Björn Höcke: Demnächst Parteichef? (Bildquelle) |
Eben kam die Meldung, dass Björn Höcke auf Druck der AfD Spitze den Flügel aufgelöst hat. Grund für die Entscheidung war die beschlossene Beobachtung der parteiinternen Gruppe durch den Verfassungsschutz. Die Frage ist: War die Auflösung des Flügels ein guter Schachzug? Ich habe so meine Zweifel.
Wenn der Flügel weg ist, wen soll der VS dann überwachen?
Es gibt den Spruch,
dass die Meinungsfreiheit auch für extremistische Äußerungen
gelten müsse, weil man nur so zuverlässig die Idioten vom Rest
trennen kann. Gibt es dagegen Mittel gegen Äußerungen frei
Schnauze, dann kommt es zu Ausweichreaktionen durch jene, die sich
gerne rabiat äußern. Das gilt für Linksextreme (siehe Sandra L.)
genauso, wie es für religiöse Extremisten und auch Rechtsextremisten gilt.
Ob man Höcke und
seine Anhänger nun als extremistisch erachtet oder nicht, sei dahin
gestellt. Es spielt in dieser Betrachtung letztlich keine Rolle, was
auch für die politische Instrumentalisierung des Verfassungsschutzes
in der Ära nach Maaßen gilt. Beides kann man so sehen oder
nicht, Tatsache ist nun jedenfalls, dass der teilweise parteiintern
und vor allem parteiextern als grenzwertige Idiotentruppe
wahrgenommene Flügel nun nicht mehr als Lichtquelle dienen kann für
Motten mit einem Faible für deutschnationales Dünkeltum.
Die bedeutendste Frage ist jetzt, wen der Verfassungsschutz in der AfD fortan überwachen soll. Denn
der Flügel als Zielobjekt ist nun passe. Da die Entscheidung zur
Überwachung von „Teilen der AfD“ nun einmal
existiert, wird dem Verfassungsschutz in Zukunft nichts anderes übrig
bleiben, als die gesamte AfD in sein Visier zu nehmen.
Also auch die Wirtschaftsliberalen, die Wertkonservativen und die Sozialdemokraten in der Partei.
Also auch die Wirtschaftsliberalen, die Wertkonservativen und die Sozialdemokraten in der Partei.
Der Mainstream wird es zu schätzen wissen
All jenen, die sich
vom Mainstream verabschiedet haben, wird das egal sein. Denn sie
wissen um die größere Bedeutung der AfD als politische Alternative
und sie wissen um den im letzten Jahrzehnt gnadenlos verengten
Meinungskorridor. Das tut einer freiheitlichen Demokratie nicht gut
und so muss es entweder innerhalb der Partei oder außerhalb davon
einen legitimen Platz geben, um Meinungen, wie sie Höcke und seine
Flügelleute vertreten äußern zu können.
Noch immer jedoch
sind es nicht mehr als vielleicht 20 Prozent der Menschen in
Deutschland, die nicht mehr auf die
schlecht gealterten Akronyme wie ARD, SPON oder CDU hören. Die
übergroße Mehrheit sieht den westdeutschen Konsens noch immer in
Existenz und lässt sich allabendlich weiß machen, dass doch
eigentlich alles in Ordnung sei und die AfD nur am herumstänkern ist
und allen die Butter vom Brot und danach das Leben nehmen will.
Bislang konnten sich
führende Vertreter wie Weidel, Boehringer, Reil und auch Gauland
exzellent von diesem Schmierenvorwurf rein halten. Der Grund ist,
weil sie seriös sind, und weil sie sich nie mit dem sich intern
abgekapselten Flügel präsentiert haben. Der Flügel war daher auch für
die AfD ein Zugewinn, da er als Reibebaum diente und einen Gutteil
Destruktivität gegen die einzige relevante Oppositionsartei auf sich lenkte.
Und nun? Wird sich
jetzt wieder alles auf Höcke werfen?
Das mit Sicherheit.
Aber noch einmal:
Was wird der Verfassungsschutz machen?
Diesem bleibt jetzt
keine andere Wahl mehr, als all jene ebenso in die Liste der
vermeintlich Verdächtigen aufzunehmen, wo zuvor nur der Flügel
stand.
Und wie werden die
Medien und die Altparteien darauf reagieren?
