Eine westdeutsche Rentnerin beim lesen dieses Artikels (Bildquelle) |
Gerade lese ich
im Express
über Frauen, die gewarnt werden mehr anzusparen, weil sie weniger
Rente als Männer bekommen. Es gilt, den ach so bösen Gender-Pay-Gap
auszugleichen, den die Partriarchie den Frauen sogar noch im Alter
aufoktroyiert. Auch in Deutschland kommt
das Thema immer wieder auf und wird mit dem entsprechenden Dreh
in die Öffentlichkeit geschmissen. Schaut man sich aber auch hier
die Zahlen etwas genauer an, dann wird deutlich, dass
keineswegs eine systematische Benachteiligung vorliegt.
Ja, Rentnerinnen bekommen im Monat weniger Geld als Rentner, ABER..
Es ist gut möglich,
dass es in Großbritannien etwas anders ist als in Deutschland, was
an den unterschiedlichen Renetensystemen der beiden Länder liegt.
Die Grundfaktoren aber sind in beiden Fällen die selben, wobei ich
annehme, dass sich die Zusammenhänge in allen Ländern mit
öffentlichem Rentensystem ähnlich darstellen.
Da Frauen und Männer
in das selbe System einzahlen und Frauen noch immer durchschnittlich
weniger verdienen als Männer müssen sie auch geringere
Rentenbeiträge zahlen und bekommen im Rentenalter entsprechend
geringere Zahlungen. Dies liegt am systemimmanenten
Leistungsausgleich, wonach derjenige am Ende etwas mehr bekommt, der
davor mehr eingezahlt hat.
Aber, es gibt da
noch zwei weitere Faktoren, die instrumental sind für die
jeweilige Rentenleistung ingesamt.
- Frauen gehen früher in Rente als Männer.
- Frauen leben länger als Männer.
Das sind zwei
äußerst wichtige Einschränkungen, wenn es um die Frage geht, wie
viel eine Person als Rentner insgesamt erhält an Zahlungen aus dem
Rentensystem. Während die Monatsrente starke Unterschiede aufweisen
kann, so können die Relationen beim Barwert deutlich davon
abweichen, je nachdem wie früh jemand in Rente geht und wie lange
die Person am Ende lebt im Vergleich zu jemandem, der zwar hohe
Zahlungsansprüche hat, aber pünktlich zum 65. Geburtstag stirbt.
Für die Berechnung
der Rentenbarwerte braucht es also das tatsächliche
Renteneintrittsalter nach Geschlecht, das hier
zu finden ist mit Zahlen aus dem Jahr 2010. Dazu braucht es die
Lebenserwartung nach Geschlecht, die in
dieser Tabelle aufgeschlüsselt ist. Und wir benötigen die
Durchschnittsrente nach Geschlecht jeweils für Ost und West, die es
hier
für das Jahr 2014 gibt, da quasi alle Rentner fast ihr gesamtes
Arbeitsleben noch in der BRD oder DDR gearbeitet bzw. gelitten haben.
Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Ost und West gibt es
übrigens fast
keine mehr, ich werde daher annehmen, das die Menschen in
Gesamtdeutschland heute durchschnittlich in etwa gleich alt werden.
Aufgrund der
unterschiedlichen Jahre muss man die Berechnung der Barwerte mit
etwas Vorsicht genießen, aber die jeweiligen Jahreswerte dürften
nicht allzu weit voneinander abweichen, da sich die relevanten
Faktoren nur langsam verändern.
Männer West
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Männer Ost
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Frauen West
|
Frauen Ost
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Alter Renteneintritt 2010
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61,8 Jahre
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61,8 Jahre
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60,5 Jahre
|
60,5 Jahre
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Lebenserwartung 2010
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77,2 Jahre
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77,2 Jahre
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82,7 Jahre
|
82,7 Jahre
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Monatsrente 2014
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1.061 Euro
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993 Euro
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770 Euro
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532 Euro
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Anzahl Monate in Rente
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185
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185
|
266
|
266
|
Barwert der Rente
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196.285 Euro
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183.705 Euro
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204.820 Euro
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141.512 Euro
|
Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass westdeutsche Frauen – also jene, die ihr gesamtes Leben im bösen, von weißen Männern beherrschten Kapitalismus verbringen mussten – am Ende die größte Entschädigung bekommen für ihre Anwesenheit dort. Die großen Verlierer sind ostdeutsche Frauen, die im von der Ganztagskita bis zur sozialistischen Einheitsbarre zwar allerlei gestellt bekamen, am Ende aber in die Colortronröhre gucken müssen.
Bei den Männern ist
der Unterschied bei weitem geringer, allerdings noch immer deutlich
in der Höhe einer Jahresrente. Ich nehme stark an, dass die große Differenz bei den Frauen auch an
der im Sozialismus üblichen Geschlechtertrennung lag, nach in den
harten aber besser bezahlten Stellen ein Männerüberschuss
herrschte, während Frauen eher die bequeme Kitakarriere einschlugen und proportional noch weniger angerechnet bekamen als ihre westdeutschen Geschlechtsgenossinnen.
Für das Gesamtbild
ohne Trennung zwischen Ost und West braucht es die Bevölkerungsgröße
beider ehemaliger Teilstaaten. Die DDR hatte im
Jahr 1989 16,4 Millionen Einwohner (20,7%) und die BRD 62,7
Millionen (79,3%). Daraus ergeben sich die folgenden Barwerte:
Männer gesamt:
193.681 Euro
Frauen gesamt:
191.715 Euro
Insgesamt Männer
bekommen also etwas mehr Geld aus dem System, was ich mit dem starken
Abfall bei ostdeutschen Rentnerinnen erklären würde in Relation zu ihren männlichen Mitinsassen. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern für ganz Deutschland allerdings ist recht klein und liegt bei lediglich knapp
2.000 Euro oder einem Prozent.
Wie man bei
Sciencefiles
nachlesen kann bleiben beim „Gender-Pay-Gap“ noch etwa 2-6
Prozent Gehaltsunterschiede übrig zwischen Mann und Frau, nachdem
man ihn bereinigt um relevante Faktoren wie die Qualifikation, die
Stelle, die Berufserfahrung und anderes. Angesichts der Tatsache,
dass die Rentenbarwerte deutlich näher beieinander liegen als der
bereinigte Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern kann man
schließen, dass das Rentensystem Frauen keineswegs benachteiligt,
sondern sie tendenziell sogar eher bevorteilt.
Ich schließe:
Das einzige, was Frauen hinsichtlich ihrer Rentenansprüche deutlich
benachteiligt ist der Sozialismus.
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