Wie bei Karl-Eduard von Sch. (Bildquelle) |
Da ich kein Fernsehgerät besitze, Instagram nur vom Hörensagen kenne und die Mainstream Medien meide wie der Teufel das Weihwasser, habe ich es zunächst gar nicht mitbekommen. Vor ein paar Tagen ging es mal wieder rund, nachdem Volkswagen einen Werbespot für seinen neuen E-Golf veröffentlicht hatte. Rassistisch soll dieser gewesen sein, hieß es von Seiten der Empörungsindustrie, und so berichteten auch die GEZ-Medien über die böse Marketingmissetat der ehemaligen Hitlerwerke. Als ich den Spot und den zugehörigen Bericht des ZDF dazu jedoch sah, da war ich doch ziemlich erstaunt über das, was Volkswagen da verbrochen haben soll, und welche Forderungen das ZDF ableitend daraus zu stellen wagte. Nicht nur lässt sich darüber streiten, ob der Spot tatsächlich Neger gesagt hat, vielmehr haben sie es auch geschafft, Fake News unterzubringen und es in Ableitung daraus gewagt, eine Drohung in Richtung der werbetreibenden Industrie zu äußern, die man nur noch mit „wie in der DDR“ kommentieren kann.
Der hat Neger gesagt!
„Neger“ soll da
also ausgeschrieben stehen, „wenn man das Filmchen anhält“, wie
die ZDF Stimme aus dem Off kommentiert. Da stellt sich zunächst
einmal die Frage, wer überhaupt das Filmchen anhält. Immerhin
handelt es sich dabei um eine dieser nervigen Werbeeinblendungen, die
einem vom eigentlichen Seitenziel abhält. Kein Mensch bei Verstand käme jemals auf die
Idee, so ein Filmchen anzuhalten. Sollte das passieren, dann ist es
meist nur ein Versehen über das man sich ärgert, oder aber man
sieht eine leicht bekleidete, attraktive Frau, an deren Anblick man einen Moment lang erfreuen möchte.
Dann aber könnte es auch sein, dass wir im Land eine bestimmte Klientel haben, die nicht auf attraktive Frauen anspringt, sondern auf Nazisymbolik und überall da irgendwelche Runen oder verdeckte Hitlerbotschaften zu entdecken glaubt, wo andere einen weiblichen Körperteil sehen. Letzteres lässt sich als natürlicher Teil unserer Sexualität erklären, bei der Suche nach Nazisymbolik muss man sich dagegen fragen, was die Menschen vor dem Jahr 1933 gemacht haben als das noch kein Thema war, und an welchen persönlichen Problemen sie jenseits ihrer Hitlermanie womöglich noch leiden könnten.
NEGER, REGEN oder doch nur ERNEG?
Schluckt man diese
kleine Fragwürdigkeit, dann kommt als nächstes der prüfende Blick
auf diese ominöse Buchstabenfolge, die den Betrachter in ihren
Bann ziehen will. Das Wort Neger besteht aus fünf Buchstaben, die
tatsächlich allesamt auf dem Bildschirm erscheinen. Allerdings
stellt der kritisch-nüchterne Betrachter schnell fest, dass da nicht
Neger steht und nicht einmal dessen Palindrom „Regen“, sondern da
steht „Erneg“.
Der Linguist
bezeichnet das als Anagramm. Es handelt sich dabei um einen Begriff,
den nicht jeder kennt und auch das Phänomen ist eines, das nicht jedermanns Talent ist. „Sionsoffnigsundökuss“ ist beispielsweise
kein Ortsname aus Island, Ungarn oder Wales, sondern ebenso ein Anagramm, das
die übergroße Mehrheit der Leser vermutlich nur mit Unterstützung
eines Programms lösen kann. Nicht zuletzt müsste es jedes Mal einen
kollektiven Aufschrei geben bei dem - zugegeben leicht exotischen,
aber nicht unmöglichen - Begriff „Regenregal“. Denn die rassistische
Gefahr lauert hier nicht nur im Anagram, sondern sogar im Palindrom!
In Bezug auf die
beiden oben genannten Punkte haben wir es hier also mit einem
Sachverhalt zu tun, der überhaupt nur dann zu einer Sache wird, wenn
ein Autist mit persönlichen Problemen über die Buchstabenfolge
stolpert. Damit fallen circa 99,99% der Bevölkerung heraus aus der
Kandidatenliste jener, die sich daran stören könnte. Entsprechend
muss man sich fragen, welche Klientel das ZDF und der Rest dieser
Medienmeute anspricht - und überhaupt aus welcher Art von Recherche-
und journalistischem Entscheidungspersonal sich diese publizistischen
Einrichtungen rekrutieren. Durchschnittsmenschen, die ein
Durchschnittspublikum bedienen sind es sicherlich nicht.
