Umweltfreundlich, aber leider nazi (Bildquelle) |
Bei der Achse des Guten gibt es hier eine überaus lesenswerte und für Laien sehr einleuchtende kleine Technikkunde in die Physik des Fliegens. Eingebettet ist der Artikel in die Frage, ob es Sinn macht, mit dem gegenwärtigen Stand der Technik batterie-elektrische Flugzeuge zu entwickeln. Die Antwort darauf ist ein klares Nein aus Gründen, die der Autor mit dem kleinen Ausflug in die Welt der Flugzeugphysik überzeugend begründet.
Dennoch sehe ich einige kreative Möglichkeiten, wie man das Fliegen mitunter erheblich umwelt- und flughafenanwohnerfreundlicher machen könnte. Da ich ein blutiger Laie und Physikabstinenzler bin möchte ich darauf hinweisen, dass die folgenden Ideen ziemlich dumm sein könnten und bitte um Nachsicht. Wer sich auskennt, der darf mir dennoch gerne mitteilen, warum meine Ideen nicht funktionieren würden.
1. Hybridflugzeuge mit abwerfbaren Batterien
Wie wäre es denn
mit einer Art Hybrid Flugzeug in dem Sinne, als dass man den Start
vollelektrisch vornimmt und die dafür notwendigen Batterien während
der Steigphase über einem freien Feld abwirft. Das entweder, indem
man sie aerodynamisch als Segler gestaltet und fernsteuert, oder per
Fallschirm in die Pampa fallen lässt.
Dadurch ergäben
sich einige signifikante Vorteile. Einmal würde es den Lärm beim
Start dramatisch reduzieren, da die Turbinen während der Startphase
auf Volllast drehen müssen. Könnte man diesen Teil des Fliegens
elektrisch gestalten mit zwar eingeschalteten aber sich im Leerlauf
befindlichen Turbinen, wäre das für Anwohner ein ziemlicher Segen.
Des weiteren würde
der Gesamtspritverbrauch des Flugzeugs erheblich sinken, weil vor
allem das Starten sehr viel Energie benötigt, da der schwere Flieger
vom Boden gehoben werden will. Laut den Tabellen
dieser Seite verbraucht ein Großraumflugzeug des Typs Boeing 747
insgesamt 470 Liter Kerosin für den Start. Hinzu kommen weitere
6.800 Liter für den Steigflug auf den ersten 200 Kilometern.
Zwar würden die
Batterien sicherlich nicht den Steigflug ausreichen (ich verzichte an
dieser Stelle auf die genaue Berechnung), aber es wäre
ingenieursmäßig doch sicherlich möglich, den Start elektrisch zu
ermöglichen. Denn immerhin entsprechen die knapp 500 Liter Kerosin
netto in etwa 2.100 KWh an Vortriebsleistung in einem
Verbrennungsmotor. Mutipliziert man diesen Wert mit 6kg pro KWh, dann
resultiert daraus ein Gewicht von 12,6 Tonnen für die Batterie.
Hinzu käme dann noch der batterie-elektrische Antriebsstrang,
allerdings käme das System wahrscheinlich nicht auf ein
Gesamtgewicht von mehr als 15 Tonnen.
Das wäre nicht
außerhalb des möglichen, da die verschiedenen Versionen der B747
ein
maximales Startgewicht von 317 bis 447 Tonnen haben. Das
Hybridsystem entspräche damit 3-5 Prozent der Gesamtmasse. Es wäre
also gut machbar.
Wollte man dagegen
auch die gesamte Steigphase batterieelektrisch erledigen, dann hätte
man wesentlich größere Gewichtsprobleme, da die Hybridisierung in
etwa 40-70 Prozent des Gesamtgewichts ausmachen würde. Beschränkt
man sich in diesem Bereich aber auf die ersten 40 Kilometer (~20% der
Steigestrecke), um etwa eine freie Fläche zum Abwurf der Batterien
zu erreichen, dann hätte das Hybridsystem einen Anteil am
Gesamtgewicht von 8-14 Prozent. Auch das wäre sowohl aus
CO2-ökologischer Sicht als auch im Interesse der Flughafenanwohner
sehr vorteilhaft, während es technisch und wirtschaftlich noch im
Bereich des Möglichen bliebe.
