(Bildquelle: Collage aus Wikipediabildern) |
Bei den
Recherchen für mein
Video über die Nachdenkseiten bin ich über einige äußerst
fragwürdige Sachverhalte gestolpert. Darunter war auch ein
übersetzter Artikel aus dem britischen
Guardian, bei dem es um die angemessene linke Reaktion auf den
Rechtspopulismus geht. Auch wenn ich diesen im Video besprochen habe,
so möchte ich nun noch einmal ausführlich darauf eingehen, da dessen
Inhalt an Bedeutung nicht überschätzt werden kann und aufgrund der
möglichen politischen Implikationen ein möglichst großes Publikum
erreichen sollte.
Marxismusforscher und Marxismusforschung
Verfasst wurde der Artikel mit dem
Titel „Linkspopulismus alsprogressive politische Strategie der Zukunft“ von einer
Chantal
Mouffe, einer Belgierin, die an der Westminster Universität in
London als Professorin für Politik arbeitet. Gleich in neun Sprachen
gibt es bei Wikipedia Einträge zu ihrer Person, einem eindeutigen
Zeichen dafür, dass es sich bei der Frau um eine Kapazität handeln
muss.
Ihr Forschungsschwerpunkt bildet das Großthema Marxismus und dessen
postmoderne Interpretation, wobei die Frau wohl weniger zur Riege von
Wissenschaftlern gezählt werden kann, die sich ihrem Sujet aus der
neutralen Beobachterperspektive nähern (also über die
Falsifizierung zum Erkenntnisgewinn).
Vielmehr scheint es sich bei Mouffe um eine
Aktivistin ersten Grades zu handeln, da sie unter anderem ein
prominentes Mitglied im mit politischen Linksauslegern gespickten
„Institut
Solidarische Moderne“ ist. Wir haben
es also für die Geisteswissenschaften
szenetypisch mit einer Marxistin zu tun,
die Forschung betreibt, um dem Marxismus
zum Durchbruch zu verhelfen und weniger um eine Forscherin, die den
Marxismus besser verstehen will.
Der
Drall der Analysen dieser Frau ist also eindeutig und sie finden in
linken Kreisen höchste Beachtung. Dies vorweg als eine kleine
Einordnung des Inhalts.
Die linke Ursachenanalyse für Rechtspopulismus und deren „neoliberale“ Geburtshelfer
Zu
Beginn stellt Mouffe fest, dass „der Neoliberalismus echte
Missstände geschaffen hat, die von der radikalen Rechten politisch
ausgenutzt werden“. Worum es sich bei den Missständen handelt wird
von Mouffe leider nicht näher erläutert, auch nicht was man unter
„radikalen Rechten“ im genauen verstehen soll.
Dann zählt sie kurz
die politischen Erdrutsche auf von Österreich über den Brexit und
Italien bis hin zu Trump und konstatiert, dass die „neoliberalen
Eliten“ deswegen Angst hätten und laut artikulieren, dass der
Faschismus drohen könnte.
Interessanterweise teilt Mouffe diese
Einschätzung nicht ganz. Zwar sieht sie die im Westen entstandenen
Anti-Establishment Bewegungen als einen Risikofaktor für „autoritäre
Regierungen“, hält es aber für wahrscheinlicher, dass die durch
„30 Jahre Neoliberalismus“ geschwächten demokratischen
Institutionen am Ende tatsächlich gestärkt aus der Krise
hervorgehen könnten.
In welcher Weise sie dieses "gestärkt" versteht erörtert sie in dem Artikel und es ist nicht gerade das, was man gemeinhin darunter versteht.
In welcher Weise sie dieses "gestärkt" versteht erörtert sie in dem Artikel und es ist nicht gerade das, was man gemeinhin darunter versteht.
Leider krankt der
Aufsatz wie viele linke Elaborate an der übermäßigen Verwendung
des Begriffs „Neoliberalismus“, einem leeren Schlagwort das alles
oder nichts heißen kann. So gewinnt die Analyse leider deutlich an
Schwammigkeit, da angesichts der mitunter sehr linken Regierungen im
Europa und den USA in den letzten 30 Jahre nicht so recht klar wird,
was gemeint ist.
