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Immer wieder hört
man davon, wie sehr Wikipedia manipuliert wird, was vor allem für
die politischen Einträge gilt, wo es teilweise regelrechte
Kleinkriege geben soll um einzelne Artikel. In der Vergangenheit bin
ich auch schon über Artikel gestolpert, die tendenziös formuliert
waren und eher an ein kommunistisches Verlautbarungsorgan erinnerten,
denn an ein Lexikon. Nun aber, da ich begonnen habe, die
Artikel in der Kategorie Politik systematisch abzusuchen, muss
ich zu meinem eigenen Erstaunen feststellen, dass Schwachsinn,
Manipulation und Betrug offenbar keine Ausnahme darstellen, sondern
eher die Regel.
Unverhohlene Werbung für Produkte des Springer Verlages
Gleich der erste
Artikel, bei dem ich mir vornahm etwaige Links zu den Mainstream
Medien abzuändern, ließ bei mir die Augenbrauen hochgehen. Es geht
um den Artikel über die Zeitschrift
für Außen- und Sicherheitspolitik. Links zur Mainstream Presse
habe ich darin zwar keine gefunden, dafür aber gleich ein halbes
Dutzend zu Produkten des Springer Verlages.
Das ist zwar kein Regelverstoß im eigentlichen Sinn, hinterlässt aber ein schales Gefühl, dass hier nicht nicht die (ohnehin dürftige) Information im Vordergrund steht, sondern eine Art Infotainment für Gebildete betrieben wird und solche, die sich dafür halten.
Das ist zwar kein Regelverstoß im eigentlichen Sinn, hinterlässt aber ein schales Gefühl, dass hier nicht nicht die (ohnehin dürftige) Information im Vordergrund steht, sondern eine Art Infotainment für Gebildete betrieben wird und solche, die sich dafür halten.
Der Artikel gehört
sehr wahrscheinlich nicht zu den häufig aufgerufenen, aber bei einem
Stückpreis von 145 Euro ist die Zeitschrift auch nicht die
billigste. Das heißt, wenn einmal im halben Jahr einer vorbeikommt
und den Werbeklick wahrnimmt, dann stimmt die Kasse bei Springer. Es
würde mich daher auch nicht wundern, wenn hinter den Erstellern des
Artikels Maja Henke und Thomas Jäger stünden, die bei der
Zeitschrift Chefredakteurin bzw. Herausgeber sind.
Das einzige, was
an dem Artikel noch fehlt ist ein Referral-Linkzusatz, damit jemand
noch ein paar Kröten am Verkauf mitverdienen kann. Einen Eindruck
von Seriosität hinterlässt das nicht gerade.
Persistente Fishing Links
Auch einer der
nächsten Artikel, die ich in der Kategorie
Außenpolitik durchgegangen bin, ist nicht gerade das, was man
von einem seriösen Anbieter erwarten würde, im Gegenteil. Beim
Artikel über das PIR-Center,
einer russischen Denkfabrik, handelt es sich um einen nichts sagenden
Textstummel mit kaum mehr als zwei Sätzen. Etwas, von dem ich
dachte, dass es die deutsche Wikipedia Gemeinde ablehnen würde.
Viel schlimmer als
der abwesende Inhalt sind aber die drei Einzelnachweise zu externen
Quellen, von denen einer nicht funktioniert und die beiden anderen
den Nutzer umleiten zu ziemlich dubios wirkenden Seiten, von denen
eine sich als „Wolt.de“ ausgibt und in der Aufmachung Welt.de
ähnelt und in beiden Fällen der Eindruck entsteht, als würde einem
gleich der Computer gehackt werden.
Als ich das
bemerkt habe, bin ich zwar sofort meiner Pflicht nachgekommen und habe die Einzelnachweise gelöscht,
allerdings war ein anderer Editor namens „Mattes“ damit nicht
einverstanden und so stehen alle drei Links nun wieder da und
warten auf Beute.
