Ob es den nächsten Sowjetrubel auch physisch geben wird? (Bildquelle) |
Der sowjetische Transferrubel als Vorbild für den Euro
Vor längerem schon
habe ich bei Wikipedia eine aus geldpolitischer Perspektive
verstörende Entdeckung gemacht. Dort gibt es einen Eintrag zu einem
gewissen „Transferrubel“,
der dem realsozialistischen Ostblock vierzig Jahre lang als
zwischenstaatliche Verrechnungseinheit diente.
In
einem Beitrag darüber bin ich auf die Funktionsweise des
Transferrubels eingegangen. Kurz zusammengefasst lautet diese: Exakt
gleich wie beim Euro, Unterabteilung „Target2“. Dieses Stichwort
deutet dann auch an, woran der Transferrubel krankte und schließlich unterging,
da der Euro an exakt den selben Schwächen leidet. Es waren die fixen
Wechselkurse, die auf der einen Seite den russischen Rubel
strukturell überbewerteten und unter anderem die Währungen
Bulagariens und Rumäniens dramatisch unterbewertete.
Dies führte über
die Jahre zu einer desaströsen Entwicklung auf dem östlichen
Balkan, wo mit gutem Rubel alles weggekauft wurde, was der
5-Jahresplan hergab und die dortigen Volkswirtschaften in noch
größere realsozialistische Zitronenmärkte verwandelte als
andernorts, da es mehr Sinn ergab, billigen Ramsch herzustellen denn
Qualität.
Entsprechend mussten
die inneren Verrechnungssätze des Transferrubels mehrfach angepasst
werden, da nach einer Dekade bereits der Mörtel aus den bulgarischen
Fugen bröselte. Am Ende überlebte der Transferrubel 40 Jahre und
verabschiedete sich gemeinsam mit dem Ende des Ostblocks in das geldpolitische
Nirvana.
Als einzige Ökonomin
auf weiter Flur beschäftigte sich die in London lehrende Professorin Brigitte Granville mit der Thematik, die denn auch seit Jahren den
Orkus darüber informiert, dass die Konstruktion des Euro dringend eine
Überarbeitung benötigt.
Es ist übrigens die in die Länge gezogene Existenz des sowjetischen Transferrubels, die mich zweifeln lässt
an den Abgesängen auf den Euro durch zahlreiche Eurokritiker wie
Prof. Starbatty oder Markus Krall. Die mehrfach durchgeführten
inneren Reformen des Transferrubels deuten an, dass uns auch der Euro
bis ins Jahr 2040 begleiten könnte.
In Anbetracht der
Parallelen zwischen Euro und Transferrubel war ich geradezu
überrascht, als ich heute bei Martin A.rmstrong den folgenden Beitrag
las. Offenbar waren die Beteiligten in den Hinterzimmern europäischer
Geldplanung nicht die ersten, die im stalinschen Geldmodell ein
nachahmenswertes Projekt sahen - und wie es scheint, waren sie zu unser aller Leidwesen auch nicht die letzten.
Armstrong Economics: Hat Roosevelt im Jahr 1934 das sowjetische Modell übernommen?
Die gegenwärtige
Machtelite debattiert aktuell das Wirtschaftsmodell Sowjetrusslands.
Man kam in dem Zusammenhang auf mich zu mit der Frage, warum es beim
Drucken des lokalen Geld damals keine massive Inflation gab. Es
handelt sich dabei um ein wichtiges Thema, allerdings wollen es die
meisten nur hinter verschlossenen Türen debattieren.
Die Antwort auf
diese Frage ist relativ simpel. Die Sowjets verwendeten ein
zweigliedriges Währungssystem mit Goldmünzen für den Außenhandel
und Papiergeld für den Binnenmarkt. Den meisten ist das wohl nicht
bekannt, aber selbst Roosevelt schaute nach Russland, um das dortige
System mit Gold nur für den Außenhandel und Papierdollars für den
Inlandsgebrauch zu kopieren. Der Unterschied zwischen dem
sowjetischen und dem von Roosevelt umgesetzten System bestand
schließlich darin, dass die Sowjets Preis- und Lohnkontrollen
einsetzten, während Roosevelt einen freien Inlandsmarkt zuließ.
Dennoch folgte das System damals ob man es glaubt oder nicht explizit
dem sowjetische Modell.
Die aktuelle
Inkarnation des sowjetischen Modells firmiert als „Modern
Monetary Theory“ [MMT; Moderne Geldtheorie], wobei es aufgrund
des reformistischen Charakters dieser Systemumstellung mit dem Ziel
eines „großen Neustarts“ tatsächlich zu einem Inflationsschub
kommen könnte, infolgedessen auch Preis- und Lohnkontrollen möglich
wären, so dass ein MMT Regime weitaus näher am sowjetischen Modell
dran wäre als das System unter Roosevelt. Mit diesem absichtlich
herbeigeführten Crash fehlt das psychologische Allheilmittel eines
neuen Selbstvertrauens, das zu Beginn der Russischen Revolution noch
bestand, was allerdings nach dem Tod Lenins Anfang 1924, der
zumindest noch an das glaubte was er tat, unter seinem Nachfolger
Stalin in Unterdrückung umschlug.
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