Alleine Barack Obama, Francois Hollande und Rotgrün im Bund kommen zusammen auf knapp zwei Jahrzehnte Regierungsbeteiligung und dann kommen beispielsweise noch der Maoist Barroso und seine EU Verwaltung oben drauf.
Alleine Barack Obama, Francois Hollande und Rotgrün im Bund kommen zusammen auf knapp zwei Jahrzehnte Regierungsbeteiligung und dann kommen beispielsweise noch der Maoist Barroso und seine EU Verwaltung oben drauf.
Mein Gefühl sagt
mir, dass der „Neoliberalismus“ eine faule Ausrede ist und
einfach als Chiffre dient für „passt nicht in das
Koordinatensystem meines Weltbildes“. Will man so einen Aufsatz ernst
nehmen – und das versuche ich hier – dann hilft es nicht gerade,
mit so einer Universalfloskel genervt zu werden.
Mouffe geht weiter
und spricht von einer „Post-Politik“, die entstand aufgrund einer
impliziten großen Koalition, in der Mitte-Rechts und Mitte-Links die
wichtigen Dogmen dieser Zeit teilen und daher insgesamt die Grenzen
zwischen den beiden Seiten verwischt haben. Auch hier heftet sie
nervigerweise das Attribut „neoliberal“ an die Dogmen an und so dürfen wir raten, ob beispielsweise das Öffnen der
Grenzen für die Dritte Welt – einem radikal-linken Programmpunkt -
nun dazu gehört oder nicht.
Ein Punkt, der für
sie definitiv dazu gehört sind die Beschränkungen für politische
Interventionen in die Wirtschaftspolitik und anderswo, die laut ihr
den Sozialdemokraten unter den Regierenden vom „Finanzkapitalismus“
aufgedrängt wurden. Es fragt sich, in wieweit dies aus linker
Perspektive eine schlechte Idee ist, da die Gelder aus den Interventionen in aller
Regel an internationale Großbanken gehen und damit direkt in den
Schlund dieses „Finanzkapitalismus“. Ich bin mir hier nicht sicher,
ob der Frau Professorin die Implikation klar ist.
Ignoriert man diese
Fontanelle in der Argumentation, dann wird man belohnt mit einem
kleinen Lichtblick in Form der Erkenntnis, dass Politik heute nur
noch zwischen Mitte-Links und Mitte-Links pendelt, wodurch die „für
die Demokratie entscheidende Konkurrenz zwischen verschiedenen
politischen Konzepten beseitigt wurde.“ Aus nicht-linker
Perspektive würde man das vielleicht formulieren mit: „Es hat sich
ein Kartell gebildet bestehend aus einem stabilen Duopol, so das keine Konkurrenz mehr aufkommen
kann und darf.“
Ich denke,
dass hier ein Körnchen Wahrheit dran ist und auch ihre Erklärung für
die Stabilität dieses Duopols lässt sich nachvollziehen. Es ist die
Dominanz finanzwirtschaftlicher Erwägungen, die dafür sorgt, dass
es zu einem Gleichklang der mittigen Politiken kam.
Anderer Meinung bin
ich hinsichtlich der Kausalitäten. Mouffe sieht die Ursache im
Finanzsektor, der auf den Staat wirkt und diesen lähmt und angreift,
weshalb der Staat keine optimale Wirtschaftspolitik mehr betreiben
kann, privatisieren muss, und es infolge zu einem massiven Anstieg
der Ungleichheit kam. Betroffen davon ist laut ihr in erster Linie
die viel zitierte „Arbeiterklasse“, aber auch die Mittelschicht geriet in den
Sog von Unsicherheit und Abstiegsangst.
Das würde ich
kausal anders herum sehen und den Staat als inkompetenten Akteur
hinstellen, der es allen recht machen will und sich dabei in fatale
Widersprüche verheddert. Auch die Überbetonung ökonomischer
Faktoren und das außer Acht lassen kultureller und allgemein
gesellschaftlicher und freiheitlicher Aspekte halte ich für falsch.
