v.l.n.r.: Gabbard, Yang, Williamson, Biden (Bildquelle) |
In den USA läuft gerade der Präsidentschaftswahlkampf für 2020 an. Während die Republikaner mit dem erneut wahlfähigen Präsidenten Trump bereits einen festen Kandidaten haben, so halten die Demokraten gerade die Vorwahlen für den ihren ab. Als ersten Höhepunkt der Kandidatenkür gab es gerade zwei große TV-Debatten, bei denen sich die Kandidaten dem großen Publikum präsentieren konnten. In die Mitte spielten sich dabei aber nicht nur einige der Präsidentschaftsbewerber, sondern zunehmend auch der erzlinke Sender (MS)NBC, der das Spektakel veranstaltet hat.
Fragezeichen hinter den Moderatoren vor der Veranstaltung
Schon vor der
Übertragung der beiden Debattenrunden (es gibt mit fast drei Dutzend
Kandidaten einfach zu viele für eine Veranstaltung) gab es ein
großes Fragezeichen hinter einer Personalie. Die Moderatorin Rachel
Maddow sollte eine der beiden Moderatoren sein, die den
Kandidaten die Fragen stellen und die Veranstaltung leiten.
Maddow stand in den
letzten Monaten heftig in der Kritik, da sie in den letzten drei
Jahren zu einer der Protagonisten der „Russiagate“ Verschwörung
avancierte und sich in ihrer Sendung quasi nur noch damit
beschäftigte. Sie baute quasi ihre gesamte Karriere auf dem Narrativ
auf, wonach Trump ein von Putin erpresster Agent sei und dringend
abgesetzt werden muss.
Rachel "Madcow" Maddow in Action (das Video ist per Google/YouTube Suche kaum noch auffindbar)
Selbst nachdem die
FBI Ermittlungen zur Sache keine Erhärtung der Indizien ergaben und
Trump vollumfänglich entlastet wurde blieb sie bei ihrem
Putintourette und machte sich bei den meisten weniger parteiisch
orientierten und selbst bei politischen linken Medienkonsumenten
unmöglich.
Trotzdem wurde sie
von NBC als Moderatorin aufgestellt, was Befürchtungen aufkommen
ließ, dass sie die Sendung für ihre Zwecke missbrauchen würde,
oder schlicht und ergreifend überfordert ist mit der Aufgabe. Nun,
da die Debatten hinter uns liegen lässt sich sagen, dass die
Befürchtungen zwar nicht unbegründet waren, die Frau aber keinen
signifikanten Negativeinfluss auf die Debattenqualität hatte.
Andrew Yang und Marianne Williamson wurde das Mikro abgedreht
Kurz nach der
Debattenrunde unter anderem mit Andrew Yang (intelligent,
Unternehmer, will trotzdem ein BGE) und Marianne Williamson (Hippie,
Esoterikerin, die Exotin in der Runde) kamen Vorwürfe auf, wonach
Yang sich mehrmals zu Wort melden wollte, er aber vom Publikum und
den Moderatoren nicht gehört und daher übergangen wurde.
Die Vorwürfe
basieren auf Videoschnipsel, auf denen Yang zu sehen ist, wie er
seinen Arm hebt und den Mund zu bewegen beginnt und die neben ihm
stehenden Kandidaten ihre Köpfe zu ihm drehen und man leise seine
Stimme über die Mikrofone der anderen hört, dann aber nichts
geschieht.
Yang ist der dritte
von links, Biden, zwei rechts von ihm, schaut direkt zu ihm
herüber)
Ob die Moderatoren
ihn ebenfalls hörten oder nicht ist unbekannt. Fest steht lediglich,
dass er offensichtlich übergangen wurde, weil sein Mikrofon nur dann
eingeschaltet war, wenn eine Frage direkt an ihn gerichtet wurde.