Oh, oh, oh „White Supremacy“
Gleich hinter diesem
linguistischen Hürdenparcours des ZDF Berichts geht es
weiter mit der perspektivischen Verzerrungsparade. Dieses Mal wird die Kiste mit Denglizismen geöffnet und aus
dem Ordner für kulturspezifische Phänomene der Vereinigten Staaten
die „White Supremacy“ herausgekramt. Der Gerechtigkeit halber sei
hier gesagt, dass es kaum eine begriffliche Entsprechung im Deutschen
gibt. Selbst ich als geübt in der englisch-deutschen Übersetzung bin an einer akkuraten Übersetzung gescheitert,
nachdem mir der Begriff bei der Lektüre von US-Medien oft genug
entgegen kam. In etwa „weißes Überlegenheitsdenken“ käme
heraus. Aber wer könnte in Deutschland, als einem Land quasi ohne
eigenen historischen Bezug zum Rassismus gegenüber Schwarzafrikanern,
schon etwas damit anfangen?
Der Begriff ist ein
Findling ohne Bezug im deutschen Verständnissystem, in etwa so wie
der deutsche Ableger der Nation
of Islam oder der Sinn hinter „Black
Studies“ an der Universität von Bremen. So bleibt es vermutlich den allermeisten
Konsumenten des Berichts ein Rätsel, was genau dieses „White
Supremacy“ bedeuten könnte. Der Erzähler hilft kurz bei der
Einordnung dieser Bewegung als „rassistisch“, so dass der
Zuschauer innerlich mit dem Kopf nicken und es weitergehen kann. Die
Einordnung der White Supremacy als rassistisch ist dabei nicht einmal
inkorrekt. Es trifft eindeutig zu auf die Bewegung, die das im
übrigen sogar über sich selbst so sagt.
Groteske die Erste: Eine „Fake Geste“ zur Bloßstellung von „Fake Medien“ mit ihren „Fake News“
Der erste von drei
Teilen der Groteske um diesen Augenblick in dem ZDF-Bericht ergibt
sich jedoch aus dem nächsten Bild. Es zeigt die sogenannte
„OK-Handgeste“ (in der Version mit der Handinnenfläche vorne)
und es wird dazu erklärt, dass es sich bei dieser um die Art und
Weise handelt, „wie sich die amerikanische White Supremacy Bewegung
grüßt“.
Das ist falsch. Das
ist sogar sehr falsch. Es ist Fake News und diese Fake News wurde
sogar absichtlich gestreut, damit die Mainstream Medien darauf
hereinfallen. Ursprung dieser Geste als vermeintliches(!) White Supremacy Erkennungszeichen ist das Forum
4Chan, wo ein anarchischer Umgang gepflegt wird. Die Geschichte dazu
besteht darin, dass jemand auf die Idee kam, die Mainstream Medien
glauben zu lassen, dass es sich dabei tatsächlich um ein Symbol der
White Supremacisten handelt. Man wollte damit die Medien bloßstellen,
die bereitwillig und unhinterfragt auf jeden Zug aufspringen, wenn es um „Rassismus“
oder Nazis geht, oder alles, was sie dafür halten.
Tatsächlich gelang
es den Forenten bei 4Chan dann sehr schnell, die Medien davon zu
überzeugen, dass sich Rassisten mit dieser OK-Geste zu erkennen
geben. Es gab daraufhin einige Fälle, in denen das Zeichen durch
Personen auf Fotos gemacht wurde, die in die US-Medien kamen. In
einigen Fällen wie dem im Bericht gezeigten Beispiel machten die Personen das Zeichen absichtlich –
jedoch nicht als Zeichen für eine rassistische Gesinnung, sondern um
damit die Leichtgläubigkeit und Verlogenheit der Mainstream Medien
zu kritisieren. Trollen nennt sich diese Methode und sie ist sehr
wirksam.
