Kommen leider nie aus der Mode: Lenin und Orwell (Bildquelle) |
Die Erosion individueller und gesellschaftlicher Freiheitsrechte lässt sich inzwischen mit dem bloßen Auge beobachten. Dank Multikulti und Globalismus, die als Systeme nur ohne Widerspruch zum Funktionieren gebracht werden können und dank einer gehörigen Portion Naivität und Inkompetenz seitens der Entscheidungsträger, die nur den eigenen Opportunismus zu kennen scheinen, geht es zügig bergab mit unser aller bürgerlichen Souveränität. Hier drei Beispiele aus den letzten Tagen.
Kunstausstellung verhüllt zwei Werke, weil haram
Gerade erst begann
wieder eine neue Ramadansaison. Während jedoch hohe Feierlichkeiten bei quasi ausnahmslos allen anderen Religionen eine Zeit der Besinnlichkeit darstellen, die von einem Innenblick auf
die eigene Seele begleitet werden, so verhält es sich bei unser
aller Lieblingskult genau anders herum.
Ob in dem
vorliegenden Fall das wie üblich maximierte Drohpotenzial
hitzköpfiger Schariafreunde die Ursache war, oder doch nur das neue
Normal zur Anwendung kam ist unbekannt, offensichtlich dagegen ist,
dass man in
London auf Nummer Sicher ging.
Anlässlich einer
Kunstausstellung im hochgradig durchbereicherten Westen Londons
wurden zunächst unter anderem zwei Kunstwerke ausgestellt, auf denen
islamische Anleihen zu erkennen sind, wie man
hier sehen kann. Wie das aber so ist heutzutage beschwerten sich
muslimische Ausstellungsbesucher über die Werke, in denen die Differenzen
zwischen den USA und der islamischen Welt dargestellt werden sollen.
Den
Ausstellungsbesuchern stieß dabei allerdings nicht diese Absicht
hinter dem Gemälde auf, sondern die Tatsache, dass die Werke „nicht nur offen beleidigend, sondern geradezu
blasphemisch“ seien und ein „Sakrileg darstellen“ gegenüber
den wichtigsten Bestandteilen des Islams. Es wurde sogar der
Vergleich gezogen zu Salman Rushdies Satanischen Versen. Wie Sie
sicherlich wissen lebt der Mann seit der islamseitigen Kritik an seinem Roman in permanenter Todesangst
aufgrund einer anderen islamischen Erfindung genannt „Todesfatwa“.
Für die
Ausstellungsbetreiber war die Sache damit klar: Die Werke wurden
verhüllt. Eine kleine Ironie erlaubten sie sich dabei aber, da
direkt links neben dem genannten und nun verhüllten Gemälde ein
Portrait von Wladimir Lenin hängt (siehe das Titelfoto). Da sage
noch einer, die Kunstwelt sei nur von geschichtsvergessenen Idioten
bevölkert.
George Washington Wandgemälde wird überstrichen, weil Nervenzusammenbruch
Ein weiteres kleines
Menetekel für die Freiheit dieser Tage spielt sich gerade an
einer Schule im Norden Kaliforniens ab. Dort ziert seit über 80
Jahren ein großes Wandgemälde die nun wohl ehemalige
Bildungsanstalt für angehende Erwachsene, auf dem klassisch
amerikanisch George Washington abgebildet ist, der den mit Schaufel,
Rucksack und Muskete ausgerüsteten europäischen Siedlern den Weg in
den Westen des Kontinents zeigt (hier
gibt es einige Fotos davon).
Was früher einmal
in der ein oder anderen Weise weltweit überall Standard war und zur
Folklorenbildung der nationalen Mentalität gehörte ist nun aber
plötzlich „problematisch“ - oder wie man in der Szene so gerne
meint „toxisch“.
Eine „Arbeitsgruppe“
- über
deren Zustandekommen und Zusammensetzung sich jeder selbst seine
Gedanken machen kann - kam zum Schluss, dass von dem Wandgemälde
„Schüler und Gemeinschaftsmitglieder traumatisiert würden“ und
es daher entfernt werden muss. Es ist aber keineswegs Blei, das in
die Farben gemischt wurde oder Strahlung, weil der Mörtel dahinter
aus einer Uranmine stammt, was für die Traumatisierung verantwortlich
ist.
Vielmehr werden
darauf Indianer und Schwarze in negativer Weise dargestellt und die
Weißen in vermeintlich rassistischer Manier hervorgehoben. Das geht gar
nicht, gilt es doch bekanntlich die Geschichte in einer Weise zu
revidieren, die jegliche Hinweise auf Diskriminierung in der
Vergangenheit vernichtet, so als hätte es sie nie gegeben. Ich kann nur
vermuten, nehme aber stark an, dass Kritikern, die sich für den
Erhalt des Gemäldes einsetzen und den Standpunkt vertreten, dass man
aus Geschichte nur dann lernen kann, wenn man sie in all ihrer
Brutalität kennt, der übliche „Revanchismus“ vorgeworfen wird - also das, oder eines der zeitgemäßen Äquivalente wie „Rassismus“, „Nazitum“,
„Männlichkeit“ etc.
