Für die einen geht die Sonne unter, für die anderen geht sie auf (Bildquelle) |
Gerade in den letzten Tagen und Wochen gab es mehrere Hiobsbotschaften für die Mainstream Medien. Während hierzulande die Relotiusaffäre des Spiegel im Zentrum der Entwicklungen stand, so gab es im englischsprachigen Raum ganz ähnliche Brüche im medialen System, die aber noch viel weiter gehen als das, was bei uns gerade passiert. Auf dem Humus von Fake News und Selbstüberschätzung bildet sich derweil ein völlig neues mediales Ökosystem, das klein, anarchisch und frei von verdeckten Interessen langsam aber sicher die Macht über die öffentliche Wahrnehmung übernimmt.
Die Struktur der Medienbranche als Ableitung der technischen Entwicklung
Mit dem Aufkommen
des Internets für Jedermann vor etwa eineinhalb Jahrzehnten sahen
viele dessen Macht als ein transformatives Vehikel für die Art und
Weise, wie wir als Medienkonsumenten Nachrichten wahrnehmen. Wo
zunächst nur computeraffine Personen in sogenannten Newsgroups
Informationen austauschten, etablierten sich mit der Vereinfachung der
Technik und der Beschleunigung der digitalen Verarbeitung bald schon
Nachrichtenseiten und es entstanden Dienste, die sich entweder als
Nachrichtendienste betätigten oder sich auf die Verbreitung von
Nachrichten durch Dritte spezialisierten.
Nach diesem Urknall
des Konsums waren es lange Zeit vor allem die klassischen
Printmedien, von denen eine mutige Vorhut einen Internetdienst
aufbauten. In Deutschland sei vor allem der damals noch integre
Spiegel genannt, der dank seiner Finanzkraft sogar schon vor der
Entwicklung des WWW im Netz seine Fühler ausstrecken konnte.
Das naheliegende und überaus korrekte
Kalkül hinter dem Umstieg auf das Internet als Verbreitungsmedium
für Nachrichten aller Art bestand in der Befürchtung, dass die
technische Entwicklung immer billigere und nutzerfreundlichere Geräte
hervorbringen würde, die das verhältnismäßig teure, bis dato aber
alternativlose Printsystem früher oder später zerstören würde.
Mit dem Einstieg eines Gutteils der Bevölkerung in das Internet wurde das nachrichtenmediale Segment des Internets ab der Jahrtausendwende zunächst zu einem dominanten
Metier der klassischen Printmedien. Diese hatten damals noch genügend
Kapital und die euphorische Stimmung sorgte für viele Risikoinvestoren, die bereit waren, für die Verschmelzung von
Offline und Online viel privates Geld auszugeben – zumindest bis zum Platzen der "Dot-Com-Blase".
In dieser Phase
entstanden verschiedene Soziale Netzwerke, die für eine maximale Verbreitung der nun
online bereitgestellten Nachrichten sorgten, dazu kamen
leistungsfähige Suchmaschinen auf den Markt und nicht zuletzt begann
das Geschäft mit der Bannerwerbung zu blühen. Die großen Gewinner
dieses Dienstleistungswettbewerbs von damals kennen wir heute alle.
Sie heißen Google (1997), Adsense (2003), Facebook (2004), und
Twitter (2006).
Noch aber war zu
diesem Zeitpunkt für viele Nutzer die Technik hinter dem WWW zu
komplex, neue Techniken zur Reichweitenmaximierung mussten erst noch
entwickelt werden und es fehlten noch einige Apparaturen für die
totale Durchdringung.
WLAN Drahtlosnetzwerke beispielsweise waren bis
Mitte der 2000er Jahre noch zu schwach und es fehlte an einem
preiswerten Gerätepark für dessen flächendeckenden Einsatz. Auch
die Leistungsfähigkeit des in Deutschland im Jahr 2000 mit großem Tamtam und für viel Geld versteigerten UMTS Netzes war eher mau,
als dass es die stationäre und jenseits des ICQ Chats (oder für
Onlinespieler beispielsweise des BattleNets) noch immer recht
statische Angelegenheit des Surfens im Netz hätte entscheidend
verändern können.
