Schon wieder Fake News bei Spiegel Online und Konsorten!


Drohend, hämisch, süffisant - Oder doch nur nett? (Bildquelle Bildschirmfoto)


Es war ein reines Bauchgefühl, dass ich mir nach dem Ansehen dieses Videos auf YouTube die Mühe gemacht habe, die deutsche Presse kurz nach "Washington Ureinwohner" abzusuchen. Und natürlich kam es wie es kommen musste: Fünf Wochen nach Relotius und eine Woche nach dem Fake News Blödsinn rund um Alexandria Ocasio-Cortez (und sicherlich noch einigen weiteren mir entgangenen Aussetzern) ist es wieder passiert. Die deutsche Mainstream Medienlandschaft gießt einen Schwall Fake News auf seine Kundschaft! Hier die Aufarbeitung eines weiteren kleinen Sahnestückchens mit Haltungsjournalismus der Marke Relotius.


Worüber lügen die Mainstream Medien dieses Mal?

 

Es geht um eine wenige Minuten dauernde Szene in Washington D.C., bei der sich Trump-MAGA-Mützen tragende Jugendliche einer katholischen Schule und ein indigener Ureinwohner und Veteran der US-Armee in die Haare gekommen sein sollen.

Während der Indianer zu einer Demonstrationsgruppe gehörte, die in der US Hauptstadt trommelnd gegen Ungerechtigkeiten gegenüber den indigenen Bewohnern Nordamerikas demonstrierten, nahmen die katholischen Jugendlichen vor dem vermeintlichen Zusammenstoß an einem „Marsch für das Leben“ teil, also einer Demonstration, die sich allgemein gegen die legale Abtreibung richtet und im speziellen gegen die Möglichkeit, dass Abtreibungen mit staatlichen Mitteln finanziert werden.

Laut der vom Mainstream abgesonderten Version umringten die Jugendlichen dabei den Indianer, den sie daraufhin schickanierten, verhöhnten und bedrohten. Zum Beweis diente ein kurzer Videoschnipsel, in dem man tatsächlich sieht, wie die Jugendlichen um den trommelnden Indianer herumstehen und einen verballhornten indianischen Schlachtruf von sich geben.

Protagonist ist in dieser Version neben dem Indianer einer der Schüler, der sich dem Indianer angeblich grinsend – sprich arrogant – Weg gestellt hat und ihn nicht wieder in Ruhe gelassen haben soll.

Klar ist, dass es sich hier um die klassische Relotiusmischung handelt. Es geht um tumbe, rechte, bedrohliche und hirnlose Amerikaner, im Hintergrund lauert deren böser Hexenmeister Trump (die Mützen) und diese können nichts anderes, als grundlos und in aggressiver Manier Andersdenkende (und -farbige) zu drangsalieren.



Was wirklich geschah…



Hätte der linke Mainstream in den USA (und dessen deutsche Papageienkollegen) auch nur ein Haar journalistische Integrität oder Kompetenz, sie hätten nach den ersten Berichten im Netz kurz nach längeren Videos der Szene gesucht, um festzustellen, was davor und eventuell auch was danach geschehen ist.

Das aber ist ganz offensichtlich nicht geschehen, denn sonst gäbe es das vorliegende Lügenmärchen nicht.

Die einzig halbwegs(!) korrekte Information besteht in den beteiligten Personengruppen und dem Ort des Geschehens.

Ja, das ganze fand in der Hauptstadt im Bereich der „National Mall“ statt, einem Park mit schönen Statuen. Dazu gab es einmal die Indianergruppe mit dem Trommler in der Hauptrolle und einmal die katholische Schülergruppe mit dem grinsenden MAGA-Mützen tragenden Jugendlichen als deren Protagonisten.

Selbst dies jedoch bleibt eine Halbwahrheit, da es noch eine dritte relevante Gruppe gab, die sich im Umfeld des „Zusammenstoßes“ bemerkbar machte. Es handelte sich um eine Gruppe religiöser Fundamentalisten, die ebenfalls gegen das Recht auf Abtreibung demonstrierten.

Das mediale Problempaket mit dieser dem Publikum vorenthaltenen dritten Gruppe bestand wie ich vermute in der Kombination, dass es keine Moslems waren, sondern Christen (eventuell auch Juden oder etwas zwischendrin) und es waren auch nicht irgendwelche Christen, sondern schwarze Christen.

Da dies nicht in die aktuelle Gemengelage passt, so die leider allzu naheliegende Schlussfolgerung, ließ man die jungen Männer in den Lügenberichten besser mal weg.

