Kraftwerk macht Freude.. (Bildquelle) |
Beim Thema Indien
und Bevölkerungsexplosion denkt vermutlich jeder an die
Fertilitätsrate. Insgesamt ist diese in Indien inzwischen aber in einem
annehmbaren Bereich angelangt und wird aufgrund der Bevorzugung von
Jungen absehbar sogar in den orangenen bis roten Bereich fallen. Es gibt zwar sicherlich noch immer einige vor allem ländliche Ecken,
in denen fröhlich „weitergeschnaxelt“ wird. In diesem Fall jedoch
geht es beim Thema Bevölkerungswachstum um etwas ganz anderes. Im kleinen indischen Bundesstaat Sillim soll demnächst ein Bedingnugsloses Grundeinkommen eingeführt werden und es sieht ganz danach aus, als könnte Sikkim damit Deutschland folgen und sich in kürzester Zeit selbst abschaffen.
Ein paar Zahlen zu Indien als Ganzem
In Indien leben
derzeit etwa 1,4 Milliarden Menschen, denen laut offiziellen Zahlen
pro Jahr im Durchschnitt knapp 2.000 US-Dollar zur Verfügung stehen.
Für die kommenden Jahr dürften beide Werte – Bevölkerung und
Einkommen – weiter steigen, wobei angesichts der brasilianisch
anmutenden Buchführung des Landes nur schwer zu sagen ist, wo die
Werte genau stehen und wo sie sich hinbewegen.
Der schmerzhaft
niedrige pro-Kopf-BIP darf dabei nicht allzu buchstäblich genommen
werden, da der Nomalwert sich zum einen dank
der Kaufkraftparität in etwa verdreifacht. Angesichts des
überwiegend subtropichen Klimas kommen dann noch einmal 2-3.000
Dollar an Opportunitätseinkommen hinzu, da wie
ich hier ausführe der Winter in den nördlichen Sphären der
Erde recht teuer ist und die Wellblechhütten zwischen Mumbay und
Kalkutta weder Heizung noch Isolierung benötigen.
Danesh
Durchschnittsinder, er steht also sehr viele in der Dritten Welt im
Durchschnitt deutlich besser da, als es der hiesige
spenden-industrielle Komplex darstellt.
Ein paar Zahlen zu Sikkim
Trotzdem will man im
offenbar besonders
progressiven Bundesstaat Sikkim
ein Experiment durchführen und jedem Bürger des Luxemburg-großen
Gebietes im Nordosten des Landes ein leistungsloses Grundeinkommen
auszahlen. Ganz einfach so.
Aktuell hat Sikkim
gut 600.000 Einwohner und verfügt laut
dieser Wikipedialiste über eine nominale Wirtschaftskraft von
ungefähr 3,3 Milliarden US-Dollar. Pro Kopf sind das ungefähr 5.500
Dollar pro Jahr, was man als überaus üppig bezeichnen kann. In
Kaufkraftparität ausgedrückt sind das satte 1.000 Dollar pro Monat
und Kopf, wobei Sikkim leider nicht über einen Winterbonus verfügt,
da der Bundesstaat Teil des Himalaya ist.
Als kleine, mehr
oder weniger irrelevante Zusatzinfo – also noch irrelevant – sei
gesagt, dass Sikkims Bevölkerung nepalesisch ist und damit vor allem
dem Buddhismus anhängt. Die Religion des Friedens liegt mit 1,4
Prozent abgeschlagen auf Platz vier.
Letzteres könnte
sich aber ändern, da zum einen Indien selbst einen Islamanteil von
ungefähr 15 Prozent hat und auch Bangladesch nicht weit entfernt
liegt. In Kombination mit dem geplanten Grundeinkommen für alle
könnte dies als Einführung der „Dschizya“ interpretiert werden
und die ein oder andere korangläubige Sippe anziehen. Das aber, so
fair bin ich, ist selbstverständlich eine wilde Spekulation.
Dass Sikkim
demnächst allerdings von Sozialstaats- bzw. BGE-Schmarotzern
überrannt werden könnte halte ich angesichts der menschlichen Natur
für keine wilde Spekulation, hängt aber auch eindeutig von der
Ausgestaltung der demnächst gebotenen Nullleistungen ab.
Warum ausgerechnet Sikkim
Das neue
„Einkommen“, wie es bei der Daily Mail dazu heißt, soll laut
Prem Das Rai, einem Mitglied des Regionalparlaments, ab 2022
ausbezahlt werden. „Wenn, dann kann so etwas nur sin Sikkim
durchgeführt werden,“ so der Politiker, der das Programm als einen
reinen „politischen Willensakt“ bezeichnet.
Meine Vermutung dazu
wäre, dass das BGE Programm für Sikkim vor allem aufgrund des
verhältnismäßig großen Wohlstandes für eine indische Region
eingeführt werden kann, man im politischen Betrieb also etwas mehr
Spielraum hat als andernorts.
Ein weiterer
wichtiger Faktor könnte darin begründet liegen, dass die Region
relativ abgelegen und damit in ihrer Bevölkerung ebenfalls relativ
homogen ist. Es herrschen also stabile Verhältnisse – und warum
nicht diese toppen mit einem Dauergeldregen, um „die weltweit
steigende Ungleichheit“ zu bekämpfen, wie der Politiker pflichtbewusst mitteilt.