Ihrer Ableitung
daraus aber folge ich in dem Sinne, als dass „Gegenbewegungen“
entstanden sind. Sie sieht dies jedoch im Zusammenhang mit einem
„Prozess, mit dem die Gesellschaft gegen die zunehmende
Ökonomisierung reagiert und auf sozialen Schutz drängt.“ Das ist zwar klassisch links in korrekter Weise argumentiert, allerdings/und deswegen völlig am
Thema vorbei, wie etwa Gabor
Steingard einmal im Focus ausführlich erörtert.
Linke Lebenslügen: Anderen vorwerfen, was man selbst macht
Nach diesem
analytischen Vorgeplänkel geht es dann endlich zur Sache. Die
erwähnten Gegenbewegungen können „sowohl progressive als auch
regressive Formen annehmen“, was auf gut Deutsch wohl heißen mag:
Sie können sozialistisch oder nationalistisch sein. In mehreren
Ländern hätten dann letztere gewonnen, indem sie dem politischen
Widerstand einen „nationalistischen und fremdenfeindlichen“
Anstrich gaben.
Diese
Rechtspopulisten würden von „denen“ und „uns“ sprechen, also
der Elite, die gegen das Volk agiert und sie würden für die Belange
des Volkes eintreten. Sie spricht dazu auch von "Emotionen und Gefühle", an die
der Rechtspopulismus appelliert und dadurch Zuspruch gewinnt.
In einer kühnen
Selbstbeweihräucherung meint sie dann:
„Das sind genau die politischen Schritte, zu denen die meisten Parteien der Linken aufgrund ihres konsensorientierten Politikkonzepts und einer rationalen Sichtweise, die Leidenschaft ignoriert, nicht in der Lage sind.“
Das sagt sie ganz so, als wäre ihr - der Marxismusforscherin - nicht bekannt, dass der
Kern ihrer Ideologie in Form des historischen Materialismus mit der
fundamentalen Gegnerschaft zwischen den Klassen aus einem prinzipiell unüberbrückbaren
„wir“ und „die“ besteht. Oder als ob die Appelle an die
„Solidarität“ zwischen den Arbeitern stets über das Vortragen wirtschaftlicher
Kennzahlen erfolgt und nie über Großkundgebungen mit
Gänsehautfaktor. (Man achte einmal auf die Hintergrundmusik in
diesem Video.)
Man kann
hinsichtlich der Methoden zum Wählerstimmenfang durch sogenannte
Rechtspopulisten stehen wie man will, aber diese Selbsteinschätzung
linken Denkens und Wirkens könnte nicht weiter von der Wirklichkeit
entfernt sein. Nicht weniger imposant sind die beiden nachfolgenden
Sätze, die von mir auf der kognitiven Dissonanzskala eine zehn von
zehn möglichen Punkten erhalten:
„Für sie [linke Parteien und Bewegungen] ist nur eine rationale, vernunftgesteuerte Debatte akzeptabel. Dies erklärt ihre Feindseligkeit gegenüber dem Populismus, den sie mit Demagogie und Irrationalität verbinden.“
Diese Behauptung
kann man durchaus so akzeptieren, also in einem Paralleluniversum, wo
die Antifa, Mao Zedong und mindestens ein dutzend weiterer
Organisationen und Personen lange vor der Geburt abgetrieben wurden.
Im Kontext europäischer Politik und in der näheren Geschichte aber sind es in der Regel die meist mehr als nur insgeheim angehimmelten rotesten unter den Roten, die eben nicht vernunftgesteuert debattieren, sondern mit einer Welle aus Demagogie und Irrationalität in feindseliger Weise die Macht anstreben und blindlinks alles angreifen, was ihnen im Weg steht.
Ach, Sie wollen Beweise für die Debattenverweigerung von links? Verbringen Sie einfach zwei Sekunden mit der Suchmaschine: Hier und Hier.
