Falsche Feinde: Die Deutsche Umwelthilfe als nützlichstes Instrument für Politik und Autoindustrie überhaupt


Nicht "7 auf einen Streich", aber einige (Bildquelle)

Seit einiger Zeit bereits machen Schreckensberichte über die Machenschaften der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Runde. Mit Öko-Abmahnungen verdient der Verein sein Geld, zockt also jeden ab, der das Kleingedruckte der x-ten Ökoverordnung nicht kennt und dazu ist er auf dem besten Weg, uns allen das Autofahren zu verbieten und im Vorbeigehen die deutsche Autoindustrie zu ruinieren. Das kann man so sehen, allerdings gibt es Hinweise, dass es da eine zweite Ebene gibt, in deren Licht die Funktion des Vereins eine ganz andere ist.


Die DUH, das grüne Schreckgespenst



Die Geschichte der DUH ließt sich wie ein weiteres verschlagenes Meisterstück des ehemaligen Umweltministers Jürgen Trittin, der den Verein als ministerielle Ausgründung aus der Taufe hob und ihn mit Grundkapital ausstattete, das ihn von Anfang an unabhängig machte und damit politisch unangreifbar.

Danach machten sich einige intelligente wie fleißige Grüne daran, aus dem Verein ein veritables Geschütz zu formen, das fortan und bis heute alles und jeden abmahnt, der das Kleingedruckte in den neuesten Ökoverordnungen noch nicht in sein Angebot aufnahm. Es ist eine Masche, die genauso perfide ist wie erfolgreich und dank der deutschen Gerichtsbarkeit den Betreibern sicherlich ein gutes Auskommen sichert.

Weniger gut ist das Treiben des Vereins für Unternehmen wie für Verbraucher. Vor allem in den Diesel und dessen vorgeblich selbst in geringer Konzentration äußerst schädlichen Abgase hat sich die DUH gebissen und will nicht mehr loslassen. Bald soll es sogar Euro-6-Diesel treffen, die dann nicht mehr in Städte reinfahren dürfen, also effektiv stillgelegt werden.

Das Ziel, so die Kritiker des Vereins, besteht dabei nicht in der Reinhaltung der Luft, sondern ist ein linksextrem-grünes und besteht aus purer Ideologie. Der Mensch ist böse und soll die Errungenschaften der Zivilisation aufgeben, von denen der automobile Individualverkehr ein zentraler Bestandteil ist, weil er damit Gaia vergiftet.

Entsprechend gibt es vor allem in den alternativen Medien Protestartikel gegen die DUH und in Frankreich gibt es sogar flächendeckende Proteste gegen drohende Dieselfahrverbote, wobei der Straßenprotest dort zum Alltag gehört, es ist also weniger ein kollektiver Aufschrei, sondern eher eine Reaktion, die der Mentalität entspricht.

Während ich mir durchaus vorstellen kann, dass in den Reihen der DUH grenzwertige Zivilisationsmodelle präferiert werden, so sehe ich insgesamt eine zweite Ebene am Werk, in der die DUH weniger als Betreiber des Furors gegen den Verbrennungsmotor agiert, sondern eher der nützliche Idiot ist, hinter dem ganz andere Kräfte wirken.



Trotz schwerwiegender Konsequenzen: Schweigen im Walde



Als „Nudging vom anderen Stern“ könnte man die Hypothese bezeichnen, nach der die DUH nur als sichtbare Front dient für ein Konglomerat von Interessen aus Politik und Wirtschaft, das nichts gegen das Treiben der DUH hat, sondern es vielmehr insgeheim gutheißt und sogar unterstützt.

Immer wieder las ich in den letzten Tagen beispielsweise, dass die Autoindustrie trotz des drohenden Untergangs in keinster Weise öffentlich Widerspruch leistet gegen das Zerstören ihres Absatzmarktes.

Auch von den Gewerkschaften, die zwar nur selten konstruktives beitragen, aber manchmal doch die Interessen ihrer Klientel vertreten, hört man nichts angesichts des potenziellen Verlustes von hunderttausenden Arbeitsplätzen, falls die Autoindustrie mitsamt des Schwarms an Zulieferern aller Größen plötzlich auf Grund läuft.

