Für Afrika heißt es: "Ni Hao, Mao!" (Bildquelle) |
Zahlen zu Chinafrika...
Hadmut Danisch warf
auf seinem Blog gerade die Frage auf, ob China nicht nur Europa und
Nordamerika technologisch und akademisch „überholt,
ohne sie einzuholen“, sondern vergleichbares auch
in Afrika betreibt. Seine Schlussfolgerung zur Vermutung, China
würde Afrika mit zivilen Mitteln überrennen ist vorsichtig bis
ablehnend, da Afrika als ganzes fast so viele Menschen beherbergt wie
China. Dennoch kann man die chinesischen Versuche, sich Afrika unter
den Nagel zu reißen aufgrund der Rohstoffreserven nicht gänzlich
abtun. Um etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen habe ich daher die
Direktinvestitionen Chinas im Jahr 2017 verglichen mit den
offiziellen Zahlen zur jeweiligen Wertschöpfung der afrikanischen
Länder und deren Veränderung (Zahlen jew. Mrd. US-$).
Hier als Word/ODT Datei |
Die Zahlen und ihre Aussagekraft
Die gute Nachricht
zuerst. Mit Ausnahme des mit einem Sternchen versehenen Nigeria sind
von 2016 bis 2017 alle afrikanischen Länder wirtschaftlich gewachsen. Das ist gut,
bedeutet es doch, dass Wohlstand entsteht oder angesichts des
teilweise überbordenden Bevölkerungswachstums keiner oder nur wenig
davon verloren geht.
Im Hinblick auf die Zahlen als ganzes sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Statistiken über die Zustände in Afrika in der Regel sehr unzuverlässig sind. Ein Gutteil der dortigen
Volkswirtschaften bewegt sich im nur grob schätzbaren informellen
Sektor. Das heißt, dass Löhne, Mieten, Produkte und
Dienstleistungen in BAT oder „bar auf die Tatze“ gezahlt werden.
Für gute Schätzungen der Wirtschaftsleistung braucht es aber
Überweisungsstatistiken und Unternehmensbilanzen. Daher kann man
erwarten, dass die tatsächliche Wirtschaftsleistung erheblich über den offiziellen Zahlen liegt.
Für die
chinesischen Anteile am jeweiligen BIP oder an dessen Wachstum
bedeutet es, dass sie vermutlich niedriger sind, als es aus der
Tabelle hervorgeht. Dennoch verfügen die Prozentanteile
chinesischer Direktinvestitionen über eine klare Aussagekraft und zwar in jener Hinsicht, als dass sie den Anteil anzeigen am „offiziellen“
oder „voll entwickelten“ Teil der jeweiligen Volkswirtschaft.
Bildlich gesprochen heißt es, dass der kleine Gemüsehändler an der
Straßenkreuzung nicht berücksichtigt wird, sondern nur der
Ölkonzern oder die Mobilfunkindustrie des Landes. Diese werden genauso von
ausgebildeten Managern betrieben wie die dort ansässigen chinesischen
Unternehmen, sprich „auf Augenhöhe“.
Die Zahlen und ihre Implikationen
Erstaunlich ist,
dass chinesische Gelder nicht nur in den kleinen afrikanischen
Staaten eine sehr große Rolle spielen, sondern auch in einigen der
großen. Vor allem die beiden ostafrikanischen Länder Kenia (47,6
Mio Einwohner) und Uganda (42,7 Mio Einwohner) stechen dabei hervor,
wie auch eingeschränkt die beiden westafrikanischen Länder des
Senegal (15,9 Mio Einwohner) und Mosambik (28,9 Mio Einwohner).
Im Anbetracht der in
allen vier Ländern nach wie vor
sehr hohen Geburtenrate (Kenia 3,6; alle anderen ~5) lässt dies
in Verbindung mit den Zahlen zu den Direktinvestitionen kaum einen
anderen Schluss zu, als dass die dortigen Volkswirtschaften nach wie
vor nicht in der Lage zu einem intrinsischen Wachstum sind. Aufgrund der zu vielen Kinder müssen Gelder in den Konsum fließen, die dann im Bereich der Investitionen für eine höhere Entwicklungsstufe fehlen.
Gäbe es die chinesischen
Direktinvestitionen nicht, die vier Länder und auch die meisten der anderen würden sehr
wahrscheinlich kontrahieren mit offiziell sinkenden pro-Kopf
Einkommen. Die Aufschlüsselung wirft damit eindeutig einen dunklen Schatten auf die vermeintlich langsam in Fahrt kommende afrikanische Wirtschaft. Der Kontinent scheint abhängig zu sein von äußeren Mächten wie eh und je.
Was ist mit deutschen Direktinvestitionen?
Um es kurz zu sagen,
Deutschland verzichtet weitgehend auf Direktinvestitionen in Afrika.