Mit am
interessantesten am gesamten Text aber ist das, was im Absatz danach kommt. Es ist
gleich ein doppelter Schuss ins eigene Argumentationsknie:
„Es ist wichtig zu erkennen, dass die moralische Verurteilung und Dämonisierung des Rechtspopulismus völlig kontraproduktiv ist – sie verstärkt lediglich die Anti-Establishment-Haltung bei denjenigen, denen es am Vokabular fehlt, die eigentlichen Missstände zu formulieren.“
Während die
Gesamtaussage, wonach man das Gegenteil des beabsichtigten erreicht,
wenn man die Zielgruppe beleidigt durchaus korrekt ist, so sind zwei der drei
Einzelteile für sich betrachtet wie eine Handgranate, bei der man
versehentlich den Stift zieht und sie trotzdem nicht explodiert,
woraufhin man mit der Bleistiftspitze so lange nachhilft, bis es
trotzdem klappt.
Als erstes wäre da
nämlich die Aussage des Fehlers der „Dämonisierung des
Rechtspopulismus“. Was macht den Frau Mouffe denn in den Absätzen
darüber? Sie bezeichnet Populisten als indiskutable Extremisten und
wirft ihnen vor, mit unlauteren Mitteln nach Wählerstimmen zu angeln.
Genau das ist doch die Lexikondefinition für „Dämonisierung“.
Sie entwertet dadurch den größten Teil ihrer Analyse bis zu dieser
Stelle selbst. Wer bitte macht so etwas und erwartet, trotzdem noch ernst genommen zu werden?
Der zweite
Rohrkrepierer wiederum besteht darin, dass man Rechtspopulisten und
deren Anhänger offenbar per se für zu dumm hält, „die eigentlichen
Missstände“ zu erkennen und sich entsprechend politisch zu äußern.
Woher will die Frau das wissen? Kann sie in die Köpfe der
Leute blicken? Hat sie sich schon einmal auf die Parteiprogramme von Ukip bis
Lega eingelassen oder sich die Reden von Jimmie Akesson angehört?
In ihrer linken
historisch-materialistischen Sichtweise maßt sie sich hier in fast
schon leninistischer Manier an, die Probleme fremder Leute besser zu
kennen (und natürlich lösen zu können) als diese selbst. Offenbar
ist all jenes kein
beachtenswerter Missstand, das als Problem nicht mit „neoliberal“ umschrieben werden kann und in seiner Lösung als „sozialistisch“.
Ich frage mich
gerade wie ihr Urteil ausfiele, würde man ihr das AfD
Parteiprogramm mit der Bitte einer Analyse vorsetzen und in den Text
100x das Wort „Neoliberalismus“ einschleusen. Man müsste ihr
den Parteimitgliedsantrag wahrscheinlich wieder aus den Händen reißen.
In einer dritten
Wendung zurück auf den Weg von zwei Absätzen vorher - nur in
entgegengesetzter Fahrtrichtung - meint sie dann:
„Rechtspopulistische Parteien als “rechtsextrem” oder “faschistisch” zu klassifizieren, sie als eine Art moralische Krankheit zu präsentieren und ihre Anziehungskraft mit den Bildungsdefiziten ihrer Anhänger zu erklären, ist natürlich für die linke Mitte sehr praktisch. Damit können sie die Forderungen der Populisten ablehnen und gleichzeitig vermeiden, die eigene Verantwortung für ihren Aufstieg anzuerkennen.“
Hier bitte
gedanklich einmal „linke Mitte“ durch „linksextremen Rand“
ersetzen.
Das macht sehr viel mehr Sinn, nicht wahr? In dieser
Version bezeichnen radikale Linke gegen jeden Sinn und Verstand
„rechtspopulistische Parteien“ als rechtsextrem oder faschistisch
und schieben damit die eigene Verantwortung an deren Erfolg von sich
weg.
Nicht nur im
aktuellen Kontext mit den linksextremen Programmpunkten „Grenzen auf“, „Multikulti“ und
„Genderwahn“ ergibt das sehr viel Sinn. Auch die historischen
Parallelen sind frappierend, waren Hitlers SA-Schergen doch ebenso
eine Reaktion auf die marodierenden Antifaschlägertrupss auf den
Straßen des kaputten Weimar, wie heute der Rechtspopulismus durch Europa schwappt, weil sich zuerst eine Migrationswelle über den Kontinent ergoss.
Es gibt wohl
niemanden, der grundlos so sehr mit sich im Reinen ist wie
Sozialisten.
