Über die seltsame Abwesenheit linker YouTube Kanäle und die staatliche Einflussnahme in die öffentliche Debatte im Internet

Staats"funk" (Bildquelle: Collage YT Bildschirmfotos)

In den letzten Tagen habe ich mich etwas umgesehen im deutschsprachigen YouTube und nach Kanälen gesucht, die sich gegen die aus den USA kommende nicht-linke Gegenkultur richten und den aktuellen kulturmarxistischen Mainstream inklusive Gender, Islam und Globalismus verteidigen. Weniger als eine Handvoll davon habe ich aber nicht gefunden und die meisten, die man dazu zählen kann gehören zu Funk und sind damit gebührenfinanziert. Versucht das ÖRTV System etwa, im Internet in die freie Meinungsbildung einzugreifen?


Die unabhängigen Kanäle im Mainstreamfahrwasser sind: LeFloid und RobBubble



Ich weiß gar nicht, wie viele Kanäle ich durchgegangen bin auf der Suche nach Kanälen mit links angehauchten Kommentaren zu Zeitgeist und Politik. Es waren mindestens 100, die ich über die Empfehlungsfunktion von YouTubern und die Funktion „ähnliche Kanäle“ abgesucht habe. Eindeutig fündig geworden bin ich nur bei den beiden im Titel genannten.

LeFloid war mir davor schon ein Begriff, weil er in der Vergangenheit einmal mit Merkel im Sandkasten spielen durfte, während mit RobBubble bislang kein Begriff war und er im engeren Sinn auch nicht auf die Liste gehört, weil er laut Eigenbeschreibung „auf diesem Kanal [..] Ironie, Satire, Parodie, Sketche & ab und zu auch mal ernsteren Journalismus“ präsentiert. Auch wenn sein letztes Video bereits vier Monate alt ist habe ich ihn trotzdem in die Liste aufgenommen, weil er ab und an ein Thema wie die EU oder ähnliches behandelt und dabei brav die Vorteile aufzählt, und damit LeFloid nicht der einzige ist in der Kategorie.

Im Überblick sieht es also ziemlich mau aus im deutschen YouTube Raum im Hinblick auf die Verteidigung postmoderner Errungenschaften wie dem fliegenden Wechsel zwischen den Geschlechtern und dem Kampf gegen den bösen weißen Mann und seine Unterdrückungsherrschaft.

Angesichts der mitunter hitzig geführten Debatten und einer Vielzahl etablierter Kanäle auf beiden Seiten des Kulturkampfes im englischsprachigen Internet fand ich das recht überraschend. Immerhin gibt es inzwischen auch recht viele deutschsprachige Kanäle, die mit teils witzig gemachten politischen Kommentaren in der jüngeren Generationerfolgreich auf Zuschauerfang gehen. Allerdings gehören diese - mit den beiden Ausnahmen - alle der Gegenkultur an.



Staatsfunk macht Meinung und steuert Kultur – aber wohin?



Aber da gibt es noch eine Seite in der Kategorie videobasierter Politkommentare. Zunächst war mir gar nicht klar, dass es sich bei den Kanälen um staatlich gesponserte Meinungsarbeit handelt, da der Teil mit den finanziellen Verflechtungen hinter „Kanalinfo“ versteckt wird, wo sowieso niemand hinklickt. Früher im Fernsehen wusste man dank des sichtbar in einer Ecke prangenden Logos noch, womit man es zu tun hatte. Auf YouTube wird das heute vermieden.

Die komplette Liste mit den Youtube Angeboten von Funk bin ich nicht im Detail durchgegangen. Es gibt aber mindestens drei Kommentatoren, die sich hauptsächlich zu Zeitgeist- und Politthemen äußern. Da wäre einmal Headlinez mit Raik Anders, dann gibt es Auf einen Kaffee mit Moritz Neumeier, sowie Deutschland3000 präsentiert von einer Eva Schulz. Jan Böhmermann, dessen Namen einige sicherlich kennen veröffentlicht nicht bei Funk, sondern bei ZDFneo. Daher steht er nicht auf der Liste als vierter Mann im Bunde.

