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Viele meinen es
liegt am Auto generell, dass wir in Deutschland zu oft im Stau stehen.
Gäbe es weniger Autos und mehr Menschen, die auf den ÖPNV
umsteigen, dann käme es weniger Staus und nebenbei könnten wir
sogar das Klima retten. Leider lassen solche Stimmen gerne außen
vor, dass das Auto nicht nur ein praktisches Fortbewegungsmittel ist
(und nebenbei unsere Volkswirtschaft maximal bereichert), sondern
auch dass viele Menschen kaum darauf verzichten können und Staus
meist nur zu den Hauptverkehrszeiten morgens und abends entstehen.
Das Problem wird also nicht durch die Menge und auch nicht von der
Kapazität bestimmt, sondern vor allem von der Zeit und das in einer sehr
abgegrenzten Weise. Darauf aufbauend lässt sich eine Lösung erarbeiten.
Die Lösung lautet „Maut“ und das Problem dazu lautet „Staat“
In der Regel sind
deutsche Straßen staufrei. Das nicht nur nachts und an Wochenenden,
sondern auch tagsüber zwischen 8:30 und 16 Uhr sowie danach wieder
ab etwa 18 Uhr. Das liegt daran, dass die meisten Menschen ihren PKW
im Alltag zur Fahrt an den Arbeitsplatz verwenden und wenn sobald sie dort ankommen, dann steht das Auto geparkt auf dem Firmengelände und ist niemandem im Weg.
Für diese Zeiten
braucht es entsprechend keine Lösung, da kein Problem vorliegt,
zumindest nicht im verkehrstechnischen Sinn. In den Stoßzeiten
morgens und abends wiederum könnte der Staat nun aktiv werden und eine zeit-
und aufkommensabhängige Maut erheben. Wenn wenig los ist auf der
Straße, so die Idee, dann ist die Fahrt entsprechend günstig, und je mehr
Verkehrsteilnehmer eine Straße verwenden wollen, desto höher steigt
der Preis für das Befahren der Straße.
Die Menschen bekämen
dadurch die explizite Wahl inklusive eines Preises und könnten
dann abwägen, was ihnen wichtiger ist. Das Geld zahlen und sofort
staufrei von A nach B gelangen, oder aber etwas warten und später
günstig von A nach B gelangen. Die einen würden bezahlen, andere
würden Fahrgemeinschaften gründen, dritte würden sich einen
Roller oder ein Fahrrad zulegen und der Rest wartet oder nimmt den
Bus.
In der Praxis funktioniert dieses System genauso einfach wie beschrieben. Singapur lautet das
Paradebeispiel für ein solches Verkehrskonzept, das zur
Zufriedenheit aller seine Steuerungsaufgabe erledigt.
Deutschland aber ist
nicht Singapur, das dank seiner quasi-autoritären Staatsführung und
der begrenzen Größe eine solche Maut problemlos durchsetzen kann.
Deutschland ist groß, föderal verschachtelt und politisch so
gehirngewaschen, dass nicht das politische Lösen abgegrenzter
Probleme im Vordergrund steht, sondern mit dem staatlichen Entscheidungshebel meist gleich die ganze Welt
gerettet werden soll.
Es ist fast schon
ein Wunder, dass die LKW Maut halbwegs funktioniert. Halbwegs, weil
sie an sich funktioniert, allerdings auch nur zur Hälfte, da sie mehr als eine zu
maximierende Einnahmequelle erachtet wird, denn als
Steuerungsinstrument für das Verkehrsaufkommen (oder gar das Steuern
der Straßenabnutzung im Sommer bei hohen Temperaturen..).
Als Staatswesen
ist Deutschland daher kaum in der Lage, ein für alle Beteiligten
zufriedenstellendes Mautsystem auf die Beine zu stellen. Das aber ist
wie ich meine kein Problem, da es eine andere Möglichkeit gäbe für
eine aufkommensabhängige Maut – und zwar eine ganz (na gut, fast)
ohne staatliche Beteiligung.
Der Trick: Vor dem Betreten der Straße müssen die PKWs den Parkplatz verlassen
Nicht alle
Parkplätze befinden sich hinter einer Schranke und nicht alle
Fahrzeuge werden auf fremden Parkplätzen abgestellt. Das aber ist
kein Problem, weil ein Großteil der für das Pendeln verwendeten Fahrzeuge auf Firmengeländen oder in
privaten oder öffentlichen Parkhäusern abgestellt werden.