Die linke/sozialistische Antwort auf den Rechtspopulismus: Linker Populismus
Feuer muss man mit
noch mehr Feuer bekämpfen, so meinte schon Konfuzius (oder so ähnlich), und
daher kann die einzige Antwort der politischen Linken auf den Erfolg
der Rechtspopulisten nur heißen: Linkspopulismus!
Aber keine Sorge,
das ist nicht so gemeint, also dass linker Populismus umgesetzt
werden soll im Fall des Falles eines Wahlgewinns. Vielmehr ist mit
linkem Populismus eine „politische Strategie“ gemeint und kein
„politischer Zweck“.
Linker Populismus ist also ohne eigene
Wertziele und hat lediglich das Ziel der Maximierung des
Wählerpotenzials. Das wahre Wertziel ist noch immer das selbe wie
schon vor 100 Jahren, nur dass man inzwischen einen Teil der Begriffe
ausgetauscht hat. Anstelle von „sozialistisch“ nennt es sich
heute „demokratisch“ und so sollen über den Linkspopulismus als
Mittel der Zweck des Einschlagens einer „radikaldemokratischen
Richtung“ durchgesetzt werden.
Auf gut Deutsch:
Wenn ein Salvini von der Lega vor der Wahl sagt, er wird alle Illegalen
abschieben, dann setzt er das auch so um nach der Wahl. Wenn aber
eine Sarah Wagenknecht vor der Wahl sagt, die Menschen sollen „mehr
Teilhabe am demokratischen Prozess bekommen“ oder so etwas in der
Art, dann wird sie nach der Wahl keine Volksabstimmungen einführen,
da sie mit der Aussage nur mehr Wählerstimmen für den Wahlsieg abgreifen wollte, so dass am Ende der mit der Avantgarde der Arbeiterbewegung besetzte
Sowjet das gute Werk zur Vollendung bringen kann.
Mouffe formuliert
diesen Daseinszweck des Linkspopulismus übrigens so:
„Ihr Zweck ist die Konstruktion eines kollektiven Willens, eines “Volkes”, dessen Gegner die “Oligarchie” ist, die Kraft, die die neoliberale Ordnung aufrechterhält.“
Na, verstanden? Der
Gegner heißt nicht etwa „Inkompetenz“ oder „Parteienklüngel“
oder gar „Lügenpresse“, sondern es ist die „Oligarchie der
neoliberalen Ordnung“. Das Schlagwort können Sie hier ruhig
überlesen und dann steht da durch die Blume: „Wir wollen das Volk
zum Gegner der gegebenen Ordnung machen.“ Revolution also.
Wer es noch
deutlicher braucht, dass der Linkspopulismus nur zum Schein auf die
Bühne gebracht werden soll, der lese das hier:
„Diese Bewegungen wollen durch Wahlen an die Macht kommen, aber nicht, um ein “populistisches Regime” einzuführen.“
Interessant hierbei
ist die Tatsache, dass Mouffe linkenuntypisch den Rechtspopulisten
nicht das selbe vorwirft. Normalerweise werfen Linke ja allen anderen
vor, was sie selbst im Schilde führen. In diesem Kontext geschieht
das aber nicht. Weiter oben im Text sprach sie zwar von einem
gewissen Risiko in diese Richtung, aber nicht von mehr.
Der
Linkspopulismus dagegen, das lässt sich hier zweifelsfrei
herauslesen, soll sich den Populismus zu eigen machen, damit aber
keine Probleme lösen. Sondern es soll jenes Proletariat gesammelt
werden, mit dem man sich endlich erfolgreich erheben und im Rahmen
der sozialistischen Weltrevolution die bestehende Ordnung wegfegen
kann.
Angesichts der
Bedeutung der Frau, ihrer Vernetzung und der prominenten Präsentation
ihrer „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ halte ich das für
äußerst bedeutsam.
Es bedeutet nicht weniger, als dass Linksextremisten im Windschatten der politischen Unzufriedenheit - die sich zumeist punktuell artikuliert und bei spezifischen Themen Kursänderungen verlangt, das System als solches aber erhalten oder erneuern will - auf den fahrenden Zeitgeistzug aufspringen wollen, um die Weichen auf Kommunismus - Verzeihung - "Radikaldemokratie" zu stellen.