Nach
der Debatte bestätigte Yang, dass er mehrmals versuchte andere
Debattenteilnehmer herauszufordern, er aber kein einziges Mal
beachtet wurde. Sinnigerweise drehte sich die Kritik an Yangs
Leistung in der Debatte vor dem Bekanntwerden der Mikrofon-“panne“
darum, dass er zu still war.
Neben Yang meldete
sich nun auch Marianne Williamson zu Wort und bestätigte, dass
auch ihr das Mikrofon abgedreht wurde wenn sie etwas einwenden
wollte. Sowohl Yang als auch Williams sind bekannt als überaus
höflich. Nicht auszudenken, wie Trump reagiert hätte auf einen
derartigen Affront.
Unbekannt ist
bislang, ob auch weitere Kandidaten mehr gesagt haben, als ihnen
technisch erlaubt wurde.
Tulsi Gabbard wurde in Echtzeit ein digitaler Pickel ans Kinn geheftet
Ein weiterer Abgrund
tat sich gerade am Kinn der Kandidatin Tulsi Gabbard auf, der gute Ausenseiterchancen eingeräumt werden (Veteranin, Anti-Krieg, dezidiert
links). Im Unterschied zu den beiden von oben konnte sich Gabbard bei der Veranstaltung pointiert präsentieren. Als Kongressabgeordnete und erfahrene
Debattiererin hätte sie sich wohl auch vehement gegen das Abschalten
ihres Mikrofons gewehrt.
Ein Zuschauer hat
ganz genau hingesehen und er bemerkte, dass da zeitweise ein Pickel
an Gabbards Kinn klebte. Dieser war aber nicht fest, sondern
wechselte gelegentlich für einen Moment seine Form, Farbe und
Position. Nach einiger Zeit verschwand er dann auch wieder, wie man
in seinem Video dazu nachvollziehen kann.
35 Sekunden, man
achte auf den roten Punkt mittig auf dem Kinn
Keine Frage ist,
dass die Technologie vorhanden ist für eine derartige digitale
Nachbearbeitung in Echtzeit. Es wäre nicht einmal allzu teuer, wobei
die grafischen Fehler, wie sie zu sehen sind, nicht einmal hätten
sein müssen, die Technik ist da inzwischen weitaus besser als das.
Es gibt sogar ein
Beispiel für eine derartige Echtzeitmanipulation einer politischen
Rede. Ein Fernsehsender aus Seattle wurde
zu Beginn dieses Jahres dabei erwischt, eine Trump Rede digital
so manipuliert zu haben, dass er wirkt wie ein unbeherrschter Idiot, der
ständig seine Zunge herausstreckt.
Die Frage ist nun,
ob es tatsächlich Absicht war, Gabbard einen derartigen Schönheits-
und Hygienefehler zu verpassen, oder ob etwas bei der Kamera falsch
lief. Nachfolgend müsste man auch klären, was denn genau für ein
technischer Defekt einen derartigen visuellen Fehler erzeugt
und im anderen Fall, wer für das absichtliche Manipulieren der
Bilder verantwortlich war: NBC oder ein Hacker?
Im Anbetracht der
Niederschwelligkeit der technischen Voraussetzungen in Verbindung mit
der vorherrschenden politisch linksextremen Gesinnung bei NBC ist die
Variante der absichtlichen Manipulation die deutlich
wahrscheinlichere. Es fragt sich dabei, was sonst noch alles
manipuliert wurde an dieser Debatte.
Cui bono?
Gabbard gilt als
überaus starke Herausforderin, die in geschickter Weise ihre trotz des jungen Alters reichlich vorhandene Erfahrung und Intelligenz einsetzt, mit der sie mittige Wähler
erreichen kann, wobei sie diese verbindet mit einigen innenpolitisch
dezidiert linken Positionen, mit denen sie bei der linken Kernwählerschaft
der Demokraten punktet.