In einigen anderen
Fällen wiederum wurde die Geste nur versehentlich gemacht, ohne dass
die Personen davon wussten und auch ohne, dass die Aufnahmen davon in
die Öffentlichkeit gelangen sollten. So
verlor ein Darsteller in einem Vergnügungspark seine Arbeitsstelle,
weil er auf einem Foto mit einem kleinen Kind seine Hand auf dessen
Schulter legte, und die Finger unbeabsichtigt so legte, dass es
aussah wie die OK-Geste. Die Meute der Mainstream Medien kennt eben keine Gnade, wenn sie erst einmal das Kunstblut der kulturellen Kritik gerochen hat.
Die Medien, so der
erste Teil dieser Groteske um die Geste, fielen auf das Zeichen in einer derart umfassenden Weise
hinein, dass sie es für sich zu Realität erklärten. Das ZDF
unterstreicht damit lediglich, dass es ebenso wie die meisten anderen Medienanbieter gefangen ist in dieser
Lügenmatrix und nicht mehr in der Lage ist, Relevantes von
Irrelevantem und Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden.
Groteske die Zweite: Welches Publikum spricht der Werbespot eigentlich an?
Der zweite Teil
dieser Groteske wiederum dreht sich um die Frage, an wen der
Werbespot gerichtet ist. An der gewählten Sprache lässt sich
eindeutig erkennen, dass dies Deutsche, Schweizer und Österreicher sind. Denn der „Neger“
funktioniert nur bei einem deutschsprachigen Publikum, während beispielsweise aus
„The new Golf“ weder per Palindrom noch als Anagramm der
berüchtigte „Nigger“ gebildet werden könnte.
Wir haben es also
mit einem deutschen Publikum zu tun, das bis zum ZDF-Bericht weder
etwas über White Supremacy wusste, noch wusste, wie sich deren Genossen zu
erkennen geben. Jetzt dagegen wissen sie es und so besteht das Ergebnis des
Berichts fast schon erwartungsgemäß für ein Produkt staatlicher Umverteilung im exakten Gegenteil des Gewollten: Ein falsches und in
Deutschland gänzlich unbekanntes Symbol wird für echt erklärt und
medial maximal verbreitet.
Glaubt man den Vorwürfen aber dennoch, und der insgeheime Plan bei Volkswagen bestand tatsächlich in der Verbreitung einer rassistischen Botschaft , um dadurch ein paar mehr seiner für den Massenmarkt konzipierten E-Golfs an amerikanische White Supremacisten (ca. 0,008% der Bevölkerung) und ihre deutschen Freunde zu verkaufen (ca. 0,002% der Bevölkerung) - und das zum Preis des Verlusts von Kunden in den USA und Deutschland, die nichts mit derartigen Rassismen anfangen können oder wollen (>99% der Bevölkerung) - dann hat Volkswagen so ziemlich alles falsch gemacht, was es falsch machen kann.
Schnell den Finger durchstecken! (Bildschirmfoto) |
Groteske die Dritte: Ist das wirklich die korrekte Geste?
Ganz so, als ob das noch nicht
genügt, gibt es noch einen dritten Aspekt in diesen wenigen
Sekunden, den man nur noch als grotesk bezeichnen kann. Denn schaut
man sich die Handgeste im Clip einmal genauer an, dann sieht man,
dass die Geste zwar in Richtung der Kamera geht und damit den
Rezipienten erreichen soll - und nicht den Charakter im Clip. Es ist also durchaus eine Botschaft an den Zuschauer. Das
Zeichen selbst aber wird von hinten gemacht. Der eingeblendete Erklärungsbild dagegen zeigt die Geste von der anderen Seite, was auch für jeden Fall der
OK-Geste als Rassistengruß gilt, um den es bislang einen Aufschrei
gab.
Die Frage ist: Zählt
das dennoch, obwohl das Symbol falsch herum gezeigt wurde? Niemand würde jemandem aus Verärgerung den Mittelfinger von hinten zeigen. Und
auch das
verkehrt herum gezeigte Victory Zeichen hat eine völlig andere
Bedeutung als das Original. Es fragt sich, ob sich das ZDF an dieser Stelle
über seine Zuschauer machen will. Oder sollen diese gar in die Irre geführt werden, indem man ihnen die „falsche“ Handgeste beibringt?
Denn nach allem, was
bekannt ist handelt es sich bei der spezifischen Handgeste aus dem Werbeclip um
ein Spiel unter Kindern, bei dem jeder, der durch das Loch zwischen
den Fingern blickt, einen Schlag auf den Oberarm bekommt – einen
sogenannten „Lähmer“. Es sei denn, die Geste wird auf Augenhöhe
angebracht oder aber derjenige, der zum hindurchsehen gebracht werden
soll schafft es, schnell genug mit dem Finger durch das Loch zu stechen.
