Santa Muerte, die Schutzheilige der Kartelle (Bildquelle) |
Warum in den USA
die Idee so beliebt ist, an der Grenze zu Mexiko eine unüberwindbare
Mauer zu bauen und nach Möglichkeit alle Mitglieder
von MS-13, Los Zetas und Co. aus dem Land zu werfen läßt
sich an einer Reihe von Zwischenfällen ablesen, die sich in dieser
Woche nahe der Grenze zu Texas ereignet haben. Regierungstruppen und
Drogenkartelle lieferten sich dort in urbanem Gebiet ein Gefecht, das
man sonst nur aus Kriegsgebieten kennt.
Kartelle ausheben ist nicht weniger als Krieg führen
Wie Breitbart
News berichtet begannen die Gefechte am Dienstag Morgen in Nuevo
Laredo im nördlichen Bundesstaat Tamaulipas. Die mexikanische Armee
versuchte, die Führungsspitze einer Los Zetas Fraktion auszuheben,
die sich schwer bewaffnet in dem Ort eingenistet hat.
Einige mutige unter
den völlig konsternierten Einwohnern des Ortes konnten
Videoaufnahmen von den Zusammenstößen anfertigen und teilten sie im Internet.
Die Grenzregion
ist bekannt als Bandenterritorium, da hier dank des Schmuggels sehr
viel Geld auf dem Schwarzmarkt verdient werden kann: Drogen,
Menschen, Waffen. Wer genug Geld hat, der bekommt hier alles.
Entsprechend hochgerüstet sind die Kartelle, die sich nicht nur gegenseitig bekämpfen, sondern auch eine veritable Konkurrenz zur
mexikanischen Staatsmacht darstellen.
Zu diesen Schusswechseln geführt hat eine Razzia der
Armee, die veranlasst wurde, weil
Auftragsmörder des Kartells am Samstag davor den örtlichen
Gefängnisdirektor ermordet haben. Es zeigt, die Kartelle
haben offenbar weitgehend freie Hand in Mexiko. Sie werden erst dann mit Macht angegriffen, wenn sie Grenzen überschreiten und zu einer unmittelbaren
Gefahr für Staatsbeamte werden.
Angesichts dieser
Mentalität, wonach die Bürger im Stich gelassen werden und der Staat
sich nur selbst schützt nimmt einen nicht wunder, dass so viele
Mexikaner ihr Glück in den Vereinigten Staaten suchen.
In Mexiko herrscht ein Klima von Angst und Schrecken
Schon lange ist
bekannt, dass Politik, Justiz, Polizei und sogar Militär in Mexiko
von den Drogenkartellen unterwandert wurden. Das Los Zetas Kartell konnte
sogar Soldaten
einer mexikanischen Spezialeinheit rekrutieren, die einen
Seitenwechsel vollzogen haben, weil das Geschäft mit den Drogen bei
weitem einträglicher ist - und das bei gleichem Risiko für die eigene
Gesundheit.
Die Kartelle könnten bei ihrem Geschäft kaum brutaler vorgehen. Das Aufnahmeritual bei MS-13 beispielsweise besteht für Männer darin, sich für 13 Sekunden brutal zusammengeschlagen zu werden. Weibliche Aspiranten wiederum haben die Wahl, ob sie ebenfalls zusammengeschlagen werden möchten, oder aber ob sie sich lieber von zwei Bandenmitgliedern vergewaltigen lassen.
Um die Kartelle hat
sich inzwischen eine eigene Subkultur entwickelt und es wird sogar
eine „Heiligenfigur“ verehrt. La
Santa Muerte, also in etwa der Heilige Tod, wurde auserkoren als
Schutzpatronin der Kartelle.
Es handelt sich um eine Entwicklung, die man nur mit sehr
viel Zynismus als Folklore bezeichnen kann. Allerdings zeigt die
Reichweite der Kartelle in Lateinamerika und in den lateinamerikanischen Gemeinden Nordamerikas, dass es sich inzwischen
um eine Art Volksbewegung handelt.
