Boris Johnson bezeichnet Burka als „lächerlich“ - muslimische Parteifreunde fordern Parteiausschluss

Zwei lächelnde(?) Frauen(?) von vorne(?)  (Bildquelle)


Der konservative britische Politiker und bis vor kurzem Außenminister des Landes Boris Johnson kritisierte das kürzlich erlassene dänische Burkaverbot als falsch, da die Burka zwar „lächerlich“ ist, dies aber kein Grund sei, das Kleidungsstück zu verbieten. Das Verbot durch Dänemark ginge ihm zu weit. Prompt steht er nun unter Druck, allerdings nicht weil er die Freiheit zur Komplettverhüllung verteidigt, sondern weil er das Kleidungsstück als lächerlich bezeichnete.


Boris Johnson und seine Ambition



Boris Johnson ist eine der schillerndsten Figuren der britischen Politik und hat gute Chancen, die indiskutable Theresa May als Premierminister abzulösen. Als Bürgermeister Londons leistete er gute Arbeit und beim Brexit Referendum sprach er ich für einen EU Austritt aus. Das hat dem kantigen Politiker einen guten Ruf und unter Theresa May den Außenministerposten eingebracht. Aufgrund der bislang enttäuschenden Verhandlungsergebnisse mit der EU trat er kürzlich aber gemeinsam mit mehreren anderen Ministern und hochrangigen Politikern zurück.

Die Regierung May ist hart angeschlagen und Johnson, der keinen Hehl aus seinen Ambitionen macht, positioniert sich nun in der öffentlichen Wahrnehmung für die baldige Nachfolge von May als Premierminister.

Meine Einschätzung zu ihm ist, dass er aufgrund seiner politischen Vernetzung und der Beliebtheit im Volk demnächst wohl das Rennen machen wird.



Polemik mit Handbremse als Markenzeichen



Der ehemalige Journalist Johnson weiß sehr genau, wie man die Öffentlichkeit bearbeitet und seine Methode bestand bislang immer aus einer Kombination von moderner, konservativer Politik und einem Hauch Populismus mit scharfer Kante.

Vor ein paar Tagen verfasste er im Telegraph einen Meinungsartikel zum Thema Burkaverbot in Dänemark, in dem er diese Kombination aus Hau-drauf mit Vernunft zum besten gab. Ja, er halte die Burka für ein völlig indiskutables, unterdrückendes und lächerliches Kleidungsstück und ist gegen die Vollverschleierung, trotzdem aber sei die Entscheidung Dänemarks falsch, diese Art der Verhüllung zu verbieten, da es zu weit ginge und nicht zu einem freiheitlichen Rechtsstaat passt.

Es war also eine Position, die nicht konsensfähiger sein könnte. Auf der einen Seite teilt er die „Sorgen“ der Islamkritiker und stellt sich auf die Seite der liberalen Kulturmoslems. Auf der anderen Seite gibt er freiheitlichen Werten eine Priorität gegenüber der kulturellen Homogenität und lässt konservativen Moslems damit ihre fundamentalistische Nische

Johnsons Fehler war aber offenbar, dass er seine Rechnung ohne die gut geölte öffentliche Empörungsmaschine gemacht hat.



Moslems in der Konservativen Partei fordern Johnsons Parteiausschluss



Die Beleidigung der Burka durch Johnson (übrigens mit osmanischen Vorfahren) ist für führende Moslems bei den konservativen Tories ein Unding, das es zu bestrafen gilt. Lord Sheikh, der das parteiinterne konservative Moslemforum gründete, forderte in der BBC den Parteiausschluss von Johnson. „Eine Entschuldigung ist nicht genug“, so seine Worte. Zumindest sollte Premierministerin May, die ebenfalls den Tories angehört, „dem Mann den Fraktionsvorsitz wegnehmen“, so der erzürnte Lord Sheikh.

Ihm pflichtete die ehemalige konservative Shazia Awan-Scully bei, die zur Labour Partei übergetreten ist, weil „die Partei ein riesiges Problem mit Xenophobie und Islamophobie hat“. Ironischerweise ist die Labour Partei aktuell selbst heftig in der Kritik für systematischen Antisemitismus, der von linksextremen Palästinafans wie dem Parteivorsitzenden Jeremy Corbyn und den vielen muslimischen Parteikadern offen exerziert wird.

Es gab auch einige Stimmen, die sich gegen eine Bestrafung von Johnson aussprachen und in dem Zusammenhang eine Debatte über „gesellschaftliche Kohäsion“ forderten, da die Burka als eine Art Schutzschirm gegen alles äußere dient und die Trägerinnen systematisch von der Gesellschaft absondern. Allerdings kamen diese Einwürfe nicht von dezidiert muslimischen Politikern, sondern von Politikern, die sich tatsächlich um die Auswirkungen dieses „lächerlichen“ Kleidungsstückes sorgen.

Mit dieser vermutlich gezielten Provokation durch Johnson zeigt sich wieder einmal, dass es auch in Großbritanniens Politik keine „britischen Moslems“ gibt, sondern nur „Schariamoslems in Großbritannien“. Ansonsten gäbe es wohl auch Zustimmung durch muslimische Politiker für das in ganz Europa kultur- und wertefremde Kleidungsstück.
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