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The Spectator: Das Wall Street Journal schlägt zurück gegen die „Zensurkultur“ seiner Mitarbeiter
Im vergangenen Monat
veröffentlichte die New York Times einen Meinungsartikel des
US-Senators Tom Cotton, der zum Einsatz der Armee aufrief, um die im
Rahmen von Black Lives Matter-Protesten aufflammenden Ausschreitungen einzudämmen. Obwohl dieser Vorschlag von 52 Prozent aller Amerikaner unterstützt wurde, waren die Mitarbeiter der NYT nicht
allzu glücklich über die Veröffentlichung von Cottons Ansichten. Viele der
NYT-Journalisten ließen öffentlich verlautbaren, dass ihnen die
bloße Existenz des Artikels das Leben raubt.
Kurz darauf wurde
dem Artikel ein „Hinweis der Redaktion“ hinzugefügt, während
James Bennett, der intern die Veröffentlichung des Meinungsbeitrags
verteidigte, von seinem redaktionellen Posten zurücktrat. Die Episode zeigte, wie die NYT schon beim
geringsten Anzeichen von Druck durch ihre Mitarbeiter völlig
nachgab.
Beim Wall Street
Journal schien sich diese Woche eine ganz ähnliche Dynamik
abzuzeichnen, nachdem 280 Mitarbeiter des Blattes einen Brief an
ihren Herausgeber unterzeichnet hatten, in dem sie sich über die
Verbreitung von „Fehlinformationen“ im Meinungsteil der Zeitung
beschwerten. In dem Brief wurde die Ansicht vertreten, dass die
zuletzt im WSJ erschienen Meinungsbeiträge - darunter auch ein Text
von Vizepräsident Mike Pence – völlig inakzeptabel seien.
So wie es aussieht,
will man im Hause WSJ den Angriff gegen der Meinungsteil der Zeitung
nicht einfach hinnehmen. Das zeigt eine Antwort durch die Redaktion,
die heute Morgen veröffentlicht wurde, und in der klar gemacht
wurde, dass man weiterhin „eine Alternative zur einheitlichen
linken Linie anbieten möchte, die heute quasi von allen Medien
gefahren wird“.
Die Antwort der Redaktion ist die vollständige Lektüre wert:
„Wir konnten uns
in dieser Woche freuen über die überschwängliche Unterstützung
durch unsere Leser, nachdem etwa 280 unserer Kollegen beim Wall
Street Journal einen Brief an den Herausgeber unterschrieben haben
(und der an die Öffentlichkeit durchgestochen wurde), in dem unsere
Meinungsseiten kritisiert wurden. Die uns entgegen gebrachte
Unterstützung durch unsere Leser drehte sich zum aller größten Teil um die Sorge, dass uns der Brief
vielleicht dazu veranlassen könnte, unsere Prinzipien und Inhalte zu
verändern. In diesem Punkt möchten wir Sie beruhigen.
Im Geiste der
Kollegialität werden wir die Unterzeichnern des Briefes nicht
sanktionieren. Ihre persönlichen Sorgen liegen ohnehin nicht in
unserem Verantwortungsbereich. Die Unterzeichner arbeiten für die
Nachrichtenredaktion oder andere Teile des Unternehmens, während
gleichzeitig die Abteilungen für Nachrichten und Meinungskolumnen mit getrennten
Mitarbeiterstäben und Redaktionen arbeiten. Beide unterstehen
selbstverständlich dem Herausgeber Almar Latour. Ihre strikte
interne Trennung aber ermöglicht es uns, eine große Palette an
Geschichten zu verfolgen, und gleichzeitig die Leser mit unabhängigen
Meinungen zu informieren.
Es war wohl
unvermeidlich, dass die Welle der linken Zensurkultur [im Original wörtlich "progressive Cancel Culture"] auch beim WSJ
anbrandete, so wie bei quasi jeder anderen kulturellen,
privatwirtschaftlichen, akademischen und journalistischen Institution
geschah. Wir aber sind nicht die New York Times. Die meisten unserer
Journalisten versuchen, über die Nachrichten fair und aus einer
zentristischen Perspektive zu berichten, während unsere
Meinungsseiten eine Alternative zur einheitlichen linken Linie
anbieten möchten, die heute von quasi alle Medien gefahren wird.
Solange unsere
Eigentümer uns das Privileg dazu gestatten, werden auf den
Meinungsseiten auch weiterhin Ansichten von Personen veröffentlicht,
die ihre Meinungen im Rahmen der Tradition eines energiegeladenen,
aber doch vernunftorientierten Diskurses äußern. Des weiteren
werden die dort abgedruckten Texte auch weiterhin für die Prinzipien
der Freiheit für Menschen und Märkte werben, die in unserer
heutigen Kultur immer weiter wachsender linker Konformität und
Intoleranz wichtiger sind denn je.“