Vom Clown zum Hasadeur via Millionen (Bildquelle) |
Bis vor kurzem hielt ich relativ viel von HC Strache, dem nun Ex-Frontmann der FPÖ und Vizekanzler Österreichs, muss aber auch zugestehen, dass mir Österreichs politische Landschaft nicht allzu bekannt ist. Strache wirkte in den seltenen Eindrücken auf mich nie wie ein unkontrollierter Hitzkopf, sondern als jemand der weiß, wie man sich Ziele steckt und sie erreicht. Selbst seine seltsame Distanzierung von der Identitären Bewegung und Martin Sellner aufgrund dessen ungewollter Kontakte zum neuseeländischen Terroristen Brandon Tarrant wirkte auf mich wie eine richtige Entscheidung von ihm. Oh, wie habe ich mich getäuscht!
HC Strache, der billige Hasadeur!
Spätestens als Jan
Böhmermann vor einem Monat öffentlich auf Straches Ibizanummer
einging muss man davon ausgehen, dass bei Strache ein Licht
aufging und ihm sein bald bevorstehendes Ende klar wurde. Es muss ein
Schreckensmoment der besonderen Art sein, wenn man unter mehreren
Millionen Menschen der einzige ist, der eine derartige Hiobsbotschaft
versteht.
Ich kann mir aber
auch durchaus vorstellen, dass er schon länger davor über seinen
fatalen Fauxpas in Kenntnis war. Immerhin handelte es sich bei der
„Oligarchennichte“ um eine potenzielle Großkundin. Es ist
überaus wahrscheinlich, dass er mitsamt seinem Umfeld im Nachgang
des gefilmten Gesprächs intensiv versuchte, sie mitsamt ihrer Millionen
ins Boot zu holen.
Früher oder später
muss dann wohl aufgefallen sein, dass da etwas nicht stimmt.
Angesichts der potenziellen Bedeutung für Strache und die FPÖ
schätze ich, dass er noch in der selben Woche die Weichen gestellt
hat für das intensive Werben um die Frau. Und sollten seine Leute
nicht genauso amateurhaft vorgegangen sein wie Strache und Johann
Gudenus im Video, dann wird ihnen der Gedanke eines Hinterhalts
spätestens nach einem Monat gekommen sein. Der Schritt hin zur
abschließenden Erkenntnis wiederum, dass sie dabei zum Zweck der politischen Erpressung heimlich gefilmt wurden
ist nicht groß.
Man kann daher mit
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass
Strache sehr gut wusste, was da über ein Jahr lang für ein
Damoklesschwert über ihm hing – und zwar noch vor seinem ersten
Tag als 8 Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport (zunächst habe ich ihn als Innenminister beschrieben, das war falsch).
Ich denke daher, der
Mann wurde in seiner Zeit in der Regierung hemmungslos erpresst,
zumindest dürfte es in den letzten Monaten der Fall gewesen sein.
Selbiges gilt wohl auch für Gudenus, wobei ich die Person bislang
nicht kannte und seine Arbeit daher nicht einschätzen kann.
Sämtliche politischen Entscheidungen
durch Strache und Gudenus müssen definitiv einer Überprüfung
unterzogen werden, um zu sehen, inwiefern die beiden in ihren
Funktionen möglicherweise unter dem Einfluss der Erpressung und damit gegen die Interessen ihrer Wähler und des
Landes handelten.
Definitiv in ein anderes Licht rückt die nun öffentliche
Bloßstellung Straches dessen Umgang mit der Identitären Bewegung
und Martin Sellner vor gut einem Monat. Offenbar war Strache damals nicht getrieben vom Willen der
umfassenden Aufklärung zur letztlichen Entlastung der IB und
Sellner, wie ich es ihm unterstellte. Vielmehr wollte er vermutlich
einfach nur seinen Kopf retten und hoffte dabei wohl, dass man ihm sein Wohlverhalten danken wird und es
irgendwie weitergehen würde bis jenseits der nächsten
Wahl.
Der Fall von HC
Strache ist für mich ein überaus klarer Fall von kalt berechneter Politsucht, in der das unabwendbare Ende der eigenen Karriere auf Kosten der eigenen Leute und des ganzes Landes hinausgezögert wurde. Was der Mann
sich hier geleistet hat – die fortgesetzte Betätigung als
Regierungspolitiker trotz der mindestens geahnten Erpressbarkeit -
ist an Charakterlosigkeit nicht zu überbieten.
Die Auswirkungen auf
die politische Landschaft in Österreich und Europa werden immens
sein. Aber das braucht Strache nun nicht mehr zu kümmern, seine Politikerpension ist bereits in trockenen Tüchern. Bleibt zu
hoffen, dass der Schaden nicht noch größere Kreise zieht.
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