2. Flughäfen mit Rampe oder an einem Abgrund bauen
Insbesondere bei
Kurzstreckenflügen, die größtenteils aus Starten und Steigen
bestehen und danach sofort wieder in den Sinkflug übergehen, stellt
das Starten einen großen Umlweltmalus dar. Daher böte sich an,
zumindest kleinere Regionalflughäfen auf Hügeln und mit einer
abschüssigen Startbahn zu bauen.
Für die Piloten ist
das keine große Herausforderung, da sich am Prozedere nichts ändert,
außer dass ihr Flugzeug auf dem Boden rollend automatisch
Geschwindigkeit aufnimmt. Ein ganz besonderes und zugegebenermaßen
nicht ganz ungefährliches Beispiel dafür ist der
Nukla Flughafen in Nepal. Dieser steht mitten in den Bergen,
während die Startbahn über einer Klippe endet. Allzu viel Gas
müssen die Piloten dort also nicht geben, wenngleich die
Gesamtkonfiguration nicht allzu sicher wirkt.
Für Flughäfen mit abschüssigen Startbahnen in Deutschland wäre es aber sicherlich möglich, den kritischen Teil konstruktionsseitig so weit zu minimieren, dass kein extra Risiko für die Flugzeuge und ihre Fracht besteht.
Auch hinsichtlich
der Anbindung der Flughäfen sind keine großen Probleme zu erwarten,
gibt es mit Frankfurt Hahn doch mindestens einen größeren Flughafen
mitten in der pfälzischen Pampa. Nicht zuletzt gäbe es da
theoretisch noch den Transrapid, den man sich vom gesparten Spritgeld
für die Flugzeuge als Anbindung an die übrige Infrastruktur leisten
könnte.
Schließlich gäbe
es auch hinsichtlich der Existenz von Hügeln und Bergen keine
Knappheiten, jedenfalls was die südliche Hälfte Deutschlands
betrifft. Tatsächlich wären dort Bergflughäfen mit abschüssiger
Landebahn sogar ein Segen, da sie in den Städten keinen Platz mehr
verbrauchen oder Lärm verursachen.
Aber auch im
nördlichen Teil Deutschlands gibt es genügend Hügel, die sich für
den Bau von abschüssigen Landebahnen eigenen würden. So verzeichnet
Wikipedia
selbst für Berlin ganze sechs natürliche oder künstliche
Erhebungen von mindestens 100 Metern, von denen einige sogar
unbewohnt
sind oder lediglich mit Ruinen
übersäht sind. Einige davon ließen sich mit Sicherheit zu einem
(Regional-)Flughafen umfunktionieren. Ökologischer als der BER in
seinem aktuellen Dauerzustand würde dieser allerdings nicht werden.
Was das Beispiel der
Berliner „Berge“ auch zeigt ist die Möglichkeit einer
Aufschüttung oder einer auf hohen Stelzen stehenden abschüssigen
Rampe. Moderne Wolkenkratzer können problemlos bis zu 500m hoch
werden, so dass man im Grunde genommen auch eine Landebahn so hoch
bauen könnte. Der eigentliche Flughafen mit der Abfertigung und dem
Wartebereich ließe sich darunter unterbringen.
Ein solcher Bau wäre
zwar sehr groß und damit teuer, allerdings sind auch konventionelle
Flughäfen nicht gerade billig. Laut ursprünglicher Planung sollte
der BER zwei Milliarden Euro kosten, was ausreichen sollte für ein
stabiles Skelett mit einer abschüssigen 800m langen Teerfläche als
Dach. Flugzeuge, die von einer derartigen Rampe aus 400m Höhe
starten würden schließlich nicht nur kaum Kerosin beim Start
verbrauchen und wären erheblich leiser als beim horizontalen
Abheben, sondern sie hätten darüber hinaus auch circa ein Zehntel
ihres Steigfluges hinter sich gebracht.