Wie eine kleine
im globalen Mittel stehende indische Region bei dem Thema etwas ausrichten kann, indem es seinen Wohlstand verteilt, sei dahingestellt. Viel mehr interessieren mich in diesem Fall die technischen Details des
Experiments und wie hoch der Anteil Traumtänzerei an der Sache ist.
Die Modalitäten von Sikkims BGE Experiments
Leider wird auch in
indischen Quellen nichts gesagt über die Höhe des BGE als der alles
entscheidenden Variable. Woher das Geld aber kommen soll steht
bereits fest. So gib es im Bundesstaat dank der Hanglage mehrere
große Wasserkraftwerke, die noch erweitert werden sollen und in
etwa das zehnfache an Elektrizität produzieren wie man in Sikkim
verbraucht.
Die Idee ist, dass
man den Kraftwerkspark maximal ausbaut und die Gewinne aus dem
Elektrizitätsverkauf dann als Grundeinkommen an die Bevölkerung
ausbezahlt.
Auf den ersten Blick klingt dies überaus machbar und erinnert an den
„Alaska
Permanent Fund“, einen
staatlichem Fonds in Alaska,
in den sämtliche staatlichen Einnahmen aus der Ölförderung des
US-Bundesstaates einbezahlt werden. Die Hälfte der vom
Fonds erwirtschafteten Gewinne fließen dann an die Einwohner Alaskas. Im Jahr 2017 erhielt
dadurch jeder dauerhafte Einwohner 1.100 US-Dollar.
Es gibt also ein
funktionierendes Vorbild für Sikkim, das empirisch Hand und Fuß bewiesen hat – Alaskas Politik
reduzierte die Auszahlungen des Fonds sogar einmal, was politisch
höchst inopportun ist. Eine Frage für Sikkim besteht nun
darin, ob sie das Modell Alaskas übernehmen werden und zurückhaltend mit dem Verteilen der Gelder umgehen. Oder ob der
politische Opportunismus im Unterschied zu Alaska zu einer Erosion
der Budgetdisziplin führen wird und am Ende vielleicht sogar der
Kapitalstock bestehend aus den Kraftwerken verbraucht werden könnte.
Die wirkliche Frage besteht letztlich in der effektiven Höhe der
Auszahlungen. Sollten diese zu hoch sein für indische Verhältnisse
– es gibt im Land keine Binnengrenzen – dann könnte es massiv
Menschen anziehen aus ärmeren Regionen des Riesenlandes.
Die Kapazität des
Kraftwerksparks Sikkim abzüglich des Eigenverbrauchs liegt bei
ungefähr 2.500 MW. Geht man aus von einer 80 Prozent Auslastung und
einem Gewinn pro MW von 10 US-Dollar (1 Cent pro KWh), dann stehen
für das BGE pro Jahr in etwa 175 Millionen Dollar zur Verfügung.
Jedem Sikkimer
stünden damit 300 Dollar pro Jahr zu. Das ist für örtliche
Verhältnisse nicht wirklich viel, könnte aber trotzdem genügen für eine
alles verschüttende Lawine.
Es geht vor allem um Bihar, den relativen Nachbar von Sikkim
Eine
weitere Wikipedialiste zum pro Kopf BIP der indischen
Bundesstaaten zeigt, dass Sikkim beim pro Kopf Durchschnittseinkommen in der
Rangliste indischer Bundesstaaten an dritter Stelle steht, während
das indirekt benachbarte Bihar
(Islam >15%) ganz hinten liegt und auf gerade mal ein Neunteil
dessen kommt, was in Sikkim pro Kopf erwirtschaftet wird.
Bihar hat dazu mit
über 100 Millionen Menschen „ein paar“ mehr Einwohner als
Sikkim. Auf jeden Sikkimer kommen also mehr als 150 Biharis (oder 20
biharische Moslems).
Für letztere
besteht das Kalkül mit BGE für Menschen in Sikkim also darin, dass
sie falls sie ein durchschnittliches Einkommen erziehen dieses
ohne weiteres Zutun um 50 Prozent steigern können, wenn sie einen Bundesstaat
weiter ziehen.
Und für alle, denen Bihar in dieser Rechnung nicht
ausreicht, für den gibt es noch die anderen relativ nahe gelegenen
Bundesstaaten Assam (31 Mio Einwohner; pro Kopf 950 Dollar; Islam
34%) und Westbengalien (91 Mio Einwohner; pro Kopf 1.300 Dollar;
Islam 27%).
Unterm Strich
halte ich es daher für überaus wahrscheinlich, dass Sikkims BGE Experiment
zu einem quasi sofortigen Überrennen durch kulturfremde Auswärtige
kommt und gleichzeitig der gesamte durch die Elektrizität vorhandene
Wohlstand aufs Mal aufgebraucht wird. Das wäre dann Sozialismus in
Reinform.
PS: Wer meinen Blog mit einer Spende unterstützen möchte, der kann dies machen auf der Spendenseite Leetchi. Vielen Dank!
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