Kommen wir nun zur Frage, wie die Situation entstand. Das bedeutet, wir benötigen einige Videominuten vor dem „Zusammenstoß“ der beiden Protagonisten unseres Lügenmärchens.

Ich werfe die Suchmaschine an und finde ein knapp zwei Stunden langes Video des Demonachmittags, das von einem der schwarzen Fundamentalisten aufgenommen wurde. Ab 1:12:20 im Video wird es interessant, da an dieser Stelle der Trommler erstmals das Bild betritt.



Schauen Sie sich ruhig einmal an, was da passiert. Es sind lediglich drei Minuten, bis sich die Szene wieder auflöst. Sie sollten sich die Szene deswegen selbst ansehen, weil meine Interpreationsfähigkeiten möglicherweise etwas getrübt sind.

Denn ich sehe keine Bedrohung, ich sehe keine Jugendlichen, die sich in Häme ergehen und ich sehe auch nicht, wie die Situation spannungsgeladen sein soll, oder dass sich da plötzlich für ein paar Minuten verfeindete Fraktionen gegenüber stehen.

Vielmehr sehe ich das folgende:

  • Mehrere Gruppen haben einen entspannten und ausgelassenen Nachmittag und feiern geradezu.
  • Die schwarzen christlichen Fundamentalisten loben die (weißen!) katholischen Jugendlichen für ihren Einsatz gegen die Abtreibung.
  • Die Jugendlichen verlassen ihren Platz nicht, vielmehr trommelt sich der Indianer langsam in ihre Richtung.
  • Der Indianer geht bewusst auf den grinsenden Jugendlichen zu und alle zusammen skandieren gemeinsam den Schlachtruf.
  • Niemand wird bedroht, niemand wird schikaniert und es gibt keine verfeindeten Fraktionen, sondern alle feiern sich gemeinsam!



Wo genau die Mainstream Medien trotz besserem Wissen lügen



Die überbezahlte Annette Langer von Spiegel Online schreibt im Teaser zu ihrem Artikel:

„In Washington D.C. haben katholische Schüler einen amerikanischen Ureinwohner provoziert und respektlos behandelt.“

Nein, das ist dort nicht geschehen! Keiner der Schüler hat provoziert, keiner der Schüler ging aktiv auf den Trommler zu und keiner der Schüler hat sich in irgendeiner Weise respektlos gegenüber dem Trommler verhalten.

Es sei denn natürlich, Frau Langer, Sie können mir im Video die Stelle zeigen, in der das geschehen ist. Dazu meint sie:

Die Politik gibt der Trump-Regierung Mitschuld am Zerfall der guten Sitten.“

Nein, das ist ebenso nicht geschehen. Linke Politiker, Aktivisten und die linke, lügende Mainstream Presse geben Trumps Regierung eine „Mitschuld am Zerfall der guten Sitten“ und nicht "die Politik" im Allgemeinen.

Es sei denn Frau Langer, sie können mir eine Reaktion zur Szene geben, die von einem relevanten republikanischen Politiker stammt. Meines Wissens gibt es diese nicht, aber bitte, widerlegen Sie mich, Frau Langer.


Mein zweites Beispiel für eine deutsche Relotiusarbeit zur Sache stammt aus der Feder eines Sven Geißenhardt von der Münchener Abendzeitung. Er schreibt:

„Nathan Phillips [,] amerikanischer Ureinwohner [..] wurde von Schülern einer katholischen Highschool auf geschmacklose Art und Weise verspottet.“

Ach, wurde er das? Inwiefern denn? Können Sie mir vielleicht die Stelle im Video nennen?

„Phillips [..] lief trommelnd [..] entlang. Auf seinem Weg stellten sich ihm Jugendliche in den Weg.“

Tatsächlich? Und wo genau? Wie definieren Sie nochmal „in den Weg stellen“, Herr Geißelhardt? Auf mich wirkt das nicht gerade wie eine Belagerung durch die Jugendlichen, eher dem Gegenteil. Aber bitte, legen Sie mir den entsprechenden Beweis vor und ich gebe Ruhe.


Als drittes Beispielen von vielen weiteren möchte ich noch den Artikel bei n-tv auf seinen Lügengehalt testen. Dort schreibt ein „jpe“ (kennt jemand die Person hinter dem Kürzel?) im Teaser:

„In der US-Hauptstadt Washington machen sich jugendliche Trump-Anhänger über einen amerikanischen Ureinwohner lustig.“

Wo genau bitte im Video wird das getan und was verstehen Sie, mein/e liebe/r jpe unter „lustig machen“? Vielleicht haben wir einfach eine andere Definitionsgrundlage für diese Art von Verhalten. Man weiß ja nie heutzutage.

