können mit der privaten
Nutzung eines solchen Fahrzeugs, und von denen einige in dicht
bebauten Gebieten unterwegs sind, gibt es aber eine Personengruppe,
die wohl für die allermeisten SUV Käufe verantwortlich sind: Ältere
Menschen.
Mit älteren
Menschen sind all jene gemeint, die sich irgendwo in dem
Lebensbereich befinden, in dem körperlich und geistig größtenteils
noch alles funktioniert, sich aber auch die ersten bleibenden
Zipperlein eingestellt haben. Die Altersspanne dieser Personen liegt
vermutlich irgendwo zwischen 45 Jahren und 65 Jahren. Vor allem der
Rücken ist bei vielen nach zwanzig oder mehr Jahren Arbeitsleben
eine Problemstelle und das sorgt für Probleme beim Einsteigen in
normale PKW.
Was bietet sich da
besseres an, als die individuelle Mobilität zu gewährleisten mit
einem rückenfreundlichen SUV? Der Einstieg ist hoch, die
Sitzposition ebenso und bequem sind M-Klasse, X5 und Touareg ohnehin.
Nicht zuletzt sind
bei vielen in der Altersriege die Kinder bereits aus dem Haus,
während das Haus selbst entweder schon abbezahlt ist oder es ist
bald so weit. Da kann man sich die Extraeuro für einen derartigen
Panzer durchaus leisten.
Aufgrund dieser
Umstände plus der politisch induzierten Alterung unserer
Gesellschaft werden SUVs von Kunden heute überproportional oft
nachgefragt, so meine Hypothese zur Sache. Die Literatur zum Thema
bestätigt diese Annahme über die Gründe für das Kaufverhalten bei
Neuwagen. Wie man bei Statista
weiß, stieg das Durchschnittsalter von Neuwagenkäufern seit
1995 kontinuierlich an. Waren Käufer damals noch 46,1 Jahre alt, so
waren sie im Jahr 2017 sechs Jahre älter. Den Absturz im Jahr 2018
zurück auf 48 Jahre für Neuwagenkäufer möchte ich nicht
kommentieren und überlasse die Interpretation dieser seltsamen
Anomalie den Lesern.
Bei
WirkaufendeinAuto.de
gibt überdies eine Hitliste mit den zehn beliebtesten Renter-PKW.
Wenig erstaunlich ist, dass sich darunter größtenteils hohe
Fahrzeuge befinden. Als Vergleich dazu bietet sich der Volkswagen
Golf an, der je nach Modell bis zu 1,52m hoch, mindestens 4,23 m lang
und hat ein Leergewicht von 1.225 kg ist.
Zahlen stammen von
der Arschlochsuchmaschine mit dem großen G
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Wer hätte das
gedacht? Bei Rentnern am beliebtesten sind vor allem Vans und
vergleichbar hohe SUVs mit knapp halb so vielen Vertretern in der
Liste. Gleichzeitig zeigen die drei PKW Typen mit Standardhöhe, dass
ganz offensichtlich in etwa 30% aller Rentner weder an Rücken- noch
an Hüftproblemen leiden.
Kaum zu fassen, aber wahr: SUVs > Golf > Vans
Kommen wir nun zur
Erklärung der ominösen farblichen Kennzeichnung der einzelnen
Kästchen in der Tabelle. Grau/Weiß markiert die Zugehörigkeit zum
jeweiligen PKW Typus, das sollte klar sein. Die rötlich oder
grünlich gefärbten Kästchen wiederum zeigen an, inwieweit der
jeweilige PKW im über oder unter dem Wert des VW Golf liegt. Die
jeweils schwächere farbliche Abhebung in der Tabelle bedeutet dabei,
dass der Wert nicht mehr als 5% über oder unter jenem des Golf
liegt, während die stärkere Abhebung mindestens 5% darüber oder
darunter repräsentiert.
Der Golf dient hier
als Vergleichsmaßstab, da mit ihm „die Innenstädte nicht
übermäßig verstopft und die Umwelt nicht übermäßig verpestet
wird“, um die grüne und linke Position zum Thema SUV zu
paraphrasieren. Sollte ein Van oder SUV also besser abschneiden als
der Golf, dann ließe sich daraus ein stichhaltiges Argument basteln,
wonach die Forderung eines Verbots von SUVs unbegründet ist.
Die Höhe und das
Gewicht geben dabei einen Hinweis darauf, wie hoch der Verbrauch des
Fahrzeugs ist und weniger jeweils besser ist. Und die Länge steht
für den Platz, den das Fahrzeug in Anspruch nimmt, da die Breite bei
allen Fahrzeugen in etwa gleich ist, bzw. nur eine untergeordnete
Rolle spielt.
Wer die Tabelle
aufmerksam durchgegangen ist, der wird sehen, dass alle in der Liste
vertretenen Vans durch die Bank schlechter dastehen als der VW Golf.
Während das aufgrund der Fahrzeuggröße wenig erstaunt, so ist es
umso verwunderlicher, dass die beiden SUVs besser abschneiden als der
Golf. Das, obwohl es Fahrzeuge der Kategorie „Panzer“ sein
sollen!