Hitler ist tot, Lenin aber noch lange nicht
Sehr schön ist auch
der Artikel über Sozialimperialismus. Einem Begriff, der ohne näheres darüber zu wissen
unmissverständlich klar macht um was es geht. Vor meinem inneren
Auge jedenfalls erschien beim ersten Lesen des Wortes ohne
Zeitverzögerung ein
Bild des erzürnten Wladimir Lenin inklusive
vorwurfsvoll-verärgertem Gesichtsausdruck.
Wem es ähnlich ging
beim Lesen des Wortes, der liegt nicht weit weg von der bei Wikipedia
präsentierten Realität. Nicht nur wird Lenins Name mehrere Male
genannt, nein, auch einer der Einzelnachweise geht zu einem Text, der
von ihm verfasst wurde.
Ganz so, als ob Lenin als Primärquelle nicht genug wäre (man denke nur an Hitler als Primärquelle) wird man zu Lenins Text auch nicht irgendwo hin geschickt, sondern zu marxis.org, einer der digitalen Wolfshöhlen des trotz allem noch immer putzmunteren internationalen Kommunismus.
Ganz so, als ob Lenin als Primärquelle nicht genug wäre (man denke nur an Hitler als Primärquelle) wird man zu Lenins Text auch nicht irgendwo hin geschickt, sondern zu marxis.org, einer der digitalen Wolfshöhlen des trotz allem noch immer putzmunteren internationalen Kommunismus.
Es ist für mich schon erstaunlich, dass Wikipedia eine Seite wie marxists.org für authentisch, zuverlässig und vertrauenswürdig genug hält, um seine Leser dorthin zu schicken. Ich habe den Link daher besser mal ins Archiv umgelenkt.
Das vielleicht
noch dazu: marxists.org ist mir noch bei anderen Artikelseiten in den
Verweisen als Quelle über den Weg gelaufen. Es war also keine
Ausnahme, sondern scheint einem gewissen System zu folgen.
Digitaler Informationskrieg für Arme
Was ebenso einem
gewissen System zu folgen scheint ist die wahlweise Verlinkung der
Quellen in den Einzelnachweisen zum Original, während bei anderen
Artikeln bevorzugt zu Archive.org verlinkt wird. Meinem ersten
Eindruck folgend geschieht ersteres vor allem dann, wenn es sich bei
der Quelle um ein Mainstream Medium handelt, was diesen den ein oder
anderen Extraklick einbringt, während man offenbar vor allem dann
ins Archiv verweist, wenn die Quelle nicht opportun ist.
Mein Beispiel dazu
wäre die Organisation
des Vertrags über kollektive Sicherheit, der nur ein relativ
kurzer Artikel gewidmet wird, aber mit insgesamt 16 Weblinks und
Einzelnachweisen ausgesprochen viele externe Quellen anbietet.
Gegenintuitiv wirkt auf mich dabei die Tatsache, dass fast alle
Weblinks nicht zu den eigentlichen Internetseiten wie der russischen
Regierung gehen, sondern diese direkt ins Archiv.
Mein Verdacht
besteht darin, dass die Ersteller des Artikels Wladimir Putin, sein
Riesenreich und Verteidigungsbündnisse nicht so gerne haben, weshalb
sie die Leser des Wikipedia Artikels lieber nicht dorthin schicken.
Der Vergleich mit
den externen Links im NATO Artikel – dem westlichen Äquivalent
zur obigen Organisation – zeigt, dass dort quasi kein Artikel ins
Archiv verweist, sondern direkt zu NATO, Bundesregierung oder in den
medialen Mainstream.
Also noch
jedenfalls. Sobald ich die Editierrechte für den Artikel habe wird
sich auch das ändern. Als Fazit bleibt, dass die Wikipedia Gemeinde
durchaus über ihre Verweismacht weiß und entsprechend handelt.
Sinnlosartikel mit Sinnloslinks als Werbemittel
Wer ebenfalls weiß,
was er macht ist eine gewisse Verena Kern, die möglicherweise als
Verenus Kern geboren wurde. Bei der Person handelt es sich um die
stellvertretende Chefredakteurin von Klimaretter.info, einer Seite,
die man nicht besucht haben muss.
Ich erwähne die Seite trotzdem, weil sie mir in den Einzelnachweisen
des Artikels über ein gewisses JUSSCANNZ
begegnete. Nein, das ist kein Tippfehler,
sondern heißt offenbar
tatsächlich so.
