22. November 2019

Über Chinas Macht in Afrika und Deutschlands impotenter Hilfskomplex auf dem Kontinent


Für Afrika heißt es: "Ni Hao, Mao!" (Bildquelle)

Zahlen zu Chinafrika...



Hadmut Danisch warf auf seinem Blog gerade die Frage auf, ob China nicht nur Europa und Nordamerika technologisch und akademisch „überholt, ohne sie einzuholen“, sondern vergleichbares auch in Afrika betreibt. Seine Schlussfolgerung zur Vermutung, China würde Afrika mit zivilen Mitteln überrennen ist vorsichtig bis ablehnend, da Afrika als ganzes fast so viele Menschen beherbergt wie China. Dennoch kann man die chinesischen Versuche, sich Afrika unter den Nagel zu reißen aufgrund der Rohstoffreserven nicht gänzlich abtun. Um etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen habe ich daher die Direktinvestitionen Chinas im Jahr 2017 verglichen mit den offiziellen Zahlen zur jeweiligen Wertschöpfung der afrikanischen Länder und deren Veränderung (Zahlen jew. Mrd. US-$).


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Die Zahlen und ihre Aussagekraft



Die gute Nachricht zuerst. Mit Ausnahme des mit einem Sternchen versehenen Nigeria sind von 2016 bis 2017 alle afrikanischen Länder wirtschaftlich gewachsen. Das ist gut, bedeutet es doch, dass Wohlstand entsteht oder angesichts des teilweise überbordenden Bevölkerungswachstums keiner oder nur wenig davon verloren geht.

Im Hinblick auf die Zahlen als ganzes sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Statistiken über die Zustände in Afrika in der Regel sehr unzuverlässig sind. Ein Gutteil der dortigen Volkswirtschaften bewegt sich im nur grob schätzbaren informellen Sektor. Das heißt, dass Löhne, Mieten, Produkte und Dienstleistungen in BAT oder „bar auf die Tatze“ gezahlt werden. Für gute Schätzungen der Wirtschaftsleistung braucht es aber Überweisungsstatistiken und Unternehmensbilanzen. Daher kann man erwarten, dass die tatsächliche Wirtschaftsleistung erheblich über den offiziellen Zahlen liegt.

Für die chinesischen Anteile am jeweiligen BIP oder an dessen Wachstum bedeutet es, dass sie vermutlich niedriger sind, als es aus der Tabelle hervorgeht. Dennoch verfügen die Prozentanteile chinesischer Direktinvestitionen über eine klare Aussagekraft und zwar in jener Hinsicht, als dass sie den Anteil anzeigen am „offiziellen“ oder „voll entwickelten“ Teil der jeweiligen Volkswirtschaft. Bildlich gesprochen heißt es, dass der kleine Gemüsehändler an der Straßenkreuzung nicht berücksichtigt wird, sondern nur der Ölkonzern oder die Mobilfunkindustrie des Landes. Diese werden genauso von ausgebildeten Managern betrieben wie die dort ansässigen chinesischen Unternehmen, sprich „auf Augenhöhe“.


Die Zahlen und ihre Implikationen



Erstaunlich ist, dass chinesische Gelder nicht nur in den kleinen afrikanischen Staaten eine sehr große Rolle spielen, sondern auch in einigen der großen. Vor allem die beiden ostafrikanischen Länder Kenia (47,6 Mio Einwohner) und Uganda (42,7 Mio Einwohner) stechen dabei hervor, wie auch eingeschränkt die beiden westafrikanischen Länder des Senegal (15,9 Mio Einwohner) und Mosambik (28,9 Mio Einwohner).

Im Anbetracht der in allen vier Ländern nach wie vor sehr hohen Geburtenrate (Kenia 3,6; alle anderen ~5) lässt dies in Verbindung mit den Zahlen zu den Direktinvestitionen kaum einen anderen Schluss zu, als dass die dortigen Volkswirtschaften nach wie vor nicht in der Lage zu einem intrinsischen Wachstum sind. Aufgrund der zu vielen Kinder müssen Gelder in den Konsum  fließen, die dann im Bereich der Investitionen für eine höhere Entwicklungsstufe fehlen.

Gäbe es die chinesischen Direktinvestitionen nicht, die vier Länder und auch die meisten der anderen würden sehr wahrscheinlich kontrahieren mit offiziell sinkenden pro-Kopf Einkommen. Die Aufschlüsselung wirft damit eindeutig einen dunklen Schatten auf die vermeintlich langsam in Fahrt kommende afrikanische Wirtschaft. Der Kontinent scheint abhängig zu sein von äußeren Mächten wie eh und je.



