Sogar das bankrotte Griechenland verkauft nun Staatsanleihen mit negativem Zins

Schlechte Nachricht garniert man am besten mit schönen Frauen (Bildquelle)


Die Verrücktheit auf dem Finanzmarkt hat eine neue Stufe erreicht. Nachdem die EZB jahrelang mit ihrer Nullzinspolitik die Preise für Schulden verzerrt hat, eine Blase am Immobilienmarkt erzeugte, Versicherungen in den Ruin stürzte und Banken ohne die weitere und steigende Zufuhr mit frischem Geld bankrott gehen würden, ist der Dominoeffekt nun endlich auch bei Griechenland angekommen: Das Land bekommt Geld für die Aufnahme von Schulden. Was Großbanken und Finanzminister freut, dürfte dem Rest von uns einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen.




Fincance Yahoo: Nun wird sogar Griechenland dafür bezahlt, dass es sich Geld leiht



Griechenland, der ehemalige Paria des Anleihenmarktes im Herzen der europäischen Staatsschuldenkrise hat gerade einen neuen Pfad eingeschlagen, da sich das Land in die Riege der Länder mit negativen Anleiherendite einreihen kann.

Das heißt, dass Investoren in griechische Anleihen nun für das Privileg bezahlen, wenn sie dem griechischen Staat Bargeld leihen. Der Verkauf von 487,5 Millionen Euro an kurzfristigen 13-Wochen-Anleihen am Mittwoch brachte dem Land eine Rendite von minus 0,02%. Griechenland schließt sich damit Irland, Italien und Spanien an, die von der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank profitieren, was die Befürchtungen vor einer globalen Rezession verschärfen.

Es handelt sich dabei um eine deutliche Trendwende für das am stärksten verschuldete Mitglied des Euroraums, das im März 2012, als die Mitgliedschaft Griechenlands im Euroraum in Frage gestellt wurde, die umfassende Restrukturierung seiner Staatsfinanzen akzeptieren musste. Inzwischen kämpft die Eurozone jedoch mit einem ganz anderen Problem – es geht um die immer öfters ins Negative rutschenden Renditen, aufgrund derer zwar die Zinskosten der Staatshaushalte stinkt, die auf der anderen Seite allerdings Sparern, Pensionsfonds und Versicherern schaden können.

Jon Day, ein Portfoliomanager für festverzinsliche Wertpapiere bei Newton Investment Management sagte dazu, dass der Schritt in den negativen Zinsbereich für griechische Anleihen „ein weiteres Symptom“ für den verzweifelten „globalen Drang zu Renditen sei, was vor allem für Anleihen gilt, die in Euro notieren“, und wies darauf hin, dass kurzfristige griechische Anleihen zuvor einer der wenigen waren, die noch einen positiven Zins aufwiesen.

„Es gibt nach wie vor erhebliche Risiken in Bezug auf die Finanzlage Griechenlands, wobei das Landt weiterhin anfällig für eine deutliche Konjunkturabschwächung ist“, sagte er. „Die aktuellen Renditen ihrer Anleihen spiegeln dieses Risiko nicht wider.“

Die Entwicklung hin zu negativen Renditen wurde verursacht, da die EZB die Zinsen tiefer in den negativen Bereich gesenkt hat und überdies ankündigte, dass sie mit der quantitativen Lockerung weitermachen will als dem Ankauf von Anleihen, um der Konjunktur einen Impuls zu geben. Anleger blicken daher auch auf fiskalische Impulse, da die Fähigkeit der Geldpolitik zur Ankurbelung des Wachstums an ihre Grenzen kommt.

Die griechische Regierung prognostiziert für 2020 ein Wirtschaftswachstum von 2,8 % und sieht sich auf Kurs für ein mit Gläubigern vereinbartes Haushaltsziel, wobei es gleichzeitig Steuererleichterungen geben soll. Das Land nutzte neben den negativen Anleihen auch die rekordtiefen Kreditkosten, indem sie diese Woche langfristige auch zehn Jahre laufende Anleihen mit einem Zins von 1,5% verkaufte.

„Die Ausgabe negativ verzinster Anleihen durch Griechenland ist ein weiterer Beweis für den positiven Effekt, den negative Zinssätze und die Quantitative Lockerung auf die Tragfähigkeit der Staatsschulden haben“, kommentierte Peter Chatwell, der Leiter der europäischen Zinsstrategie bei Mizuho International in London. „Die Nebenwirkungen allerdings sind groß für Banken und Investoren, für die Regierungen allerdings hat es sehr große Vorteile.“
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