Sie werden in die
Hände klatschen und bei jeder Gelegenheit darauf verweisen, dass der
Flügel nun überall sei in der Partei. In etwa so, wie wir wissen,
dass die Kommunistische Plattform nicht nur ein verschrobener
Debattenzirkel für die Marxschen Theorien ist, sondern zum
Grundkorsett des Selbstverständnisses der SED Nachfolgepartei
gehört.
Der Vergleich
zwischen AfD und Linke mag zwar vielleicht hinken, da das Urteil über die
extremistische Gesinnung von Höcke und Co. und ihren wahren Einfluss in der Partei noch aussteht, der Impuls
jedoch ist eindeutig. Er zeigt in die Richtung einer bundesbehördlichen
Dämonisierung der gesamten AfD als Bande mitunter gar nicht so
heimlicher Faschisten. Die Mainstream Medien werden es lieben, und
genügend Tiefschläfer in den deutschen Wohnzimmern werden ihr frisches Gift
gegen die Partei bereitwillig schlucken.
Die beste Lösung: Eine Abspaltung des Flügels von der AfD
Die
wohl beste Lösung für die Zukunft der AfD und des abgeschafften
Flügels wäre es wohl, wenn sich beide Seiten einvernehmlich trennen würden. Der
Flügel könnte sich ein klares deutschnationales Profil geben und
damit rechts von der heutigen AfD fischen gehen, während die
Rest-AfD endlich ein kleines Stückchen von rechts in Richtung Mitte
wandern könnte. Was zunächst vor allem für letztere einen
Einschnitt zur Folge hätte mit einem Sturz in Richtung der 5 Prozent,
würde sich danach aber schnell wieder relativieren.
Das zeigen die
Arithmetik, nach der mehr Wähler links von einem stehen, wenn man
sich wie die AfD rechts der Mitte befindet. Der Flügel wiederum würde seine
10 Prozent holen und im Osten wären es vielleicht sogar 12 davon.
Aber das war es dann auch. Die AfD dagegen könnte dann endlich all
jene einsammeln, die vom ehemals liberal-konservativen Block die Nase
gestrichen voll haben, die aber abgeschreckt werden von Björn
Höckes bemühtem Lächeln.
Überdies zeigt ein einfacher Blick
in das europäische Ausland dabei, wo die Reise für die AfD
ohne den Flügel hingehen würde. Von den Schwedendemokraten (derzeit
24%) über Le Pen (28%)
bis hin zur Lega (28%)
stehen sie alle mit einem Bein in der Machtzentrale und in relativer
Hinsicht haben sie vor allen Konkurrenten die Nase vorn.
Und wie haben sie
das geschafft?
Nun, die Schwedendemokraten haben sich gänzlich von ihrer rechtsextremen Vergangenheit getrennt und eine klassisch liberal-konservative Haltung eingenommen. Le Pen hat mit ihrem Vater und ihrer hitzköpfigen Nichte gebrochen, die Partei umbenannt und vertritt nun ein sozialdemokratisches Programm. Und die Lega hat sich von einer sezessionistischen Bewegung in eine rein populistische Veranstaltung umgepolt und kann aufwarten mit einem sympathischen und überaus fähigen Mann an der Spitze.
Nun, die Schwedendemokraten haben sich gänzlich von ihrer rechtsextremen Vergangenheit getrennt und eine klassisch liberal-konservative Haltung eingenommen. Le Pen hat mit ihrem Vater und ihrer hitzköpfigen Nichte gebrochen, die Partei umbenannt und vertritt nun ein sozialdemokratisches Programm. Und die Lega hat sich von einer sezessionistischen Bewegung in eine rein populistische Veranstaltung umgepolt und kann aufwarten mit einem sympathischen und überaus fähigen Mann an der Spitze.
Die Suche des
politischen Heils in Höcke wäre in etwa das Gegenteil dessen für die AfD. Längerfristig könnte sich die Partei zwar vielleicht ihre Existenz sichern, aber allzu viel mehr als eine oppositionelle Randfigur würde aus der Partei nicht mehr werden. Ohne Höcke dagegen könnte die AfD ihren Wähleranteil auf das Doppelte steigern und anteilsmäßig endlich zu ihren europäischen Schwestern aufschließen.
Daher meine Meinung:
Löst den Flügel nicht auf, trennt euch lieber und lasst den Flügel
dahin fliegen, wo er wirklich hin will.
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