Über die Komplexität als prinzipielles Ausschlusskriterium für einen „funktionierenden“ Sozialismus


Zentralplanung im Endstadium (Bildquelle)

Die Mainstream Medien propagieren ihn. Künstler fordern ihn. Die Politik im Kleinen bis hoch zur EU wollen ihn. Den Sozialismus. Aber auch der oftmals angedeutete globalistische KI-Technosozialismus muss notwendigerweise in Totalitarismus, Armut, Elend und Zerstörung enden, das wusste bereits Friedrich von Hayek. Hier ein Aufsatz, der sich mit dessen Analyse von Plangesellschaften auseinandersetzt, und warum diese wenn überhaupt nur in kleinen, unterkomplexen Gesellschaften möglich ist, im Großen aber immer in den Totalitarismus führen.




Aier.org: Keine komplexe Gesellschaft könnte jemals sozialistisch sein



Autoritäre Bewegungen links wie rechts befinden sich weltweit wieder auf dem Vormarsch. In unserer Zeit, in der die kreative Zerstörung schneller als je zu vor ihre Kraft bemerkbar macht suchen viele Menschen nach Abhilfe. Sie suchen nach jemandem, der das vermeintliche Chaos endlich versteht und Ordnung in ihr Leben zurückbringt. So sind viele auf der Suche nach Stabilität, insbesondere im Westen, wo starke Führer einen Frühling erleben.

Wie Donald Trump in seiner Rede zur Lage der Nation feststellte fordern einige sogar den Sozialismus, und das trotz einer langen Geschichte des schrecklichen Scheiterns und des Bösen. „Heute Abend“, sagte er, „erneuern wir unsere Entschlossenheit, dass Amerika nie ein sozialistisches Land sein wird.“ In der Tat schließen sich Sozialismus und eine komplexe Gesellschaft gegenseitig aus.

Einer der großen Denker des 20. Jahrhunderts, Friedrich A. von Hayek, verachtete solche Top-Down-Systeme der Wirtschaftsplanung stets. Seine Werke wie das bekannte „Der Weg zur Knechtschaft“ sind durchsetzt mit heftigen Vorwürfen gegen solche autoritäre Systeme, und sein Konzept der spontanen Ordnung, vielleicht die bedeutendste seiner vielen bahnbrechenden Ideen, bietet eine alternative Vision einer Ordnung, die es nicht geben kann, wenn ein starker Mann diese herzustellen versucht.

„Kinds of Order in Society“ als einer seiner weniger bekannten Essays, der 1981 veröffentlicht wurde, beleuchtet Hayeks Auffassung über verschiedene Ordnungen und erklärt darin, wie die Suche nach Sicherheit durch einen starken Staat immer erfolglos bleiben wird.

Nach Hayeks Ansicht ist eine Art Ordnung in der Gesellschaft offensichtlich notwendig: „Die völlige Abwesenheit einer Ordnung kann nicht ernsthaft aufrechterhalten werden.“ Ohne Ordnung würde zwangsläufig Chaos folgen. Welche Art von Ordnung aber am besten geeignet ist, um Millionen von Aktivitäten pro Tag zu koordinieren, „ist das zentrale Problem der Gesellschaftstheorie und Sozialpolitik“.


Zwei Typen von Ordnung


Es gibt zwei Arten von Ordnung. Die erste davon ist die der spontanen oder polyzentrischen Ordnung, „die, obwohl sie das Ergebnis menschlichen Handelns ist nicht von Menschen geschaffen wurde, die bewusst Elemente in einem vorgefassten Muster anordnen“. In der anderen werden die „Beziehungen zwischen den Teilen“ dagegen von einem zentralen Planer „nach einem vorgefassten Plan“ angeordnet.

Während die meisten Menschen denken, dass geordnete Aktivitäten das Ergebnis eines solchen Planers sind, ist ein Großteil der Ordnung, von der wir sprechen jedoch nicht von dieser Art. Tatsächlich ist vieles von dem, was wir für selbstverständlich halten nicht absichtlich angeordnet, wie z.B. die Welt der Physik oder Biologie. Dennoch ist auch in sozialen Phänomenen die spontane Ordnung deutlich wahrnehmbar, wie etwa in der Sprache, wo die Tatsache, dass soziale Phänomene „eine Ordnung besitzen, die niemand bewusst gestaltet hat und derer wir uns erst bewusst werden müssen, was allgemein anerkannt ist“.

In den Sozialwissenschaften - egal ob in Politik, Wirtschaft oder Kultur - dominiert jedoch immer noch oft jenes Konzept der Organisation, die von einem Lenker ausgeht, der das Leben in all seinen Facetten steuert. Dennoch finden wir in den menschlichen Angelegenheiten die eindrucksvollsten Beispiele spontaner Ordnung, wie den Markt.