Im Artikel heißt es weiter:

„Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursieren, sieht man, wie die Schüler Philips einkesseln. Ein Jugendlicher baut sich genau vor dem Vietnam-Veteranen auf und starrt ihm süffisant lächelnd aus kurzer Distanz ins Gesicht, während der 64-Jährige unablässig auf seine Trommel schlägt und singt.“

Aha, sieht man das also auf den Videos. Das ist sehr seltsam, wie ich meine.

Auf dem mir vorliegenden Video sieht man das nämlich nicht. Der Indianer geht auf die Gruppe zu, sucht aktiv die Mitte und scheint dort kein Problem zu haben.

Man könnte die Szene sogar so interpretieren, dass sich der Trommler dorthin gestellt hat, weil er den einen Jugendlichen in wohlwollender Manier hat lächeln sehen und es nur am Kamerawinkel oder gerne auch an den Gesichtsknochen des Jugendlichen liegt, dass es als „süffisant“ interpretiert werden kann.

Man weiß es nicht. Der Leser weiß es nicht, der Betrachter des Videos weiß es nicht und damit auch nicht der Schreiberling, der sich ganz im Stile Relotius von seinen Gefühlen leiten ließ und nicht von dem, was er an Tatsachen vorfand.



Wie kam es überhaupt zu diesem neuerlichen Ausfall mit Fake News?



Alle von mir eingesehenen deutschen und amerikanischen Artikel bezogen sich auf die Aussagen des Trommlers als Artikelgrundlage. Der n-tv Artikel zitiert sogar die Worte des Mannes, wie sie in der Washington Post abgedruckt wurden. (Unter Tränen) kommentierte er angeblich die Szene mit:

"Es wurde unangenehm und ich dachte: Ich muss aus dieser Situation raus und meinen Song am Lincoln Memorial beenden. Ich habe versucht, dorthin zu gelangen, aber der Junge mit der Mütze hat mir den Weg versperrt. Ich habe gehört, wie sie 'Baut diese Mauer! Baut diese Mauer!' gerufen haben. Aber das ist indigenes Land, hier sollte es keine Mauern geben."

Er war es also, der diese leicht widerlegbare Lüge in die Welt gesetzt hat und alle übernehmen sie ungeprüft.

  • Weil sie die Geschichte gerne glauben wollten.
  • Weil sie links sind und linke Gesinnung immer wahrheitsgemäß sein muss, wenn auch nur gefühlt.
  • Weil es gegen ihren Lieblingsfeind geht.
  • Weil die Geschichte so einfach ist mit einem eindeutigen moralischen „gut“ und einem „schlecht“ versehen ist.

Die Mainstream Medien lügen und sie lügen immer weiter, weil es ihnen gefällt!


Großartig sind auch ein paar Leserkommentare (Stand gestern Abend). Ein Lakl meinte bei der Abendzeitung:

„Sicher, die Amis haben eine kleine gebildete Elite - ber der Großteil von denen hat eine Allgemeinbilung welche an unsere Sonder-/Förderschulen nicht heran reicht. Und das ist so gewollt. Klar, was will man von Typen verlangen, welche in den Schulen die Schöpfungsgeschichte als bare Münze verkaufen und eine gesetzliche Krankenkasse als Teil einer kommunistischen Weltverschörung ansehen. Kein Wunder, dass solche geistigen Tiefflieger einen von Russland gekauften Trump wählen. Tsss....und einen Kennedy haben die erschossen.... „

Welch einfache Welt dieser Lakl da bewohnt! Pauschalisieren. Hetzten. Herabwürdigen. Aber es ist ja die richtige Gesinnung, dann ist es in Ordnung und das merkt man auch am zweiten Kommentar, der sich auf Lakl bezieht:

„He Lackl einen für dich unheimlich Geiler Kommrntar von Dir. Da kann ich dir nur einen schönen Sonntagabend wünschen. Ist Ehrlich gemeint.“

Jetzt mal ganz ehrlich, bei solchen Mitbürgern, da lässt der Schmerz bei mir merklich nach, dass Deutschland und sein Volk bald schon verschwunden sein werden.

Auch bei heute.at gab es gestern Abend bereits ein paar Leserkommentare, wie etwa diesen hier, der voll in Lakls Kerbe schlägt:

„Lauter Selbstdarsteller. Bei den Amerikanern kommt hald noch deren Kulturlosigkeit dazu. Da können sie auf noch so tolle Privatschulen gehen.“

Das Pseudonym des Kommentators lautet übrigens „Wäre bei uns nicht anders abgelaufen“. Die kognitive Dissonanz ist eben stark. Nicht weniger kognitiv dissonant geht es bei Kommentatorin Anja zu, die da meint:

„Tragen "make America great again" Mützen, aber hetzen gegen die einzigen echten Amerikaner die dieser Kontingent zu bieten hat“

Ja, das ist mal total fies! A propos, welche „einzigen echten“ Europäer hat eigentlich unser Kontinent zu bieten? Oder sind in diesem Fall dann wieder alle Nomaden alles gehört jedem und nichts gehört allen?

