Niederländische Türkenpartei schließt sich mit Linksparteien zusammen und will Amsterdam zu Entschuldigung und eventuell Reparationen für Sklaverei zwingen


Sklavinnen in Arabien anno 1018, ach ne halt, 2018 (Bildquelle)

Im Großen wie im Kleinen lösen sich jene gesellschaftlichen und politischen Strukturen immer stärker auf, die (West-)Europa in den letzten fünf Jahrzehnten so friedlich, frei und wohlhabend machten. Immer öfters erkennt man den faulen Zauber des Niederganges sogar in der Kommunalpolitik, wo man nicht mehr bodenständig agiert, sondern ähnlich der Hauptstadtraumschiffe nur noch Ergebnisse irgendwo zwischen abgehoben und grenzdebil in der Lage zu liefern ist. Ein Beispiel von vielen: Amsterdams geplante Entschuldigung für möglicherweise(!) begangene Frevel vor 200+ Jahren.



WNL: Linke Parteien im Stadtrat von Amsterdam unterstützen DENK bei der Forderung für eine Entschuldigung für die für Sklaverei



Wenn es nach einer großen Mehrheit des Amsterdamer Stadtrates geht, dann wird sich die Stadt Amsterdam Anfang Juli nächsten Jahres für ihre Rolle in der Sklaverei entschuldigen. Wie Het Parool berichtet, planen insgesamt sieben Parteien eine entsprechende Initiative, mit der sie sich an die Stadtverwaltung richten wollen.

Der Plan, wonach sich Amsterdam für seine Sklavereivergangenheit entschuldigen muss, stammt von den den drei DENK Abgeordneten. Unterstützt werden sie von den Linksgrünen, der Arbeiterpartei, Bij1, der Christlichen Union, D66 und Sozialistischen Partei. Gemeinsam verfügen sie über 31 von insgesamt 45 Sitzen im Stadtrat und damit eine große Mehrheit.

Laut Het Parool soll die Entschuldigung am 1. Juli 2020 erfolgen anlässlich des Keti Koti Feiertags, an dem in Surinam der Abschaffung der Sklaverei gedacht wird.

Rolle Amsterdams im Sklavenhandel unbekannt


Stadtrat Rutger Groot Wassink von den Linksgrünen teilte der Zeitung mit, dass der Stadtrat dem Plan „positiv gegenüberstet“, wobei es nun eine Untersuchung geben soll, welche Rolle genau Amsterdam bei der Sklaverei spielte.

Laut Mourad Taimounti, dem Parteivorsitzenden von DENK, soll Amsterdam erheblich vom Sklavenhandel profitiert haben. Laut Christlicher Union wiederum hätte die Entschuldigung schon viel früher kommen sollen.

Es geht um „Symbolpolitik“


Die rechtsgerichteten Parteien im Rat von Amsterdam unterstützen das Vorhaben nicht. Das Forum für Demokratie nennt es Unsinn und reine Symbolpolitik. „Haben diese Parteien nichts Besseres zu tun? Die heutigen Amsterdamer sind keine Opfer, und sie sind auch nicht die Täter der Sklaverei.“

Die Partei befürchtet zudem, dass Familienangehörige ehemaliger Opfer der Sklaverei im Zuge der Entschuldigung Schadenersatzansprüche bei der Gemeinde geltend machen könnten und eine Klagewelle zu befürchten ist.

Die Initiatoren der Entschuldigung haben keine Angst davor. „Für die Nachfahren ist diese Anerkennung wichtig“, sagt DENK-Chef Taimounti. „Daher muss die Vergangenheit der Sklaverei auch in die Schulbücher oder im Rahmen eines neuen Museums eine angemessene Aufmerksamkeit erhalten.“




DENK und die Balkanisierung der Politik



Bei der DENK Partei handelt es sich um eine von Türken in den Niederlanden gegründete Partei, deren Name laut Wikipedia auf Niederländisch das selbe bedeutet wie auf Deutsch und auf Türkisch „Gleichheit“.

Während nach außen linke Positionen vertreten werden kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass sich DENK ähnlich wie die BIG Partei in Deutschland fest in der Hand der türkischen Geheimdienste befindet.

Auch wenn oberflächlich Lieb Freude zu herrschen scheint zwischen den etablierten linken Parteien und ihren türkisch-islamischen Gegenstücken, so gibt es klare Anzeichen, dass letztere mit dem wachsenden türkisch-identitären Wählerpool immer weiter an Bedeutung gewinnen werden. Dies eindeutig zulasten der linken Parteien, was sowohl in Deutschland geschieht, wie auch in den Niederlanden.