Was ist mit deutschen Direktinvestitionen?



Um es kurz zu sagen, Deutschland verzichtet weitgehend auf Direktinvestitionen in Afrika. In einer Grafik zu diesem Artikel werden die ausländischen Direktinvestitionen in Afrika für das Jahr 2016 nach Herkunftsländern aufgeschlüsselt. Deutschland liegt dabei mit 11 Milliarden Dollar abgeschlagen auf Rang elf – und wird dabei sogar noch von den Schweizern geschlagen, die zwei Milliarden Dollar mehr auf dem Kontinent investiert haben. Das kommunistische China steht in der Grafik auf Rang vier mit 40 Milliarden Dollar, schickt also beinahe die vierfache Summe für wirtschaftliche Aktivitäten nach Afrika als Deutschland.


Zahlen von German Trade & Invest (Bildquelle)

Bemerkenswert ist auch, dass sogar Singapur, Hongkong und Indien bei den Direktinvestitionen vor Deutschland liegen. Während das Engagement Hongkongs aufgrund der wirtschaftlichen Nähe zu Festlandchina erklärt werden kann, so muss doch verwundern, dass auch Singapur und Indien vor dem gerne als „Exportweltmeister“ und damit weltweit eng verflochtenen Deutschland liegen.

Ganz vorne wiederum liegen erwartbar die großen USA gemeinsam mit den klassischen Kolonialländern und Frankreich an der Spitze, wobei bekannt ist, dass Frankreich seine „ehemaligen“ afrikanischen Besitzungen noch immer als Teil des kulturellen Frankreichs erachtet und (vor allem über die beiden Währungen der ehemaligen Kolonien) von Paris aus steuert.

Aus der obigen Tabelle wird darüber hinaus auch ersichtlich, dass China mit 23 Ländern fast in der Hälfte des afrikanischer Länder in nennenswerter Weise als Investor auftritt. Im Vergleich dazu zeigen Zahlen der Bundesbank (PDF S.13), dass Deutschland in lediglich sieben afrikanischen Ländern wirtschaftlich aktiv ist, von denen drei überdies im Maghreb liegen. Als Fazit daraus lässt sich feststellen, dass auch wenn die ein oder andere S-Klasse ihren Weg zu ihrem afrikanischen Despoten finden mag, so ist der Kontinent für deutsche Auslandsinvestoren noch immer weitgehend eine Terra Incognita.



Der Proportionaltrick: Investitionen gleichsetzen mit Entwicklungshilfe



In der Grafik von German Trade & Invest werden die chinesischen Direktinvestitionen beziffert mit 40 Milliarden Dollar im Jahr 2016. Inwieweit sich der große Unterschiede erklärt zu den von Statista stammenden Zahlen für das Jahr 2017 wie ich sie in der obigen Tabelle aufgeschlüsselt habe, und die in der Summe 23,33 Milliarden Dollar ergeben, ist unbekannt. Möglicherweise aber erklärt sich die Differenz zumindest teilweise damit, dass in der einen Zahl die Entwicklungshilfe einbezogen ist und in der anderen nicht.

Eine der wenigen positiven Errungenschaften des Entwicklungshilfekomplexes ist die relative Transparenz hinsichtlich der Gelder und Projekte für die jeweiligen Zielländer. So gibt es dieses Werkzeug des deutschen Entwicklungshilfeministeriums, mit dem man nach verschiedenen Kriterien selektieren kann, das einem dann die zugehörigen Zahlen und Informationen der deutschen Entwicklungshilfetätigkeit liefert.

Laut diesem Werkzeug laufen in Kenia aktuell Projekte im Wert von 1,05 Milliarden Euro, in Uganda kommt die deutsche Entwicklungshilfe auf ein Budget von 774 Millionen Euro, in Mosambik sind es 876 Millionen Euro und im Senegal „investiert“ die deutsche Entwicklungshilfe 401 Millionen Euro. In der Summe wären das fast exakt 3,1 Milliarden Euro Entwicklungshilfe - oder 3,4 Milliarden Dollar.

Zum Vergleich, China kommt in den vier Ländern auf 8,58 Milliarden Dollar, also mehr als doppelt so viel. Dennoch, der Unterschied ist erheblich kleiner und nimmt proportionale Ausmaße an, wenn man Investitionen und Entwicklungshilfe gleichsetzt. Tatsächlich verschwindet der Unterschied zwischen den Geldflüssen Deutschlands und Chinas nach Afrika fast komplett, sobald man der Gesamtsumme die deutsche Entwicklungshilfe einfließen lässt.