Eine ihrer
Kernbotschaften besteht darin, den kriegerischen Teil des globalen
US-Imperium abzubrechen und dem militärisch-industriellen Komplex
das Rückgrat zu brechen. Angesichts von 20 Jahren Dauerkrieg und
erodierender Lebensqualität im Inland sind die USA reif für
jemanden, der das Ende der Kriege so glaubwürdig vertritt wie
Gabbard und so genießt sie bei quasi allen Amerikanern unabhängig
von der jeweiligen politischen Gesinnung eine große Glaubwürdigkeit
in der Sache. Was bei Trump die Mauer zu Mexiko ist, das ist bei
Gabbard die Heimkehr der Soldaten.
Yang wiederum
scheint ein überaus intelligenter und integrer Mann zu sein mit
einem eingehenden Wahlprogramm, das er in der Lage ist zu
verteidigen. Seine besondere Stärke liegt darin, dass er ähnlich
wie Trump bei der Wahl 2016 nicht nur ein politischer Außenseiter
ist, sondern er darüber hinaus auch im Internet die Führung innehat
und das mit einigem Abstand. Das alles trotz seines
mainstream-medialen Schattendaseins und des vermeintlich schwachen
Auftritts bei der Debatte.
Sein größtes Plus
ist dabei die Tatsache, dass sich bereits einige einflussreiche politische
Internetpersönlichkeiten zu ihm bekannt haben und er sich ihnen gegenüber debattierfreudig zeigt. Bedenkt man den Wachwechsel der
medialen Macht von TV zu PC, dann ist Yang eine Macht (wenngleich
deutlich im Schatten von Trump).
Kommt noch Marianne
Williamson, die mit dem Verkauf von esoterischen Schmucksteinen und
Büchern und dem Abhalten spirituellen Veranstaltungen ihr Geld
verdient hat und zu Bekanntheit gelangt ist. Selbst auf Nichtlinke
wirkt sie überaus sympathisch und falls ihre wie es ausgedrückt
wird „Herzensgüte“, die sie auf die Bühne bringt nur vorspielt, dann
gehört sie wohl zu den besten Schauspielern der Welt.
Williamson werden
keine Chancen eingeräumt, aber sie könnte zum Zünglein an der
Waage werden, wenn sie einem der anderen Kandidaten das Gute im
Herzen abspricht. Das mag abwegig klingen, aber auch „Präsident
Trump“ klang einstmals außerordentlich abwegig. Amerikaner können
manchmal störrisch sein, was Trump repräsentiert, und manchmal sind
sie ziemlich sentimental. Dafür steht eben Marianne Williamson.
Die oberflächliche
Antwort auf die Frage, wem das alles am meisten nutzen soll besteht
damit zweifelsohne aus den beiden Worten: „Joe Biden“.
„Creepy Uncle Joe“
Er ist der
politische Veteran, vernetzt wie man es nur sein kann, er ist
allseits bekannt und damit auch seine Schwächen („Creepy Uncle
Joe“) und er steht zu einem gewissen Grad über den Niederungen der
linken Grabenkämpfe zwischen klassisch links, kulturlinks und
linksliberal.
In einem klassischen
medialen Umfeld wäre es kaum eine Frage, dass er gegen Trump in den
Ring steigen würde. Die Zeiten aber, sie haben sich geändert. Das
Fernsehen steht im Schatten des Internets, das Internet zeigt einem
so viele der hässlichen Seiten einer Person, wie man es sehen möchte
und es wiederholt harte Wahrheiten so oft, bis sie zu einem
durchdringen.
Joe Biden ist (mehr
als) ein bisschen schmierig, er ist so lange charismatisch, bis man
Konkurrenz neben ihm erlaubt und er hat bei jedem amerikanischen
Krieg der letzten 20 Jahre federführend mitgemacht und oft
genug persönlich davon profitiert.
Als Fazit halte ich
fest, die Namen Williamson, Yang und Gabbard sind für Biden ein
Gemisch, in dem sich seine präsidialen Ambitionen gnadenlos auflösen
würden. Biden weiß das, Maddow weiß das und NBC weiß das auch.
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