In
einer Grafik zu diesem Artikel werden die ausländischen
Direktinvestitionen in Afrika für das Jahr 2016 nach Herkunftsländern
aufgeschlüsselt. Deutschland liegt dabei mit 11 Milliarden Dollar
abgeschlagen auf Rang elf – und wird dabei sogar noch von den
Schweizern geschlagen, die zwei Milliarden Dollar mehr auf dem
Kontinent investiert haben. Das kommunistische China steht in der Grafik
auf Rang vier mit 40 Milliarden Dollar, schickt also beinahe die
vierfache Summe für wirtschaftliche Aktivitäten nach Afrika als Deutschland.
Zahlen von German Trade & Invest (Bildquelle) |
Bemerkenswert ist
auch, dass sogar Singapur, Hongkong und Indien bei den Direktinvestitionen vor Deutschland liegen. Während das Engagement Hongkongs
aufgrund der wirtschaftlichen Nähe zu Festlandchina erklärt werden
kann, so muss doch verwundern, dass auch Singapur und Indien vor dem
gerne als „Exportweltmeister“ und damit weltweit eng
verflochtenen Deutschland liegen.
Ganz vorne wiederum
liegen erwartbar die großen USA gemeinsam mit den klassischen
Kolonialländern und Frankreich an der Spitze, wobei bekannt ist, dass
Frankreich seine „ehemaligen“ afrikanischen Besitzungen noch
immer als Teil des kulturellen Frankreichs erachtet und (vor allem über die beiden Währungen der ehemaligen Kolonien) von Paris aus
steuert.
Aus der obigen
Tabelle wird darüber hinaus auch ersichtlich, dass China mit 23 Ländern fast in der Hälfte des
afrikanischer Länder in nennenswerter Weise als Investor auftritt. Im Vergleich dazu
zeigen Zahlen der Bundesbank (PDF
S.13), dass Deutschland in lediglich sieben afrikanischen Ländern wirtschaftlich aktiv ist, von denen drei überdies im Maghreb liegen. Als Fazit
daraus lässt sich feststellen, dass auch wenn die ein oder andere
S-Klasse ihren Weg zu ihrem afrikanischen Despoten finden mag, so ist der
Kontinent für deutsche Auslandsinvestoren noch immer weitgehend eine
Terra Incognita.
Der Proportionaltrick: Investitionen gleichsetzen mit Entwicklungshilfe
In der Grafik von
German Trade & Invest werden die chinesischen Direktinvestitionen
beziffert mit 40 Milliarden Dollar im Jahr 2016. Inwieweit sich der
große Unterschiede erklärt zu den von Statista stammenden Zahlen
für das Jahr 2017 wie ich sie in der obigen Tabelle aufgeschlüsselt
habe, und die in der Summe 23,33 Milliarden Dollar ergeben, ist
unbekannt. Möglicherweise aber erklärt sich die Differenz zumindest
teilweise damit, dass in der einen Zahl die Entwicklungshilfe
einbezogen ist und in der anderen nicht.
Eine der wenigen
positiven Errungenschaften des Entwicklungshilfekomplexes ist die
relative Transparenz hinsichtlich der Gelder und Projekte für die
jeweiligen Zielländer. So gibt es dieses
Werkzeug des deutschen Entwicklungshilfeministeriums, mit dem man
nach verschiedenen Kriterien selektieren kann, das einem dann die zugehörigen Zahlen und Informationen der deutschen
Entwicklungshilfetätigkeit liefert.
Laut diesem Werkzeug
laufen in Kenia aktuell Projekte im Wert von 1,05 Milliarden Euro, in
Uganda kommt die deutsche Entwicklungshilfe auf ein Budget von 774
Millionen Euro, in Mosambik sind es 876 Millionen Euro und im Senegal „investiert“ die deutsche Entwicklungshilfe 401 Millionen Euro. In der Summe wären das
fast exakt 3,1 Milliarden Euro Entwicklungshilfe - oder 3,4 Milliarden
Dollar.
Zum Vergleich, China
kommt in den vier Ländern auf 8,58 Milliarden Dollar, also mehr als
doppelt so viel. Dennoch, der Unterschied ist erheblich kleiner und
nimmt proportionale Ausmaße an, wenn man Investitionen und
Entwicklungshilfe gleichsetzt. Tatsächlich verschwindet der
Unterschied zwischen den Geldflüssen Deutschlands und Chinas nach
Afrika fast komplett, sobald man der Gesamtsumme die deutsche Entwicklungshilfe einfließen lässt.
Laut dem Werkzeug des BMZ laufen in Afrika deutsche Projekte mit einem Gesamtbudget von 25,48 Milliarden Euro (~28 Mrd US-Dollar). Zählt man hierzu nun die 11 Milliarden Dollar deutscher Direktinvestitionen, dann ergibt sich die erkleckliche Summe von 39 Milliarden Dollar, die in der Höhe kaum noch Unterschiede aufweist zum finanziellen Engagement Chinas in Afrika.
