Frankfurt und der Main im Jahr 2100? (Bildquelle) |
Während wir uns
hierzulande in spätrömischer Dekadenz ergehen und darüber
nachdenken, wie wir für eine angemessene „soziale Durchmischung“
des städtischen Raumes sorgen können, ohne dabei auch nur einem
Juchtenkäfer ein Haar zu krümmen, wächst die Bevölkerung in der
Dritten Welt – namentlich Afrika und die Länder des Subkontinents
– unaufhörlich weiter. Bereits heute gibt es dort dutzende
Moloche, in denen Millionen Menschen in ärmlicher Weise eng gepackt
aufeinander leben. Eine Projektion zeigt nun, wie es weitergehen
könnte. Es ist ein Schreckensszenario wie aus einem Horrorfilm.
Die Megastädte der Dritten Welt sind bereits heute völlig überlastet
Die großen Moloche
der Welt wie Lagos, Islamabad oder Mumbai sind heute schon heillos
überlastet. In den Städten sinkt die Geburtenrate zwar leicht
aufgrund des erlebten Dichtestress, aber vom Land drängen
unaufhörlich weiter Menschen hinzu auf der Suche nach einem besseren
Leben.
Ob Strom- und
Wasserversorgung, Kanalisation, Straßenbau und
Infrastruktureinrichtungen wie Schulen oder Krankenhäuser, nichts
davon ist auf dem Stand, die heute dort lebende Bevölkerung
ausreichend zu versorgen. Zu schnell geht der Zuwachs für eine
realistische Raumplanung am Bedarf. In diesen Städten gibt es keine
Krisen, die Krise ist vielmehr der Dauerzustand, der gelegentlich von
Katastrophen unterbrochen wird.
Während die relativ gut funktionierenden chinesischen
Millionenstädte, wie etwa Chongqing mit insgesamt 28
Millionen Einwohnern dank der 1-Kind-Politik und dem Abebben des
Zuwachses heute relativ gut dastehen, sieht die Lage von Dhaka über
Ahmedabad, Addis Abeba, Nairobi bis hin zu Abuja ganz anders aus.
In den meisten
Städten davon weiß niemand so wirklich, wie viele Menschen
überhaupt dort leben, geschweige denn jedes Jahr in die Slums in und
um die Städte herum hinzuziehen. Entsprechend ist auch die
Sicherheitslage, die Peter Scholl-Latour einmal so umschrieb, dass
man vor 30 Jahren selbst als Weißer noch problemlos abends durch
Lagos gehen konnte, dies inzwischen aber nicht mehr möglich ist ohne
ausgeraubt zu werden.
Was soll nur
werden, wenn diese Städte noch einmal drei Generationen lang über
ihrer Kapazitätsgrenze wachsen?
Die Projektion zeigt Elendsmoloche mit hundert Millionen Einwohnern
Sollte es auch nur
annähernd so weitergehen wie gehabt, dann werden nicht wenige der
Millionenmetropolen bis in drei Generationen mehr Einwohner als
Deutschland haben. Für Lagos in Nigeria werden 88 Millionen
Einwohner erwartet, für Kinshasa im Kongo sind es 83 Millionen und
die Bevölkerung von Daressalam in Tansania soll auf 77 Millionen
Menschen ansteigen.
Wie soll das
funktionieren? Wie soll die Logistik funktionieren, wenn bereits
heute nicht genügend Kapital und Kenntnisse vorhanden sind, um die
gegebene Bevölkerung ausreichend zu versorgen? Wie soll die
Sicherheit hergestellt werden, wenn man nicht einmal heute ohne
Risiko auf der Straße gehen kann? Welche Wahrscheinlichkeit hat es,
dass die dortigen Regierungen und Behörden endlich kompetent werden
und aufhören, das wenige vorhandene Geld nicht mehr zu klauen,
sondern in die öffentliche Infrastruktur zu investieren?
Blickt man auf die
Schweiz, eines der wohl hochfunktionalsten Länder der Welt, dann
sieht man, dass selbst funktionierende Gemeinwesen Probleme bekommen,
wenn sie zu schnell wachsen. Der Dichtestress ist ein alltägliches
Phänomen, überall werden freie Flächen zubetoniert und trotzdem
platzen die Städte aus allen Nähten und steht jeder Schweizer im
Stau oder im Zug, weil die Sitzplätze alle voll sind. Und die
Schweiz, sie wuchs innerhalb von 30 Jahren „nur“ um ein Drittel.
Die Armutsmoloche
der Welt, sie wachsen im gleichen Zeitraum um über 50 Prozent.
Wird es ein Ventil geben, eine Implosion oder eine Explosion?
