So soll die neue Zentrale der Nordsee Kette aussehen - und auch jedes andere Gebäude im Land (Bildquelle) |
Unter dem Titel
„Tübingen soll überall werden“ schreibt Telepolis
gerade über die Einführung der „Solarpflicht“ in der
Stadt, wonach alle neugebauten Gebäude künftig verpflichtend
mit Solarzellen ausgestattet werden sollen. Das Ziel der Maßnahme
besteht darin – und ich zitiere hier, das ist keine Fake News -
„dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger am
Erreichen der Klimaschutzziele beteiligen“. Es geht also
ganz offen wieder einmal nicht um grünen Strom, sondern um
Umerziehung. Danach werden in dem kurz gehaltenen Stück kurz die
üblichen Vorteile abgeleiert a la „Strom schickt keine Rechnung“
und sämtliche Einwände dagegen abgebürstet. Hier eine Replik auf diesen
nicht lesenswerten Artikel.
Architektonische Monokulturen als Ausgeburt des Klimawahns
Neubauten (v.a. in
öffentlicher Hand) werden inzwischen energetisch völlig
abgeriegelt, damit auch bloß kein Molekül die Wärme von drinnen
nach außen abgeben kann.
Dazu sind die meisten Neubauten dunkel oder
gleich schwarz gehalten, um das Sonnenlicht anzuziehen und noch mehr
Wärme zu produzieren und zu guter Letzt wird das architektonische
Konstrukt so ausgerichtet, dass die Fenster an der Nordseite mehr Schießscharten als Fenstern ähneln, um den Wärmeverlust durch die
Fensterfront zu minimieren, während die Fenster in Richtung Süden
schön groß sind, damit sich die Räume hinter den dreifach
isolierten Glasfassaden ordentlich aufwärmen.
Im Ergebnis braucht
man nur noch wenig Energie zum Heizen, was eine tolle Sache ist. Das
aber kommt zu einem hohen Preis und dies nicht nur im Bereich der
Schimmelbildung oder der Brandgefahr, wie etwa der Greenfall Tower in
London in erschreckender Weise zeigte.
Es mag einige
grüne Planer überraschen, aber die Gebäude werden in der Regel
nicht nur im Winter benutzt, sondern auch im Sommer - und das ist ein
Problem für dieses Konzept.
Nur
anthrazitfarben: Gebäude 267 der Uni Heidelberg (Bildquelle)
|
Das Energieproblem "Winter" ist gelöst, es lebe das neue Problem "Sommer"
In der Jahresmitte
- und aufgrund des hohen Optimierungsgrades auch im Frühling und im
Herbst und gelegentlich sogar im Winter - heizen sich die Gebäude
enorm auf. Das missfällt vielen Personen, die sich in diesen
Gebäuden aufhalten, vor allem wenn sie darin arbeiten müssen.
Da sich viele
Fenster aus Optimierungsgründen aber nicht öffnen lassen und auch nicht immer
Jalousien vorhanden sind, um das Sonnenlicht zu blockieren wird am
Ende auf die Klimaanlage zurückgegriffen. Diese läuft dann auf
stundenlang Hochtouren und kühlt die Räume des sich konstruktionsbedingt den ganzen Tag aufheizende Gebäude auf 20°C ab.
Verschlimmert wird
die Situation aufgrund von heißlaufenden Beamern (der letzte Vortrag
ohne wurde gefühlt in den 1990er Jahren gehalten), sowie durch die
Zahl der sich im Raum befindlichen biologischen Heizkörper, auch
Personen genannt. Man denke etwa an einen kleinen Seminarraum mit 30
Personen, die sich 90 Minuten lang einen Vortrag anhören.
Selbstredend wird dieser von einer Foliensammlung begleitet, die über
den 5000W Hochleistungsbeamer an die Wand geworfen wird und nebenan
brennt die Sonne über das Panoramafenster in den Raum.
Tatsächlich ist es
meiner Erfahrung sogar so, dass in diesen Räumen hinterher gerne
vergessen wird, den Beamer und die Klimaanlage wieder
auszuschalten. Geschieht dies gegen Abend, dann läuft beides über
Nacht durch und geschieht dies am Freitagnachmittag, dann muss die
Putzfrau am Montag morgen die beiden Geräte ausschalten, nachdem sie
50 Stunden am Stück gelaufen sind. (Auffällig ist, dass die
Klimaanlage nicht auf 20°C gestellt wird, sondern stets auf auf das
Minimum von 16°C. Warum auch immer.)
Früher wäre es die
Aufgabe des Hausmeisters gewesen, darauf zu achten, dass abends alles
ausgeschaltet ist. Heutzutage aber gibt es das nur noch selten. Das
"Facility Management" ist zur Kostenersparnis meist
ausgelagert und in Teilaufgaben zersplittert, so dass der Blick fürs
Ganze fehlt.
Unterm Strich werden dadurch die Ersparnisse
aus der Dämmung komplett aufgebraucht und ad absurdum geführt
aufgrund der Notwendigkeit, die Temperatur wieder auf ein
erträgliches Maß herunterzubringen.
Nicht zuletzt kostet
die energetische Ausstattung der Gebäude sehr viel Geld und lohnt
sich je nach Umständen erst nach Jahrzehnten - oder eben gar nicht.
Vor allem dann, wenn ein Gebäude über das Fernwärmenetz beheizt
wird, ist die energetische Sanierung von A bis Z ein Verlustgeschäft,
da die Abwärme ein Abfallprodukt der Stromerzeugung ist, während
der Strom der Klimaanlagen erst noch produziert werden muss.