Es war wie ich meine
erst das Jahr 2007, das mit einem Geniestreich des Steve Jobs die
nächste Phase der Entwicklung einleitete. Zwar gab es parallel
dazu andere Entwicklungen, die in eine ähnliche Richtung gingen oder die einen bedeutenden Einfluss hatten.
Laptops etwa wurden dank der ostasiatischen Tigerstaaten zum
Billigprodukt, sie hatten billige Kameras eingebaut für kleine
Filmchen, mit denen das im Jahr 2005 an den Start gegangene YouTube
gefüttert werden konnte und es entstanden zahlreiche
Bloggerplattformen - Blogspot gibt es beispielsweise schon seit 1999,
Wordpress seit 2003 - auf denen mit immer weniger Aufwand ansehnliche
Ergebnisse erzielt werden konnten.
Es war aber erst das iPhone, das
zum Turbolader wurde für einen Dezentralisierungsschub, wie es ihn
wohl noch nie in der Geschichte gab.
Das alles hatte
einschneidende Konsequenzen für Medienunternehmen, die in
klassischer Manier eine Redaktion betrieben und wie früher
sorgfältig Nachrichten selektierten, Perspektiven schufen und
Meinungen einstreuten und dabei erwarteten, wie eh und je gutes Geld
damit zu verdienen.
Es war ein
oligopolistisches Marktmodell, das nun endgültig auf ein totales
Konkurrenzumfeld traf und dies weit schneller, als man es für
möglich hielt.
Vom Oligopol zum totalen Konkurrenzmarkt für mediale Inhalte
Genau so, wie die
klassischen Mediensysteme unter Druck gerieten und innovativ werden
und ins Risiko gehen mussten und dabei entsprechend viel Geld verloren, so
gewannen die Nischen unweigerlich immer weiter hinzu.
Wo zunächst
billige und auf die Zweckmäßigkeit der Darstellung reduzierte
Angebote auf etwas Aufmerksamkeit und den ein oder anderen Klick
hofften, betraten mit den Schüben der technischen Entwicklung immer
hochwertiger daherkommende Angebote den medialen Nachrichten- und
Informationsmarkt des Internets.
Eines der
bekanntesten Beispiele aus den USA für diesen Trend ist InfoWars, das kürzlich erst von
den Interessenten des alten Status Quo gerade noch so und unter
Aufbringung der gesamten ihnen verbliebenen Macht aus dem Rampenlicht
der vernetzten Aufmerksamkeit vertrieben werden konnte.
Das
bezeichnende dabei ist, dass wer sich heute trotz der allgemeinen
Verbrämung auf dem Angebot von InfoWars umsieht, der wird hochwertig
produzierte Videos entdecken und dazu eine Menge Artikel, die von
ihrer Aufmachung her auch auf jeder x-beliebigen Mainstream Seite
stehen könnten. Und links und rechts davon Werbung für Produkte, wie es überall zu sehen ist.
Die Unterschiede
zwischen medialem Profi und Amateur - zwischen „Qualitätsmedium“
und „Verschwörungstheoretiker“ - das Internet hat sie völlig
nivelliert. Und noch schlimmer für die Altmedien ist, dass dieses
neue Spielfeld nun nicht nur ebenerdig ist, sondern sich jeder mit einem
Klick (oder Wisch) absolut friktionsfrei darauf bewegen kann.
Das
allerschlimmste aber für sie ist, dass dieser Gleichstand nicht das Ende
der Geschichte darstellt, sondern eben den Beginn einer ganz neuen.
Denn mit
Redaktionen, die im Zweifel aus Ein-Mann-Betrieben,
Familienmitgliedern oder Freunden bestehen, die nach der Arbeit in
ihrer Freizeit ganz ohne Geld zum Spaß oder aus Überzeugung ihrer journalistischen Arbeit nachgehen, und die auch kein großes
Redaktionsgebäude benötigen, keine Auslandskorrespondenten und
keine live-Sattelitenverbindung, sondern denen ein einfacher,
kostenloser Skype Anruf genügt, hat die digitale Technik ein Monster
geboren, das früher oder später alles fressen wird, das sich in klassischer Weise und mit Gewinnabsicht medial betätigt.
