Der bayerische Löwe auf dem Sprung zur Macht über Europa - Warum sollte CSU noch machen was ihre Wähler gerne hätten?





Für viele ist die von Horst Seehofer angeführte CSU noch immer ein Hoffnungsträger für einen „konservativen“ Wandel der deutschen Politik. Konservativ in Anführungsstrichen, weil die Grenzsicherung kein genuin konservativer Wert ist, sondern ein staatspolitisches Anliegen, das eigentlich alle politischen Fraktionen eines Landes unterstützen sollten. Persönlich sehe ich die CSU schon länger als ein Wolf im Schafspelz, der nur noch den Anschein macht, die Interessen des Volkes zu vertreten, der in Wahrheit aber mehr als alle anderen globalistische Ziele verfolgt. Die Indizien dazu verdichten sich immer mehr.



Wie bei einer „Call-In Sendung“: Seehofers Rücktritt vom Rücktritt als Innenminister



Es ist noch nicht allzu lange her, da wollte Horst Seehofer als Innenminister Grenzkontrollen durchsetzen und drohte nicht mehr wie üblich öffentlich für einige Tage mit dem Rücktritt und dem Rückzug der gesamten CSU aus der Regierungskoalition in Berlin, vielmehr ließ er sogar seinen Rücktritt verkünden. Das war neu und für kurze Zeit schien es tatsächlich, als würde Merkels Regime ernsthaft wackeln.

Seehofer, auch bekannt als Drehhofer und allseits bekannter Experte in medialer Selbstdarstellung aber machte seinem Ruf alle Ehre, als er nach nur wenigen Tagen sang und klang wieder kehrtmachte und wieder zurück unter Muttis Schurz kroch.

Der Mann aus München und sein Gebaren erinnern mich an einen inzwischen eingestellten TV Sender, der ebenfalls in München beheimatet war und eine fast deckungsgleiche Strategie zur Kundengewinnung betrieb. Der Sender hieß 9Live und egal wie dumm die Frage war, niemand schien anzurufen und wenn dann doch mal einer durchkam, dann wusste er meist die Antwort nicht. „Macht aber nichts, vielleicht beim nächsten mal“, hieß es dann und das Spielchen für nur 49 Cent aus dem deutschen Festnetz ging fröhlich weiter und wurde nur unterbrochen durch gelegentliche nackte Brüste, die ins Bild geschoben wurden.

Die 10 Jahre Existenz des Senders zeigen, dass die Masche durchaus Erfolg haben kann trotz aller Kritik und Durchschaubarkeit weitergetrieben wird, bis die Insolvenz winkt.

Horst Seehofer macht in meinen Augen das exakt selbe mit konservativen Wählern. Anstelle von einfachen Quizfragen mit klaren Antworten gibt es einfache politische Fragen mit logischen Schlussfolgerungen und anstelle von nackten Brüsten wird ab und an die Faust auf den Tisch gehauen. Analog zum Zuschauer in der Sendung, der die Antwort kennt und trotz bekannter Masche sein Glück versucht, entscheidet sich der konservative Wähler trotz bekannter Masche dazu, sein Kreuzchen bei der ehemaligen Volkspartei mit christ-sozialem Anlietz doch noch einmal zu setzen.

Auch Horst Seehofer und seine CSU werden früher oder später pleite gehen. Bis es allerdings so weit ist, werden die Wähler der Partei sicherlich noch einige Runden lang an der Nase durch die Arena gezogen und sich dabei dumm und dämlich zahlen.



Die CSU als wichtigste Säule im Gebälk der staatlichen Strukturen



Dem auch nur halbwegs aufmerksamen Beobachter der politischen Szene im Land sollte es schon länger aufgefallen sein, dass die CSU angesichts ihrer Größe und der natürlichen auf Bayern beschränkten Reichweite über eine Sendungswirkung verfügt, die sich problemlos mit den ehemaligen Volksparteien CDU und SPD messen lassen kann. 

Die Partei ist nicht nur Teil jeder Regierung mit CDU Beteiligung inklusive mehrerer Minister (man denke an Abstimmungen in der Ministerrunde); verfügt über ihre eigene Fraktion im Bundestag, die grundsätzlich geschlossen auftritt; und hat im Stammland eine felsenfeste Machtposition inklusive aller Möglichkeiten die ein Bundesland mit sich bringt, das über eines der höchsten pro-Kopf Einkommen des Kontinents aufweist, über eine massive Hochtechnologieindustrie verfügt und das überdies eine größere Bevölkerung hat als die meisten souveränen Mitglieder der EU.

Für Bayern, das an der Oberfläche ab und an gerne mal öffentlichwirksam(!) mit der Unabhängigkeit liebäugelt ist Deutschland ein Hebel sondergleichen. Die Macht der Bayern und damit der CSU über Gesamtdeutschland ist so groß, dass es völlig verrückt wäre, sich aus Berlin allgemein oder auch nur aus der aktuellen Regierung zurückzuziehen.

Tatsächlich würde die CSU nur verlieren, wenn sie Merkel den Mittelfinger zeigt und Konsequenzen zieht. Dass sie in Form von medialem Gepolter, gelegentlichen Rücktrittserklärungen und eben dem Gedanken der Unabhängigkeit herumspielt, ist daher in meinen Augen nur Teil der 9Live-Masche, mit der die CSU ihre angesichts der politischen Lage zurecht beunruhigten Basis bei der Stange hält.