Es bedeutet nicht weniger, als dass Linksextremisten im Windschatten der politischen Unzufriedenheit - die sich zumeist punktuell artikuliert und bei spezifischen Themen Kursänderungen verlangt, das System als solches aber erhalten oder erneuern will - auf den fahrenden Zeitgeistzug aufspringen wollen, um die Weichen auf Kommunismus - Verzeihung - "Radikaldemokratie" zu stellen.
Warum wird eine
solche Frau nicht im Fernsehen gegrillt für diesen extremistischen
Müll und warum darf sie sich überhaupt staatlich aufs Feinste
alimentiert eine „Professorin“ nennen? Bei so einem grenzwertigen Zeugs läuft es mir wirklich kalt den Rücken runter. Die Frage aber
ist, gibt es denn bereits praktische Anwendungsbeispiele und könnte
es auch in Deutschland so etwas geben?
Unschuldig dreinblickend betritt die Bühne: Sarah Wagenknecht und sagt "Aufstehen!"
Nach einem kurzen
Schwenk in Richtung Kulturmarxismus kommen die Vorreiter dieser neuen
Strategie zur Sprache.
Voller stolz
schreibt Mouffe:
„Wir finden eine solche politische Strategie in Bewegungen wie Podemos in Spanien, La France Insoumise von Jean-Luc Mélenchon oder Bernie Sanders in den USA. Dies beeinflusst auch die Politik von Jeremy Corbyn, dessen Bemühungen [..] Labour zur größten linken Partei in Europa [..] machen.“
Corbyn
ist Antisemit und sein Wirtschaftsberater ist glühender
Verehrer der DDR. Das nur am Rande und der Vollständigkeit halber.
Anhand der Beispiele
sehen wir also eindeutig, dass es sich bei dieser Analyse nicht um die Beobachtung
einer Wissenschaftlerin handelt. Vielmehr hat man sich in den roten
Hinterzimmern der internationalen Vernetzung offenbar ziemlich den Kopf
zerbrochen über den nächsten großen Sprung nach vorne. Mouffes Artikel stellt dabei quasi die offizielle Verkündung der neuen Marschrichtung dar.
Bernie Sanders etwa wird von
linksliberalen Apologeten in den USA zwar gerne als
„sozialdemokratisch“ bezeichnet, während die Selbstzuschreibung
als Sozialist als falsch hingestellt wird, da er angeblich eher
sozialdemokratische Ziele a la Skandinavien verfolgen soll. Aber hier
zeigt sich, Sanders ist Teil des größeren Bildes und damit als
nicht weniger radikal einzustufen als etwa Corbyn oder der
französische Dunkelrotrock Melenchon, der vom Mainstream gerne als
„linkspopulistisch“ bezeichnet wird.
Wer nicht genannt
wird ist Sarah Wagenknecht und „Aufstehen!“, dem deutschen Teilstück des großen Fahrplans. In meinem Video darüber
habe ich mich angesichts der allzu bekannten Programmpunkte bereits
gefragt, was der wirkliche Sinn dieser Bewegung sein soll und habe
spekuliert, dass es sich nur um ein Vehikel handeln könnte, mit dem
abtrünnig gewordene linke Wähler zurück zur roten Fahne gebracht werden
sollen. Mit Mouffes Erläuterungen bestätigt sich dies nun eindeutig.
Wichtig ist, Wagenknecht kann
damit kaum mehr als Reformerin oder klassische Sozialdemokratin bezeichnet werden. Die gerne vorgebrachte Ansicht, wonach sie
vielleicht sogar für die AfD eine Option sein könnte, zumindest
aber eine der wenigen diskutablen Gesprächspartner links der Mitte
darstellt, weil sie gelegentlich etwas Ehrlichkeit ausstrahlt, ist hinfällig.
Sarah Wagenknecht ist
linksextrem. Wer sich auf sie und ihre politische Plattform einlässt, der holt sich ein
trojanisches Pferd ins Haus!