Ich halte es für
unwahrscheinlich, dass die betreffenden Länder rechtzeitig Methoden
entwickeln werden, die das Wachstum in geregelte Bahnen lenken werden,
oder die dafür sorgen, dass Frauen deutlich weniger Kinder bekommen.
Zu eingefahren sind die Strukturen und Traditionen und zu wenig Wille ist vorhanden für entscheidende Veränderungen.
Vielleicht wird
künstliche Intelligenz der drohenden Entwicklung die Spitze nehmen.
Allerdings muss man selbst in den mittleren Szenarien annehmen, dass
sich die heute schon dramatische Lage erst noch weiter zuspitzen
wird, bevor eine Verbesserung eintreten kann. Überaus relevant ist
daher die Frage, ob es zu einer Implosion kommt oder zu einer
Explosion oder gar zu beidem.
Die US-Armee
bereitet sich heute schon darauf vor, künftig im Umfeld „sich
entfaltender Komplexität“ Kriegseinsätze ausführen zu müssen,
wie es in einem dystopisch anmutenden Pentagonvideo dargelegt wird. Auf gut deutsch heißt das, dass man diese Megastrukturen nicht mehr kontrollieren wird können, sondern nur noch punktuell in die Unordnung eingreifen wird können.
In einem anderen
Szenario könnten Seuchen für Millionen Tote sorgen. Dank des
Dschungels und der Unwissenheit über Krankheiten bis hin zur offenen
Ablehnung von moderner Medizin ist Afrika immer nur einen Schritt
von der nächsten Seuche entfernt. Dank der mangelnden Sensibilität
gegenüber der Gefahr können diese sich
immer wieder ausbreiten. Die Frage ist, können solche Ausbrüche
auch dann noch kontrolliert werden, wenn Kinshasa 50 oder 70
Millionen Einwohner hat? Nicht einmal HIV hat man in Afrika im Griff.
Ebenfalls nicht
unbedacht bleiben kann der Aspekt der Nahrungsmittelversorgung. In
einem anderen Artikel bin ich der Frage nachgegangen, wer
eigentlich den Planeten ernährt und er gefüttert wird. Die Antwort
ist auch hier beunruhigend. Es sind vor allem christliche Länder,
die ein Getreideüberangebot produzieren und es sind vor allem
islamisch und hinduistisch geprägte Länder, die konsumieren.
Gleichzeitig sind es aber vor allem deren Moloche, die weiter
unaufhörlich wachsen. Was wohl passieren würde, wenn die
Anbauproduktivität stagniert oder der Welthandel zum erliegen kommt?
Eine epochale Implosion mit einer nie dagewesenen Hungersnot wäre
die Folge.
Die dritte Variante
und die für uns und unsere Lebensweise wohl gefährlichste ist jene
der Explosion. Nicht in dem Sinne, dass diese Länder expansiv
werden, dafür fehlen Technik und Ordnungsstrukturen. Vielmehr
könnten sich aber weitere Migrationsströme auf den Weg machen und
alles dagewesene im Vergleich wie eine laue Mittsommernacht aussehen
lassen. Aktuell ist es ungefähr einer von ein Hundert, der sich in
den vergangenen drei Jahren von Afrika, dem Mittleren Osten und dem
erweiterten Subkontinent erfolgreich auf den Weg nach Europa
aufmachte.
Was wird geschehen,
wenn das so weitergeht? Was, wenn sich auch in 30 Jahren ein Prozent
auf den Weg macht, wenn es dort 50% mehr Menschen geben wird? Was,
wenn sich zwei Prozent auf den Weg machen?
Unsere Systeme wären
bei einem solchen Ansturm nicht nur am Anschlag und kurz vor dem
Zusammenbruch, vielmehr würde auch bei uns der drohende
Zusammenbruch zum neuen Normal und dieser permanente Krisenzustand,
er würde nur manchmal unterbrochen von Katastrophen.
Angesichts der
aktuell geführten öffentlichen Debatten rund um Dieselabgase, Genderfeminismus,
bedingungslosem Grundeinkommen und Umweltschutzprogrammen, die bald
wohl von der Realität nicht nur überholt sein werden, sondern
völlig abgebrannt werden, muss man sich fast schon schämen
angesichts der allgemeinen Ignoranz gegenüber den wirklichen
Bedrohungen.
Man sollte nie
seine positive
Einstellung verlieren, bei solchen Projektionen aber fällt es
sehr schwer. Vor allem wenn man bedenkt, mit was für einer
politischen Elite wir gesegnet sind, die das alles nicht nur
ignoriert, sondern die in Teilen wie es scheint auch darauf erpicht
ist, diesen
Zustand herbeizuführen.
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