Kommen zu so einer Gemengelage dann noch
hausgemachte Fehler hinzu, wie etwa eine systematische
Fehlberichterstattung oder ideologische Voreingenommenheit, dann wird
ein Epochenwechsel zwingend und ist nur noch eine Frage der Zeit.
Die langsame, aber schubweise Erosion der Deutungshoheit durch die Mainstream Medien
Für jede der
genannten Eigenschaften dieses medienfressenden Monsters gibt es
mehrere Beispiele, die sich gerade in letzter Zeit stark häuften.
Während der genannte Fall des Claas Relotius von Deutschland aus
hohe Wellen schlug, so kamen die meisten Hiobsbotschaften aus
Nordamerika. Dort gab es in kurzer Reihenfolge zahlreiche große
Skandale in den Mainstream Medien, die mit dem Auftreten von Donald
Trump im politischen Zirkus an Fahrt aufnahmen und gerade aktuell
ihren kritischen Höhepunkt erreicht zu haben scheinen mit fast täglichen und in voller Absicht verbreiteten "Fake News".
Seien es Tanzvideos und ihre Interpretation, Trumps neueste Russlandgeschichte, schwarze Linksextremisten oder Indianer, die sich als Opfer gerieren, obwohl sie nachweislich gezündelt haben. Der Mainstream, er treibt heute eine falsche Sau durchs Dorf nach der anderen und die Menschen merken es und sind dem Getöse überdrüssig.
Eines der bedeutenden Ereignisse in dieser Entwicklung zum heutigen Zustand der medialen Entfremdung vieler Medienkonsumenten jenseits des
politisch parteiischen Lagers, war die fast schon fanatischen
Anbiederung der Mainstream Medien an Hillary Clinton und das ätzende Ankläffen
gegen Donald Trump. Die Skandale um Clintons
E-Mail Server und ihre als Familienstiftung getarnte
Korruptionsmaschine wurden komplett ignoriert, während im Gegenzug umso mehr
auf Trump als tumbem Haudrauf im Dienste Russlands fabuliert wurde.
Die digitalen
Medienkonsumenten der Welt und die amerikanischen Wähler bemerkten
es, sie wechselten in Massen zunächst in die Leserkommentarspalten
und als das nicht mehr ging eben in das Lager der Alternativen
Medien.
Nicht anders lief es beim Brexit, der in Großbritannien kurz
vor dem Megathema Trump die Menschen in Scharen von der klassischen
Berichterstattung davonlaufen ließ und so war es davor auch in
Deutschland mit Merkels Grenzöffnung und noch einige Zeit davor bei der Finanzkrise und Eurorettung, die eine erste Vorhut vom präsentierten Einheitsbrei davon rennen ließ.
Es war allerdings etwas anderes, das meines Erachtens in der medialen
Wahrnehmung jenen transformativen Stellenwert einnimmt, das auf Seiten der Technik das iPhone einnimt. Im englischen Sprachraum ging die Geschichte als „Gamergate“ in das Bewusstsein des noch jungen Internetzeitalters ein.
Ab dem Jahr 2014
versuchte eine Gruppe von Radikalfeministen die bis dahin kaum
beachtete, aber immens große Welt der internetbasierten
Computerspiele dem Dogma des Feminismus zu unterwerfen. Frauen würden
diskriminiert werden, so der Vorwurf, Spielerinnen von ihren
männlichen Mitspielern schikaniert und weibliche Spielcharaktere - man
denke an Lara Croft - als reine Sexobjekte dargestellt, ohne dass sie
weitere kreative oder darstellerische Funktionen hätten.
Dies sollte sich
nach Meinung dieser selbsternannten Wächterinnen der weiblichen
Würde grundlegend ändern. Das Problem dabei war, dass es sich bei
der Welt der Computerspiele bis dato um einen völlig politikfreien
Bereich handelte, in dem sich überwiegend junge Männer in ihrer
Freizeit austobten und das ohne jegliche Hintergedanken oder
Ambitionen, die über den nächsten Sieg im Spiel hinausreichten.