Laut dem Werkzeug des BMZ laufen in Afrika deutsche Projekte mit einem Gesamtbudget von 25,48 Milliarden Euro (~28 Mrd US-Dollar). Zählt man hierzu nun die 11 Milliarden Dollar deutscher Direktinvestitionen, dann ergibt sich die erkleckliche Summe von 39 Milliarden Dollar, die in der Höhe kaum noch Unterschiede aufweist zum finanziellen Engagement Chinas in Afrika.



Worin Deutschland in Afrika investiert und worin China in Afrika investiert



Das Fazit dieser kleinen Gegenüberstellung könnte kaum eindeutiger sein. China baut Straßen, investiert allgemein in Infrastruktur und sichert sich so Einfluss und den Zugriff auf die Rohstoffe und Absatzmärkte des Kontinents. Deutschland dagegen investiert zumeist in Projekte, die oberflächlich zwar sinnvoll erscheinen, wenn auch nicht profitabel. Bei näherem Hinsehen jedoch entpuppen sie sich zumeist als Instanzen des üblichen postmodern-kulturmarxistischen Setzbaukastens.

Dazu lohnt es sich, die Projektdatenliste für Afrika als ganzes herunterzuladen und die bereits abgeschlossenen Projekte herauszulöschen. Es bleiben 2.450 Projekte übrig. In den Projekttiteln finden sich dabei die folgenden im politischen Bereich als linke ideologische Stichworte bekannten Begriffe:

  • Gleichheit: 1x
  • Gender: 3x
  • Flucht: 5x
  • Windpark/programm: 5x
  • Photovoltaik: 6x
  • weiblich: 6x
  • gerecht: 7x
  • Migrant: 8x
  • Demokratie: 9x
  • Migration: 10x
  • Solar: 20x
  • Frauen: 27x
  • Erneuerbar: 36x
  • Frieden: 37x
  • Sozial: 52x
  • Klima: 64x
  • nachhaltig: 116x

Was an der zahlenmäßigen Verteilung der insgesamt 412 Mal fallenden Begriffe zunächst auffällt ist, dass es in der Entwicklungshilfe eine eindeutige Verschiebung „von rot nach grün“ gab. Frauen, Frieden und Demokratie werden heute trotz SPD Regierungsbeteiligung um Längen vom Popanz um das Klima geschlagen.

Nicht alle Projekte mit den Begriffen sind dabei ideologisch motiviert oder per se finanziell (oder inhaltlich) zum scheitern verurteilt. Photovoltaik oder Windstrom mag in einigen Teilen Afrikas Sinn ergeben (auch wenn dort ebenso Batterien von Nöten sind) und auch die Projekte gegen Genitalverstümmelung verdienen Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Dennoch kann man davon ausgehen, dass die meisten der Projekte mit den genannten Stichworten eher weniger zielgerichtet sind als beispielsweise der Bau einer geteerten Straßenverbindung zwischen zwei Städten, worauf sich die Chinesen zu konzentrieren scheinen. Jedenfalls fällt es schwer, sich etwas sinnvolles vorzustellen unter „Gender-angepasster Katastrophenvorsorge“ in Mosambik für 650.000 Euro (CARE Deutschland, Projekt-Nr: DE-1-201218577).

Ich habe es nicht speziell nachgesehen, würde aber vermuten, dass ein Löwenanteil der nach Afrika fließenden deutschen Geldmittel in Projekte gehen, bei denen irgendwelche hochbezahlte Entwicklungshelferinnen den einheimischen Frauen im Frauenhaus etwas über die Klimakatastrophe beibringen. Derweil bauen chinesische Ingenieure im Hintergrund erst eine Straße in das Hinterland, eröffnen dort eine „Kobold“-Mine und beginnen mit dem Export von Edelhölzern. Dazu spannen sie ein modernes 5G-Drahtlosnetzwerk auf und füllen gleichzeitig die Verkaufsregale des Kontinents mit chinesischen Produkten. Zu diesen werden bald schon sicherlich auch qualitativ ansprechende Elektro-PKW der Marken Landwind und Rote Fahne gehören.

Auf den Punkt gebracht lässt sich die Aufschlüsselung damit zusammenfassen, dass Deutschland in Afrika Frauenhäuser baut und Klimapanik verbreitet. China dagegen setzt voll auf die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents, baut Straßen und neue Stadien und lässt sich darin feiern für den Wohlstand, den sie für sich wie für die Einheimischen erzeugen.


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