Wir befinden uns in einem Informationskrieg. Dabei handelt es sich vermutlich um das einzige, was über die aktuelle Situation mit Sicherheit festgestellt werden kann. Alles andere ist stets versehen mit einem Schulterzucken, da es im Informationskrieg zuallererst darum geht, die Grenze zwischen Glauben und Wissen und zwischen Vermutung und Gerücht maximal zu verwischen. Nicht einmal den Marktpreisen kann man mehr vertrauen, werden sie doch vom Dutzend großer Spieler bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Mitten drin in der Suppe befindet sich der George Soros Tentakel Snopes, der den neutralen Faktenchecker spielt und dabei selbst immer mehr zur Desinformation beiträgt. Neuerdings auch mit lupenreinen Verschwörungstheorien.
Hat Colonel Sanders sein Geheimrezept etwa von einer schwarzen Frau geklaut?
Snopes trat an
eigentlich, um Nachrichtengeschichten auf ihren Wahrheitsgehalt zu
prüfen und sie als wahr, unwahr, teilweise wahr oder größtenteils
falsch zu beurteilen. Es scheint, als hätten sie inzwischen alle
Nachrichten durchgeprüft und nun Zeit, sich auch mit historischen
Gegebenheiten zu beschäftigen und dem, was man gerne auch als
Verschwörungstheorie bezeichnet.
In
dem vorliegenden Fall beschäftigt sich Snopes mit einer
Verschwörungstheorie, die sich um Colonel Sanders beschäftigt, dem
Gründer von Kentucky Fried Chicken, einer vor allem in den USA und
Asien beliebten Fast Food Kette. Wie üblich gibt es auch bei KFC ein
mythisches „Geheimrezept“, das für den großen Erfolg
verantwortlich sein soll. In der offiziellen Geschichte probierte der
ehemalige Oberst so lange herum, bis er das perfekte Rezept fand, bei
Snopes ist man sich da nicht ganz so sicher.
So tragen sie unter
Berufung auf „Anfragen durch Nutzer“ und unter anderem dem
Verweis auf halbseidene Einträge bei Facebook eine Theorie vor, wie
sich die Entstehungsgeschichte des Geheimrezepts wirklich zugetragen
haben soll: Der wohlhabende weiße Mann aus den Südstaaten der USA
soll sich schamlos bei einer schwarzen Frau namens Childless bedient
haben, die er später als reich gewordener Unternehmer mit ein paar
Dollar ausbezahlt haben soll. Als Indiz für die Diebstahlgeschichte
wird erwähnt, dass im rassistisch geprägten US-Süden der 1920er
sehr wahrscheinlich schwarze Frauen in der Küche standen, um die
weißen Herren zu bekochen.
Ansonsten ist die
Beweislage dünn. Konkrete historische Anleihen, wie etwa eine als
Gerücht aus der damaligen Zeit weitergegebene Geschichte darüber
fehlt. Das visuell beeindruckendste Beweisstück mit historischem
Antlitz ist das Foto oder Gemälde einer schwarzen Frau, die gerade
mit einem Messer ein Hühnchen präpariert. Snopes ist so ehrlich, um
das zuzugeben, wonach das „rassistische“ Bild nichts mit Colonel
Sanders, dem Rezept oder der Frau zu tun haben kann. Was daran
rassistisch sein soll an einer schwarzen Frau (übrigens mit einem
teuren Ring am Finger), die sich lächelnd beim Präparieren von
Nahrungmittel zeigt, ist ein anderes Thema.
„Beweise fanden
wir keine“, wonach Sanders oder jemand anderes das Rezept gestohlen
haben soll, wie Snopes in seinem Artikel zugibt. Im Gegenteil, die
bekannte Geschichte, wonach Sanders eine Tankstelle mit Restaurant
betrieben haben soll, wo er allmählich sein Rezept und das Geschäft
verfeinerte, sei solide und es gibt keinen soliden Grund daran zu
zweifeln.
Der Fall ist also
eigentlich ziemlich klar. Die bequeme Gefühlsgeschichte für die
Riege der Antirassisten, wonach sich ein böser, weißer Mann sich zu
Reichtum verhalf, indem er einer guten, schwarzen Frau das Rezept
klaute und woraufhin sie „in Armut starb“ ist aller
Wahrscheinlichkeit nach falsch und frei erfunden. Dennoch oder gerade
deswegen scheint für Snopes der Fall nicht ganz so klar zu sein.
Ansonsten würden sie die Geschichte als „vermutlich falsch“
beurteilen und eben nicht als „unbewiesen“.
Es ist eine
Verschwörungstheorie, die irgendjemand in die Welt setzte als ein
weiterer gefühliger Beweis für den gesellschaftlich inhärenten
Rassismus, der in seinem Unrecht auf der einen Seite
Milliardenvermögen erzeugt und auf der anderen Armut und Elend.
Dabei ist die Geschichte nicht einmal ein Teil der üblichen „urban
legends“, also Legenden neuerer Zeit, die genauso falsch sind wie
sie sich aufgrund ihrer Plausibilität im Bewusstsein halten und
weitergetragen werden.
So aber schuf Snopes
dank seiner Verbreitung genau diesen Zustand. Sie erhoben diese
zusammengeschusterte Phantasiegeschichte von einem unbeachteten
Eintrag bei Facebook und einer Randerwähnung in irgendeinem
Schwarzenmagazin in den Zustand einer Legende, bei der man nur noch
etwas suchen muss und dann wird man sicherlich auf die Wahrheit
stoßen. Genau das ist eine Verschwörungstheorie und nun wissen wir auch, wie Verschwörungstheorien - wenn sie denn frei erfunden sind - in die Welt gesetzt werden.
Snopes die Soros
Klitsche war davor bereits bekannt als nichtsnutziger Kropf im Teich
für Informationshäppchen. Interessant eigentlich nur, wenn sie in
einem seltenen Anflug von Ehrlichkeit ein linkes Schauermärchen als
das bezeichnen, was es ist und man zum Nachweis der Lüge dorthin verweisen kann; ansonsten eine Verschwendung von Zeit,
Geld und Aufmerksamkeit. Mit dem Schwenk hin zu Verschwörungstheorien jedoch würde man sich fast wünschen, dass sie sich wieder auf ihre Kerngeschäft der Fake News konzentrieren.
Dennoch sollten sie so
weitermachen, dann kann es gut sein, dass auch ich des öfteren mal dort
vorbeiklicke, um mich beispielsweise davon überzeugen zu lassen,
dass es nicht „falsch“ sondern lediglich „unbewiesen“ sei,
wonach Angela Merkel die Enkelin (oder Tochter?) von Adolf Hitler
ist, die Rothschilds sich über ein globales Zentralbankenkartell
gesund stoßen, oder Jeffrey Epstein zwar Sex mit 15-jährigen hatte,
sich aber in ganz anderer Weise an 5-jährigen verging.
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