Die Landungen auf
einem derartigen Flughafen könnten dabei weiterhin flach erfolgen,
wobei die Flugzeuge zum Starten einfach mit einem Lift nach oben
gebracht werden. Dank Gegengewichten würde das nur sehr wenig
Energie kosten.
3. Startkatapulte wie auf Flugzeugträgern
Eine weitere
Möglichkeit zum Spritsparen für Flugzeuge sind Katapulte wie man
sie von amerikanischen Flugzeugträgern kennt. Die Flugzeuge müssten
hierfür wahrscheinlich nachgerüstet werden, damit sie punktuell
angebrachten Zugkräfte überstehen, allerdings ist die Technik dank
der jahrzehntelangen militärischen Nutzung sehr ausgereift.
Prinzipiell steht dieser Lösung also nichts im Weg jenseits einer
Zusatzausbildung für die Piloten, damit diese wissen, wie man bei
einem Katapultstart kontrolliert abhebt.
Die Vorteile dieser
Lösung liegen wie bei den obigen Vorschlägen auf der Hand. Einmal
würden die Flugzeuge beim Start weniger Kerosin verbrauchen. Dann
wären die Starts erheblich leiser, da das Zischen der
dampfgetriebenen Katapulte nicht allzu laut ist und das Geschehen
größtenteils unter der Erde stattfindet.
Dritter Vorteil
dieser Variante wäre wiederum, dass es eine sehr günstige Methode
wäre, sobald es normal ist, Flugzeuge katapultstartfähig zu
konstruieren. Während bei den anderen beiden Ideen große
Entwicklungs- oder Baukosten entstehen und die Systemkosten eventuell
über ihrer konventionellen Alternative liegen, so sind Katapulte und
die Durchführung eines solchen Starts nicht wirklich teuer. Zwar
benötigt es ein dutzend Experten, die den Fliegern beim
katapultieren assistieren, allerdings ist wahrscheinlich, dass die
anderen beiden Vorteile die höheren Kosten in diesem Bereich
überkompensieren.
4. Zeppeline
Seit einiger Zeit
frage ich mich: Warum erwägt man nicht, das alte Konzept der
Zeppeline neu zu beleben? Also nicht die Version der aufblasbaren
Heliumzeppeline, sondern riesige und mit Wasserstoff befüllte
Starrluftschiffe der Marke Hindenburg.
Ja, die Hindenburg
ist abgebrannt, was diesen Technologiezweig effektiv beerdigte.
Allerdings meine ich aus mehreren Gründen, dass die Aufgabe des
Konzepts womöglich etwas voreilig geschah, da darin noch immer
erhebliche Potenziale lauern und das sogar mit Wasserstoff als
Füllmittel anstelle des kaum brennbaren Heliums.
Denn erstens ist
auch Wasserstoff ein verhältnismäßig träges Gas.
Wasserstoffbrände laufen langsam ab, so dass selbst beim dramatisch
wirkenden Unfall (oder Anschlag?) der Hindenburg die meisten Personen
an Bord überlebten. Mit modernen leichteren, festeren und nicht
brennbaren Materialien für die Wasserstoffblasen anstelle von
Goldschlägerhaut
ließe sich die Brandgefahr mit Sicherheit erheblich senken, während
gleichzeitig wesentlich mehr von einander abgeschottete
Wasserstoffsegmente eingebaut werden könnten als jene 16 der
Hindenburg.
Zweitens gibt es
heute sehr gut funktionierende Fallschirmsysteme. So könnte bei
einem Brand die Passagierkabine vom brennenden aber noch immer
schwebenden Ballonteil ausgeklinkt werden, woraufhin sofort nach der
korrekten Ausrichtung der fallenden Kabine (analog zu
Schleudersitzen) Fallschirme aufgehen. Viel mehr als ein paar blaue
Flecken würden die Passagiere bei einem Brand der Hindenburg heute
nicht mehr davon tragen. Das gilt vor allem dann, wenn jeder fest auf
einem Sitz angeschnallt ist, wozu dank der Trägheit eines
Wasserstoffbrandes genug Zeit bleibt.