Bestes Beispiel für diese Entwicklung ist der große Wahlerfolg der BIG Partei in Duisburg, heute einer türkischen Hochburg. Nicht anders verhält es sich in Amsterdam und anderen Großstädten wie Rotterdam, wo DENK im vergangenen Jahr das erste Mal bei Gemeinderatswahlen auftrat und über 7% der Stimmen für sich gewann.



Noch ein paar historische Zusammenhänge



Die bis ins 19. Jahrhundert de jure unter der Schutzmacht des Osmanischen Reiches stehenden nordafrikanischen Berberstädte waren über Jahrhunderte berüchtigt für ihre Piraterie, bei der sie regelmäßig europäische Schiffe und Küstenstädte überfielen und dabei Sklaven nahmen.

In der damaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches Istanbul störte man sich wenig daran und so musste das Ende dieser Periode mit Gewalt eingeleitet werden. Nachdem es mehrere Berberkriege und militärische Interventionen gab, bei denen sich sogar die damals noch relativ jungen USA beteiligten, brauchte es schließlich aber eine umfassende Machtdemonstration, um die nordafrikanischen Sklavenkönige von ihrem Thron zu stürzen.

Im Jahr 1816 schickten die beiden damals wichtigsten europäischen Seemächte, das British Empire und (ausgerechnet) die Niederlande eine Flotte nach Algier, um mit dem örtlichen Warlord und Herr über zigtausend Sklaven ein Ende des Sklavenhandels zu verhandeln. Als dieser nicht einwilligt eröffnen die zwei Dutzend Kriegsschiffe das Feuer und vernichten die Wirtschaftsgrundlage für den nordafrikanischen Sklavenhandel.

Zehn weitere Jahre dauerte es dann noch, bis im niederländischen Surinam und anderen von Europas Mächten beherrschten Gebieten die Sklaverei abgeschafft war und bei der Kolonisierung Afrikas als Kernziel festgelegt wurde, die dortige von Arabern und Einheimischen betriebene Sklaverei zu beenden.

Bekanntlich hielten sich mit Ausnahme Belgiens alle europäischen Mächte daran. Im Osmanischen Reich wiederum konnten noch während des Ersten Weltkrieges und in der Zwischenkriegszeit Sklavenbanden ihr Unwesen treiben, was man sogar in der englischsprachigen Wikipedia nachlesen kann.

Erst die Jungtürken unter Mustafa Kemal nahmen eine Position gegen die in der Regel religiös begründete Sklaverei ein und so wurde diese in der Türkei schließlich im Jahr 1964 auch formell für illegal erklärt.

Bis dahin, so schätzt man aufgrund fehlender Statistiken, innerhalb von nur 200 Jahren bis ins 18. Jahrhundert mindestens eine Million Europäer verschleppt werden, wobei es aufgrund der hohen Todesrate und dem Informationen über die Zahl permanent sich in Nordafrika aufhaltender Sklaven auch ein Vielfaches dessen gewesen sein könnte.

Die Türkei als Nachfolger des Osmanischen Reiches hat sich bis heute keine Reue gezeigt für ihren instrumentalen Anteil an der Sklaverei. Im Unterschied dazu haben sich die offiziellen Niederlande – also nicht die Stadt Amsterdam – schon vor einigen Jahren für ihre Rolle an der Sklaverei entschuldigt.



Fazit



Inwieweit den Abgeordneten von DENK oder den linken und grünen Parteien diese Zusammenhänge bekannt sind und was sie eigentlich mit dieser Sache eigentlich bezwecken wollen, werden wir wohl nie erfahren. Vor allem die geplante Entschuldigung vor (sic!) der Ermittlung der genauen Umstände sollte einem hinsichtlich der Integrität des Vorstoßes zu denken geben.

Es handelt sich dabei um eine Nummer mit so vielen Unbekannten, dass sich die Frage der Legitimität fast schon automatisch stellt. Nicht weniger zwingend ist die Frage eines doppelten Bodens an Interessen, der sich in derartigen politischen Manövern sehr oft auftut.

Fest steht in der Sache lediglich, dass die Zwei Drittel Mehrheit steht und sich demnächst einige darüber freuen dürfen, wie sie die große Mehrheit der anderen zu kollektiver Scham zwingen (und möglicherweise zu Reparationen) und das für etwas, das sie nicht getan haben.
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