Afrikanisches Kind: Muss sich das nicht vorhandene Taschengeld mit seinen Geschwistern teilen (Bildquelle) |
Konservative
Schätzungen für das künftige Bevölkerungswachstum der Welt gehen
davon aus, dass bis ins Jahr 2100 gut 10
Milliarden Menschen den Erdball bewohnen werden, mehr als doppelt
so viele wie heute. Der Löwenanteil dieser künftigen Mitmenschen
fällt dabei auf Afrika und dort wiederum auf knapp zwei Dutzend
Ländern. Es mag erstaunen, aber die sich noch immer aufblähende
Bevölkerungsbombe der Welt wird heute verursacht von weniger als 100
Millionen Frauen. Dies eröffnet einen konkreten Lösungsweg.
Die Entwicklungshilfe funktioniert bestens, allerdings hat sie die falschen Prioritäten
Aktuell wird wieder
einmal lamentiert, dass die sog. Millenniumsziele
nicht erreicht wurden. Nach wie vor hungern hunderte Millionen
Menschen auf dem Erdball, obwohl es doch eigentlich nicht notwendig
wäre. Als Grund wird wie üblich vorgeschoben, dass die Reichen der
Welt nicht genügend Gelder für die Entwicklungshilfe zur Verfügung
stellen und ihre kapitalistischen Konzerne ein Übriges tun und die
armen Afrikaner (um die geht es ja hauptsächlich..) zum Vorteil
ihrer europäischen und amerikanischen Eigentümer um jede Chance im
Leben betrügen.
Schaut man jedoch
etwas näher hin, dann lässt sich sagen, dass die Millenniumsziele
allesamt nicht nur erfüllt wurden, sondern vielmehr sogar über das
Ziel hinaus schossen. Für diese Schlussfolgerung muss man lediglich
beachten, dass im Jahr der Beschlussfassung der Ziele sagenhafte 1,3
Milliarden Menschen weniger lebten auf dem Planeten Erde.
Wenn also heute noch
immer…
- eine Milliarden Menschen über keinen Stromanschluss verfügen
- knapp Millarde Menschen von weniger als zwei US-Dollar pro Tag leben muss
- 800 Millionen Menschen Hunger leiden
- 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser haben
- 260 Millionen Kinder keine Grundschule besuchen
… dann wurde ein
Großteil der Millenniumsziele unter der Annahme der damaligen
Weltbevölkerung in beeindruckender Weise übererfüllt!
Hätten die
Gebährmaschinen der Welt vor 18 Jahren aufgehört, die
Reproduktionsrate zu überschreiten, dann hätte jeder einzelne
Mensch heute Strom, fließend Wasser, könnte zur Grundschule gehen
und hätte immer genug im Bauch und sogar etwas übrig, um sich ein
paar Schuhe zu leisten.
Aus dieser
angesichts der noch immer zu uns dringenden Bilder aus den Sh*tholes
der Welt, um es mit Präsident Trump zu sagen, ist das eigentlich
fast unglaublich. Die Zahlen aber, sie geben eine solche
Schlussfolgerung her.
Damit lässt sich
sagen, dass der Fokus der Entwicklungshilfe falsch gesetzt wurde.
Anstelle an allen möglichen Teilproblemen des menschlichen Lebens
herumzudoktern hätte man anstelle - oder wenigstens begleitend -
auch eine Infrastruktur zur Verhütung und systematischen
Familienplanung aufbauen können. Geld und Kompetenz wäre offenbar
genügend vorhanden gewesen. Man war ja auch bei den gesetzten Zielen
erfolgreich. Warum also nicht auch bei der Geburtenkontrolle?
Da es noch immer
genügend Menschen gibt, die ein solches Programm als „unmöglich“ oder „zu teuer“ bezeichnen, möchte ich im folgenden in einer
kleinen Übersicht darlegen, was getan werden müsste, wie man es
angehen sollte und was der Spaß kosten würde.
Orte, an denen Verhütungsprogramme am meisten bewirken würden
Nimmt man diese
Wikipedialiste mit der wahrscheinlichen Projektion der
Bevölkerungsentwicklung
aller Länder der Erde für bare Münze, und streicht alle Länder
heraus, die...