George Orwell hätte eine Heidenfreude an den Kommentarspalten des deutschen Mainstreams – oder einen Herzinfarkt.



Ein dickes (wenn auch vorläufiges) Lob an Kim Patrick von Harling

 

Inmitten der falschen Berichterstattung des Mainstreams gibt es exakt einen Lichtblick. Unverhofft – und aufgrund der Bezahlschranke möglicherweise unverdient – konnte ich erfreut feststellen, dass der Bericht zum Thema bei SHZ.de von Kim Patrick von Harling erstaunlich zurückhaltend geraten ist und keinerlei wilde Behauptungen, Diffamierungen, Verkürzungen oder offene Lügen enthält.

Zumindest ist dies nicht der Fall im Titel, der in korrekter Weise mit einem Fragezeichen versehen ist, sowie im ersten rein beschreibenden Absatz. Der Rest liegt leider hinter einer Bezahlschranke und das heißt, dass von Harling möglicherweise erst dort vom Leder zog.

Allerdings ist es mehr als nur ein gutes Zeichen, dass der Beginn so fragezeichig und neutral beschreibend geraten ist, da dies im Text zum einen dann meist so weiter geht und zum anderen sicherlich viele Leser nur den Teaser lesen, oder über kein Abo verfügen und damit vor allem den Teil mit dem Fragezeichen wahrnehmen.

Einen Hinweis darauf, warum von Harlings Artikel so farblos neutral beginnt, gibt möglicherweise dessen Hintergrund als Journalist. Der Mann ist von Hause aus Sportredakteur. Dabei handelt es sich in der Regel um die unpolitischsten und nicht-linkesten Vertreter der Schreiberlingszunft.

Vielleicht liegt darin auch die Lösung der aktuellen Medienkrise. Man wechselt nicht das Blatt und das Blatt welchselt nicht seinen Zustand von publiziert zu eingestellt, vielmehr könnte es ausreichen, wenn alle Ressorts exakt einmal rotiert werden. Politikressorts sollten künftig über die Natur berichten dürfen und Sportjournalisten - von Harlings kleine Leistung verallgemeinernd - sollten künftig von mir aus gerne aus der Welt der Politik berichten.

PS: Die Anfragen an die Verfasser der Fake News Berichte gehen gerade raus und auch das (vorläufige) Lob an von Harling. Mal sehen, vielleicht meldet sich ja einer und stellt sich einer kleinen Debatte, wie es auch bei Ocasio-Cortez Tanzvideo der Fall war.



**Eine Aktualisierung:**

Inzwischen hat sich der grinsende Jugendliche zu Wort gemeldet und gab laut New York Post zu Protokoll, dass die Gruppe mit Schwarzen keine Lobgesänge abgelassen haben, sondern es handelte sich laut ihm um schwarze Rassisten, die ihn und seine Gruppe heftig beleidigten. Leider wird im Video nicht ganz klar, was die Schwarzen skandiert haben. Meine Interpretation von "..Bless Israel.." war, dass sie sich bei den Jugendlichen für ihren Einsatz gegen die staatliche Abtreibung bedanken wollten. Dem war offenbar nicht so.

In Bezug auf den Trommler war es laut dem Jugendlichen so, dass dieser sich gezeilt ihn ausgesucht hat und direkt auf ihn zuging, um ihn zu konfrontieren. Auch hier war es also keine Verbrüderung, allerdings ging die Konfrontation komplett vom Trommer aus, da er sich auf die Jugendlichen zuging und sich in deren Mitte stellte, wie es auch im Video ersichtlich ist.

Auch wenn die Szene sich damit relativiert, so bleibt noch immer deutlich die im Video deutlich sichtbare Tatsache bestehen, dass die Aggressionen nicht von den Jugendlichen ausging und diese nicht in aggressiver oder abschätziger Weise aktiv wurden. Vielmehr blieben sie passiv, während der aktiv konfrontative Teil eindeutig vom indianischen Trommler herrührte.

Die von mir kritisierte Fake News der aggressiven Trump Anhänger bleibt also voll bestehen.




PS: Wer meinen Blog mit einer Spende unterstützen möchte, der kann dies machen auf der Spendenseite Leetchi. Vielen Dank!
Blogverzeichnis Bloggerei.de
loading...