Mit den
vorgebrachten Vorwürfen, von denen sich die allermeisten hinterher
als völlig haltlos erwiesen, hatten die Protagonistinnen zwar
einigen Erfolg beim Generieren von Aufmerksamkeit, allerdings in
exakt gegenteiliger Weise, als angedacht. Mit ihrem
destruktiven Gehabe fokussierten sie die Aufmerksamkeit der Millionen
völlig unpolitischen Spieler auf sich und politisierten damit eine
ganze Generation – und zwar gegen sich und ihre bei näherem
Hinsehen irrwitzigen Ansichten.
Für den medialen
Mainstream gab es damals kein Gamergate und wenn, dann stand man auf
Seiten der Anklägerinnen. Daher gibt es in Deutschland auch kaum
jemanden, der sich mit der Kontroverse auskennt, da die alternativen Medien damals noch eine kleine Randerscheinung waren und mit anderen Themen beschäftigt. Nicht einmal beim omnipräsenten
Wikipedia gibt es einen deutschen Artikel zur Causa. Entweder, die
Spieler und die Art und Weise ihres sozialen Umganges wurden in den Medien harsch
kritisiert, oder man schwieg die Ungereimtheiten in der Sache lieber gleich ganz tot.
Niemand gab der
Spielergemeinschaft eine Stimme und so war es fast schon eine logische Konsequenz, dass sich ausgerechnet aus diesem Pool unpolitischer
Onlinespieler ein Biotop entwickelte, in dem neue politische Gedanken
und Strömungen entstanden, die mit Vehemenz ihren Weg in die vernetzte
Aufmerksamkeit schafften.
Mit Gamergate
öffneten ahnungslose Ideologen die Büchse der Pandorra, so dass sie heute, vier Jahre danach, nicht mehr unter Druck stehen, vielmehr wurden sie innerhalb von kürzester Zeit nach allen Regeln der
Kunst aus der Arena gescheucht. Gleichzeitig haben sie eine ganze Generation gegen den Kulturmarxismus und seine kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Auswüchse politisiert.
Die Protagonisten des Wachwechsels
Der wohl bekannteste
unter diesen neuen Kommentatoren des Zeitgeschehens ist Sargonof Akkard alias Carl Benjamin, der sich neben vielen anderen zu einem
erfolgreichen Aktivisten entwickeln konnte. Von zu Hause aus, nur mit
einem normalen Computer, einem Internetanschluss und einer Webcam
schwenkte er wie viele weitere mit Wut im Bauch um von live Übertragen ihrer
Computerspiele hin zur Kommentierung und Analyse des politischen
Zeitgeschehens.
Ich würde daher
auch ein gerade
erst erschienenes Video von Benjamin als den nächsten
Meilenstein im medialen Epochenwechsel anführen. Darin verkündete
er fast schon triumphal mit seinem Angebot expandieren zu wollen,
nachdem an ihm erfolglos das versucht wurde, das zuvor bei InfoWars
exerziert wurde.
Er plane, so Benjamin, erstmals mehrere Mitarbeiter
einzustellen und zu expandieren, „nun da die Huffington Post und
Buzzfeed Mitarbeiter entlassen,“ wie er in der Videobeschreibung
mitteilt.
Die Huffington Post
ist dem deutschen Internetnutzer sehr wahrscheinlich zumindest vom
Namen her vertraut. Es handelt sich dabei um ein seit einiger Zeit
zwar etabliertes Internetstartup in der Medienbranche, das jedoch mit
dem klassischen Konzept antrat und das sein Geld damit verdienen
wollte, indem es seine Journalisten nicht mit Geld bezahlte, sondern
ihnen ideologischen Freiraum gab beim Dreh ihrer Geschichten.
Das Konzept
funktionierte nur zeitweilig, da es in einer Zeit auf den Markt kam,
als die Zeit noch nicht reif war für die totale Konkurrenz und noch
immer oligopolistische Elemente den digitalen Medienmarkt prägten.
Heute, zu Beginn des Jahres 2019, muss die statisch strukturierte
Huffington Post als ehemals hochgelobtes digitales Startup sämtliche
Expansionspläne einstampfen, Ableger im Ausland wie die deutsche
Version schließen und sogar auf dem Heimatmarkt Mitarbeiter
entlassen.
