Wehrhaftes Geröllfeld (Bildquelle) |
Stellen Sie sich ein hoch funktionales multikulturelles Land vor. Eines, das zu den reichsten Nationen der Welt gehört, in dem jeder Bürger über ein hohes politisches Mitbestimmungsrecht verfügt, in dem jeder ein freies und sicheres Leben genießt und wo man den letzten Krieg vor mehreren hundert Jahren ausgefochten hat. Sie denken: So etwas gibt es nicht und existiert nur in der irrealen Phantasie linksgrüner Multikultifantasten? Nicht ganz...
Eric Margolis: Eine riesige Festung, die als Land getarnt ist
Morgarten, Schweiz –
Im Jahr 1315 überfielen genau hier eine Gruppe schweizerischer
Bergbewohner eine Invasionstruppe bestehend aus österreichischen
Rittern, die gekommen waren, um die habsburgische Feudalherrschaft
über die rebellischen Schweizer wiederherzustellen.
Die robusten
Schweizer Bauern und Waldarbeiter aus den Waldkantonen Unterwalden,
Uri und Schwytz, bewaffnet langen Lanzen und Halbarden Streitäxten,
stürzten sich damals auf die dicht gestaffelten österreichischen
Ritter und Waffenträger und vernichteten ohne Zögern.
Zwei Jahre später
wurde eine zweite österreichische Militärexpedition von den Bauern
der Schweiz bei Sempach in der Nähe von Luzern aufgerieben und
vernichtet.
Es waren diese
erbitterten Kämpfe, in denen das erste Mal in der modernen
Geschichte Fußsoldaten schwer gepanzerte Reiter bezwingen konnten.
Diese beiden epochalen Begegnungen markierten den Beginn des Endes
des europäischen Feudalismus und den Aufstieg von Infanteriearmeen.
Die Siege in den beiden Schlachten besiegelten auch die Freiheit der
schweizerischen Waldkantone von der habsburgischen Herrschaft und
schufen den ersten unabhängigen demokratischen Staat Europas, die
Eidgenossenschaft.
Der immer kluge
Machiavelli sagte über die Schweizer Krieger: „Wer am schwersten
bewaffnet ist, der ist auch am freiesten“. In der Tat, sie sind bis
heute die freiesten von allen.
Wer die Schweiz nur
als ein malerisches Land sieht mit Kuckucksuhren und Schokolade, der
irrt sich gewaltig. Um Voltaires Bonmot über Preußen zu
paraphrasieren, ist die Schweiz eine riesige Festung, die als Land
getarnt ist.
Ich habe in der
Schweiz die Schule und die Universität besucht. Im Laufe der
Jahrzehnte hörte ich immer wieder von Bergen, die sich öffnen, um
Kampfflugzeuge auszuspucken, oder von unzählig vielen Felsen, in
denen sich Artilleriegeschütze verstecken. Aber selbst meine
Schweizer Freunde wussten nicht viel über diese scheinbar mystischen
Sichtungen.
Vor fünfzehn Jahren
war ich Gast bein Schweizerischen Festungswachschutz, einer streng
geheimen Militärtruppe, die für den Betrieb der Bergfestungen in
der Schweiz verantwortlich ist. Ich war eine der ersten Ausländer
überhaupt, die einen Blick in jene Bergfestungen erhielten, die das
Herz des „Alpenreduit“ des Landes ausmachen. Was mir gezeigt
wurde beeindruckte mich zutiefst - und das tut es auch weiterhin.
In den späten
1930er Jahren, als sich eine europäische Nation nach der anderen den
Forderungen Hitlers unterwarf, da schlossen sich das Militär der
Schweiz und seine beliebten Schützenvereine zusammen und
beschlossen, dass sich ihre Nation nicht beugen wird vor der
Wehrmacht, wie die Tschechen, Niederländer, Norweger, Belgier und
dann die Franzosen.
