Fake News Alarm: Tagesschau verklärt Rechtsextremisten zu 'Rechten' und bauscht Demo von Splittergruppe zum nationalen Ereignis auf

Im Passat angefahren: "Die Rechte" zur Demo (Bildquelle)

Zwar meide ich den Staatsfunk und seine Verlautbarungsorgane wie die Pest, manchmal aber werde ich wie in diesem Fall ungewollt Zuschauer der Chose. Es war dabei ausgerechnet die Tagesschau mit Jens Riewa, die mich im Vorbeigehen für eine halbe Minute berieseln konnte. Er berichtete gerade über eine „rechte Demo“ in Kassel, wie es im Untertitel zur Meldung hieß und zwar im Zusammenhang mit dem ermordeten ehemaligen Regierungspräsidenten Walter Lübke, wie Riewa seinen Zuschauern erklärt. Ich frage mich, warum wurde das berichtet und warum in dieser Weise? Und stimmt das überhaupt?



Problem Nummer Eins: Warum werden die Veranstalter als „rechts“ und nicht als „rechtsextrem“ bezeichnet?



Bei der Hessenschau kann man nachlesen, wie die Kleinstpartei Die Rechte heute in Kassel eine Demonstration abhält. Offenbar hielten es die Verantwortlichen der Gruppe für eine gute Idee, gegen die Aussage des ermordeten Walter Lübke zu demonstrieren, wonach jeder Deutsche das Land verlassen könne, wenn ihm die Politik der offenen Grenzen nicht gefällt.

Während die Aussage sicherlich bei etlichen durchschnittlich konservativen und liberalen Geistern und möglicherweise auch einigen links der Mitte für Frust gesorgt hat, so braucht es keine ausschweifende Erklärung, dass die Veranstaltung durch die Partei im Zusammenhang ziemlich geschmacklos ist. Ebenso wenig bedarf es einer Erklärung, dass es sich bei der Partei um ein kleines, rechtsextremes Sammelbecken handelt.

Trotzdem sah man es bei der Tagesschau für angebracht, die Schautafel für die Meldung mit dem Wörtchen „rechts“ zu zieren und nicht mit „rechtsextrem“. Dafür gibt es keinen Grund und das weder inhaltlich - Riewa verwendet bei seinem Vortrag den Begriff rechtsextrem als Umschreibung für die Veranstalter - noch ist zu wenig Platz auf dem Bildschirm, als dass es für das Suffix „-extrem“ nicht mehr gereicht hätte.

Bestenfalls sind die Rentner als letzte verbliebene Zuschauer des Staatsfunks gerade beim Bügeln und hören die Meldung nur. Wer dagegen lediglich das Bild ohne Ton sieht, der bekommt eindeutig ein „rechts“ im Sinne von (früher einmal legitim) rechts präsentiert. Eine ganz besondere Note in Form einer kognitiven Dissonanz wiederum bekamen alle verpasst – darunter auch ich – die sowohl den Text sahen als auch die Meldung dazu hörten.

Ich frage mich, was ist es denn jetzt, lieber Jens, waren das Rechte oder Rechtsextremisten? Da gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Dagmar Berghoff hätte ihn noch gekannt und berücksichtigt.



Problem Nummer Zwei: Warum wird zwischen der Demo und dem Mord an Walter Lübke überhaupt ein Zusammenhang hergestellt?



Sowohl Riewa als auch der Bericht der Hessenschau stellt einen Zusammenhang zwischen der Demo und Walter Lübke her, dessen Schicksal ich oben beschrieben habe. So heißt es bei der HR gleich im ersten Satz:
„Weniger als zwei Monate nach dem Mord an Kassels Regierungspräsident Walter Lübcke wird in der nordhessischen Stadt ein Aufzug Rechtsextremer erwartet. Die Kleinstpartei ‚Die Rechte‘ hat zu einer Demonstration aufgerufen.“

Auf Lübke wird nicht weiter eingegangen, weder im Text, noch durch Riewa. Es wird einfach nur genannt. Ganz so, als sei es von Bedeutung im Zusammenhang. Beim Leser oder Zuschauer – und so auch bei mir – wird dadurch fest installiert, dass die Demo als Protest gegen Walter Lübke und dessen Aussage abgehalten wird und damit implizit als Sympathiebekundung für den Mord an ihm.