Ob man beim ZDF auch darüber nachgedacht hat als Erklärung für das Machen der Geste? Vermutlich nicht, denn sonst hätte es der Vollständigkeit halber Erwähnung finden müssen, dass die Geste ganz offenbar zu hoch angesetzt war.
Ob man beim ZDF auch darüber nachgedacht hat als Erklärung für das Machen der Geste? Vermutlich nicht, denn sonst hätte es der Vollständigkeit halber Erwähnung finden müssen, dass die Geste ganz offenbar zu hoch angesetzt war.
Das ZDF verlangt nach „interner Vorzensur“ und droht mit Rufmord
Gleich hinter dem
falschen Verweis auf die falsche Geste für das falsche Publikum
kommt die Leiterin des deutschen Werberats zu Wort, die den Spot als
völlig legal bezeichnet mit der Begründung, dass es „in
Deutschland keine Vorzensur gibt“. Kontroverses ist in Deutschland
nicht illegal und versehentlich - oder gar vermeintlich -
kontroverses erst recht nicht.
Das könnte man nun
so stehen lassen und es dem Betrachter überlassen, ob er eine
derartige Werbung als angemessen empfindet oder nicht. All jenen, die
sich wirklich daran stören, bliebe als weitere Maßnahme dann sogar noch
vorenthalten, sich beim nächsten Autokauf für einen anderen
Hersteller als den Volkswagenkonzern zu entscheiden. Dabei handelt es
sich bekanntlich um die Höchststrafe in Marktwirtschaften und sie
zieht eigentlich immer.
Beim ZDF als quasi
staatlicher Behörde ohne Wettbewerbserfahrung scheint man das
allerdings nicht zu wissen und so wirft der Narrator eine als Tipp
verklausulierte Warnung an Volkswagen (und alle anderen werbetreibenden
Unternehmen) hinterher: „Interne Vorzensur hätte Volkswagen
vielleicht geholfen.“ In Deutschland gibt es also keine Vorzensur,
aber beim ZDF hätte man gerne eine „interne Vorzensur“, weil
diese „hilfreich“ ist.
Und ganz so, als
würde das nicht ausreichen, bekommt Volkswagen gleich noch einen
Schuss vor den Bug platziert, falls man sich in Wolfsburg dem extern
diktierten Diktat eines internen Meinungsdiktat nicht beugt:
„Menschenverachtend, rassistisch, VW“ schließt der Bericht seine Drohung ab.
Unverhohlener kann man eine Warnung kaum ausdrücken. Hier wurde gerade der gesamten Privatwirtschaft Deutschlands damit gedroht, dass man staatlicherseits und über die zwangsweise eingezogenen GEZ Gebühren finanziert dazu bereit ist, den Ruf eines jeden Unternehmens zu ruinieren, das auch in Zukunft nicht zu einer internen Vorzensur bereit ist.
Unverhohlener kann man eine Warnung kaum ausdrücken. Hier wurde gerade der gesamten Privatwirtschaft Deutschlands damit gedroht, dass man staatlicherseits und über die zwangsweise eingezogenen GEZ Gebühren finanziert dazu bereit ist, den Ruf eines jeden Unternehmens zu ruinieren, das auch in Zukunft nicht zu einer internen Vorzensur bereit ist.
Fazit: Fake News gepaart mit echter Drohung
Dieser vermeintliche Skandal und der Bericht darüber sind so
idiotisch, konstruiert, grotesk und sachlich falsch, dass einem die
Haare zu Berge stehen. In Anbetracht jedoch, dass hier eine über
Zwangsgebühren finanzierte Anstalt offene Drohungen ausspricht, geht mein Impuls geradezu in Richtung meiner zu Berge stehenden Haare, um sie mir auszureißen.
Was sich das ZDF
hier geleistet hat, sollte keineswegs unterschätzt werden. Die
Verantwortlichen wissen genau, was sie hier durch ihre anstaltseigene Vorzensur hindurch gelassen haben. Sie spielen sich auf wie die Herren
in einer Gesinnungsdiktatur und machen in größtmöglicher Öffentlichkeit allen klar, dass sie bereit sind, jeden, der
auch nur einen Hauch von Dissens zeigt, gnadenlos und mit allen ihnen
zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterwerfen.
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