Wie Regierungen alles ruinieren am Beispiel eines "großen deutschen Telekommunikationsunternehmens"


(Bildquelle)

Selten bekommt man als Normalbürger mit, wie es hinter den Kulissen des politischen Betriebs zugeht. Ab und an aber dringen Geschichten an die Öffentlichkeit, bei denen es einem schaudert angesichts der Inkompetenz, die dort herrschen muss. Der amerikanische Finanzanalyst Martin Armstrong erzählte auf seinem Blog gerade eine kleine Geschichte, die er vor einigen Jahren in Deutschland erlebte. Dabei läuft es einem kalt den Rücken runter.



Martin Armstrong: Deutschlands Regierung gibt grünes Licht für Bankenfusion



Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben angekündigt, dass sie mit Fusionsgesprächen beginnen werden, nachdem die Regierung endlich zugestimmt hat, dass sie Arbeitnehmer entlassen können. Wer nicht mit der Wirklichkeit hinter den Kulissen nicht vertraut ist, der muss sich in diesem Zusammenhang einmal das Ausmaß des Sozialismus in Europa bewusst werden. Ein Beispiel dazu.

Ein großes deutsches Telekommunikationsunternehmen rief mich einmal an und bat mich, an einer Notfallsitzung der Vorstände teilzunehmen. Sie haben mir dabei nicht einmal im Voraus mitgeteilt, was denn so dringend sei. Ich bin also an diesem Morgen aus London eingeflogen, und zu meiner Überraschung stimmte der Vorstand in der Sitzung dafür, mich zum offiziellen Berater der betrieblichen Pensionskasse zu machen, wobei man nicht einmal nachgefragt hat, wie viele Gebühren ich verlange. Nach der Abstimmung trat dann die Mehrheit der Vorstandsmitglieder von ihrem Posten zurück.

Ich fragte verdutzt, was eigentlich los ist. Sie teilten mir dann mit, dass die Bundesregierung beschlossen hatte, 25% der Konzernbelegschaft zu entlassen. In letzter Minute änderte die Regierung ihre Meinung aber wieder mit der Begründung, dass es nicht fair sei, wenn das Unternehmen darüber entscheidet, wer entlassen werden soll. Stattdessen musste das Unternehmen auf politischen Druck hin allen Mitarbeitern ein Pauschalangebot unterbreiten, bei dem einmalig rund 150.000 Euro bezahlt würden, wenn ein Mitarbeiter freiwillig seine Stelle aufgab.

Das Endergebnis war absolut verheerend. Alle Mitarbeiter, die wussten, dass sie problemlos eine neue Stelle finden würden nahmen die 150.000 Euro und gingen. Das Unternehmen verlor dadurch seine besten Mitarbeiter, während all jene blieben, die sie eigentlich loswerden wollten.

Die Vorstandsmitglieder traten damals zurück, weil sie ihre Karriere nicht mit einer derartigen Katastrophe in Verbindung bringen wollten, mit der sie für die nachfolgenden Jahre fest rechneten.

Genau so funktionieren Regierungen hinter den Kulissen. Es gibt absolut NULL gesunden Menschenverstand. Hinter dem Vorhang erlebt man mancherlei verrückte Dinge, denn kaum eine Entscheidung, die dort getroffen wird ist je logisch durchdacht.


Mal kurz nachrecherchiert..

 

Unter dem Stichwort "Telekom Abfindung" gibt es Treffer aus dem Jahr 2006, als die Telekom allen Mitarbeitern 225.000 Euro anbot für einen Abschied. Um 32.000 Stellen ging es damals, während das Unternehmen heute noch knapp 70.000 Mitarbeiter hat. Ich denke daher, dass sich Armstrong auf diese Zeit bezieht.

Das Jahr 2006 fällt auch zusammen mit einem Wechsel an der Konzernspitze. Laut Wikipedia endete die Zeit mit Helmut Ricke als Vorstandsvorsitzender im Ende 2006 und danach übernahm Rene Obermann. Ich nehme stark an, dass Ricke zu jenen gehörte, die zurücktraten, da er in seiner Zeit Ron Sommers Strategie revidierte und den Konzern komplett neu ausrichtete. Eine derartige politische Einmischung würde ich mir auch nicht bieten lassen und so ist ein Rücktritt nach dieser Nummer nur folgerichtig.

Hier ist Obermanns Erfolgsbilanz gemessen am Aktienkurs, der bis 2014 an der Spitze des Konzerns stand. Der rote Pfeil markiert dabei den Beginn des Entlassungsprogramms und das Ende der Ära Ricke, sowie den Beginn von Obermanns Zeit, während der grüne Pfeil das Ende von Obermanns Zeit im Vorstand markiert.

 
Telekom Aktienkurs von Finanzen.net

Nur zum Vergleich, hier die Kursentwicklung von Apple im selben Zeitraum. Auch Apple ist im Telekommunikationsbereich unterwegs, darf allerdings selbst entscheiden, wen es entlässt und wen nicht:

Apple Aktienkurs von Finanzen.net

Damit wäre denke ich geklärt, weshalb aus der einstmals viel beschworenen Telekomaktie nichts mehr geworden ist und wir heute bei moderner Netzwerkhardware auf China angewiesen sind. 

Bundeskanzler und damit politisch in letzter Instanz verantwortlich für die Entscheidung war übrigens eine gewisse Angela Merkel, die als die Entscheidung der Telekomspitze revidiert wurde, frisch ins Kanzleramt eingezogen war.

Sie hat also damals schon Deutschland in einer Weise gedient, wie sie es auch heute noch macht.

PS: Robert T-Online arbeitet schon seit 2003 nicht mehr für die Telekom..







**Eine Korrektur**

Ein Leser wies mich eben darauf hin, dass Armstrong im Jahr 2006 noch im Gefängnis saß (wegen dubioser Vorwürfe) und es daher ein anderes Abfindungsprogramm gewesen sein muss, auf das er sich bezog.

Im genauen saß Armstrong zwischen 2000 und 2011 im Gefängnis, das Programm aus der Geschichte muss daher davor oder danach aufgesetzt worden sein. Gefunden habe ich dazu lediglich eines aus dem Jahr 2012, als Mitarbeitern 125.000 Euro für das freiwillige Verlassen des Unternehmens angeboten wurde.

Das Volumen dieses zweiten Abfindungsprogramms jedoch war mit 90 Millionen Euro (für unter 1.000 Mitarbeiter) deutlich kleiner, so dass es nie für das angesprochene Drittel der Belegschaft gereicht hätte. Sollte sich Armstrong darauf bezogen haben, dann passt es in etwa mit dem Abschied von Rene Obermann zusammen, der die Telekom Ende 2013 verließ.

Möglicherweise gab es bereits zwischen 1995 - dem Jahr der Gründung als Aktiengesellschaft - und 2000 Abfindungsprogramme bei der Telekom, allerdings konnte ich nichts dazu finden.

Eine dritte und letzte Möglichkeit wäre noch, dass Armstrong nicht persönlich in Frankfurt erschien, wie er es beschrieb, sondern ein Vertreter seines Beratungsunternehmens und er lediglich die erzählerische Ich-Perspektive eingenommen hat.
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