Vorschau auf 2020 (Bildquelle) |
Der Krisendynamo nimmt weiter an Fahrt auf. Die Weltwirtschaft dreht sich in Richtung Rezession, die Banken haben immer größere Probleme, ihre Verbindlichkeiten zu decken und gleichzeitig finden in Hongkong, Moskau und Frankreich große Proteste statt. In den Führungsetagen geht die Angst um, und anstelle die Probleme anzupacken schaut man lieber weg oder wirft noch mehr Geld auf den Schwelbrand. Als einziges großes Land herrscht in den USA eine relative Stabilität. Dies trotz oder vielleicht wegen Präsident Trump. Sollte Panik ausbrechen, dann könnte das Kapital der Welt auf einen Schlag dorthin fliehen und eine Kernschmelze der Weltwirtschaft epochalen Ausmaßes nach sich ziehen.
Martin Armstrong: Krise voraus
Die Welt erlebt
gerade eine Art von voll ausgewachsener Midlife-Crisis, wobei einige
auch meinen, dass es sich um eine Krise kurz vor dem Ende des Lebens
handelt. Ich bin gerade im Ausland, und ich muss sagen, die Welt wird
einfach verrückt. Manchmal fühle ich mich eher wie ein Psychiater,
der den Leuten versichern muss, dass alles wieder gut wird. Sowohl in
Europa als auch Asien erleben sie gerade ein paar sehr schlechte
Tage.
In Asien wird
befürchtet, dass China in Hongkong intervenieren wird. Die
Demonstranten in Hongkong scheinen sich von Chinas kaum
verschleierter Drohung eines Militäreinsatzes nicht abschrecken zu
lassen. Sollte Peking jedoch tatsächlich Truppen schicken, dann
würde das Land sehr einen hohen Preis dafür zahlen. Trump hat
erklärt, dass er die Situation in Hongkong als eine interne
Angelegenheit Chinas erachtet, wohingegen Mitch McConnell, der
republikanische Fraktionsführer im Kongress, die Ansicht vertritt,
dass Sanktionen angemessen wären. Im chinesischen Internet sind
Filmaufnahmen aufgetaucht mit Kolonnen von gepanzerten Fahrzeugen,
die sich in Richtung Süden bewegen und in der Stadt Shenzhen
zusammengezogen werden. Die Videos scheinen darauf hinzudeuten, dass
es sich dabei um Chinas bewaffnete Volkspolizei handelt, einer schwer
bewaffneten paramilitärische Einheit, die sich an der Grenze zu
Hongkong auf einen Einsatz vorbereitet.
In Asien besteht die
große Sorge, dass der Einsatz der Truppen in Hongkong eine
umfassende Vertrauenskrise in ganz Asien auslösen könnte, und damit
zu einem Preisverfall des Yuan und möglicherweise sogar zu einem
Bruch der Bindung des Hongkongdollar an den US-Dollar.
Zur gleichen Zeit in
der alten Welt scheint die EU mehr darauf bedacht zu sein, ihre Macht
zu bewahren, als rationalen wirtschaftspolitischen Erwägungen Raum
zu geben. In ihrer Blindheit scheint es, als würden sie alles in
ihrer Macht stehende unternehmen, um die europäische Wirtschaft
unter dieser verrückten Idee der Föderalisierung Europas zu
begraben, und in jener für die EU typischen Weise des halb-schwanger
Seins, in der die einzelnen Mitgliedsstaaten in einer unmöglichen
Situation gehalten werden, so dass es völlig unmöglich ist, zu
produktiven gemeinsamen Lösungen zu kommen.
Darüber hinaus warf
der ehemalige britische Finanzminister Philip Hammond dem neuen
Premierminister Boris Johnson vor, die Chance auf ein neues Brexit
Abkommen zunichte zu machen, indem er der EU Forderungen stellt, die
diese nie akzeptieren könnte. Hammond scheint in der Angelegenheit
mehr auf der Seite Brüssels zu stehen, als auf der seines eigenen
Landes. Er meinte, dass ein Brexit ohne Folgeabkommen einen „Verrat“
am Referendumsergebnis von 2016 wäre, wobei er versprach, dass das
britische Parlament „seiner Stimme Gehör verschaffen würde“,
und fügte hinzu, dass ein Brexit ohne Abkommen „nicht passieren
darf“.
Außer Frage, dass
im Fall eines Brexit ohne Folgeabkommen Deutschland der größte
Verlierer sein wird, während an zweiter Stelle Irland folgen würde,
wo man an der Grenze zu Nordirland definitiv keine EU-Version der
Berliner Mauer haben will. Über 50 % des britischen Außenhandels
findet jenseits der EU statt, so dass ein Brexit ohne Abkommen bei
weitem vorteilhafter für Großbritannien wäre, da es dann in der
Lage sein wird Handel mit dem Rest der Welt zu treiben, ohne dass
sich Frankreich darin einmischen kann.
Angesichts des Chaos
in Asien und Europa stellen die USA damit noch immer den sicheren
Hafen für die Welt dar. Sollte in einer der beiden Regionen Panik
ausbrechen, dann könnte es den Dollar in Rekordhöhen treiben, was
die Welt zu Verhandlungen zwingen würde, das globale Währungssystem
neu aufzusetzen. Die Alternative dazu bestünde letztlich nur in
Krieg und in der Errichtung hoher Mauern, um die Hoheit im eigenen
Land zu erhalten.
Das Problem mit dem
gegenwärtigen Zusammenbruch des Sozialismus besteht darin, dass jene
Versprechen an die Bevölkerung nicht gehalten werden können, die es
zum Machterhalt der Eliten und des Status Quo benötigt. Die
Pensionskrise wird definitiv explodieren, da - falls wir überhaupt
so weit kommen sollten - weltweit bis 2032 exorbitante
Verbindlichkeiten in Höhe von 400 Billionen Dollar entstanden sein
werden, und zwar völlig ohne Kapitaldeckung.
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