Badstraße und Schlossallee, so nah und doch so fern (Bildquelle)
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Mit den Maßnahmen gegen die Coronakrise wird gerade der letzte Stützpfeiler aus dem Wirtschaftssystem herausgenommen, der es bislang am Leben erhielt. Es geht um die Verbrauchernachfrage, die dank der erzwungenen Geschäftsschließungen und Ausgangssperren gerade eine Kaskade an Pleiten auslöst, die das gesamte Wirtschaftssystem in den Abgrund reißen wird. Mit frischen Billigkrediten will man dem entgegenwirken, aber das wird nur in noch mehr Verschuldung und in einer noch stärkeren Vermögenskonzentration enden. Das gilt für die USA, wie Paul Craig Roberts ausführt, aber es gilt nicht weniger für Europa, Deutschland und den Rest der Welt.
Paul Craig Roberts: Brauen wir gerade einen neuen Feudalismus zusammen?
Die Antwort auf die
Frage lautet: „JA!“ Denn am Ende werden die großen Gläubiger
dank der erhaltenen Bail-Outs das gesamte Eigentum all jener
Schuldner besitzen, die keinen Bail-Out bekamen und im Gegenteil dank
der Bail-Out-Darlehen mitsamt der zugehörigen Gebühren und
Strafzahlngen für versäumte Tilgungen noch tiefer in die
Verschuldung getrieben werden. Die Losung lautet Abschreibungen für
das oberste Prozent und noch mehr Schulden für alle anderen.
Richten Sie Ihren
Blick auf die Wirtschaft. In den USA gibt es ein
Arbeitskräftereservoir von 164 Millionen Menschen. Die Prognose für
die Arbeitslosigkeit aufgrund von Betriebsschließungen liegt bei
30%. Das ließe hinaus auf 49 Millionen Menschen, von denen es sich
bei jedem einzelnen aufgrund der Not um einen potenziellen Plünderer
handelt. (Mit dem heutigen Bericht über eine Arbeitslosenquote von
16% oder 22 Millionen Menschen haben wir die Hälfte des Weges dort
hin bereits hinter uns).
Die schuldengetriebene Kaskade in die Depression
Viele dieser
Menschen lebten jetzt schon von Lohnüberweisung zu Lohnüberweisung,
sie sind nicht in der Lage, 400 Dollar aufzubringen, und die
bestehenden Schulden drücken ihr verfügbares Einkommen auf Null. Da
sie in der Vergangenheit mit einem Arbeitsplatz schon kaum in der
Lage waren, ihre Schulden zu bedienen, wie sollen sie das eigentlich
machen, wenn sie arbeitslos sind oder wenn sie als Kleinunternehmer
ihr Geschäft nicht öffnen dürfen, während die Kosten
weiterlaufen, aber keine Einnahmen reinkommen? Gibt man ihnen jetzt
Darlehen für die Deckung dieser Verbindlichkeiten, dann steigen ihre
Schulden einfach nur noch weiter. Die Bargeldzuweisungen der
Regierung an das gerade neu entstandene Heer an Arbeitslosen können
zwar Nahrung und Unterkunft abdecken, für die Bedienung ihrer
Schulden reicht es aber nicht.
Von Unternehmen wie
McDonald‘s und dem Einzelhandel hört man, dass sie ihre Mieten
drei Monate lang nicht bezahlen werden. Das wird sich auf die
Betreiber von Einkaufszentren auswirken da sie nicht in der Lage sein
werden, ihre Gläubiger zu bezahlen. Die Rettung der Wirtschaft wird
absehbar für niemanden funktionieren als ausgerechnet für
diejenigen, die das Problem verursacht haben. Mit iher Rettung wird
ihnen jenes Geld zur Verfügung stehen, um all die anderen in Konkurs
gegangenen Unternehmen aufzukaufen oder ihnen den Zwangsvollstrecker
zu schicken. Das Eigentum wird sich in den Händen weniger Händen
konzentrieren.
Der von den New
Yorker Banken und Trumps Finanzminister - der sich während seiner
Karriere an der Wall Street den Beinamen „König der
Zwangsvollstreckung“ verdient hat - ausgeheckte Rettungsplan lässt
die Gläubiger unbeschadet und treibt die Schuldner noch tiefer in
die Verschuldung.
Je mehr Schulden in
noch weniger Händen als bislang konzentriert sind und je mehr der
Rest verschuldet ist, desto geringer fällt die für das
Wiederanschieben der Wirtschaft notwendige Kaufkraft aus. Das wirkt
sich wiederum auf viele Vermögenswerte aus, da sie dann an Wert
wenn, wenn ihre Rentabilität mit der allgemein sinkenden Kaufkraft
der Verbraucher abnimmt.