Buzzfeed wiederum
ist in Deutschland nur eine Randerscheinung, hat im
englischsprachigen Internet aber einen festen Platz in der digitalen
Wahrnehmung, da es von unpolitischen Themen bis zum harten
Nachrichtengeschäft alles liefert – zumindest bislang. Die
Entlassungen im politischen Kommentarbereich aber zeigen, dass auch
dieses in seiner Ausrichtung eindeutig linke Angebot seinen Zenit
eindeutig hinter sich hat.
Besonders
bemerkenswert ist im Fall von Buzzfeed das Verhalten der
dort nun entlassenen Journalisten. Die sich selbst und ihren Lebensstil feiernden
Millennials, die in schicken Büros, mit schicker Kleidung und guter
Bezahlung stets das Gute über das Berichtenswerte stellten, sehen
sich nun erstmals mit der harten Realität des Strukturwandels
konfrontiert.
Gut behütet aufgewachsen und versorgt kannte diese
Riege von jungen gerne-cool Journalisten die Verliererseite des
Lebens bislang nur von anderen, alten und uncoolen Berufsfeldern, die
sie (wie auch ihre Vorgänger in den klassischen Printmedien) gerne
damit belehrten, sie sollen doch Programmieren lernen, wenn der Job
in der Kohleindustrie wegfällt, oder die Industrieproduktion nach
China auswandert.
Diese Häme fällt
nun voll zurück auf sie und anstelle sich der Realität zu stellen
und in den sauren Apfel zu beißen – und womöglich Programmieren
zu lernen – folgt generationentypisch der Abwehrreflex mit dem
Fingerzeig auf vermeintliche „Diskriminerung“ und „Hatespeech“,
mit dem die Realität verleugnet wird, gefolgt von weiteren
Forderungen.
Ihnen zu Hilfe eilt
dabei das mittlerweile mit einer mehr als fragwürdigen Kuratierung in Verruf geratene Twitter, das den als Journalisten
getarnten linken Aktivisten sofort zu Hilfe eilte und legitime Häme wie
auch fundierte Kritik an deren Verhalten mit einem Rauswuf von der
Plattform quittierte.
Besondersinteressante Einblicke in dieses sterbende Metier des gutmenschlichen
Geschreis nach Gerechtigkeit bietet der unabhängige Journalist Tim
Pool, der sich immer mehr zu einem Protagonisten der medialen
Entwicklung avanciert. Mit einem Hintergrund bei verschiedenen, immer
weiter nach links und in dubiose Klickfallengewässer gerutschten
Onlinemagazinen wie Wired, Vice und FusionTV kennt und kritisiert er
schon seit langem deren untragbare Geschäftsmodelle.
Im neuen, sich stets
rapide verändernden digitalen Zeitalter funktioniert es einfach
nicht mehr, viel Investorengeld zu sammeln und sich als erstes in
einer teuren Adresse in Manhatten einzumieten, um dann mit Hilfe eines
überdimensionierten Marketingbudets die Untiefen der
eigentlichen Berichterstattung auszubügeln. Viel Umsatz, so die
eigentlich alte Lehre, ist nicht gleichzusetzen mit viel Gewinn.
Weder Investoren mit
der klassischen Vorstellung des Mediengeschäfts, noch die Redakteure
und schon gar nicht die dort arbeitenden Journalisten begreifen diese
Gleichung im Zusammenhang mit der Dynamik des Internets, sondern verlangen im Gegensatz immer mehr Aufmerksamkeit
und Geld, zahle wer wolle und höre zu wer will.
In einem Umfeld mit
billiger autonomer Digitaltechnik und mit Plattformen, die jeden
Inhalt eines jeden Nutzers jederzeit zur totalen Durchdringung
verhelfen können, braucht es schlichtweg keine betrieblichen Strukturen mehr mit
ihren Bürokratien und nicht einmal viel Geld für den maximalen Erfolg.
Was es braucht
sind Flexibilität, Glaubwürdigkeit, eine interessante Geschichte zur
Person und vor allem die Nähe zu dem, was als nächstes passieren
wird. Man kann sich eben vieles kaufen, aber das sind Werte,
die wie es in einer Werbung so schön heißt, die unbezahlbar sind.
Und so expandiert
auch die mediale Ich-AG Tim Pool, wie er in seinen neuen Videos
zurecht mit vollem Stolz verkündet, nachdem er als Schulabbrecher
ganz klein begann und sein Geld als Kofferträger verdienen musste,
während seine Altersgenossen bequem in Harvard und sonstwo im Warmen
sitzend ihre Diplome zur grauen Theorie geschenkt bekamen.