Das Framing war eindeutig und die Tatsache, dass es sogar bei mir funktionierte - der ich übervorsichtig bin bei derartigen Propagandaverlautbarungen - spricht Bände.

Aber ist dem auch so? Steht die heutige Demo der Partei „Die Rechte“ in Kassel wirklich im Zusammenhang mit dem Mord an Walter Lübke, dem ehemaligen Regierungspräsidenten der selben Stadt?

Nein, so die kurze Antwort.

Wer sich die Mühe macht und auf der offiziellen Internetseite der Partei nachsieht, der bekommt als Motto der Demo mitgeteilt, dass man protestieren will gegen „Pressehetze und Verbotsirrsinn“.

Das mag vorgeschoben sein, ich kann das nicht beurteilen. Aber da uns weder die Hessenschau noch Jens Riewa anderweitige Beweise liefern muss ich leider davon ausgehen, dass der Mord an Lübke rein gar nichts beitrug zur Motivation der Rechtsextremisten, diese Demonstration abzuhalten und auch nicht dazu, ausgerechnet in Kassel zu marschieren.

Als eindeutiges Fazit bleibt stehen, dass es erstens massives Framing gab bei dieser Meldung und zweitens, dass man mit diesem Framing so nahe an die Fake News herangegangen ist, wie einst Ikraus an die Sonne heranflog.



Problem Nummer Drei: Warum wird das überhaupt berichtet?



Ich bin mir gerade nicht sicher wer es war, aber vermutlich war es die Antifa Liaison der Tagesschau Patrick Gensing, der anlässlich des Mordes an Maria Ladenburger meinte, dass die Tagesschau nur Meldungen von „nationaler Bedeutung“ bringen würde.

Offensichtlich ist das noch nicht zur Frühschicht des Nachrichtenprogramms durchgedrungen, denn sonst hätten sie nicht über die Demo berichtet. Für den Bericht in der Hessenschau hätte ich durchaus Verständnis, handelt es sich doch um einen Regionalsender und wenn dann einmal 3.000 Personen an einem Fleck stehen wie die Gegendemonstranten, dann ist das genauso berichtenswert, wie das letzte Spielergebnis von Eintracht Wetzlar, dem vermutlich ähnlich viele Zuschauer beiwohnten.

Aber in der ARD? Wo bitte ist die nationale Bedeutung für ein Ereignis, bei dem erheblich weniger als 0,1 Promille aller Deutschen teilnahmen und auf Seiten der Extremisten sogar nur schätzungsweise 0,0001 Promille?

Bezeichnend dazu ist die Unterschrift zu einem Foto im Artikel der Hessenschau das einen Kombi zeigt - aus den niedersächsischen Hitlerwerken übrigens - und um das eine Handvoll Personen herumsteht. Darunter heißt es: „Einzelne Demonstranten waren dem Aufruf von ‚Die Rechte‘ gefolgt.“

Ahja, da trifft sich also ein halber Kegelverein mit den glattrasierten Kugeln auf dem Hals in Kassel und ein Acht-Millarden-Euro-pro-Jahr-Zwangsgebürhren-Sender-mit-nationaler-Ausrichtung meint, dass darüber berichtet werden sollte.

Mal im ernst, ist das die Sommerflaute? Und wenn schon Sommerflaute, warum berichtet ihr nicht auch über den geplanten Burggraben um den Reichstag herum?



Problem Nummer Vier: Wozu wird einer kleinen, vernachlässigenswerten Splitterpartei so viel Raum gegeben?