Die Lösung besteht nun
darin, mit den Eigentümern der
kostenpflichtigen Parkplätze und Parkhäuser auszumachen, während der
Stoßzeit von jeweils etwa 90 Minuten morgens und spät nachmittags
eine extra Gebühr von etwa 1 Euro zu verlangen, wenn jemand seinen
PKW in dieser Zeit auf dem Parkgelände abstellt, oder davon
herunterfahren will. Falls die Steuerung des Verkehrsaufkommens zu schwach
ausfällt, dann könnte man 1,50 Euro probieren, und im anderen Fall
nur 75 Cent extra verlangen und so weiter.
Dies würde ziemlich
exakt das auslösen, was auch eine Maut nach Art von Singapur
auslösen würde, da die Pendler einen Preis genannt bekämen, an dem
sie sich orientieren könnten. Nur eben, dass nicht die Straße
selbst das Objekt der Gebühr wird, sondern der Flaschenhals der privaten Zufahrt dorthin.
Nicht alle Autos und Parkplätze wären betroffen, aber genügend
Selbstverständlich
wären nicht alle Pendler davon betroffen und sicherlich käme es zu
Ausweichversuchen und einem Gedränge auf die noch immer freien
Parkplätze. Auch das aber ist kein wirkliches Problem, da es nicht
um die zeitlichen Pendelpräferenzen aller geht, sondern es
ausreicht, wenn „genügend“ Präferenzen geändert werden.
Ob es genügend sind
und wie groß der Umstellungsaufwand ausfällt hängt davon ab, wie
viele große Parkplätze und Parkhäuser es gibt. In
etwa zwei Drittel aller Pendler nehmen das Auto zum Arbeitsplatz
und ich schätze, in etwa zwei Drittel dieser Autos werden auf einem
Parkplatz mit Bezahlschranke abgestellt.
Insgesamt ließen
sich also ungefähr die Hälfte aller Autos in dieser Weise in ihrer
Auswirkung auf den täglichen Verkehrsfluss steuern. Das sollte
genügen.
Auf der anderen
Seite der Rechnung befinden sich die Parkplätze und deren Betreiber. Ich gehe
davon aus, dass die technischen Hürden für eine zeitlich gesteuerte
Gebührenordnung relativ niedrig und damit vernachlässigbar sind. Je
nach System nehme ich an sind das ein paar Klicks im Computersystem
und die neue Gebührenordnung steht.
Wichtig ist nun die
Anzahl der Betreiber von Parkflächen. Auch hier zeigt sich, dass es
relativ wenige sind. In den meisten
Mittelstädten des Landes ließen sich die bedeutenden darunter sicherlich in einem großen Konferenzraum ohne
Extrastühle aus dem Nebenraum an einen Tisch setzen.
Neben der
Stadt als meist wichtigster Parkraumbewirtschafter gibt es
andere öffentliche Institutionen wie Hochschulen, Krankenhäuser
oder die Bahn mit großen gebührenpflichtigen Parkplätzen, sowie
ein halbes Dutzend größerer Unternehmen, die meist ebenso eigene
Parkplätze betreiben plus ein oder zwei private Parkhausbetreiber.
Das war es dann aber auch schon.
Dieses eine oder maximal doppelte Dutzend an
Betreibern muss sich nun nur noch auf ein (möglichst gut anpassbares)
Gebührenmodell für die täglichen Stoßzeiten einigen. Und da niemand gerne
im Stau steht, oder seinen Kunden, Gästen oder Mitarbeitern das selbe
antun will halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass man zu einem
positiven Verhandlungsergebnis käme. Nicht zuletzt könnten Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine zeitliche Priorität einräumen wollen, diesen täglich 2 Euro mehr zahlen, damit sie die neue "Straßenauffahrmaut" ohne Abzüge begleichen können.
Das Stauproblem im Land, es ließe sich also ganz
ohne Staat, ohne Vorschriften und ohne dystopisches
Verkehrsüberwachungssystem lösen. Es könnte wirklich ganz einfach sein.
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