Diversity über alles: Großbritannien feiert Kriegsverbrechen, mit dem das Land in den Ersten Weltkrieg eintrat


Alhaji Grunshi (Bildquelle)

Aus naheliegenden Grünen haben die Briten ein etwas anderes Verhältnis zu ihren Kriegen und dem feierlichen Umgang damit. Zwar nagt auch dort heute der Zeitgeist am Selbstverständnis als wehrhafte Nation, aber es gibt nach wie vor ein robustes Selbstbewusstsein, wenn es um die Kriegsteilnahmen der Vergangenheit geht. Mein persönliches Verständnis dafür allerdings geht verloren, wenn ich feststellen muss, dass auch offensichtliche Kriegsverbrechen gefeiert werden, und das ausgerechnet im Namen der heiligen Kuh der „Diversity“, vor der offenbar gar nichts sicher ist.


4. August 1914: Britische Truppen töten den ersten Deutschen



Nicht ohne Stolz zwischen den Zeilen berichtet die Daily Mail gerade über einen Besuch des englischen Thronfolgers Prinz Charles und seiner Gattin in Ghana anlässlich der Feierlichkeiten zum Ende des Ersten Weltkrieges. Grund für den Besuch ist, dass Ghana damals als Goldküstenkolonie Teil des Britischen Empire war und das Land im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente Truppen stellte, die vor allem in Afrika agierten. Der hohe Besuch aus London sollte deren Leistung im Krieg für die Krone würdigen.

So weit, so nachvollziehbar. Im Mittelpunkt des Besuches aber standen nicht die Gefallenen oder die Leiden der Bevölkerung, die es dort sicherlich ebenso gab wie überall. Vielmehr wurde die Geschichte eines schwarzen Soldaten namens Alhaji Grunshi gefeiert, der im britischen Goldküstenregiments diente.

Glaubt man der Darstellung im Artikel, dann war es dieser Soldat, der im Großen Krieg für das damalige Empire den ersten Schuss abgab auf den Feind aus dem Deutschen Reich, als die ghanaischen Truppen in die deutsche Kolonie Togoland einmarschierten.

Grunshi schoss dabei aber nicht irgend jemanden, und vor allem auf keinen deutschen Soldaten, sondern er schoss auf Polizisten der deutschen Kolonie. Bedeutend ist hierbei, dass so lange die Polizei nicht das Feuer auf das feindliche Militär eröffnet, dann zählt diese zur Zivilbevölkerung und ist damit geschützt durch das internationale Kriegsrecht. Bei der deutschsprachigen Wikipedia heißt es zur damaligen Situation in der Togolandkolonie:

„In der Kolonie Togo gab es kein deutsches Militär, sondern nur eine Kolonialpolizeitruppe, die aus einem Kommandeur und seinem Stellvertreter sowie zehn deutschen Unteroffizieren bestand. Zu diesem deutschen Personal kamen ein togoischer Unteroffizier und ca. 660 einheimische Polizeikräfte, die über das gesamte Land verteilt waren.“

Das heißt, es befanden sich keinerlei deutsche Soldaten im Land. Dazu wäre es angesichts der militärischen Übermacht der britischen Kolonialtruppen auch eine sehr dumme Idee gewesen, hätte die Polizei der deutschen Kolonie das Feuer auf die einrückenden Truppen eröffnet.

Tatsächlich konnten die britischen gemeinsam mit französischen Kolonialtruppen vorrücken ohne auf Widerstand zu treffen und binnen Tagen kampflos mehrere Städte einnehmen. Erst etwa zwei Wochen nach Beginn des Einmarsches schafften es einige deutsche Polizisten der Schutztruppe gemeinsam mit einheimischen Söldnern, von einer stark befestigten Stellung aus bewaffneten Widerstand zu leisten.

Die Schlussfolgerung daraus besteht in nicht weniger, als dass falls die deutschen Polizisten nicht zuerst das Feuer eröffneten – und es deutet nichts darauf hin – dann hat der gute Soldat Grunshi damals ein lupenreines Kriegsverbrechen begangen, da die Polizei zum zivilen Teil eines Landes gehört und nicht zum militärischen.

Für das Britische Empire wiederum heißt es nichts weniger, als dass das Land mit einem Kriegsverbrechen in den Ersten Weltkrieg eintrat. Glückwunsch dazu!




Diversity über alles!



Im Grunde genommen wären diese Episode und die Tat völlig vernachlässigenswert, auch wenn es einen leicht faden Beigeschmack hat, dass Grunshi im Rang eines Unteroffiziers den ganzen Krieg durchgekämpft hat und am Ende einige Orden an der Brust hängen hatte für das Töten von wahrscheinlich noch mehr deutschen Polizisten.

Der beißende Nachgeschmack an der Geschichte aber besteht darin, dass sie offenbar nur um der „Diversity“ Willen aus der Versenkung geholt wurde. Man muss auch schon sagen, so eine Kombination bekommt man überaus selten geliefert: Einer der schlimmsten Kriege aller Zeiten; plus jede Menge Grund für Patriotismus; plus ausgerechnet ein schwarzer Kolonialsoldat, der im Mittelpunkt des Geschehens heldenhaft sein Leben für die Krone riskiert und die entscheidende Tat vollbringt!

Wer will da schon Nein sagen wegen eines kleinen Details wie dem Mord an einem Zivilisten? Die Daily Mail jedenfalls steigt voll ein und betont den globalen Charakter des Konflikts, die Bedeutung der Kolonialtruppen, deren Heldentum, ihre offenbare Gewitztheit und die Treue zum Empire.

Damit bloß niemand vergisst worum es bei der Geschichte wirklich geht erwähnt die Mail auch die Person, die bei dem feierlichen Anlass dem Kronprinzenpaar die Geschichte vortragen durfte. Es war eine gewisse in Ghana geborene Elsie Owusu, im normalen Leben „Britain’s leading female black architect“. Nicht übel. Zur Belohnung durfte sie bei der Gelegenheit neben der Nacherzählung des Kriegsverbrechens auch gleich eine von ihr vertriebene Serie von goldenen Gedenkmedaillen bewerben, die den Zwischenfall und den Verantwortlichen dafür ehren sollen.

Bunte Helden, so lehren wir daraus, sind einfach wichtiger als Kleinlichkeiten wie das Kriegsrecht oder auch nur ein gewisses grundlegendes Gefühl für den angemessenen Umgang mit Verstößen dagegen. Diversity geht eben über alles!
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