Die systematische Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlagen
Die Zerstörung der
US-Wirtschaft ist in vollem Gange und das schon, seitdem die
globalisierten Großkonzerne Mittelschichtsarbeitsplätze ins Ausland
verlagerten. Sie ist im Gange, seitdem der Finanzsektor einen Gutteil
des Volkseinkommens in den Schuldendienst umgeleitet hat. Sie ist im
Gange, seitem die Konzerne ihre Gewinne in den Rückkauf eigener
Aktien investierten, anstatt ihre Produktionskapazitäten
auszuweiten. Sie ist im Gange, seitdem das systematische Drucken von
Geld die Aktienkurse und Anleihekurse über realistische Werte hinaus
in die Höhe getrieben hat. Es ist im Gange, seitdem die Regeln gegen
Monopolbildungen außer Kraft gesetzt und das Glass-Steagall-Gesetz
zur Trennung von Banken- und Finanzgeschäften aufgehoben wurde. Es
ist im Gange, seitdem endlose Kriege Infrastrukturinvestitionen und
den Ausbau des sozialen Sicherheitsnetzes verdrängt haben.
Die Frage ist,
handelt es sich dabei um eine Verschwörung, oder ist es doch nur
Dummheit, die das alles vorantreibt? Unabhängig davon, wie die
Antwort daraus fällt steht jedoch fest, dass die Wirtschaft gerade
grundlegend zerstört wird.
Strukturelle Probleme, wohin das Auge blickt
Das wirtschaftliche
Problem besteht darin, dass die Schulden im privaten Sektors und das
sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen viel zu hoch sind,
als dass sie jemals noch abbezahlt werden könnten. Dieses Problem
bestand bereits vor der den Quarantänemaßnahmen wegen des
Coronavirus. Die Quarantäne bedeutet lediglich, dass es noch weniger
Einnahmen gibt, die für die Tilgung der ohnehin nicht tragbar hohen
Schulden aufgewendet werden könnten. Neue Schulden wie es jetzt
kommt, können das Problem schlichtweg nicht lösen.
Das wiederum Problem
besteht darin, dass die Banken Kredite vergeben, mit denen die jetzt
schon in den Büchern stehenden Finanzanlagen finanziert werden
müssen, nicht aber, um das gegenwärtige Produktionspotenzial der
Wirtschaft zu erweitern.
Das Problem besteht
ebenso darin, dass Unternehmen ihre Gewinne verwenden und sich
darüber hinaus noch weiteres Geld leihen, um ihr eigenes
Eigenkapital zurückzukaufen, anstatt das Geld in ihre Unternehmen zu
investieren. Führungskräfte verschulden ihre Unternehmen, während
sie diese gleichzeitig entkapitalisieren – am Ende aber winkt ihnen
dafür eine satte „Leistungsprämie“.
Das Problem ist,
dass kurzfristig denkende Großkonzerne hochproduktive
US-Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung nach Asien verlagert haben
und damit das Arbeitseinkommen in den USA verringerten, so dass sich
Steuerbasis der Bundesstaaten und Kommunen verringerte und weshalb
die Zentralbank das verlorene Wachstum über die Einkommens mit einem
Wachstum der Verbraucherschulden ersetzen mussten.
Ohne Entschuldung keinen Ausweg aus der Krise
Die für die
notwendige Korrektur dieser Fehlstellungen verantwortlichen Personen
reparieren alles aber nur für sich selbst und das in einer
kurzsichtigen Art und Weise. Es gibt nur einen Weg, die Situation in
Ordnung zu bringen, und das ist die Abschreibung der Schulden des
privaten Sektors auf ein Niveau, das bedient werden kann. Da den
Gläubigern ungeachtet ihrer bisherigen Schulden geholfen wird,
spielen ihre Kreditverluste keine Rolle.
Die Banken- und
Unternehmensrettungen sind eine Gelegenheit, die Wirtschaft auf
andere wichtige Weise zu retten. Tatsächlich laufen die
Rettungsaktionen auf eine umfassende Verstaatlichung hinaus. Die
Regierung sollte das Eigentum, das sie sich effektiv erwirbt, auch
als solches akzeptieren. Denn dann kann die Regierung die „Banken, die
zu groß sind, um zu scheitern“ endlich zerschlagen und den
Finanzbereich vom klassischen Bankwesen trennen.
Das ginge
sogar, ohne ein neues Glass-Steagall-Gesetz verabschieden zu müssen,
und ohne auch gegen die Finanzlobby im Kongress kämpfen zu müssen.
Einmal zerschlagen, könnten die Banken wieder verkauft werden. Es
würde dem Finanzsystem seine enorme Fragilität nehmen und final den
finanziellen Wettbewerb wiederherstellen. Mit Unternehmen in
Regierungshand könnten auch die Arbeitsplätze aus Übersee nach
Hause gebracht werden. Die Mittelschicht würde wiederhergestellt.
Diese Maßnahmen
würden zusammen mit einem Schuldenerlass die Kaufkraft der
Verbraucher wiederherstellen. Der Nachholbedarf würde die Wirtschaft
zu einem höheren Wachstum antreiben, wie es schon nach dem Zweiten
Weltkrieg der Fall war.
Das wäre eine echte
Lösung für ein echtes Problem. Aber mit dem obersten Prozent, das
für das Problem verantwortlich ist, werden wir keine wirkliche
Lösung bekommen. Wir werden einfach nur mehr Geld dafür verwenden,
die Preise für Finanzpapiere und die nicht mehr tragfähige Schulden
der sterbenden Wirtschaft mit einem künstlich aufgeblähten
Aktienmarkt noch weiter in die Höhe treiben.
Die Elite hat uns zu
oft im Stich gelassen. Es ist an der Zeit, sie zu entthronen.
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