Nach Hayeks Worten ist die Arbeitsteilung, auf der unser Wirtschaftssystem beruht, das beste Beispiel für eine sich täglich selbst erneuernde Ordnung. „In der vom Markt geschaffenen Reihenfolge werden die Teilnehmer ständig dazu veranlasst, auf Ereignisse zu reagieren, von denen sie nicht direkt wissen.“ Tatsächlich ist das Marktsystem „eine Ordnung, die aus der Anpassung der vielfältigen Umstände besteht, die keine einzelne Person vollständig kennen kann“.

Auf dem heutigen globalen Markt haben sich Koordinationsmechanismen wie das Preissystem spontan entwickelt, und während niemand das Sagen hat, so laufen die Millionen und Abermillionen von Transaktionen und Interaktionen trotzdem nahezu fehlerfrei ab. Es ist verlockend zu denken, dass jemand dafür verantwortlich ist, auch wenn nur in Form einer unsichtbaren Hand. Aber nicht nur auf dem Markt, sondern auch im gesellschaftlichen Leben im Allgemeinen entstehen spontane Ordnungen. Tatsächlich entwickeln sich viele soziale Regeln, Sitten, Gewohnheiten und Traditionen in einem Prozess, der sich von unten nach oben entwickelt.

Das bedeutet nicht, dass überhaupt keine Art von bewusst geschaffener Ordnung notwendig ist. Während die Rechtsstaatlichkeit, die allgemeinen und absolut notwendigen Regeln einer Gesellschaft auch spontan entstehen können, so müssen sie in irgendeiner Weise durchgesetzt werden. Dieser Rechtsstaat sollte nicht jedes kleinste Detail in der Gesellschaft bestimmen, sondern einfach den Rahmen schaffen, in dem die spontane Ordnung existieren und sich entfalten kann und der es „dem Einzelnen überlässt, seine eigene Position zu schaffen“. Für Hayek scheint diese Organisation der Staat zu sein, obwohl er in diesem Aufsatz die Tür für andere Organisationen offen lässt, die als Durchsetzungsorgan der Rechtsstaatlichkeit agieren könnten.

Was jedoch ein großer Fehler wäre ist, wenn wir zu viel Vertrauen in diese Organisation setzen und von dieser Institution erwarten, dass sie den spontanen Ordnungsprozess aktiv steuert. In primitiven, Stammesgesellschaften kann es „vorstellbar sein, dass alle Aktivitäten über ein einziges Kollektivsystem gesteuert werden“. Aber in Gesellschaften, die darüber hinausgehen, wird der organisatorische Ansatz schnell an seine Grenzen stoßen, schon allein deshalb, weil kein einziger Verstand alle Aktivitäten in dieser Gesellschaft kennen und kontrollieren kann.

„Es gibt keine vollständig geplante Gesellschaft mit einem nennenswerten Grad an Komplexität.“ Die moderne Gesellschaft aber ist heute so komplex und global, und dies aus dem einfachen Grund, weil sie „nicht von einer bestimmten Organisation abhängig war, sondern als spontane Ordnung wuchs“.


Nieder mit der Ordnungsgestaltung


Diejenigen, die einen starken Staat fordern, der aktiv die menschlichen Angelegenheiten plant, weil das soziale Leben heute zu komplex geworden ist, als dass man es dem Einzelnen überlassen könnte, begehen einen fatalen Fehler. Hayek schreibt: „Tatsache ist vielmehr, dass wir eine Ordnung dieser Komplexität nur dann bewahren können, wenn wir sie nicht durch die Methode der ‚Planung‘, d.h. durch direkte Befehle, kontrollieren, sondern im Gegenteil die Bildung einer spontanen Ordnung auf der Grundlage allgemeiner Regeln anstreben“.

Andernfalls würde die Forderung nach dem deutschen Ansatz der Ordnungsgestaltung langfristig nur zu einer Katastrophe führen. Diese Rechtsauffassung „ist die in totalitären Staaten vorherrschende Auffassung“, und während diejenigen, die eine aktive Schaffung von Ordnung fordern, selbst vielleicht nicht für den Totalitarismus eintreten, so werden sie ihn mit ihrer Forderung am Ende trotzdem verursachen.
Hayeks Vorstellung von der spontanen Ordnung, die lediglich in geringem Maße durch eine Organisation ergänzt wird, um einen allgemeinen Rahmen zu schaffen, ist also ein Argument gegen Autoritarismus jeglicher Art. Gerade heute ist diese Feststellung von Bedeutung, da die Gesellschaft immer komplexer und damit für den Einzelnen in seinem Verständnis komplizierter geworden ist und eine funktionierende zentrale Planung nur noch utopischer wird. Aber nicht nur das: Die spontane Ordnung ist auch ein wichtiges Argument für die Freiheit.

Wie Hayek selbst schreibt: „Im sozialen Bereich ist die Idee der spontanen Ordnung die Grundlage und ein systematisches Argument für die individuelle Freiheit.“
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