In etwa so sieht das aus bei Mohammed auf dem iPhone (Bildquelle) |
Während die Frage nach der digitalen Meinungsfreiheit schon vor einiger Zeit geklärt wurde („Nein!“) ist man auch im Bereich der weiblichen Zähmung im digitalen Raum auf einem guten Weg. In Saudi-Arabien macht gerade eine neue Smartphone App die Runde, die es den gesetzlichen Vormündern – auch genannt Wächter – noch einfach macht, ihre Frauen im Griff zu halten, damit sie bei fremden Männern bloß keine unkeuschen Gedanken auslösen oder gleich ganz davon rennen.
Daily Mail: Apple und Google haben App zur Nachverfolgung von Frauen zugelassen, die saudischen Männern die totale Kontrolle über ihre Frauen gibt und bereits eine Million mal heruntergeladen wurde
Apple und Google
wird vorgeworfen, fleißig bei der „Durchsetzung der
Geschlechterapartheit“ in Saudi-Arabien mitzuhelfen, indem sie auf
ihren Plattformen eine App anbieten, die es Männern ermöglicht,
Frauen über das Smartphone zu verfolgen und zu überwachen und ihre
Ausreise zu verhindern.
Die App namens
Absher ist sowohl im Google Play Store als auch bei iTuneserhältlich. Das Programm wurde von der saudischen Regierung
entwickelt und sie soll es Männern ermöglichen, zu bestimmen ob und
unter welchen Umständen ihre Frauen die saudische Staatsgrenze
überschreiten dürfen – wobei sie in jedem Fall alarmiert, wenn es
zu einem Versuch kommt.
Saudische Aktivisten
und Exilanten bezeichnen Abshers (Nicht-)Reisefunktion als ein
bedeutendes Zeichen für die anhaltenden Schwierigkeiten für Frauen,
die Saudi-Arabien verlassen wollen.
Die App ermöglicht
es dem gesetzlichen Wächter einer Frau anzugeben, wohin sie gehen
darf, für wie lange sie es darf und auch welche Flughäfen sie
betreten darf.
Sobald eine Frau den
ihr zugewiesenen Freiraum verlässt ertönt ein Warnsignal. Einer der
Hauptgründe, warum Frauen so selten Saudi-Arabien verlassen liegt
daran, dass sie so häufig erwischt werden, weshalb von der App
erwartet wird, dass sie die Republikfl… Ausreiseversuche durch
Frauen noch weiter verringern wird.
Sobald Abscher den
männlichen Vormund alarmiert, kann dieser dann die Schariapolizei
informieren, um der fliehenden Frauen habhaft zu werden, falls diese
nicht schon im Flugzeug sitzt.
Gleichzeitig kann
der Wächter mit Hilfe der App auch leicht nachvollziehen, welche
Erlaubnisse die Frau nutzt und diese bei Bedarf wiederrufen.
Yasmine Mohammed,
ex-muslimische Aktivistin, die sich für die Rechte von Frauen
einsetzt bezeichnete es als eine Tragödie, dass Apple und Google die
"archaische Misogynie" fördern.
Sie sagte: „Was
für eine Ironie! Im Westen werden diese Technologien eingesetzt, um
das Leben zu verbessern und in Saudi-Arabien werden sie zur
Durchsetzung der Geschlechterapartheid eingesetzt.“
Human Rights Watch
und Amnesty International haben sich besorgt über die App geäußert,
die mehr als eine Million Mal aus den Google- und Apple-Shops
heruntergeladen wurde. In Saudi-Arabien leben etwa
neun Millionen erwachsene Männer.
„Eigentlich gibt
es bei Apple und Google strenge Regeln für Apps und sie erlauben
keine, die für Belästigungen oder Drohungen verwendet werden
können. Diese App aber erleichtert Menschenrechtsverletzungen,
einschließlich der Diskriminierung von Frauen“, sagte Rothna
Begum, Expertin für den Nahen Osten bei Human Rights Watch,
gegenüber The Insider.
„Bei der Bewertung
der Unbedenklichkeit einer App sollten App Store Anbieter den
breiteren Kontext des Zwecks der App und die Art und Weise der
praktischen Anwendung vergegenwärtigen, sowoie sich die Frage
stellen, ob sie schwere Missbräuche ermöglicht. Unternehmen sollten
insbesondere bei staatlich betriebenen Apps ganz genau hinsehen.“
„Da die App
multifunktionell ist könnte die Regierung einfach jene Funktionen
zur Überwachung der Vormundschaft aus der App entfernen und
weiterhin den Rest der Funktionalität anbieten.“
Ähnlich verurteilte
Dana Ahmed, eine saudi-arabische Forscherin von Amnesty International
die App und sagte: „Als SMS verschickte Warnungen waren in der
Vergangenheit ein Beispiel dafür, wie die saudische Regierung
Instrumente zur Einschränkung der Freiheiten von Frauen entwickelt
und aktiv eingesetzt hat.“
„Die Verfolgung
von Frauen in dieser Weise schränkt ihre Bewegungsfreiheit ein und
verdeutlicht einmal mehr das beunruhigende System der Diskriminierung
unter den Vormundschaftsgesetzen.“
Die
Menschenrechtsorganisation hat Apple und Google dazu aufgefordert,
dass sie den Verwendungszweck der App eingestehen, der dazu da ist,
um Frauen zu schaden und fordert Veränderungen, um dies in Zukunft
zu verhindern.
Apple und Google
haben sich bisher noch nicht zur Sache geäußert.
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