Aus politischen Gründen: Der englische Komiker John Cleese verlässt Großbritannien

Das Ministerium für lächerlichen Gang - bald nur noch auf der Insel Nevis zu bestaunen (Bildquelle)


Mit seiner Komikertruppe Monty Python wurde John Cleese weltberühmt und machte den englischen Humor zu einer Weltmarke. Lange hielt er es mit Ironie, wenn er die Politik kritisierte, doch nun macht er ernst. Er verlässt das Land. Die politische Korrektheit, der Hickhack um den Brexit, der Verlust der englischen Identität vor allem in London und vieles andere treiben ihn nun endgültig aus dem Land.


Im Unterschied zu vielen anderen ist John Cleese ein Mann seines Wortes



Bereits in der Vergangenheit deutete er immer wieder an, das Land verlassen zu wollen. Die Wintermonate verbringt er schon lange in der Karibik, wo er nun auch hinziehen will, und er verbrachte aus beruflichen Gründen viel Zeit in Kalifornien. Doch bislang hielt er seinem Heimatland immer die Treue, auch wenn er die politischen Entwicklungen in den letzten Jahren immer heftiger kritisierte.

Als ausgesprochener Befürworter eines Austritts von Großbritannien aus der EU machte er vor einiger Zeit aber klar, dass er das Land verlassen würde, falls das Referendum von der Politik ignoriert würde, was aktuell auch der Fall ist.

Mit solchen Drohungen steht er nicht alleine da. Beispielsweise haben auch zahlreiche Hollywoodgrößen angekündigt, im Falle eines Wahlsieges von Donald Trump nach Kanada zu ziehen und den USA den Rücken zu kehren. Bislang aber ist von keinem der Schauspieler mit dieser Ankündigung bekannt, dass sie ihrem Versprechen auch nachkamen.

John Cleese bildet hier eindeutig eine Ausnahme. Er kündigte den Schritt an und was ihn dazu bewegen würde - und nun geht er.


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Ihn treibt nicht nur der Brexit aus dem Land



In einem BBC Interview zu seiner Emmigration spricht er von der proportionalen Repräsentation im britischen Parlament, wo es aktuell nur Direktkandidaten gibt, aber keine Parteilisten und die konservative Partei aufgrund ihrer komfortablen relativen Mehrheiten in den Wahlkreisen kein Interesse an einer Änderung hat.

Dazu kritisiert er „Leveson Two“, benannt nach einem Richter, der die Untersuchungen zu einem umfangreichen Abhörskandal leitete, der sich um die News Of The World drehte, eine Boulevardzeitung des Medienmoguls Rupert Murdoch, die tausende Prominente ausspioniert und deren Telefone angezapft hat. Leverson Two ist hierbei der zweite Teil der Untersuchung, die aber nicht durchgeführt werden soll, um bestimmte Medienhäuser zu schützen. Cleese hält dies für ein Unding, da die britische Zeitungslandschaft bei der Bevölkerung das geringste Vertrauen in ganz Europa genießt, und die Regierung offenbar kein Interesse an einer Verbesserung hat, indem kriminelle Machenschaften transparent gemacht und aufgeklärt werden.

Auch Cleese Meinung über London ist nicht die beste. Bereits vor 10 Jahren meinte er in einem Interview anlässlich von Unruhen in den Einwanderervierteln Londons, dass er nicht mehr wüsste, von welchen (kulturellen) Kräften das Land und vor allem London angetrieben würden. Cleese sagte offen: „London ist nicht mehr länger eine englische Stadt.“ Sie fühlt sich nicht mehr englisch an, weil die Engländer und damit die englische Leitkultur komplett aus der Stadt verschwand Daher, so Cleese, könne man nicht mehr sagen, was die Stadt bewegt. Er vertritt dabei eine ganz ähnliche Meinung wie Mick Jagger, einer weiteren Ikone der englischen Kultur, in einem Lied.

Nicht zuletzt ist der politisch eher linke Komiker alles andere als angetan von der um sich greifenden Politischen Korrektheit. Er sprach sich in einem Interview mit dem US Moderator und Komiker Bill Maher offen gegen diese Art der Zensur aus. „Was als halbwegs vernünftige Idee beginnt,“ so Cleese, „artet schnell aus und ruiniert alles“. Wenn Scherze über bestimmte Ethnien oder Völker nicht mehr erlaubt sind, dann behandelt man sie von oben herab.  Politische Korrektheit ist für ihn eine Art Fundamentalismus, der religiösem Fanatismus ähnelt. 

Auch wenn sich John Cleese im Unterschied zu Rowan Atkinson (Mr Bean) noch nicht explizit dazu geäußert hat, so gefallen ihm die neuen britischen Gesetze gegen Hassrede und eigenen Polizeieinheiten, die einzig und alleine dazu da sind, um Hassrede im Internet zu finden und zu bestrafen sicherlich nicht.

Mit John Cleese verlässt nun wahrlich keine Ratte das sinkende Schiff, sondern einer der Stabsoffiziere der englischen Kultur. England‘s wahrlich lost!

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