Google beugt sich politischem Druck und wirft portugiesische Anti-Zensur-App aus dem Programm


(Bildquelle)



Auch im links regierten Portugal wird das Internet heftig zensiert. Unter dem Vorwand von Urheberrechtsverletzungen und illegalem Glücksspiel lässt die portugiesische Regierung nach Gutdünken Internetseiten sperren. Eine Gruppe von Anti-Zensur Aktivisten namens SitesBloqueados ging dagegen vor und schrieb eine Applikation für den Chrome Browser, mit dem die Sperren umgangen werden können. Nun aber warf Google die von weit über 100.000 Personen genutzte App aus dem Programm wegen den üblichen „Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen“.



100% quelloffen, 100% kostenlos, aber auch 100% politisch inkorrekt



Mit Hilfe der App namens „Ahoj!“ konnten laut Torrent Freak die 1.700 Seiten trotz staatlichem Verbot angesurft werden. Die App funktioniert so, dass wenn eine der gelisteten Seiten aufgerufen wird, dann merkt das Programm dies und leitet die Anfrage über einen sog. Proxy-Server, damit die staatliche Zensurstelle denkt, der Nutzer greift auf diesen Proxy-Server zu und nicht auf den Server, auf dem die verbotene Seite betrieben wird. Das Programm kann sogar automatisch erkennen, wenn eine neue Seite in den Zensurindex aufgenommen wurde und leitet künftig alle Nutzer, die darauf zugreifen wollen ebenfalls über den Drittserver.

Das ganze funktionierte so gut, dass die App innerhalb eines halben Jahres 185.000 Nutzer gewann. Das ist nicht nur in absoluten Zahlen viel, sondern auch relativ, da Portugal relativ klein ist und lediglich etwa 75% der Bevölkerung das Internet verwenden. In dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern verwenden also 11% aller Internetnutzer die App, und sie dürfte damit in dem Land zu den beliebtesten Zusatzwerkzeugen für das Internet gehören.

Angesichts einer solchen Verbreitung des Programms ist zweifelhaft, ob tatsächlich nur Seiten zensiert wurden, die kriminelle Inhalte verbreiten.



Die Politik schnippt mit dem Finger und Google handelt



Im Google Chrome Store konnte die App bislang kostenlos heruntergeladen werden, um sie im Browser zu verwenden. Dazu ist das Programm auch quelloffen und damit kaum kontrollierbar. Wer also über ein paar Grundkenntnisse im Programmieren verfügt, der kann das Programm notfalls nachbauen und manuell installieren.

Aber es scheint ganz so, als sei die Möglichkeit der Umgehung von gesperrten Seiten durch die Masse der Internetnutzer ein so großes Problem, dass Google kürzlich das Programm aus dem Programm nahm. Als Begründung verwies das Unternehmen pauschal auf „Verstöße gegen die Regeln des Marktplatzes“ seines Chrome Stores.

Laut eines Vertreters von SitesBloqueados blieben Kontaktversuche mit Google erfolglos, das Unternehmen bot keine nähere Begründung für das Herausnehmen der App aus dem Programm. Es ist zweifelhaft, ob Google überhaupt eine spezifische Begründung liefern könnte, da keine der Nutzungsregeln verletzt wurde. Weder ist ein solches Proxy-Programm wie Ahoj! illegal, noch hat es etwas getan, was gegen die Nutzungsbedingungen verstossen könnte, wie etwa das heimliche Sammeln von Nutzungsdaten.

Die Entscheidung durch Google wahr daher sehr wahrscheinlich eine politische. Ob seitens der portugiesischen Regierung konkret Druck auf Google ausgeübt wurde ist unbekannt, die Maßnahme aber passt in das größere Bild in Europa und den Vereinigten Staaten, wo es aktuell gerade einen massiven Schub an Zensurmaßnahmen durch die großen Internetoligopolisten gibt. Es könnte also durchaus eine Eigenmaßnahme gewesen sein, um die Verwendungsmöglichkeiten der eigenen Produkte politisch zu „glätten“ und eine höhere Konformität zu erzwingen.

Google selbst ist bekannt für seine politisch linke Ausrichtung. Vor allem der gebürtige Schweizer und noch immer im Unternehmen aktive Google Mitgründer Urs Hölzle kann man als politisch linksextrem einstufen.

Es gab in der Vergangenheit auch bereits mehrere Kontroversen rund um das Unternehemen und dessen linken Einschlag. So wurde beispielsweise versucht, über die Suchvorschläge der Google Suchmaschine Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahlen zu nehmen. Dazu wurde auch der Software Ingenieur James Damore entlassen, nachdem er in einem internen Memo auf biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau hinwies - ein Unding in der linksprogressiven Echokammer namens Google.



Digitale Redefreiheit droht zum Nischenprodukt für Computernerds zu verkommen



Trotz der Sperrung bei Google lässt sich die App der SitesBloqueados noch immer bei Chrome installieren, allerdings nur manuell. Es handelt sich also um eine relativ kleine Hürde, aber es liegt nicht jenseits des Möglichen, dass Browser irgendwann serienmäßig verhindern, dass solche unregulierten Proxy Programme installiert werden können, oder dass die Sperrungen von zensierten Seiten an einer anderen Stelle vorgenommen werden und Apps wie Ahoj! umgehen.

Letztlich ist das Zensurproblem vergleichbar mit dem Aufrüsten zwischen Waffen- und Schutzpanzerherstellern. Einer entwickelt eine Waffe, um einen Panzer zu durchschlagen, woraufhin die Panzerhersteller ihre Panzerungen verbessern und die Waffenhersteller wiederum eine bessere Waffe entwickeln müssen.

Diese Geschichte droht sich nun im digitalen Bereich zu wiederholen und ganz ähnlich wie im Rüstungsbereich wird es auch hier irgendwann nur noch zwei Typen von Spielern geben, die etwas bewirken können. Auf der einen Seite finanziell hochgerüstete Establishmentgruppen, die auf Ebene von Software und Hardware immer ausgefeiltere Zensurtechniken bereitstellen und auf der anderen Seite kleine idealistische Expertengruppen mit genügend Fähigkeiten, um in ihrem Nischenbereich etwas dagegen bewirken zu können.

Wer dabei auf der Strecke bleibt ist der gewöhnliche Nutzer. Er versteht immer weniger davon, was ihm in welcher Weise verheimlicht wird und es wird immer komplexer, die Zensurmaßnahmen zu umgehen. Zwar gibt es seit einiger Zeit Überlegungen und Projekte gegen Zensurversuche auf Basis der Blockchain, allerdings wird auch hier im Fall der Fälle die Hürde für 99% der Internetnutzer kaum überwindbar sein.

SiteBloqueados jedenfalls verliert nach eigenen Angaben täglich Nutzer. Mit jeder Aktualisierung und jeder Neuinstallation von Chrome sind es ein paar weniger, die das Programm nicht mehr nachladen können und die den indirekten Weg zur Umgehung der Zensur nicht finden. Das Projekt könnte bald schon sterben. Es wäre ein weiterer Nagel im Sarg der digitalen Freiheit.


Früher konnte seine Meinung frei sagen, wer genug Geld hatte, um eine Zeitung zu betreiben. Es ist gut möglich, dass dies bald nicht mehr ausreichen wird und man zum Äußern seiner Meinung genug Geld haben muss, um einen Internetkonzern betreiben zu können.
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