- im Jahr 2016 mindestens 5 Millionen Einwohner hatten
- im Jahr 2016 eine Fertilitätsrate von unter 4 Kindern pro Frau aufwiesen
- die sich bis ins Jahr 2050 weniger als verdoppeln sollen
- die sich bis ins Jahr 2100 weniger als vervierfachen sollen
… dann ergibt sicheine Liste mit 17 Ländern, die aktuell etwa 630 Millionen Einwohner
haben mit einem Weltanteil 8,5%. Nur am Rande, aber diese Länder
hatten im Jahr 1950 zusammen noch knapp 110 Millionen Einwohner und
einen Anteil an der Weltbevölkerung von 4,3%. In 60 Jahren gab es
also ein Versechsfachen der Einwohner und eine Verdoppelung an der
Weltbevölkerung.
Die dortigen
Frauen haben also eine ziemlich beeindruckende Leistung hingelegt,
fast wie Zuchtkühe.
Wichtig im Hinblick
auf den Einfluss eines Geburtenprogramms in diesen Ländern sind aber
die beiden Prognosen für 2050 (9,3 Milliarden Menschen) und 2100
(10,1 Milliarden Menschen) und relativ dazu die voraussichtliche
Bevölkerungszahl in der fraglichen Ländergruppe von 1,5 Milliarden
im Jahr 2050 und 3 Milliarden im Jahr 2100.
Zieht man nämlich
von der für 2100 prognostizierten Weltbevölkerung den Zuwachs
dieser Länder nach 2016 ab (also 10,1 Milliarden minus 2,4
Milliarden), dann kommt heraus: 7,6 Milliarden Menschen. Zum
Vergleich, heute leben etwa 7,3 Milliarden Menschen.
In etwa 90% des künftigen Zuwachses an Menschen weltweit in
diesem Jahrhundert fällt also auf diese Länder. Entsprechend
sollten sie im Hauptfokus eines globalen Geburtenkontrollprogramms
stehen.
Wie viele Frauen man für einen Erfolg erreichen müsste
Nicht alle der
brutto gut 600 Millionen Menschen in den 17 Ländern kommen für eine
Spirale oder andere Dauerverhütungsmittel in Frage. Folgende Selektoren gibt es:
- 50% der Menschen sind Frauen
- 50% der Frauen sind gebärfähig (der Rest ist zu jung, zu alt oder schwanger)
- 50% der Frauen ist interessiert, erreichbar oder vertragen die Spirale
- 20% da eine Spirale fünf Jahre lang hält
Aus den ersten drei
Selektoren ergeben sich 12,5% der Bevölkerung und da eine Spirale
fünf Jahre hält (der Einfachheit halber werde ich hier nur die
Spirale berücksichtigen), muss pro Jahr durchschnittlich nur jeder
fünften Frau eine Spirale eingesetzt werden.
Effektiv sind es
also 2,5% der Bevölkerung oder in absoluten Zahlen 15 Millionen
Frauen, die pro Jahr erreicht, überzeugt und behandelt werden
müssten. Das ist einiges, aber keineswegs eine unübersichtliche
Flut, in der eine Kontrolle nicht möglich ist, oder der
Kontrollverlust vorprogrammiert wäre.
Ich behaupte, mit
fähigem Personal lässt sich so eine Zahl eindeutig managen.
Was es pro Frau kosten würde
Laut dieser
Internetseite
liegen die Kosten in Deutschland zwischen 120 und 300 Euro. „Der
Preis gilt für Beratung, Untersuchung und für das Einlegen der
Spirale.“ Es gibt keinen Grund in den Zielländern etwas anderes zu
machen oder höhere Preise anzunehmen, weshalb ich für die Rechnung
das obere Ende von 300 Euro pro Frau verwenden werde.
Da kein Zwang bei
der Verhütung angewandt werden soll wie es in China beispielsweise
der Fall war, sondern die Verhütung auf Freiwilligkeit und dem Sinn
für die Vorteilheftigkeit der Maßnahme beruhen soll, ist es
sinnvoll zur Motivationssteigerung eine Prämie an Frauen zu zahlen,
die sich eine Spirale einsetzen lassen. Angesichts der armen
Verhältnisse in den 17 Ländern - nach meiner Rechnung liegt das pro
Kopf BIP im Schnitt bei 600 Euro pro Jahr - dürfte eine einmalige
Prämie von 100 Euro pro Frau anreizend genug sein.
