Der Name zum Programm (Bildquelle) |
Die (derzeitigen) Ergebnisse zur Civey Umfrage zur GEZ...
Das Civey
Umfrageinstitut hat eine aktuelle Umfrage zur GEZ Abschaffung im
Angebot, bei der man
auf deren Internetseite sogar noch teilnehmen kann. Die Frage
dazu lautet: „Wie viel würden Sie monatlich pro Haushalt für den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen, wenn Sie selbst
entscheiden könnten?“ Dazu gibt es insgesamt acht Antwortmöglichkeit,
die von „weiß nicht“ bis 25 Euro reichen.
Die genutzte Umfragetechnik
in Form einer anonymen Onlineumfrage scheint dabei nicht allzu
zuverlässig zu sein. Jedenfalls kann man per „zurück → vor“
im Browser problemlos doppelt daran teilnehmen. Seis drum. Möglicherweise hat Civey im Hintergrund auch eine Möglichkeit, die
schlechten Datensätze herauszufiltern.
Fakt ist jedenfalls,
dass genau jetzt – am 9. Januar um 13:30 – insgesamt 3.055
Personen teilgenommen haben und das „repräsentative“ Ergebnis
lautet (also jenes relativ zu Alter, Geschlecht und Wohnort), dass
mit 45% aller Umfrageteilnehmer fast die Hälfte aller Menschen im Land den
GEZ Zwangsbeitrag abschaffen will. So viel oder gar noch mehr als
heute würden nur knapp 5% bezahlen wollen, während ein Drittel
einen Sinn in der GEZ sieht, aber erheblich weniger zahlen will als
derzeit verlangt wird.
links die Rohdaten, rechts die repräsentativen (Bildquelle) |
Das könnte
eindeutiger kaum sein, was noch einmal von den Rohdaten unterstrichen wird. Hier ist es sogar so, dass jene, die ein
Ende der GEZ Zwangsabgabe verlangen nur bei 42% liegt, während der
Rohanteil der „gerne so viel oder mehr“ Zahlungsbereiten mit
knapp 7% höher liegt als der repräsentative Wert.
Eine klare Sache
also. Es impliziert, dass die Bevölkerung durch die Bank die Nase
voll hat vom derzeitigen GEZ Zwangsregime.
Was macht der Focus daraus? Lügenframing!
Beim Focus allerdings titelt
man zu dieser Civey Umfrage groß mit „Mehrheit
will Öffentlich-Rechtliche Sender behalten - jeder 4. will sie
abschaffen“. Im Anbetracht der Zahlen, wie man sie von Civey
geliefert bekommt, und auf die sich der Artikel beziehen soll, ist die
Aussage im Titel schon sehr schwer nachvollziehbar.
Noch obskurer wird es
dann im Text selbst: „Die meisten Befragten wollen das Modell
behalten. 20 Prozent sprechen sich jedoch für dessen Abschaffung
aus.“
Nein, es sind knapp 50
Prozent, die dessen Abschaffung verlangen! Wobei selbst bei konservativer Betrachtung noch immer 42% den GEZ Zwangsmoloch loswerden wollen.
Und auch diese Stelle ist
nicht übel: „Die Bürger sind gespaltener Meinung, was den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft. So spricht sich zwar mit
rund 37 Prozent eine Mehrheit für dessen Weiterführung wie bisher
aus.“
Nein, auch das ist falsch! Es sprechen
sich lediglich 5% für eine Weiterführung „wie bisher“ oder
„noch mehr wie bisher“ aus. Dagegen sind es circa 37 Prozent,
die prinzipiell nichts gegen die GEZ haben, aber signifikante
Änderungen in Form geringerer Gebühren verlangen.
Haben die eine andere Umfrage vorliegen? Ist es mangelnde Sorgfalt oder doch absichtliches Lügenframing?
Leider sind auf der
Seite des Focus - der ich so oft wie es möglich ist aus dem Weg gehe - mehrere
Artikel ineinander verschachtelt, so das kaum ersichtlich ist, was
alles genau zum Umfrageartikel gehört und was nicht. Ein Datum, wann der Artikel veröffentlicht wurde, kann ich nicht finden. Der Blick
zu Archive.org jedoch zeigt, dass die erste Version des Artikels am
7. Januar veröffentlicht wurde.
Zwei Möglichkeiten
gibt es als Erklärung für diesen völlig verbogenen Artikel.
Entweder, der Focus bezieht sich auf eine völlig andere Umfrage, was
ich für eher unwahrscheinlich halte, sonst würde man auf der Civey
Seite etwas dazu finden, da sie auch dieses Produkt verkaufen wollen. Der
Artikel beim Focus impliziert eher, dass es um die von mir verlinkte Umfrage geht und der Focus von Civey lediglich paar
detailliertere Informationen darüber eingekauft hat im
Hinblick auf die demografische Verteilung der Teilnehmer.
Alternativ kann es
auch sein, dass sich die Umfragewerte seit der Erstveröffentlichung
vor zwei Tagen massiv verschoben haben, weil über den Focus mehr
Menschen auf die Umfrage aufmerksam wurden. In diesem Fall ist dem
Focus bzw. den Autoren unter den Küzeln sca/ nsc mangelnde journalistische Sorgfalt vorzuwerfen, da sie trotz der massiven Veränderungen keinen Grund für eine
Aktualisierung sahen.
Die Frage lautet
daher: War das wieder einmal ein Fall journalistischer Nachlässigkeit
durch den Focus (innerhalb von ein oder zwei Tagen ist es kein
Verbrechen, einen Artikel nachzubessern). Oder aber haben wir es hier
mit einem absichtlichen Pro-GEZ-Framing aus der Abteilung
Lügenpresse zu tun?
Meine Erfahrung mit
dem Focus zeigt leider, dass man es nicht immer ernst nimmt mit dem Verzicht
auf Lügen in der Berichterstattung.
Eine Aktualisierung
Obwohl sich an den Werten nichts geändert hat, bei Civey also noch immer über 40% den GEZ Klotz weg haben wollen, hat sich der Focus inzwischen zu einer Überarbeitung des Titels (und sogar der URL!) entschieden und lügentitelt nun, dass "jeder 5. will sie [die Rundfunkgebühr] abschaffen" will.
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