Hätte er doch bloß was auf Sozialhilfe studiert (Bildquelle) |
Das Deutschland,
in dem ich aufgewachsen bin hatte eine Regel: Du bist fleißig,
pünktlich, zuverlässig, ehrlich und strebsam und dann kommt der
Wohlstand irgendwann von selbst. Im Alter dann, da kannst du dir
sicher sein, wird für dich gesorgt sein. Dafür sorgt nicht zuletzt
das deutsche Rentensystem, der bekanntlich sichersten Institution
unseres Landes (Norbert Blüm). Gerade bin ich mir aber nicht mehr
ganz so sicher, ob dem wirklich so ist, und ob nicht eine ganz andere
Regel gilt.
Der Rentenbarwert des deutschen Durchschnittsrentners
Eckrentner
nennt sich in der Fachsprache jene Person, die für den
durchschnittlichen Deutschen steht, der durchschnittlich viel
arbeitet, durchschnittlich viele Sozialabgaben einzahlt, um am Ende
durchschnittlich viel Rente zu erhalten. Glaubt man den Zahlen bei
Wikipedia, dann erhält dieser Eckrentner im aktuellen Jahr 1.284
Euro brutto im Monat.
Verknüpft man diese
Monatsrente mit den Zahlen zur durchschnittlichen Lebenserwartung,
dann lässt sich errechnen, wie hoch der Barwert der
durchschnittlichen Rente liegt. Aktuell liegt die Lebenserwartung in
etwa bei 86 Jahren, so dass die Rente bei einem pünktlichen
Renteneintritt ab 65 Jahren insgesamt 250 Monate lang bezahlt wird.
Ohne die
Berücksichtigung etwaiger Steuern liegt der durchschnittlich
erwartbare Rentenbarwert damit bei rund 321.000 Euro pro Person.
Die Höhe der durchschnittlichen Sozialhilfeleistungen
Im derzeitigen
Sozialhilfesystem werden pro Monat an jedem Empfänger 416 Euro
ausbezahlt. Hinzu kommen noch andere indirekt finanzierte
Garantieleistungen wie etwa die Miete, dazu werden automatisch
Beiträge an die Sozialversicherungssystme abgeführt, es gibt eine
GEZ Befreiung, bei Bedarf bekommt man neue Möbel und Elektrogeräte
und wer Kinder in Indonesien hat, der bekommt ab und an sogar
einen Flug dorthin spendiert.
Es ist also einiges, das auf die
eigentliche Zahlung noch oben drauf kommt, wobei ich mich für den
Wertvergleich zwischen Rente und Sozialhilfe auf die eigentliche
Geldleistung plus Kaltmiete beschränken möchte.
Für die vom Amt
bezahlte Kaltmiete gibt es regional unterschiedliche Obergrenzen, die
sich am örtlichen Mietspiegel orientiert. Laut den Tabellen
auf dieser Seite bekommen alleinstehende Sozialhilfeempfänger in
Leipzig beispielsweise maximal 279,60 Euro zur Miete dazugeschossen,
während Langzeitarbeitslose in München kaum nachvollziehbare 657
Euro im Monat verwohnen dürfen. Der große Durchschnitt liegt wohl
irgendwo in der Mitte, wobei ich von 419 Euro ausgehen werde als
Durchschnittsmaximum, das sich zusammensetzt aus dem Mittelwert der
zehn auf der verlinkten Seite angegebenen Städte.
Der Gesamtwert
der Sozialhilfe liegt also bei mindestens 835 Euro im Monat zuzüglich
Strom, Wasser, Kommunikation und den übrigen bei Bedarf finanzierten
Beihilfen.
Der Barwert der durchschnittlichen Sozialhilfeleistungen
Die große Frage ist
nun, wie hoch ein Privatvermögen sein muss, um eine solche
monatliche Auszahlung zu garantieren. Immerhin fließt das Geld
regelmäßig und es kommt vom Amt, das heißt, das Risiko eines
Zahlungsausfalls ist quasi Null (also noch…). Je nach Fall haben
wir es auch mit Dauergästen im Sozialsystem zu tun, die keine
Aussicht mehr auf eine Anstellung haben werden (oder möchten) und
daher für das Überleben dauerhaft regelmäßige Rentenzahlungen
erhalten müssen.
