Tür zum muslimischen Gebetsraum für Frauen; Männer müssen woanders beten. |
In den letzten Wochen war ich aus privaten Gründen mehrmals in der Kopfklinik des Universitätsklinikums Heidelberg. Dort gibt es im Bereich für stationäre Patienten eine kleine Kapelle und gegenüber davon einen Gebetsraum für Muslime. Als ich dort vor wenigen Tagen erneut vorbei kam fiel mir an dessen Tür ein Zettel auf, der vorher nicht da war. Es war der Hinweis auf die Geschlechtertrennung.
Über den Unterschied zwischen Toiletten und Gebetsräumen
Der muslimische Gebetsraum selbst ist unproblematisch. In Deutschland leben viele Muslime und auch diese werden manchmal krank und müssen ins Krankenhaus. Dazu verfügt das Krankenhaus über eine internationale Klientel, unter denen sich viele Moslems befinden. Diesen Personen in einem Krankenhaus, einem Ort, an dem es manchmal um Leben oder Tod geht, einen eigenen Gebetsraum zur Verfügung zu stellen ist überaus naheliegend. Mit Politik oder gar einer dezidierten Islamisierung, wie so etwas manchmal hingestellt wird, hat dies nichts zu tun. Religion und Tod gehören zum Leben dazu und an Orten, die dem Tod nahe sind ist es wahrscheinlicher, dass Menschen religiöse Bedürfnisse haben. Es gibt keinen Grund, Muslimen dies zu verwehren.
Es verhält sich aber etwas anders, wenn aus einem Gebetsraum ein Segregationsraum wird.
Ist eine Geschlechtertrennung aus funktionalen Gründen angezeigt, etwa bei Toiletten oder Umkleidekabinen als Orte mit einem hohen Grad körperlicher Intimität, dann spricht die Vernunft dafür, dies baulich zu berücksichtigen wenn es möglich ist. Ein Gebetsraum aber ist keine Toilette. Es handelt sich um einen Ort, an dem Menschen einen Moment zur Ruhe kommen können, um zu reflektieren und beten. Eine Geschlechtertrennung ist deshalb weder aus funktionalen Gründen erforderlich - die Anwesenheit eines Mannes verletzt nicht die spirituelle Intimität einer Frau - noch gibt es in Deutschland eine Tradition, wonach Männer und Frauen getrennt beten.
Es verhält sich aber etwas anders, wenn aus einem Gebetsraum ein Segregationsraum wird.
Ist eine Geschlechtertrennung aus funktionalen Gründen angezeigt, etwa bei Toiletten oder Umkleidekabinen als Orte mit einem hohen Grad körperlicher Intimität, dann spricht die Vernunft dafür, dies baulich zu berücksichtigen wenn es möglich ist. Ein Gebetsraum aber ist keine Toilette. Es handelt sich um einen Ort, an dem Menschen einen Moment zur Ruhe kommen können, um zu reflektieren und beten. Eine Geschlechtertrennung ist deshalb weder aus funktionalen Gründen erforderlich - die Anwesenheit eines Mannes verletzt nicht die spirituelle Intimität einer Frau - noch gibt es in Deutschland eine Tradition, wonach Männer und Frauen getrennt beten.
War dies der letzte Schritt oder ist das nur der erste?
Die dem muslimischen Gebetsraum gegenüberliegende Kapelle ist dem Anschein nach eine ökumenische. Sie wird also nicht nur von Männern und Frauen geteilt, sondern auch von Personen unterschiedlicher Konfessionen. Ich gehe davon aus, dass beispielsweise auch Juden oder Bahai mit dem Bedürfnis zum Beten auf Wunsch Einlass in die Kapelle gewährt wird und sich kein anwesender Christ daran stören würde.
Die Frage ist, wird dies auch im muslimischen Gebetsraum so gehandhabt?
Es gibt Sunniten und deren Extremversion der Wahhabis, es gibt Schiiten, Aleviten, Ahmadiyya, Sufis und eine ganze Reihe weiterer islamischer Konfessionen. Dürfen sie alle den muslimischen Gebetsraum betreten, oder ist dieser reserviert für eine bestimmte Konfession? Und was ist mit Muslimen, denen es nicht nur nichts ausmacht, Seite an Seite mit dem anderen Geschlecht zu beten, sondern die aufgrund eines Schicksalsschlages gemeinsam beten wollen?
Würde die Uniklinik einem muslimischen Ehepaar das gemeinsame Gebet verbieten?
Gefährliche Anbiederung an fundamentalistische Klientel
Die vorgenommene Änderung ist eine sichtbare Anbiederung an den fundamentalistischen Islam. Es wird kulturfremden Elementen erlaubt, gewachsene Verhaltensweisen der einheimischen Gesellschaft zu überschreiben. Dies in meinen Augen in unnötiger Weise, zumal es einen Präzedenzfall schafft für weitergehende Anpassungen an die fundamentalistische Klientel.
Auf der Strecke bleiben dabei nicht nur die hiesigen gesellschaftlichen Werte, sondern es werden auch jene Moslems in Mithaft genommen, die eine extremistische Auslegung des Islam ablehnen und nicht bereit sind, sich den Regeln des saudisch angehauchten Fundamentalismus zu unterwerfen.
Kritik an der Geschlechtertrennung übrigens kommt auch von Muslimen selbst. Beispielsweise greift Ed Husain in ein aktuellen Artikel des britischen Spectator die in den meisten Moscheen vorherrschende "Geschlechterapartheid" an als kulturell fremd und religiös unbegründet.
Die Einführung der Geschlechtertrennung für Muslime beim Gebet ist in meinen Augen ein grober, fahrlässiger und gefährlicher Fehler durch das Klinikum und muss korrigiert werden. Gleichzeitig sollten die beiden für die islamische Seelsorge im Klinikum verantwortlichen Mitarbeiter Rachid Aboulfath und Hülya Dogan angewiesen werden, muslimische Patienten auf die deutsche Sitte des gemeinsamen Gebets von Mann und Frau hinzuweisen.
Auf der Strecke bleiben dabei nicht nur die hiesigen gesellschaftlichen Werte, sondern es werden auch jene Moslems in Mithaft genommen, die eine extremistische Auslegung des Islam ablehnen und nicht bereit sind, sich den Regeln des saudisch angehauchten Fundamentalismus zu unterwerfen.
Kritik an der Geschlechtertrennung übrigens kommt auch von Muslimen selbst. Beispielsweise greift Ed Husain in ein aktuellen Artikel des britischen Spectator die in den meisten Moscheen vorherrschende "Geschlechterapartheid" an als kulturell fremd und religiös unbegründet.
Die Einführung der Geschlechtertrennung für Muslime beim Gebet ist in meinen Augen ein grober, fahrlässiger und gefährlicher Fehler durch das Klinikum und muss korrigiert werden. Gleichzeitig sollten die beiden für die islamische Seelsorge im Klinikum verantwortlichen Mitarbeiter Rachid Aboulfath und Hülya Dogan angewiesen werden, muslimische Patienten auf die deutsche Sitte des gemeinsamen Gebets von Mann und Frau hinzuweisen.
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