Tim Pool und Carl
Benjamin sind aber nur zwei von sehr vielen, die allen Widrigkeiten
zum Trotz den Aufstieg in der neuen Medienepoche schafften. Ein
besonders buntes Beispiel für diese Entwicklung ist auch dererfolgreichste aller YouTuber Pewdiepie alias Felix Kjellberg,
der seine Meriten mit völlig politfreien Spiele- und Spaßvideos
machte.
Dieser wurde nach einigen Belanglosigkeiten von den
Mainstream Medien so lange drangsaliert, bis er endlich Flagge bezog. Heute
sagt er nicht mehr nur durch die Blume offen, was er denkt – über den linken Zeitgeist
nicht nicht allzu viel gutes dabei – und das schlimmste ist,
er erreicht mit seinen Videos täglich hunderttausende 14-jährige Jugendliche.
Nicht weniger
beeindruckend ist auch die Geschichte von Breitbart, das
hyperparteiisch berichtet, mit seiner extrem
Berichterstattungsgeschwindigkeit aber seinesgleichen sucht. Oder
Radiokommentatoren wie Ben Shapiro, der sich vom
libertär-konservativen Einzelkämpfer auf der Welle der technischen
Entwicklung zum Chef eines ganzen Redaktionsteams mauerste und heute
ein gefragter Debattenteilnehmer ist und nur noch von wenigen, wie etwa Jordan Peterson
überstrahlt wird.
Im dezidiert linken
Spektrum dagegen sieht man nur wenige, die den Wandel aktiv gestalten
und hinzugewinnen. Dave Rubin sei hier genannt, der früher bei den
linksopportunistischen Young Turks moderierte und heute sehr
erfolgreich seinen eigenen Weg geht und klassisch liberale Werte
vertritt. Lediglich David Packman schaffte bislang mit seinen
dezidiert linksliberalen Ansichten in meinen persönlichen Aufmerksamkeitsbereich.
Dies weniger mit seinen Inhalten, aber mehr mit der Integrität des
Vortrages und seiner Debattenbereitschaft.
Ansonsten aber sieht
es mau aus im Spektrum des linken Denkens, wenn es um die gestaltende
Mitbestimmung der Anarchisierung der Ansichten geht.
Der dynamische
und damit absehbar relevante Teil der heutigen Debatten-,
Nachrichten- und Infomrationswelt, er reicht von linksliberal bis
libertär und konservativ. Zumindest in der englischsprachigen Welt
des Internets.
Warum Deutschland wieder einmal hinterher hinkt
Angesichts dieser Entwicklungen und der teils rabiaten aber durchsichtigen und gescheiterten Versuche, den Geist des freien Meinungsaustauschs wieder in die Flasche zurückzudrängen kann man
schließen, dass der freie Markt funktioniert und das gegen jeden
Widerstand.
Nur, wie sieht die Sache bei uns in Deutschland aus, ohne
Trump als Katalysator, dafür aber mit GEZ und Anetta Kahane?
Die alternative
deutschen Berichterstattungsnische, das lässt sich mit Sicherheit sagen, sie steht.
Vergleichbare Alternativangebote zu den USA gibt es gleich im Dutzend und sie
haben einigen Erfolg. Trotzdem hinkt die Entwicklung deutlich
hinterher, hat in den USA bekanntlich Trump einen epochalen Sieg
gegen das Establishment eingefahren und steht dort inzwischen kein
medialer Stein mehr auf dem anderen. Auch in Großbritannien ist man
weiter als bei uns, was nicht zuletzt der Entscheid zum Brexit zeigt.
Auf Deutschland
dagegen liegt noch immer die Bleidecke der Bevormundung durch das
Parteienkartell und zahlreiche Nichtregierungsorganisationen wie den
Gewerkschaften und allen voran die allzu staatsnahe Amadeu Antonio
Stiftung der Anetta Kahane. Sie alle wachen über das korrekte
Meinungsbild und schreiten ein, wenn es in der falschen Richtung zu
weit geht.