Passieren wird nichts und zwar garantiert. Zwei aktuelle Entwicklungen der Ebene der EU zeigen dies eindeutig.



Das bayerische CSU Netzwerk greift nach der Macht über EU-ropa



Gerade vor wenigen Tagen begannen die deutschen Mainstream Medien damit, über Manfred Weber zu berichten. Jenem CSU Mann in Brüssel, der bislang den Fraktionsvorsitz der „konservativen“ Fraktion im EU Parlament innehat, und der die Nachfolge des sich jenseits von Gut und Böse befindlichen Jean-Claude Juncker antreten möchte.

Ich bin mir sicher, für die meisten deutschen Nachrichtenkonsumenten ist der Name Manfred Weber inklusive dessen Gesicht neu. Nicht so für Briten beispielsweise oder Personen wie mich, die englische Medien konsumieren. Weber war in den dortigen Medien der wohl wichtigste Ansprechpartner, als die Brexitdebatte ihren Höhepunkt erreichte und er wird dank der dort existenten Berichterstattung über Brüssel (ungleich der Jubelmeldungen, die wir von dort bekommen) noch immer regelmäßig ins Bild gerückt, wenn es um Themen rund um die EU geht.

Weber, wie sollte man es auch anders annehmen, hat sich dank seiner streng EU-treuen und völlig weltfremden Positionen dort seit längerem schon zur Unperson gemacht. Das wird ihm dank der Mainstream Medien bei uns sicherlich nicht passieren, wie auch schon Juncker „Rücken“ hatte und nicht „Promille“.

Was bleibt ist, dass das Machtnetzwerk der CSU keineswegs Bayern im Blick hat, wenn es Bayern sagt, vielmehr will man den großen Wurf und sich in Brüssel als Machtfaktor etablieren.

Wie sehr dies der Fall ist zeigt die folgende Personalie. Es geht um Martin Selmayr, einem Vertreter jenes Heeres anonymer Bürokraten, denen man die wahre Macht und die tatsächlich Weltfremdheit in Brüssel zusagt. Falls Ihnen der Name nichts sagt, klicken sie kurz auf den Link zu Wikipedia, damit Sie wenigsten ein paar Grundinformationen über den Mann erhalten. Laut Google berichten die deutschen Mainstream Medien treu ihrer Blindheit auf dem Berichterstattungsauge nur spärlich über den Mann, der laut Wikipedia „der CDU und der Europäischen Volkspartei nahesteht“ und der wegen seines Gebarens im Apparat schonmal für "Kritik" gesorgt hat.

Selmayr ist zwar in Bonn geboren, hat aber wie der Name andeutet einen engen verwandtschaftlichen Bezug zu München, zumal er einen Teil seines Studiums in Passau absolvierte. Ich denke daher, man kann ihn zumindest am Rande zum bayerischen Politnetzwerk hinzuzählen.

Bekanntheit erlangte Selmayr bislang nur in den ausländischen Medien und auch aktuell wird er gerade wieder prominent mit Gesicht gezeigt, seitdem er sich in einem „Putsch“ die quasi uneingeschränkte Macht über die Brüssler Bürokratur sichern konnte und offenbar die wahre Macht in der EU Zentrale innehat. Charakterisiert wird der Mann in England folgendermaßen:

„A ruthless German bureaucrat and lawyer who has worked for the european Commission since 2004, Selmayr embodies all the EU regime’s authoritarian impulses, anti-British sentiments and ideological fervour for federal integration.“

(„Als rücksichtsloser deutscher Bürokrat und Anwalt der seit 2004 für die Europäische Kommission arbeitet verkörpert Selmayr sämtliche autoritären Impulse des EU Regimes inklusive der britenfeindlichen Haltung und dem ideologischen Furor, mit dem eine Integration zum Bundesstaat angestrebt wird.“)
De jure ist der Mann zwar dem Kommissionspräsidenten als Sekretär untergeordnet, allerdings kann man sich denken wer die Hosen anhat und die wirkliche Kontrollmacht über den Komplex Brüssel ausübt, wenn der Dienstherr zum Mittagessen die dritte Flasche Rotwein entkorkt.



Hier meine Frage an all jene, die noch immer daran glauben, dass die CSU einen politischen Umschwung bewirken könnte



Mit dem CSU Mann Weber als möglicherweise neuem obersten Politchef der EU, mit dem Kryptobayer Selmayr als Dompteur der EU Bürokratur, mit Seehofer als beherrschendem Juniorchef in Berlin und mit der Hausmacht in Bayern, der nicht einmal ein sehr schlechtes Ergebnis bei der kommenden Landtagswahl etwas ausmachen kann – warum sollte die CSU am gegenwärtigen Status Quo etwas ändern wollen?

Die in der Partei dominanten Politnetzwerke sind institutionell so stark, dass man sie heute als systembeherrschend über Kontinentaleuropa bezeichnen kann. Jede Änderung des politischen Kurses würde ihre Macht nicht nur dezimieren, sondern könnte eine politische Kettenreaktion auslösen, in deren Folge ihre gesamte Machtbasis zerstört würde.

Meines Erachtens haben Seehofer und seine CSU daher überhaupt kein Interesse an irgendeiner Veränderung, sondern im Gegenteil genügend Gründe, den Griff an der Macht noch fester zuzudrücken und so weitermachen wie bisher. Denn nur so können sie final in Brüssel das erreichen, was sie in Berlin nie in Gänze geschafft haben: Die absolute Macht übernehmen.
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