Ein fieberhaftes
Programm zum Bau von Festungen in den Alpen wurde gestartet. Etwa
900.000 Truppen wurden mobilisiert. Befehle gingen von General Henri
Guisan aus: „Lasst eure Familien im Tiefland zurück. Bemannt
unsere Bergfestungen. Wir haben darin keinen Platz oder Nahrung für
Zivilisten. Kämpft bis zur letzten Patrone und benutze dann eure
Bajonette. Keine Kapitulation!
Alle Straßen und
Brücken wurden abgebaut; alle Bergpässe mit Sprengstoff versehen,
wie auch die Eisenbahnlinien und Tunnel, die Deutschland mit seinem
damaligen Verbündeten Italien verbanden.
Hitler war wütend.
Er verurteilte die Schweizer als „unverschämte Hirten“. Hitlers
Verbündeter Mussolini fürchtete zu Recht eine Konfrontation mit den
knochenharten schweizerischen Bergbauern, die während der
Renaissance Norditalien verwüstet hatten. Die Schweizer Garde des
Papstes ist ein lebendiges Andenken an diese Zeit der „Furia
Helvetica“.
Schweizer Ingenieure
schufen rund um die Uhr ein System aus Tunneln und Kanonenpositionen,
mit denen St. Moritz, der Gotthard, Thun und Sargans als
Hauptzugangspunkte in der innere Schweiz bewacht wurden. Diese
Festungen waren versehen mit 75, 105 und 150 mm Kanonen,
Maschinengewehren und Mörsern, die an Berghängen aufgestellt wurden
und so getarnt sind, dass sie fast unsichtbar sind.
In den
Festungsanlagen befinden sich Kasernen, Maschinenräume,
Hauptquartiere, Kliniken, Beobachtungsposten und mit Granaten
gefüllte Magazine. Die Feuerkraft der versteckten Festungen
überschneidet sich, so dass sie sich gegenseitig Feuerschutz geben
können. Im Gegensatz zur weniger schwer befestigten Maginotlinie
wurde jede Festung in den Alpen der Schweiz von außen von einer
speziellen Infanterieeinheit geschützt, die telefonisch mit der
unterirdischen Garnison verbunden war.
Dazu baute die
Schweiz für die allermeisten Menschen Bombenschutzräume.
Erst in den 1990er
Jahren - nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion - begannen die
Schweizer allmählich mit der Stilllegung ihrer Festungen. Bis dahin
war die Schweiz ein Hauptziel der sowjetischen Roten Armee. Auf ihrem
Weg aus der Tschechoslowakei planten die Sowjets, über das nur
schwach verteidigte Österreich in die Ostschweiz vorzurücken.
Dann weiter in das
Schweizer Tiefland nördlich der Alpen, um dann auf der Achse
Basel-Neuchatel-Lausanne nach Genf vorzustoßen. Von dort aus hätten
die Sowjetischen Streitkräfte dann mächtige Panzerdivisionen in das
französische Rhonetal hineinschicken können, um nach Norden zu den
Kanalhäfen der Nordsee vorzurücken, wo sie dann in den Rücken der
US und NATO Streitkräfte gefallen wären und ihre Versorgungslinien
gekappt hätten. Es wäre eine Wiederholung der brillanten Offensive
des deutschen Westfeldzuges im Jahr 1940 gewesen.
Es gab nur ein
Problem in diesem Plan und das waren die Festungen der Schweiz und
ihre solide Bürgermiliz. Die Nachfahren der Helden von Sempach und
Morgarten waren stets auf der Hut.
Eine Erinnerung an
die stete Wehrhaftigkeit der Schweizer Bergvölker zeigt sich heute
immer noch darin, dass sie bei Wahlen und Abstimmungen stets Gewehre
und Schwerter bei sich als ein Symbol dafür, wie ihre Freiheit
erlangt haben und über die Jahrhunderte bewahren konnten.