Es ist wirklich kaum
zu glauben, aber abgesehen von ihrer Höhe sind beide PKW effektiv
dem Golf überlegen. Der Opel schlägt den Golf knapp beiden
Kategorien, während der Suzuki zwar eine handbreit länger ist als
das Wolfsburger Standardauto, dafür aber auch stolze 60 kg leichter.
Das entspricht dem Gewicht eines fünfzehn jährigen Enkel oder zwei
erwachsenen Schäferhunden.
Die in der Tabelle
farblich erkennbaren Zweifel am Golf und das im Vergleich mit den
Vans deutlich bessere Abschneiden der SUVs zeigt sich auch bei den
realen Verbrauchswerten, wie man sie an den Zahlen des Spritmonitor
ablesen kann. Hier die jeweiligen Durchschnittswerte für alle
Varianten des jeweiligen Modells:
Die farbliche
Kennzeichnung folgt dem obigen Muster.
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Man sieht, die SUVs
verbrauchen merklich weniger Sprit als die Vans, während die SUVs
sogar exakt gleich wenig (oder viel?) verbrauchen wie der aktuelle
Golf 7. Noch einmal: Wer hätte das gedacht?
Was das alles zu bedeuten hat
Mehrere Erkenntnisse
lese ich aus dieser kurzen Analyse heraus. Die erste besteht darin,
dass der Golf – ich hatte nie einen – offenbar schlechter ist als
sein Ruf. Das ist eine der großen Überraschungen, wobei das
Fahrzeug möglicherweise in der Qualität und im Wiederverkaufswert
punkten kann.
Hier geht es aber
nicht um einen Autotest, sondern um die Frage, ob ein SUV Verbot
sinnvoll wäre. Die Top-10 der beliebtesten Rentnerautos zeigt dabei
klar, dass es völlig ins Leere laufen würde. So lautet die zweite
Erkenntnis, dass sich die Käufer bei einem SUV Verbot auf Vans
stürzen würden.
Am allgemeinen
Platzangebot auf den Straßen der Großstädte oder der dortigen
Luftqualität würde das rein gar nichts ändern, da Vans mindestens
so groß sind wie SUVs und mindestens so viel Sprit verbrauchen. Als
logische Konsequenz auf das SUV Verbot müsste daher ein Van Verbot
folgen.
Das hätte aufgrund
der körperlichen Einschränkungen älterer Mitmenschen deutliche
Konsequenzen. Meinem Verbot auch von Vans würden ältere Mitmenschen
in großem Maßstab immobil und wären fortan auf externe Hilfe
angewiesen. Alternativ möglich wäre, dass es zu einem vermehrten
Konsum von starken Schmerzmitteln bei älteren Autofahrern käme, die
dann zwar wieder im Twingo Platz nehmen könnten, dann aber belämmert
durch die Straßen eiern und möglicherweise in die Abhängigkeit
abgleiten. Beides ist nicht opportun, so viel sollte klar sein.
Als letzte
Alternative bliebe noch, dass nur „richtige“ SUV von den Straßen
verbannt werden sollen, also jene Fahrzeuge in der Liga Hummer oder
Ford F150. Von diesen jedoch gibt es in Deutschland so gut wie keine.
Ihre Abwesenheit hätte keinerlei Veränderung zur Folge. Weder beim
Platz, noch bei den Abgasen.
Auch das Vorkommen
von Fahrzeugen in Liga unter dem Hummer, die in Deutschland mit der
G-Klasse oder dem Porsche Cayenne hin und wieder zu sehen sind, kann
kaum als rationale Grundlage für ein Verbot dienen. Denn auch von
ihnen gibt es einfach zu wenige.
Laut Wikipedia werden in Deutschland jährlich gerade einmal um
die 5.000 Cayenne abgesetzt. Die meisten davon sieht man vermutlich
zwischen München und dem Chiemsee und ein Großteil der übrigen
dürfte im Westend von Düsseldorf und Hamburg anzutreffen sein, wenn
sie nicht gerade auf Sylt geparkt sind.
Damit steht fest,
dass ein Verbot von nur großen SUVs und Geländewagen ebenso keinen
Sinn ergiben würde, wie ein Verbot von kleinen SUVs oder gar Vans
Sinn ergäbe.
Das Aufstellen
dieser Kausalitätsbeziehungen - bestehend den PKW-Typen, ihrer
Kundschaft und den Gründen für die Kaufentscheidung, sowie den
dafür zur Verfügung stehenden Zahlen und die Konsequenzen dessen,
was passiert wenn man den Grund für ihre Präferenzen ignoriert –
ist nicht gerade komplex oder intellektuell fordernd, sondern sehr
naheliegend.
Daher lässt sich
die Forderung eines SUV Verbots nur bezeichnen als getrieben von
Dummheit und Ignoranz, da es es große Teile der Bevölkerung lähmen
würde und man sie damit gegen sich aufbringen würde. Niemand bei
Verstand, dem die hier dargelegten Zahlen bekannt sind, würde daraus
die Sinnhaftigkeit eines Verbots ableiten. Nur Idioten würden es -
oder Personen mit einer versteckten Agenda, bei der es nicht um die
Luftqualität und den Platzmangel geht, sondern um etwas ganz
anderes.
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