Drittens lassen sich
Zeppeline fast beliebig skalieren, wobei schon in zu Beginn ihrer
Hochphase mit Begeisterung davon gesprochen wurde, dass die Riesen
der Lüfte sogar bei Sturm sehr ruhig in der Luft liegen. Das würde
es ermöglichen, auch sehr große Zeppeline zu bauen, die sogar die
Größe der Hindenburg übersteigen könnten.
Das
Luftschiff war knapp 250m lang, und hatte einen maximalen
Durchmesser von über 40 Metern. Dabei entfielen vom maximal
möglichen Gesamtgewicht von 242 Tonnen, ganze 118t auf die
Konstruktion. Bedenkt man, dass Luftschiffe damals aus Aluminium mit
einer Dichte von 2,7g/cm³ gebaut wurden, während die heute gängigen
Kohlefaserverbundstoffe nur 1,5g/cm³ wiegen, dann könnte das
Zuladungsgewicht um über 40% steigen auf mehr als 170 Tonnen.
Die Hindenburg
könnte damit eintausend Passagiere a 150kg befördern, wobei der
Start aufgrund des Nettogewichts von Null genauso viel (oder wenig)
Energie verbrauchen würde wie die Steigphase und die eigentliche
Fahrt. Lediglich in der Reichweite wäre ein derartiges Luftschiff
relativ begrenzt aufgrund der Begrenzung auf die Reisegeschwindigkeit
von 80km/h.
Dennoch wäre ein
solches modernes Großluftschiff viertens konkurrenzfähig, da es die
Vorteile verschiedener Verkehrsträger kombiniert. Denn einmal kann
es geradeaus fahren und muss kein einziges Mal anhalten, was weder
Autos, noch Busse oder Züge können, und dann kann es im Unterschied
zu Flugzeugen auch mitten in der Stadt landen. Den Beweis dafür
erbringt der
ursprüngliche Bauplan für das Empire State Building mitten im
dicht bebauten New York, dessen Spitze einst gedacht war als
Anlegestelle für Luftschiffe.
Fünftens könnte
man Zeppeline auch für Schwerlasttransporte verwenden, wobei die
Aussicht auf Wolkenpaläste für die Reichsten der Reichen dieser
Welt fast noch reizvoller wirkt. Man muss es sich nur einmal
vorstellen: Eine riesige, silberne und erhaben in der Luft liegende
Zigarre als mobiles Zuhause und das mit genug Platz und
Zuladungsgewicht für Bedienstete, Autos und einen Infinity-Pool
mit Glasboden der ganz besonderen Sorte.
Hätte ich das
nötige Kleingeld, ich würde mir definitiv ein solches Gefährt
zulegen, ließe sich darin doch steuersparsam leben und in unter
einer Woche um den halben Erdball reisen, während man den wohl
schönsten Ausblick auf die Welt unter einem hat, der nur möglich
ist.
Fazit:
Als Investor mit
Technikaffinität hätte ich mir schon längst sämtliche Blaupausen
und Erfahrungsberichte und Informationen über die alten Zeppeline
besorgt und einmal bei Cargo
Lifter nachgefragt, warum das Projekt eigentlich gescheitert ist
– und weshalb man nicht einfach auf das Wissen über die Materie
von Graf Zeppelin zurückgegriffen hat, um im Zweifel einfach die
Hindenburg im Maßstab 1:10 nachzubauen.
Als Kunden hätte
ich mir dann nicht die Logistikindustrie gesucht, sondern eben die
Superreichen dieser Welt und ihnen die Idee schmackhaft gemacht, an
einem einmalig besonderen Ort zu leben. Alles andere hätte sich dann
ergeben und dem Weltklima wäre auch gedient gewesen.
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