Alleine MS-13 soll
in den beiden Amerikas 50-100.000 Mitglieder haben und konnte dank laxer Einwanderungskontollen der Regierung Obama im vergangenen Jahrzehnt
auch in den Vereinigten Staaten Fuß fassen. Mit dem selben Programm
aus Einschüchterung und roher Brutalität infiltrieren sie dort
Schulen mit vor allem hispanischen Schülern mit schwachem sozialen
Hintergrund, um diese für ihr Drogen-, (Kinder)Prostitutions- und
Waffengeschäft zu rekrutieren. Als Donald Trump illegale Einwanderer
im Land als „Tiere“
bezeichnete, da meinte er genau diese Banden, was aber linke
Journalisten und Politiker nicht davon abhielt, ihn dafür zu
kritisieren.
Die größte
Zustimmung erhält Trump bei dem Thema unter anderem von legal
einheimischen Latinos in den USA, da es die Kartelle sind, die ihre
Familien und Lebensgrundlage zerstören.
Mexikaner wählen Protest und sie wählen die selbstverwaltete Autonomie
Bei den
Präsidentschaftswahlen in Mexiko gewann kürzlich ein linker
Populist, der sich dezidiert von den etablierten Parteien distanzierte. Die Washington Post meint über ihn, dass er als Saubermann
antrat und über die Jahre als Politiker den Ruf der Bescheidenheit
und des Geizes (auch gegenüber sich selbst) erlangen konnte. Ein
Urteil darüber, ob dies tatsächlich so ist, oder ob es nur eine
weitere Variation der Korruption ist, mit der das Volk an der
Wahlurne in die Unterwerfung unter die Macht der Kartelle darstellt,
steht noch nicht fest.
Doch auch wenn er
sich mit seinem linken Programm wohl keine Freunde unter den Unternehmern des Landes machen wird, so
zeigt der Militäreinsatz nur wenige Tage nach seiner Wahl, dass er
es ernst meinen könnte mit dem Aufräumen des Landes und dem Kampf
gegen Korruption und Verbrechen.
Nicht alle Mexikaner
vertrauen aber noch den Versprechungen der Politik auf Veränderungen
und nicht einmal mehr dem Versprechen auf Schutz durch die Polizei.
In der von indigenen Amerikanern bewohnten und ebenfalls in einer kartellverseuchten Region liegenden Ortschaft Cheran hatten die
Einwohner irgendwann genug von der Korruption und Gewalt, schlossen
sich zusammen und vertrieben mit Waffengewalt alle Politiker,
Polizisten und Kriminellen aus dem Ort. Heute sind Parteien, die
Polizei und Banden dort strengstens verboten. Beschützt und
kontrolliert wird der Ort von den Einwohnern selbst, die am
Ortseingang mit der Waffe in der Hand darauf achten, dass keiner
dieser Delinquenten zurückkommt.
Cheran befreite sich
im Jahr 2011 von seiner Obrigkeit und es klingt fast wie ein Wunder,
aber das Leben im Ort funktioniert. Weder gibt es nennenswerte
Kriminalität, noch ist das öffentliche Leben zusammengebrochen. Die
Menschen organisieren sich einfach selbst wie es der Bedarf verlangt.
Auch wenn eine
solche selbstverwaltete und anarchistische Autonomie im Kleinen
durchaus funktionieren kann, so ist fraglich, ob es auch im Großen
funktionieren kann - und vor allem, wie viele Generationen es dauern
wird, oder ob es überhaupt möglich ist, überall auf Gemeindeebene
einen sozialen Zusammenhalt zu erschaffen, der eine solche Lösung
aus der Spirale der Gewalt heraus ermöglicht. Wie es aussieht wird
Mexiko also noch eine ganze Weile nicht über den Status des
„Sh*thole Country“ hinauskommen.
Trumps Mauer und
seine harte Haltung gegen illegale Einwanderer werden entsprechend noch lange
Konjunktur haben.
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