Ebenso wenig lässt sich die Politik aller Ebenen aus über den drohenden Bruch des deutschen industriellen Rückgrades. Keine Mahnungen, keine Maßnahmenpakete, keine Ausnahmeregelungen, nichts. Jedenfalls habe ich bislang nichts vernommen, das man ernst nehmen könnte in diese Richtung.

Ich denke, das hat einen Grund und dieser besteht darin, dass ausnahmslos alle Relevanten unter den Beteiligten – namentlich Autoindustrie und Politik - keineswegs verlieren würden, sondern im Gegenteil in jeder Hinsicht gewinnen. Der einzige, der verlieren wird ist der deutsche Autofahrer, aber der merkt es nicht einmal.



Alle Beteiligten werden gewinnen – bis auf einer, aber der merkt es nicht einmal



Würde es in den kommenden Jahren flächendeckend zu Fahrverboten kommen für Dieselfahrzeuge oder Verbrennungsmotoren generell, dann wäre es kaum wahrscheinlich, dass plötzlich alle wieder mit dem Fahrrad fahren oder auf den ÖPNV umsteigen. Dafür fehlen die Kapazitäten und es fehlt am Willen, den geliebten Individualverkehr aufzugeben. Insbesondere Gewerbe, die auf PKWs und Kleintransporter angewiesen sind wie Handwerker, Taxifahrer und Lieferdienste müssten im Fall eines generellen Verbots zwangsläufig und in Masse auf Elektroautos umsteigen.

Diese kosten zwar noch immer weitaus mehr als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor, aber der Markt ist in Bewegung. Heute gibt es nicht mehr nur das teure Tesla und ein paar Nischenprodukte bei Nissan, PSA, Toyota und BMW, vielmehr planen gleich mehrere Hersteller eine große Elektrooffensive. Bei Mercedes steht der EQC in den Startlöchern mit überaus beeindruckender Preisleistung (falls man den Angaben glauben darf) und auch bei Volkswagen will man groß einsteigen im E-Automarkt für den kleineren Geldbeutel.

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis eine der Plattformen auch mit Kastenaufbau erhältlich ist und genau das wird in Kombination mit den Dieselverboten bei den PKW-Herstellern die Kasse klingeln lassen und das gleich millionenfach in den kommenden Jahren.

Ein weiterer Kniff besteht in der Tatsache, dass gerade im alternden Deutschland vor allem ältere Personen privat neue Autos kaufen. Selbst ich als noch zur jüngeren Generation gehörender Mensch komme kaum klar mit diesen Tabletcomputern auf Rädern und bevorzuge daher ältere Modelle mit ausgereifter Technik wo es noch "klick" und "klack" macht. Mit der städtischen Exklusivität aber für E-Autos bliebe vielen Autokäufern nichts anderes übrig, als den Frosch mit dem Touchscreen zu schlucken und sich als nächstes ein Elektromobil zuzulegen.

Eine Grafik bei Statista für das Jahr 2017 zeigt klar, wie groß das Absatzpotenzial ist, sollte die gespielte Härte bei der Luftreinhaltung aufrecht erhalten werden. Noch immer sind knapp ein Drittel aller Dieselautos mit einer Euro-3 oder 4 Abgasanlage ausgestattet, wobei Diesel insgesamt ein Drittel aller PKW ausmachen. Würde man diese in den kommenden zwei Jahren komplett vom Einfahren in Ballungsgebiete ausschließen, dann käme dies einem Neuanschaffungsbedarf von einem Neuntel aller Autos gleich, sprich, mehrere Millionen Fahrzeuge.

Wenn das bitte keine Bonanza für die Autoindustrie ist, was dann? Mich wundert daher überhaupt nicht, dass die voll in die Elektromobilität investierte Autoindustrie still bleibt beim Thema DUH und Diesel, wird sie doch bald sämtliche Investitionskosten wieder reinholen können. Das übrigens nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich wurde beim PSA Konzern vor einigen Jahren eine radikale Elektrostrategie eingeschlagen, die sich demnächst dann auch für Frankreichs Autokonzerne auszahlen wird.

Bleibt noch die Politik, die wie ich meine ebenfalls massiv davon profitieren wird. Nicht weiter eingehen muss man auf die Grünen (und ihre Medien), die sich wieder einmal als auf der „historisch richtigen Seite“ wähnen dürfen und vor dem großen Publikum die großen Helden spielen können.