Für die Abschätzung
des Barwerts dieser Sozialhilferente bietet sich ein Vergleich an mit
privaten Angeboten für Sofortrenten. Ein Anbieter von sicherlich
vielen ist Cosmosdirekt,
wo es der Bequemlichkeit halber auch einen Rechner gibt, der einem
nach der Eingabe der gewünschten monatlichen Rente sagt, wie viel
diese kostet.
Zum Nachrechnen
bitte erst unter „Versicherungswunsch“ die vierte Option
ankreuzen („ohne Hinterbliebenenabsicherung“), dann unter
„gewünschter Rente“ 835 Euro eingeben und schließlich muss man
noch ein Geburtsdatum eingeben, damit die Bank berechnen kann, wie
lange sie erwartbar zahlen muss. Für das Beispiel schlage ich vor,
wir nehmen an, dass
dieser arme Sozialhilfeempfänger alleinstehend ist und sein beim
Amt hinterlegtes Geburtsdatum vom 1. Januar 1986 stimmt.
Wir geben nun
also die Werte ein, klicken auf „jetzt berechnen“ und bekommen
einen Sozialhilfebarwert geliefert von... 508.000 Euro!
Eine Schieflage, die eher einem Kopfstand gleicht
An den Eingabedaten
für die Sozialhilfe kann man natürlich noch etwas herumschrauben,
wodurch sich der resultierende Barwert etwas ändern kann. Je älter beispielsweise
jemand ist, desto geringer ist der Gesamtbetrag, da die Rente
erwartbar nicht mehr so lange bezahlt werden muss als bei jemandem,
der gerade 18 wurde.
Vor allem aber gibt
es da noch diese „flexible Rente“, die auf der Ergebnisseite mit
fett gedruckten Lettern angepriesen wird. Die Sache damit ist, dass
man darauf erstens nicht bauen kann und in Wirklichkeit nur die
Garantieauszahlung zählt und zweitens habe ich konservative Werte
angenommen für den effektiven Betrag der Sozialhilfe, also die
Warmmiete und alles andere außen vor gelassen. Das heißt, der
tatsächliche Sozialhifebarwert liegt in den meisten Fällen aller
Wahrscheinlichkeit deutlich über der berechneten halben Million.
Vor allem aber
läge der Preis für eine „flexible Rente“ in Höhe von monatlich
850 Euro (582 Euro garantiert) noch immer bei einmaligen 347.000 Euro, sprich, noch immer
satte acht Prozent über dem, was der Durchschnittsrenter nach einem
langen Arbeitsleben voller Sozialabgaben ausgezahlt bekommt.
Auch das Argument,
wonach kaum einer den Rest seines Lebens in der Hängematte liegt und
wer tatsächlich dort liegen bleibt, der kann einfach nicht arbeiten,
ist in diesen Tagen (und war es bei der Spezialklientel davor schon)
alles andere als wasserdicht. Das zeigen syrische Mafiapaten, die
in Berlin zu Besuch sind genauso, wie unsere neu hinzu gekommenen
polygamen Goldstücke, die gleich noch ein Dutzend kleine Goldeier
legen.
Der Vermögensbarwert
der Familie des Mannes aus dem Beispiel übrigens liegt mit 7.500
Euro im Monat in einem Bereich, in dem die Cosmosdirekt auf 08/15
Onlineformulare verzichtet und sich vielmehr persönlich per Telefon
„gerne mit Ihnen über Ihren Bedarf unterhalten“ würde. Deren
Obergrenze für Otto Normalpöbel liegt nämlich bei 5.000 Euro
monatlich oder einem Barwert von 3 Millionen Euro.
Jenseits dieser
Liga befinden wir uns also mit unseren Goldstücken. Mit Schieflage
ist das eigentlich nicht mehr zu beschreiben, absichtliches
Kentern und Absaufen trifft es eher.
PS: Wer meinen Blog mit einer Spende unterstützen möchte, der kann dies ab sofort machen auf der Spendenseite Leetchi.
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