Linker Zynismus oder: Alter Wein in neuen Schläuchen
Wie wenig der radikalen Linken etwas liegt und wie zynisch sie bereit sind vorzugehen zeigt der folgende Satz:
„Diese [linkspopulistische] Strategie wird verschiedene Formen annehmen: Je nach nationalem Kontext könnte sie “demokratischer Sozialismus”, “Ökosozialismus”, “liberaler Sozialismus” oder “partizipative Demokratie” genannt werden.“
Ich weiß gerade
nicht, was ich dazu kommentieren sollte. Der Satz sagt eigentlich alles
selbst. Es ist völlig egal, welche Ideale sich eine populistische
linke Bewegung auf die Fahnen schreibt, was sie sagt, welche
Programme sie ausarbeitet oder welche Probleme sie den Menschen zu
lösen verspricht. Am Ende der Verwurstung kommt überall das selbe
heraus: Eine „radikaldemokratische Richtung“, wie Mouffe davor
erklärt.
Sie führt dazu noch
aus:
„Was jedoch wichtig ist, wie auch immer der Name lautet, ist, dass die “Demokratie” stets als Ziel im Mittelpunkt der Konflikte steht, und dass die politisch-liberalen Institutionen nicht abgelehnt werden.“
Den letzten Halbsatz
musste sie wohl hinzufügen, da es sonst wohl zu sehr nach
Oktoberrevolution geklungen hätte – und reich technisch betrachtet
in Deutschland den Verfassungsschutz auf den Plan rufen müsste.
In vergleichbar
erhellender Weise geht es weiter mit:
„Der Prozess der Radikalisierung demokratischer Institutionen wird zweifellos Bruchlinien und eine Konfrontation mit den vorherrschenden wirtschaftlichen Interessen auslösen.“
Auch hier braucht es
eigentlich keine Kommentierung. Die Probleme sollen also nicht gelöst werden, sondern man will
„Bruchlinien und eine Konfrontation“ riskieren hinsichtlich des
Wohlstands der Menschen, wenn es um die Umsetzung der wahren Ziele geht. Besonders zynisch dabei ist, dass Mouffe selbst die aktuellen Probleme als vor allem ökonomischer Natur bezeichnet - was ich weiter oben kritisiert
habe - und nun will sie die Probleme gar nicht lösen, sondern ist sogar bereit, diese in fahrlässiger Weise zu verstärken. Bildlich passt dazu wohl am besten das Venezuela des letzten Jahrzehnts.
Und dann kommt die
Katze aus dem Sack:
„Es ist eine radikal-reformerische Strategie mit einer antikapitalistischen Dimension, die jedoch nicht den Verzicht auf liberale demokratische Institutionen erfordert.“
Wieder, eine
Einordnung ist nicht nötig, denn „radikal [..] antikapitalistisch“
ist selbsterklärend. Neu ist nur der erklärte Versuch, nicht auf
die gegebene Verfassungsstruktur verzichten zu wollen. Aber auch hier
kann man wie erwähnt nicht ausschließen, dass es sich dabei um eine
reine Taktik handelt, um sich die Geheimdienste vom Leib zu halten
und um in der Öffentlichkeit die gerechtfertigte Stigmatisierung als pathologische
Psychopathen zu vermeiden.
Mein Fazit
Bei diesem Artikel
lief es mir buchstäblich kalt den Rücken runter. Ich halte den Inhalt
für höchst relevant, da er nicht nur brandaktuell ist, sondern auch:
- von einem Mitglied der linken akademischen Elite verfasst wurde.
- klassische linke und damit unter Linken allgemein akzeptierte Analyseelemente enthält.
- aktuelle Entwicklungen im alternativen (oder eher im sich alternativ gebenden) linken Lager nachzeichnet.
- klare und spezifische Handlungsparameter vorgibt für die nahe Zukunft.
- offen ein kalt berechnendes Vorgehen und de facto das systematische Belügen der Öffentlichkeit verlangt.
- in der Stoßrichtung jener Mentalität entspricht, wie sie in der Vergangenheit bei allen linksextremen Bestrebungen zu beobachten waren.
Fazit: Die meisten der frisch entstandenen oder gerade entstehenden politisch linken Alternativen, ihre Personen, Parteien und Bewegungen sind lupenreine Extremisten mit extremistischen Plänen und damit hochgradig gefährlich!
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