Inklusive eines
Risikopuffers von weiteren 100 Euro (man weiß ja nie), kommen wir
also auf 500 Euro Kosten pro Frau. Die jährlichen Gesamtkosten für
das Programm würden sich damit auf etwa 7,5 Milliarden Euro.
Das ist nicht
wenig. Aber man darf auch nicht vergessen, dass man pro Frau die
Geburt in die ärmste Armut von etwa 30 Nachfahren zu vuel verhindert. Ich halte das für ein überaus vorteilhaftes Geschäft, zumal es deutlich weniger ist als
das aktuelle 9,4 Milliarden Euro teure
Entwicklungshilfehilfebudget der Bundesregierung.
Wie viele Ärzte und Mitarbeiter es bräuchte
Geht man davon aus,
dass ein Arzt das Einsetzen und die Nachkontrolle vornimmt, dieser
dazu zwei medizinische Assistenten benötigt, und sich ein
gesonderter Mitarbeiter um die Beratung und Auszahlung der Prämien
kümmert, dazu ein Mitarbeiter für den Papierkram zuständig ist und
es noch zwei Handlanger benötigt, dann hätten wir ein kleines
Unternehmen von sieben bis zehn Mitarbeitern.
Zunächst wäre
naheliegend, fertig ausgebildete Personen aus Deutschland
einzusetzen, um diese dann sukzessive zu ersetzen mit Einheimischen,
die gleichzeitig in der Sache (und idealerweise anderen medizinischen
Belangen) ausgebildet werden.
Konzentriert sich
der Arzt dabei auf die eigentliche medizinische Arbeit, dann können
pro Stunde etwa vier Frauen behandelt werden und an einem acht
Stunden Arbeitstag gut 30 Frauen. Bei 250 Arbeitstagen pro Jahr kann
ein spezialisierter Arzt folglich bei 7.500 Frauen eine Spirale
einsetzen.
Bei
15 Millionen Frauen pro Jahr braucht es entsprechend in etwa 2.000
Ärzte, was sehr viel ist und
in Relation zu hiesigen Kliniken etwa drei großen Unikliniken
gleichkommt. Der Aspekt der Ausbildung Einheimischer wird
hierbei bedeutend, da gleichzeitig eine umfangreiche medizinische
Infrastruktur entsteht.
Wie lange das Programm laufen müsste und was es insgesamt kosten würde
In etwa nach einer
Generation, also wenn alle heute geborenen Mädchen im jungen
Erwachsenenalter noch eine geförderte Spirale erhalten haben, ist
das Projekt abgeschlossen, da bis dahin alle Jahrgänge in etwa
ausgeglichen sind und angenommen werden kann, dass die Mentalität
sich institutionalisiert hat. Immerhin würde es dann eine fertig
aufgebaute einheimische Infrastruktur geben und das gesparte Geld
aufgrund der Beschränkung der Kinderzahl sollte sich bis dahin
verzinst haben und einen Wohlstandsgrundstock bilden, den zukünftige
Generationen erhalten möchten und daher auf zu viele Kinder
verzichten werden - so wie es auch bei uns der Fall ist.
Die jährlich 7,5
Milliarden Euro müssten also bis zu 25 Jahre lang aufgewendet werden
für einen nachhaltigen Erfolg. Es wären total aber immer noch
weniger als 190 Milliarden Euro, die ein solches Programm kosten
würde. Natürlich könnte man weitere Länder mit einbeziehen, was
zumindest regional erwägenswert ist, und wodurch sich die Kosten
weiter aufblähen würden.
200 Milliarden Euro
aber für die Garantie, dass die Welt an ihrem wunden Punkt keine
Delle bekommen wird, die sich schockwellenartig über den gesamten
Planeten verbreiten würde, ist ein Argument, das kaum zu stechen
ist. Es kommt selten vor, dass ein Weltverbesserungsprojekt nicht nur
so gut skalierbar wäre und eine so hohe Erfolgsquote hätte, sondern
das Ergebnis auch noch so kostengünstig zu haben ist und für uns alle auf der Welt
in so einer kurzen Zeit für sichtbare Verbesserungen sorgen würde.
Das ist wohl auch
der Grund, warum ein umfassendes Geburtenkontrollprogramm für die
Dritte Welt noch nicht erwogen wurde. Es hätte Erfolg und würde
bald schon die professionellen Weltretter arbeitslos machen in eine
Sinnkrise stürzen.
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