Über allem jedoch thront wie eh und je das GEZ System, das ich als das entscheidende
Merkmal erachte, das die unterschiedliche Lage in Deutschland von jener in Nordamerika erklärt.
Wo es dort mit PBS/NPR lediglich einen kleinen
Nischenkanal gibt, der von staatlichen Geldern lebt muss hierzulande
jeder Haushalt bekanntlich einen ordentlichen Brocken des verfügbaren
Haushaltseinkommens an die von politischen Intrigen und korrumptiven
Abgründen geprägten Staatssender ableisten.
Es ist dieses Budget
von über 200 Euro im Jahr, das deutschen Medienkonsumenten
zwangsweise entzogen wird, das in den USA dagegen frei fließen kann.
Gäbe
es diese finanzielle Flexibilität in Deutschland für die
persönlichen Medienbudgets, nicht nur gäbe es auch hierzulande
leistungsstarke Dienstleistungen für Publizisten wie in den USA
Patreon - oder seit dessen Abrutschen in die linksextreme
Aktivistenecke die Alternative Subscribestar. Mit diesen 200 Euro im
Jahr gäbe es sehr wahrscheinlich auch ein deutlich dynamischeres
alternatives Medienangebot.
Derzeit kommen die deutschen
Alternativmedien auf nicht mehr als Almosen im Vergleich zu ihren
amerikanischen Pendants, zumal diese Einnahmen wechselhaft generiert werden durch
gelegentliche Klicks auf Werbebanner oder die ein oder andere freiwillige Spende,
bei der immer auch mitschwingt, dass man sich als Spender entblößen könnte.
Das ist ein großes
Problem und es wird noch lange nachhallen und könnte sich in naher Zukunft
angesichts des nie endenden Finanzbedarfs öffentlicher Versorgung
sogar noch verschärfen.
Aber auch in Deutschland gab es wie ich meine ein
dem Gamergate vergleichbares einschneidendes Ereignis. Es war der
Silvesterprogrom in Köln zum Jahreswechsel 2015/16, der in den
Mainstream Medien vehement verschwiegen wurde, und dessen Nachricht
sich nur über die Sozialen Netzwerke Bahn brechen konnte.
Dieses Ereignis hat
viele vor allem unpolitische Menschen aufgeweckt und für einen Bruch
in der öffentlichen Wahrnehmung gesorgt. Egal wie viele Leserkommentare in den Mainstream Medien gefiltert werden, die staatlichen Medien wie auch
allzu viele private Mainstream Organe werden seitdem nicht mehr nur als
objektiv und fürsorglich wahrgenommen, sondern als unzuverlässig
und manipulativ erkannt.
Auch wenn die
Alternativen in Deutschland bislang in ihrer Nische sitzen und kaum
darüber hinauswachsen können, der Anfang ist also gemacht und auch in
Deutschland wird sich der bestehende Riss bald schon zu einer offen
sichtbaren Bruchlinie entwickeln. Nicht zuletzt gewinnen
englischsprachige Internetinhalte auch hierzulande eine immer größere
Bedeutung, was den Prozess mit Sicherheit befördern wird.
Leider ist es auch
die erlebte bittere Realität seit Angela Merkels Grenzöffnung im
September 2015 und die dadurch die immer weiter in die Öffentlichkeit
ragenden unbequemen Fragen und Vorwürfe, die nicht mehr aufhören
werden und zum Wandel der medialen Wahrnehmung beiträgt.
Beispielhaft meinte Hadmut Danisch auf seinem Blog vorkurzem, dass sich etwas bewegt, da die negativen Reaktionen auf seine
Artikel nicht mehr einfach nur aus Hass und Vorwürfen bestehen,
sondern aus der Forderung Alternativen zu den kritisierten
Verhältnissen zu bieten.
Es besteht
also Grund zur Hoffnung, auch wenn sich zum
lachenden Auge ein weinendes gesellen könnte, da bei uns die Gefahr
besteht, dass es nicht die freien Marktkräfte sind, die den
friedlichen Wandel bringen werden, sondern es wie in Frankreich einer
rabiaten Straßenbewegung wie die der Gelbwesten bedarf, um das zu
bekommen, was wir alle verdienen: Ehrliche und informative
Informationen, vorgetragen durch integre Journalisten.
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