Dem Namen nach war mir nur der erste bekannt, da er mir in anderen Videos schon als Zielscheibe der Kritik begegnet ist. Ein Blick auf das „gefällt mir“ zu „gefällt mir nicht“ Verhältnis zeigt auch deutlich, wie beliebt der Mann unter YouTube Konsumenten ist. Die Relation findet sich wie es scheint auch bei den anderen beiden Staatskanalbetreibern.

Seltsam dabei ist, dass alle drei aus einer ganz bestimmten Perspektive berichten. Man ist für Multikulti, Feminismus und all das andere Gerümpel des aktuellen Zeitgeistes und selbstverständlich geht es gegen die AfD, Donald Trump und immer wieder gerne gegen Sachsen.

Hinzuzählen zu den drei Kommentatoren müsste man eigentlich noch mindestens ein weiteres Dutzend der Funk Formate. Bei Die Frage beispielsweise handeln mehrere der letzten Videos vom Feminismus (ganz toll!!) und es gibt auf dem Kanal gleich eine ganze Serie über Geschlechtsumwandlungen. Verzeihung, es heißt „Geschlechtsanpassungen“ (anstrengend, aber lohnt sich!!). Funk hat anscheinend auch nicht nur ein sondern gleich mehrere Programme von, über und für Kopftuchmädchen und alle, die es werden wollen. Wozu auch immer.

Austariert wird die Kopftuchlastigkeit mit einer extra Prise Kulturmarxismus für Landeier unter der geschätzt 12-18 jährigen Zielgruppe. Eine der Mädchenserien mit dem Titel Country Girls handelt von Liebe, Sex und Zärtlichkeit unter Mädchen - im Sinne von lesbischen Mädchen - wobei die erste Folge im Vorschaubild klar macht worum es geht: „Fuck my Life“.

Es ist nicht so, dass mir eine von Harmonie strotzende Fernsehwelt lieber wäre, da die Fiktion meist genau dann interessant ist, wenn sie die Realität spiegelt und diese aus einer interessanten Perspektive kommentiert. 

Aber muss das staatlich sein? Muss die Zielgruppe Kinder (vor allem Mädchen!) wirklich staatlich sanktioniert so einem Müll ausgesetzt werden?


Vielleicht zwei oder drei der Formate, die bei Funk angeboten werden würde ich als öffentlich förderungswürdige Projekte erachten. Der große Rest aber (es werden an die 100 Kanäle betrieben) werden im Internet zuhauf auch bereitgestellt von Privatpersonen, die sich nach der Arbeit oder neben dem Studium kreativ ausleben und ihre Videos unter eigenem Risiko erfolgreich vermarkten. 

Im Ernst:

Davon gibt es im Internet bei weitem mehr als wir alle brauchen. Das Staatsfernsehen hat absolut gar keinen Grund, sich in das Angebot mit einem eigenen Programm einzumischen.

Vor allem aber wenn es um die politische Meinungsbildung geht wird eine Grenze überschritten, die ich nicht anders als anti-demokratisch bezeichnen kann. Wer meint, dass er mit staatlichen Geldern eine Meinungsfront aufbauen muss die es sonst nicht gäbe, die dazu auch noch die Regierung gegen Kritik verteidigt und sich dabei nur auf einer Seite der Debatte bewegt, der hat etwas an den grundlegenden Prinzipien unserer Staatsform nicht verstanden! Freiheit, Demokratie, Pluralismus und Gewaltenteilung funktionieren eben nicht, indem man sie staatlich steuert, sondern indem der Staat seine Finger raushält. Das gilt vor allem dann, wenn das bereits vorhandene privat veröffentlichte Meinungsangebot floriert.

Freundlich gesagt ist Funk reine Geldverschwendung. Weniger freundlich ist es ein Versuch privaten Anbietern, die möglicherweise nicht dem gewollten Meinungsbild entsprechen über den nie leer werdenden Eimer öffentlicher Gelder systematisch das Wasser abzugraben. Schaut man sich die Stoßrichtung des Senders an, dann scheint die Zielmarke klar ausgegeben zu sein: Die Jugend indoktrinieren und zersetzen.
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