In
den Nachweisen zu JUSSCANNZ bekommt man unter
anderem erklärt, um was es sich bei einer
im Artikel genannten
Umweltgruppe handelt, sowie was eine „Umbrella Group“ ist.
Anstelle aber, dass die Artikelmacher zu den entsprechenden Wikipedia Artikeln darüber
zu verweisen oder im Zweifel einen neuen erstellt haben entschieden sie sich, auf das „Klimaretter.info-Lexikon“ zu verweisen, wo man die
Begriffe dann erklärt bekommt.
Sehr
geschickt, muss ich sagen. Ohne dass es jemandem auffallen würde
lässt sich auf diese Weise nämlich der
ein oder andere Nutzer zu sich umlenken. Nicht zuletzt hat sich Klimaretter.info auch
ein kleines Linkmonopol auf diesen
kleinen aber feinen Artikel am Rande des Wikipedia Geschehens geschaffen.
Zumindest
vermute ich war es das, was sich die Verena dabei gedacht hat - also
sie oder die
zahlreichen Editioren des an und für sich völlig belanglosen Artikels.
Es
gibt dazu einen Test, an dem man ablesen kann, ob der Trick des
heimlichen Setzens
von pseudoinformativen
Werbelinksin diesem Fall funktioniert hat.
Similarweb meint: „Nein, hat es nicht!“ Unter den deutschen Internetseiten dümpelt Klimaretter.info trotz eigener Top Level Domain, Chefredaktion, stellvertretender Chefredakteurin und professionell wirkendem Auftritt noch immer irgendwo auf Platz 89.000 herum.
Similarweb meint: „Nein, hat es nicht!“ Unter den deutschen Internetseiten dümpelt Klimaretter.info trotz eigener Top Level Domain, Chefredaktion, stellvertretender Chefredakteurin und professionell wirkendem Auftritt noch immer irgendwo auf Platz 89.000 herum.
Zum Vergleich: Mannikos kleiner Amateurblog liegt auf Platz 22.000 und er läuft den Umständen entsprechend sehr gut, ist aber sicherlich keine Rakete.
Fazit
Was bleibt ist für
mich die Erkenntnis, dass bei Wikipedia in der Tat nicht alles Gold
ist, was glänzt. Tatsächlich muss man nicht einmal am Lack kratzen,
um das feststellen zu können. An der richtigen Stelle leicht
anhauchen genügt, um zu sehen, was da wirklich auf den Nutzer mit
Informationsbedarf wartet: Es sind halbseidene Infoschnipsel, die von
genau jener Art von Mitmensch erstellt werden, denen man im echten
Leben als letzte eine solche Aufgabe anvertrauen würde.
Dass dies alles dann
auch noch mit dem schein-goldenen Prädikat „jeder nutzt es“
versehen sind, macht die Sache nur um so schlimmer (laut Meedia belegt Wikipedia in Deutschland auf Platz 5 der beliebtesten Internetseiten).
Dabei ist es
eigentlich wie immer: Preis und Leistung bilden eine Identität und
wenn der Preis niedrig ist, dann muss man auch mit einer
entsprechenden Leistungslosigkeit rechnen.
Falls es überall so
aussieht wie in den drei Dutzend Artikeln, die ich mir bislang
angesehen habe, dann ist das Abändern der Links zu den Mainstream
Medien eigentlich viel zu wenig. Das komplette Programm müsste
einmal komplett durchgegangen und überarbeitet werden, um es
halbwegs auf seriös zu trimmen.
Oder alternativ
müsste jemand Wikipedia als ganzes spiegeln und daraus
ein neues erschaffen. Dann vielleicht mit etwas Werbung und
offiziellen Referrals zu Kaufangeboten, dafür dann aber auch
mit einem Hauch von Qualität hinsichtlich der
gebotenen Informationen.
PS:
Hier eine KenFM Dokumentation über die Abgründe bei Wikipedia. Ich
halte zwar
nicht wirklich viel von KenFM, aber die Doku wurde mir mehrfach
empfohlen.
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