Was hat das mit der Vorschrift für Solarzellen auf Neubauten zu tun?
Nun, die Idee ist
sicherlich als "gut gemeint" zu bezeichnen. So war es aber
auch mit der Verschärfung der Energieeffizienz von Gebäuden, diese Vorschriften sind bekanntlich auch "gut gemeint". Eher weniger gut ist deren
Ergebnis, sie brachten uns:
- monoton gleichförmige Gebäude
- eine erhöhte Brandgefahr
- eine geringere Lebens- oder Arbeitsqualität
- Gesundheitsgefahren aufgrund von Schimmel
- Betriebskostensteigerungen wegen der Notwendigkeit zur künstlichen Reduktion der Innentemperatur
In der Angelegenheit
mit den Solarzellen sind die genannten Probleme vermutlich eher
weniger relevant mit Ausnahme des ersten und letzten.
Solarzellen
sind nach wie vor extrem teuer und sie sind extrem hässlich.
Es werden aber
sicherlich andere Probleme auftauchen, wie etwa die Brandgefahr durch
große chemische Batterien im Keller, in denen der überschüssige
Strom zwischengespeichert wird.
Bekanntlich kommt es auch immer wieder vor, dass Solaranlagen
gestohlen werden. Und auch das könnte sich als relevant erweisen für zwangsweise auf den Dächern neuer Wohnblöcke
installierter Anlagen. Denn wer weiß schon, wie ehrlich und betriebsam die Bewohner darunter sind. Und wer weiß schon, ob es dem
Vermieter egal ist, weil er die Dinger sowieso nicht auf dem Dach
haben wollte und nun die Versicherungssumme einstreichen kann.
Der Neubau der Unibibliothek Weimar. Macht bestimmt Spaß, sich beim Lernen von der Sonne über die Schulter schauen zu lassen.
(Bildquelle)
|
Warum immer nur klein-klein und privat? Lasst die Industrie das Problem lösen!
Jenseits dessen,
dass so etwas überhaupt zwangsweise umgesetzt werden soll ist mein
persönlich größtes Problem mit einem solchen Vorhaben, dass auch
hier wieder Privathaushalte belastet werden, um ein
ideologisch getriebenes Projekt in die Realität umzusetzen. Deutsche
Privathaushalte sind nur für etwa 25% der verbrauchten
Gesamtstrommenge verantwortlich. Genauso verbrauchen sie relativ
gesehen auch nur wenig
Wasser - während das Land insgesamt mehr als genug
Wasserreserven hat - und trotzdem werden wir belästigt mit
dem Zwang zur Tröpfchenbewässerung bei der Klospülung. Niemandem ist geholfen
und alle müssen 3 Mal spülen.
Warum eigentlich
konzentriert man sich nicht auf die Industrie bei
Effizienzsteigerungen?
Die deutsche
Industrie ist trotz aller Sabotageversuche noch immer massiv, sie ist extrem
produktiv, sie ist innovativ und sie kennt Skaleneffekte, die im
Privaten kaum möglich sind.
Übertragen auf die Idee der Zwangssolaranlage auf dem Dach wäre eine industrielle Orientierung sogar überaus vorteilhaft. Produktionshallen haben große Dächer und diese sind meist flach und haben keine andere Aufgabe (auch keine ästhetische) als den Regen abzuhalten.
Warum nicht auf diese zurückgreifen? Während die Dachfläche bei Häusern und Wohnblocks selten größer ist als 200m², so bietet ein x-beliebiges Industriegebäude problemlos das zehnfache dessen an Fläche. Und wie viele dieser Produktionshallen haben wir in Deutschland, also im sonnigen Teil? Tausende!
Übertragen auf die Idee der Zwangssolaranlage auf dem Dach wäre eine industrielle Orientierung sogar überaus vorteilhaft. Produktionshallen haben große Dächer und diese sind meist flach und haben keine andere Aufgabe (auch keine ästhetische) als den Regen abzuhalten.
Warum nicht auf diese zurückgreifen? Während die Dachfläche bei Häusern und Wohnblocks selten größer ist als 200m², so bietet ein x-beliebiges Industriegebäude problemlos das zehnfache dessen an Fläche. Und wie viele dieser Produktionshallen haben wir in Deutschland, also im sonnigen Teil? Tausende!
Da aber lässt man
lieber die Finger weg, da es am Ende zu viele relevante Personen
verärgern könnte. Dabei kommen nicht einmal die Einäugigen unter den
Ökoblinden auf die Idee, anstelle des
Installationszwanges eine Relation vorzugeben, zu der große Flachdächer an
Solarzellenbetreiber vermietet werden müssen. Das würde die
Installationskosten deutlich drücken und der Ball läge fortan bei
den grünen PV-Investoren, die dann nur noch aktiv werden müssten, während die Fabrikhalleneigner kein Zwangsrisiko eingehen müssten.
Aber selbst das ist offenbar zu hoch für viele. Oder es passt nicht in
das ideologische Selbstbild, wonach andere die Konsequenzen der
eigenen Ideale ausbaden sollen.
Merke: Der Pfad
in die Hölle war immer schon gepflastert mit guten Vorsätzen. Und
schlimm wird es immer genau dann, wenn man ihn von Linken und Grünen
gepflastert bekommt.
PS: Im
Kommentarbereich vermutet ein Nutzer übrigens, dass es bald wohl einen
Markt für Fake-Solarpanele geben wird. Hauptsache „auf dem
Dach liegt irgendwas, das so aussieht als ob.“ Er könnte Recht behalten.
twitter
google+
fb share