Festtage für Obdachlose - oder müssen die auch daheim bleiben? (Bildquelle 1,2) |
Panikkäufe infolge der Coronakrise enden in der Mülltonne
Manchmal könnte man
schon ins Zweifeln kommen über die Intelligenz einiger Mitmenschen. Abgründe menschlicher Zustände tun sich dabei meist in einer Krise auf oder dann, wenn
situativ überraschend Knappheiten herrschen. Im Kleinen
sieht man das an den Wühltischen in den Konsumtempeln dieser Welt –
was sich vor allem an diesem unsäglichen amerikanischen „Black
Friday“ bemerkbar macht – oder auch dann, wenn lediglich das Nutella im Angebot ist.
Im Großen wiederum
zeigen sich die Schattenseiten der menschlichen Natur aktuell an den Panikkäufen der letzten Wochen. Bei diesen stand
nicht nur Toilettenpapier hoch im Kurs, sondern es wurden offenbar auch
verderbliche Nahrungsmittel jenseits des Verbrauchs gehortet, wie ein
Daily Mail Artikel zeigt, auf den mich ein Leser aufmerksam
machte.
Im Angesicht der medial und
politisch angeheizten Panikstimmung und des sich verknappenden Angebots an haltbaren
Nahrungsmitteln schnappten sich die Kunden offenbar alles, was sich zwischen die
Zähne packen lässt – und das unabhängig davon, wie lange ein
Produkt haltbar ist, oder wie viel man überhaupt essen kann.
Das Ergebnis beginnt sich jetzt, zwei
Wochen nach „Ausbruch“ der Alltagseinschränkungen, in den Mülleimern zu zeigen. Diese quellen schier über mit verderblichen Nahrungsmitteln, wie man an den in der DM veröffentlichten Fotos ablesen kann. Die beiden Fotos von oben stammen
zwar aus dem englischen Derby, aber man kann davon ausgehen, dass es
überall in etwa vergleichbar aussieht.
Von noch immer verpacktem Fleisch aus der Kühltheke über Bananen bis hin zu Gemüse ist in den Mülltonnen gerade alles zu finden, was man sonst für viel Geld erwerben muss. Nur
Klopapierrollen wurden noch keine gesichtet. Diese brauchen die
Panikshopper augenscheinlich noch.
Wohlstandsverwahrlosung in Reinkultur
Ganz besonders
zweifeln lassen einen die Bilder zum einen angesichts der Ahnung, dass es derzeit in den Mülltonnen überall in der „entwickelten“ Welt so aussehen könnte. Zum anderen, so der Leser, muss man sich auch fragen, was in diesen Menschen vorgeht
angesichts Umstände und der naheliegenden Alternativen, die es gegeben hätte für die Nahrungsmittel:
- Generell scheint die Idee einer Vorratshaltung bei vielen Menschen abhanden gekommen zu sein. Die permanent voll wirkenden Regale hinterließen bei zu vielen Menschen den Eindruck des allgemeinen Überflusses.
- Vor dem Vorratseinkauf haben die Menschen nicht bedacht, was und wie viel sie benötigen. Sie haben einfach an sich gerissen, was da war. Das spricht nicht für die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung.
- Mit dem zu großen und zu teuren Einkauf haben die Menschen überdies just im Augenblick des Beginns der uns wahrscheinlich noch länger begleiteten Wirtschaftskrise ihr Barvermögen hergegeben. Reines Gegenwartsdenken dominiert die Handlungen.
- Als sie dann bemerkten, dass sie das alles nicht essen können, da entschieden sich die Menschen dazu, die Ware wegzuwerfen und nicht etwa:
- die Nahrungsmittel so zuzubereiten, dass sie länger haltbar werden. Ist dieses Wissen - oder sind die Geräte dafür - überhaupt noch vorhanden?
- erst einmal Nachbarn, Bedürftige oder soziale Einrichtungen fragen, ob sie es brauchen könnten. Das spricht nicht gerade für einen hohen Grad an sozialer Kohäsion.
- das Verfallsdatum ignorieren und essen, was nicht verschimmelt oder vergammelt ist. Man glaubt unhinterfragt alles, was einem die Autorität (hier der Hersteller) aufdruckt.
Im größeren Bild
haben all jene Konsumenten, die ihre panisch gehorteten
Nahrungsmittel jetzt wieder wegwerfen, mehr als nur dumm gehandelt und dabei gezeigt, dass bei ihnen eine völlige Wohlstandsverwahrlosung vorliegt. Denn sie haben dem Markt darüber hinaus auch
eine falsche Nachfrage vorgegaukelt und damit ein falsches Signal
gesendet, während sie nicht zuletzt die ohnehin angespannte Lage
in der Logistik noch weiter beansprucht haben.
All das trägt dazu bei, dass der geldpolitische Zündfunke bald schon Nahrung finden wird, woraufhin
die Preise zu inflationieren beginnen werden. Achtlos Nahrungsmittel kaufen und diese
daraufhin wegwerfen werden sich dann nur noch sehr wenige leisten
können.
twitter
google+
fb share