Aber auch die sich konservativ gebende Politik wird zu den großen Gewinnern gehören und hier vor allem die Energiewendeclique um Angela Merkel höchstselbst. Dies aufgrund der einfachen Tatsache, dass eines ihrer etatistischen Großprojekte vor dem epochalen Großprojekt Grenzöffnung in der Beschleunigung der Energiewende bestand. Angesichts der Ereignisse der letzten drei Jahre erinnert man sich kaum noch daran, aber das war tatsächlich das große Thema, bevor sich die Kanzlerin noch einmal selbst übertraf.

Der kritische Pfad der Energiewende besteht inzwischen weniger am Erzeugerende mit Photovoltaik und Windrädern, da diese immer größer, billiger und effizienter werden. Vor allem die Bruttoleistung der PV kann sich inzwischen sehen lassen. Das technische und finanzielle Problem verschiebt sich daher immer weiter in Richtung der Speicherung.

Speicher aber sind ineffizient und rar, neue Kavernenkraftwerke sind unbeliebt, und große Stromtrassen durch das Land nicht nur exorbitant teuer, sondern noch einmal um eine Ecke unbeliebter als große Wasserspeicher. Es ist ein schier unlösbares Problem, das dank der Abschaltung der noch bestehenden Atommeiler und der Probleme mit ansonsten hervorragend geeigneten Gaskraftwerken noch einmal verschlimmert wird.

Genau an dieser Stelle aber kommen die DUH und ihre Dieselphobie zur Rettung. Denn ohne Diesel oder Verbrennungsmotoren brauchen die Leute in einem industriellen Maßstab Elektroautos.

Die Frage nun ist, was brauchen Elektroautos? Richtig, Strom. Und wo lagern sie diesen Strom? Richtig, in Batterien. Und wann können sie den Strom in der Batterie speichern? Richtig, während der 90 Prozent des Tages, die sie auf einem Parkplatz stehen.

Selbst wenn in den kommenden Jahren anstelle von neuen Dieseln nur eine Million neue Elektroautos mit einer 50 KWh Batterie auf die Straße kommen, so die Rechnung, dann entstünde gleichzeitig als "Kuppelprodukt" ein dezentraler und flächendeckender Batteriepark mit einer Kapazität von 50 GWh.

Das ist überaus imposant und es würde das Energiewendeproblem quasi aufs Mal totschlagen. Der kritische Pfad der Energiewende, er würde sich über diesen Winkelzug verschieben hin zur Ausstattung aller großer Firmenparkplätze und Garagenanlagen mit Stromanschlüssen zur Betankung von PKWs zu Hause am Wochenende und über Nacht (Windstrom), oder während der acht Stunden Arbeitszeit (PV-Strom), die das Auto auf dem Firmenparkplatz steht. Diese elektrische Umgestaltung der Parkinfrastruktur aber ist eine nachrangige Angelegenheit und kostet zwar etwas Geld, ist aber weder technisch, noch logistisch, noch finanziell ein nennenswertes Problem.

Als Strategie handelt es sich bei diesem Winkelzug über die Luftreinhaltung (plus etwas Beschiss bei den Messtationen) effektiv um eine ziemlich elegante Verknüpfung unterschiedlicher Interessen und technokratischer Ziele, wie ich meine, und alles was es dafür brauchte ist eine kleine dumme Ökoklitsche von Verein namens Deutsche Umwelthilfe.

Wer auch immer diesen Plan entwickelt hat, er hat nicht meine Sympathie, aber er hat eindeutig meinen Respekt.

Verlierer wiederum gibt es in diesem Spiel eigentlich nur einen. Es ist der deutsche Autofahrer, der demnächst merklich mehr zahlen muss für ein schlechteres Produkt, das er eigentlich gar nicht will oder braucht, und das alles nur zur heimlichen Querfinanzierung gleich zweier ideologischer Großprojekte.

Als zweiten Verlierer könnte man noch die Deutschen als ganzes hinzunehmen, da diesen wieder einmal A vorgemacht wird, B bekommen sie gesagt und C müssen sie machen, während gleichzeitig im Hintergrund ohne Parlament und ohne jegliche Öffentlichkeit die Ziele D bis F abgespult werden.

Wie gesagt, was hier betrieben wird ist nichts anderes als „Nudging vom anderen Stern“. Das beste daran aber ist: Niemand bemerkt das falsche Spiel und ich wette, am Ende wird den Leuten sogar noch eingeredet, dass sie stolz darauf sein können


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