Schauen wir mal nach. Bei der letzten Bundestagswahl 2017 erhielt die Partei „Die Rechte“ laut Wikipedia 1.142 Erststimmen und 2.054 Zweitstimmen. Relativ gesehen waren das jeweils circa 0,03 Promille - nicht Prozent! Zum Vergleich, die NPD erhielt 40 Mal so viele Erststimmen und 85 Mal so viele Zweitstimmen und sogar die DKP am anderen Ende bekam fünf Mal so viel Zustimmung vom Wahlvolk.

Daneben würde ich auch gerne etwas sagen zur Bedeutung von „Die Rechte“ in Hessen und wie gut sie im vergangenen Jahr abschnitt bei der hessischen Landtagswahl. Allerdings hat die Partei daran gar nicht teilgenommen.

Es sind also nicht einmal Promille, die der dunkelblaue Passat voller „Rechter“ in der Region an Bedeutung gewinnen konnte. Und das trotz all der migrantenbedingten Friktionen, die wir in den letzten Jahren erleben mussten und die sicherlich auch in der hessischen Provinz für Unruhe sorgen.

Das Problem damit ist, die Rechte hat regional wie national so wenig Zulauf und Bedeutung, dass mit diesen 30 Sekunden, in denen Jens Riewa über deren Wochenendausflug nach Kassel berichtet, ihr Anteil an öffentlicher Aufmerksamkeit hemmungslos in die Höhe getrieben wird.

Dazu ein kleiner Überschlag. Die Tagesschau wartet im Schnitt circa sechs Mal am Tag mit einer fünfzehnminütigen Sendung auf, was sich im Jahr auf circa zwei Millionen Sendesekunden summiert. Nimmt man nun den Bericht über die Demo der Partei und setzt sie ins Verhältnis zur Gesamtmenge an Sendezeit, dann kommt man auf 0,015 Promille.

Sobald der Meldungsblock also ein zweites Mal gesendet wird ist das „Soll“ an Aufmerksamkeit für die Partei schon erfüllt. Wird gar ein drittes Mal berichtet – und das kann schnell passieren, weil Sommerflaute und Burggraben nicht so wichtig – dann liegt die Partei im sattgrünen Bereich. Nicht auszudenken was passiert, sollte sich die Partei zu einer weiteren Demo entscheiden, etwa an Claudia Roths Stammsitz, wenn gerade wieder Nachrichtenflaute herrscht.

Warum macht die Tagesschau so etwas? Warum berichtet sie nicht über wichtige Dinge, die uns alle betreffen? Vielleicht mal eine Technologiemeldung, oder etwas zum Thema Finanzen oder Wirtschaft, was allzu gerne unter den Tisch fällt. Es gäbe da einiges, das uns der Herr Riewa erzählen könnte. Aber nein, er rückt lieber eine Handvoll Idioten aus der hessischen Provinz ins Rampenlicht.



Abschließend noch einmal die Frage: Warum wird nicht über den geplanten Burggraben für den Reichstag berichtet?



Weder die Suchanfrage mit „Reichstag“, noch vergleichbare Begriffe geben mir auf der Seite der Tagesschau Ergebnisse zurück, die sich mit dem geplanten Graben beschäftigen. In der Ergebnisliste bekomme ich lediglich drei Mal Klima, einmal überblähter Bundestag, dann noch einmal Klimagreta und an sechster Stelle allgemein gehalten die Forderung des Städtebundes nach mehr Merkelpollern.

Aber der Umbau des Reichstages zur Wehrburg?

Nichts!

Warum das so sein könnte, das darf sich jeder selber denken. 

Mein Bedarf an GEZ-Propaganda zumindest ist jetzt erst einmal wieder gedeckt für die kommenden Jahre. Es ist wirklich erstaunlich, dass man bei der Tagesschau heutzutage in unter einer Minute in einen Haufen Berichterstattungsscheiße reintritt.
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