Laut dem Werkzeug des BMZ laufen in Afrika deutsche Projekte mit einem Gesamtbudget von 25,48 Milliarden Euro (~28 Mrd US-Dollar). Zählt man hierzu nun die 11 Milliarden Dollar deutscher Direktinvestitionen, dann ergibt sich die erkleckliche Summe von 39 Milliarden Dollar, die in der Höhe kaum noch Unterschiede aufweist zum finanziellen Engagement Chinas in Afrika.
Worin Deutschland in Afrika investiert und worin China in Afrika investiert
Das Fazit dieser
kleinen Gegenüberstellung könnte kaum eindeutiger sein. China baut
Straßen, investiert allgemein in Infrastruktur und sichert sich so
Einfluss und den Zugriff auf die Rohstoffe und Absatzmärkte des
Kontinents. Deutschland dagegen investiert zumeist in Projekte, die
oberflächlich zwar sinnvoll erscheinen, wenn auch nicht profitabel.
Bei näherem Hinsehen jedoch entpuppen sie sich zumeist als Instanzen
des üblichen postmodern-kulturmarxistischen Setzbaukastens.
Dazu lohnt es sich,
die
Projektdatenliste für Afrika als ganzes herunterzuladen und die
bereits abgeschlossenen Projekte herauszulöschen. Es bleiben 2.450
Projekte übrig. In den Projekttiteln finden sich dabei die folgenden
im politischen Bereich als linke ideologische Stichworte bekannten
Begriffe:
- Gleichheit: 1x
- Gender: 3x
- Flucht: 5x
- Windpark/programm: 5x
- Photovoltaik: 6x
- weiblich: 6x
- gerecht: 7x
- Migrant: 8x
- Demokratie: 9x
- Migration: 10x
- Solar: 20x
- Frauen: 27x
- Erneuerbar: 36x
- Frieden: 37x
- Sozial: 52x
- Klima: 64x
- nachhaltig: 116x
Was an der
zahlenmäßigen Verteilung der insgesamt 412 Mal fallenden Begriffe zunächst auffällt ist, dass
es in der Entwicklungshilfe eine eindeutige Verschiebung „von rot
nach grün“ gab. Frauen, Frieden und Demokratie werden heute trotz
SPD Regierungsbeteiligung um Längen vom Popanz um das Klima
geschlagen.
Nicht alle Projekte
mit den Begriffen sind dabei ideologisch motiviert oder per se
finanziell (oder inhaltlich) zum scheitern verurteilt. Photovoltaik oder Windstrom mag
in einigen Teilen Afrikas Sinn ergeben (auch wenn dort ebenso
Batterien von Nöten sind) und auch die Projekte gegen
Genitalverstümmelung verdienen Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Dennoch kann man davon ausgehen, dass die meisten der Projekte mit den genannten Stichworten eher weniger zielgerichtet sind als beispielsweise der Bau einer geteerten Straßenverbindung zwischen zwei Städten, worauf sich die Chinesen zu konzentrieren scheinen. Jedenfalls fällt es schwer, sich etwas sinnvolles vorzustellen unter „Gender-angepasster Katastrophenvorsorge“ in Mosambik für 650.000 Euro (CARE Deutschland, Projekt-Nr: DE-1-201218577).
Dennoch kann man davon ausgehen, dass die meisten der Projekte mit den genannten Stichworten eher weniger zielgerichtet sind als beispielsweise der Bau einer geteerten Straßenverbindung zwischen zwei Städten, worauf sich die Chinesen zu konzentrieren scheinen. Jedenfalls fällt es schwer, sich etwas sinnvolles vorzustellen unter „Gender-angepasster Katastrophenvorsorge“ in Mosambik für 650.000 Euro (CARE Deutschland, Projekt-Nr: DE-1-201218577).
Ich habe es nicht
speziell nachgesehen, würde aber vermuten, dass ein Löwenanteil der
nach Afrika fließenden deutschen Geldmittel in Projekte gehen, bei
denen irgendwelche hochbezahlte Entwicklungshelferinnen den
einheimischen Frauen im Frauenhaus etwas über die Klimakatastrophe
beibringen. Derweil bauen chinesische Ingenieure im Hintergrund erst
eine Straße in das Hinterland, eröffnen dort eine „Kobold“-Mine und
beginnen mit dem Export von Edelhölzern. Dazu spannen sie ein
modernes 5G-Drahtlosnetzwerk auf und füllen gleichzeitig die
Verkaufsregale des Kontinents mit chinesischen Produkten. Zu diesen werden bald schon sicherlich auch qualitativ ansprechende Elektro-PKW der Marken
Landwind und Rote Fahne gehören.
Auf den Punkt
gebracht lässt sich die Aufschlüsselung damit zusammenfassen, dass
Deutschland in Afrika Frauenhäuser baut und Klimapanik verbreitet.
China dagegen setzt voll auf die wirtschaftliche Entwicklung des
Kontinents, baut Straßen und neue
Stadien und lässt sich darin feiern für den Wohlstand, den sie
für sich wie für die Einheimischen erzeugen.