Aufgrund der mit den
Zuschreibungen angedeuteten Fallhöhe, die in diesem Fall zum tragen kommt, sind selbstverständlich auch keine Kompromisse möglich.
Also etwa, dass man eine Tafel mit einer Erklärung der Umstände
anbringt, oder als Gegengewicht ein eigenes Wandgemälde für andere
Einwohner Nordamerikas als weiße Männer anfertigt. Letzteres
ist nämlich bereits geschehen, nachdem es schon in den ominösen
1960er Jahren zu Beschwerden über das Wandgemälde kam.
Geht es nach der
„Arbeitsgruppe“, so sollen nun endgültige Fakten geschaffen
werden. Aber selbst wenn sich am Ende die Revanchisten durchsetzen
sollten, so kann man trotzdem davon ausgehen, dass das Wandgemälde
bald schon ganz ohne offiziellen Auftrag entfernt werden könnte.
Dann eben nicht vom Malereibetrieb, sondern von einem der vielen armen,
weil vom Wandgemälde traumatisierten Schüler. Vorbilder
dafür gäbe es einige.
Mozilla sperrt externe Add-Ons, weil Dissenter
Die dritte Meldung
betrifft mich direkt und möglicherweise auch den ein oder anderen
Leser dieser Zeilen. Es geht um die Dissenter App, mit der man
überall im Netz zum präsentierten Inhalt frei seine Gedanken dazu
geben kann, ohne dass der Betreiber eine Löschmöglichkeit hat. In Zeiten wie diesen ist alleine die
Möglichkeit auf so ein meinungstechnisches Druckventil Gold wert,
auch wenn Dissenter in Deutschland im Unterschied zur
englischsprachigen Digitalwelt (noch) ein Nischendasein führt.
Den Mächtigen ist
eine Vernetzungsmöglichkeit wie Dissenter natürlich ein Dorn im
Auge, droht sie doch das in den letzten Jahren sorgfältig eingehegte
Meinungssystem brachial zu durchbrechen. Entsprechend nahm man
beispielsweise in Neuseeland das Attentat von Christchurch zum
bequemen Anlass, die App grundlos zu sperren und mein Gefühl sagt
mir, dass auch in Österreich derartiges ganz ohne Anschlag kommen
könnte.
Da sich im Rest der
Welt noch immer genügend Nutzer die Dissenter Erweiterung auf den
Rechner luden schmissen Mozilla (Firefox) und Google (Chrome) die App
schließlich aus ihren App-Stores aus, ohne auch nur eine
schlechte Ausrede zu bieten. Dissenter kann seitdem nur noch
direkt von deren offiziellen Seite installiert werden, aber
immerhin.
Wie sehr man sich im
Silicon Valley jedoch am freien Meinungsaustausch stört zeigt aber die
nächste Aktion. Vorweg ging in diesem Fall Mozilla mit dem vollen
Dreh an der Unterdrückungsschraube. Dort wurde die Entscheidung gefällt,
künftig zu verhindern, dass Apps aus externen Quellen auf ihrem
Browser installiert werden können.
Die
offizielle Erklärung für diese Entscheidung klingt angenehm
positiv, wie auch damals die Begründung für den
„anti-imperialistischen Schutzwall“ durch Ulbricht und Co.
positiv „geframt“ wurde. Man wolle seine Nutzer „schützen“
vor fiesen Applikationen, die dem Nutzer nur schlechtes wollen. Daher
sei es leider notwendig, in Zukunft eine Barriere einzubauen, so dass
App Hersteller, die ihren Nutzern die Installation aus externen
Quellen anbieten möchten, erst die Freigabe von Mozilla einholen
müssen.
Was diese neue ab
Mitte Juni geltende Regelung für Dissenter bedeutet ist klar. Als
Erweiterung, die davor bereits durch Mozilla als unerwünscht
eingestuft wurde – sprich, schlecht für die Nutzer – ist eine
Freigabe durch Mozilla für die externe Installation schon vom Tisch,
noch bevor sie darauf gelegt wurde. Ein
Schelm, wer böses dabei denkt.
Früher war es so,
dass die Meinungsfreiheit aus der Meinung von 200 Menschen bestand,
die sich den Betrieb einer Zeitung leisten konnte. Bis vor kurzem
waren es Apps und demnächst braucht man spezielle
Browser wie etwa Brave. Bald schon aber, das ist jedenfalls meine
Befürchtung, braucht es für die freie Meinungsäußerung im
digitalen Raum eine eigene Internetinfrastruktur mitsamt freien
Funkfrequenzen. Das werden sich dann noch drei oder vier Menschen auf
der Welt leisten können.
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